Ericheint Dienstag Donnerstag und Samstag, i
Bestell preis : pr. Quartal' im Bezirk; Nagold l 90^. ^
außerhalb ''
D,
Mllgmeme^Kn^erze^
/ön ösn
-ÄttenSteig.Mdt.
And'UmertrallMgFblLttZ
odscon ^/adv!
Einrück- ungspreiS lf. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 bei mehrmal.
^ je 6 auswärts je 8 ^ die Ispalt.Zeile
Ar. 72.
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei I den Postämtern und Postboten.
Donnerstag dm 22. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Amtliches.
Bestätigt wurde die Wahl des Verwaltungskandidaten Georg Frey von Enzthal zum Ortsvorsteher der Gesamtgemeinde Wüstenroth, Oberamts Weinsberg.
Im Stalle des Johannes Gauß und Jakob Dengler in Wendenist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die Seuche ist bösartig, ein Stück Vieh ist gefallen.
Gestorben: Albert Hüzel, Stuttgart; Karl Hopf, Seifen
sieder, Ludwigsburg.
LarrdessachrichLell«
-r. Alten steig, 20. Juni. Dank der städtischen Forstverwaltung wurde dem Streumangel bei uns heute wohl gründlich abgeholfen. An Streubedürftige, die sich bei Hrn. Stadtförster angemeldet hatten, wurden 60 Streulose vergeben, von denen jedes 4—8 Wagen gute Streue giebt. Ein Vorteil ist's, daß die Streu nicht weit herbeizusühren ist und daß man Zeit hat zum Heimführen bis nächsten Mat. Das Los kostet nurlMark. Diejenigen Bürger, welche einsolchesStreu- los erhielten, sprechen sich recht zufrieden darüber aus.
-r. Altensteig, 20. Juni. Heute nachmittag versammelten sich die bet der Flößerei beteiligten Interessenten: Müller, Sägewerkbesitzer, Holzhändler rc. auf dem hiesigen Rathaus, um zu beraten, ob nicht wegen niedern Wafserstands der Nagold die Flößerei wieder auf gewisse Wochentage beschränkt werden solle. Es wurden 3 Wochentage als Fahrtage für Flöße festgestellt und werde» diese vom K. Oberamt amtlich bekannt gegeben werden.
* Altensteig, 21. Juni. Endlich haben wir wieder Regen bekommen. Gestern nachmittag verfinsterte sich der Himmel und bald darauf regnete es wacker, doch war das Gewitter, welches das wertvolle Naß spendete, nur von kurzer Dauer. Während der Nacht und noch einige Stunden heute vormittag rieselte indes ein zarter Regen hernieder, der den ausgebrannten Fluren gute Dienste leistet. Aber eine gründliche Durchfeuchtung hat immer noch nicht stattgefunden; möchte eine solche doch nimmer lange auf sich warten lassen. Den Fruchtfeldern hilft der niedergegangene Regen wieder auf; sein Segen ist daher ein großer.
* (Sommeranfang.) Heute Mittwoch morgens um halb 7 Uhr trat die Sonne in das Zeichen des Krebses und erreichte wieder ihren höchsten Stand. Sie bezeichnet damit den Anfang des Sommers.
Aer zweite Wann.
Erzählung »on Ewald August Körnig.'
(Fortsetzung.)
„Wann sagte er Ihnen das ?" fragte der Richter rasch.
„Am Abend, als er seine Reisetasche packte. Er schellte und forderte ein Glas Wasser; als ich es brachte, fragte er mich, ob ich einen Brief schreiben könnte. Natürlich kann ich das, und da sagte er mir, wenn ich recht scharf aufpafsen und ihm alles, was hier vorfalle, schreiben wolle, dann sollte es mein Schaden nicht sein. Er wollte in der Nacht abreisen und er traue seinem Schwager nicht, er fürchte, daß Herr Grüner Madame betrügen werde."
„Gaben Sie ihm das Versprechen?"
Das Mädchen nickte bejahend.
„Er gab mir ein Goldstück, später sollte ich noch mehr erhalten."
„Sahen Sie, daß er Geld einpackte?"
„Ein ganzer Haufen von Banknoten und Geld- rollen lagen auf dem Tisch."
„Packte er das Geld in die Reisetasche?"
„Nein, dafür hatte er eine besondere kleine Tasche, die er umhing."
„Und als er das Haus verließ, trug er die Tasche ?"
„Versteht sich, sein Geld ließ er gewiß nicht zurück."
Der Richter machte eine Pause; die Behauptung der Zeugin widersprach den Aussagen Gruners und der Witwe: beide wollten die Tasche nicht gesehen haben und von dem Gelde nichts wissen.
-r. Schernbach, 20. Juni. Heute wurde die Telephonleitung des Holzhändlers und Sägewerkbesitzers Böcking von hier eröffnet. Bei der Eröffnung waren anwesend der Telephontechniker Hr. Jahn von Stuttgart und der Postamtsvorstand von Altensteig Hr. Postverwalter Schübeltn. Die Leitung führt über die Pfaffenstube und die Schernbacher Sägmühle nach Schernbach, ist 4 Kilometer lang und funktioniert gut. Dem Verkehr, besonders dem Handel im oberen Nagoldthal, dürfte diese neue Telephonverbindung sehr dienlich sein.
* Calw, 20. Juni. Die hies. freiwillige Feuerwehr hielt gestern Montag abend ihre jährl. Hauptversammlung. Dabei war von dem bisherigen Kommandanten, Emil Georgit, ein Schreiben eingelausen, worin er erklärte, wegen vorgerückten Alters eine Wiederwahl nicht mehr annehmeri zu können. Es wurde einstimmig beschlossen, ihn zum Zeichen des Dankes für seine ersprießliche, aufopfernde Thätigkeit als Kommandant während eines Zeitraums von 31 Jahren zum Ehrenkommandanten zu ernennen und ihm ein künstlerisch ausgestattetes Diplom hierüber zuzustellen. Konditor Haager wurde mit großer Mehrheit zum neuen Kommandanten gewählt.
* Die Retchstagsstichwahlen in Württemberg finden am Samstag den 24. Juni statt.
* Stuttgart, 17. Juni.' Die Zivilkammer verkündete heute ihr Urteil in der Entschädigungsklage des Vaters des im Jrrenhause gestorbenen Soldaten Karl Schund, Steinbrechers von Schüzingen, O.A Maulbronn, gegen den degradirten Unteroffizier Sigle von Iptingen, O.A Vaihingen. Es lautete dahin, .daß der Beklagte Sigle schuldig sei, dem Vater Schunds die Summe von 170 Mark zu bezahlen und die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Das Urteil ist für vorläufig vollstreckbar erklärt. Diese 170 Mark bilden den eingeklagten Restbetrag des Kostgeldes im Jrrenhause, wovon die Hauptsumme durch das K. Generalkommando bezahlt worden ist. Das K. Landgericht hat durch vorstehendes Urteil die Frage bejaht, daß der Soldat Schund durch die seitens des Unteroffiziers Sigle erlittenen Mißhanvlungen in Geisteskrankheit verfallen ist. Vom Militärgericht, das den Sigle wegen Mißhandlung des Schund mit mehreren Wochen Gefängnis bestrafte und nachher
„Sie wissen das ganz genau?" fragteer. „Haben Sie mit eigenen Augen gesehen, daß er eine mit Geld gefüllte Tasche trug?"
„Daß ihm die Tasche über die Schulter hing, habe ich gesehen, und daß sie voll Geld war, läßt sich denken."
„Er hatte wohl etwas viel getrunken?"
„Er trank den ganzen Abend; Herr Grüner ließ eine Flasche Wein nach der andern kommen."
„Trank Herr Grüner ebensoviel?"
„Nein; er war nachher noch ganz nüchtern."
„Und Herr Griesheim hatte einen starken Rausch ?"
„Ich kann's nicht anders sagen, er ging sehr unsicher und man sah ihm an, daß er sich darüber ärgerte."
„Können Sie ganz genau angeben, wann er das Haus verließ?"
„Auf die Minute nicht, es war nach elf Uhr. Grüner meinte, sie würden kaum noch früh genug kommen."
„Nahm Herr Grüner einen Stock mit?"
„Er trug die Reisetasche."
„Und einen Stock?"
„Ich habe keinen gesehen."
„Wie lang dauerte es, bis Grüner zurückkam?"
„Das weiß ich wirklich nicht. Als die beiden fort waren, befahl Madame mir, zu Bett zu gehen. Herr Grüner hatte einen Hausschlüssel, auf ihn brauchte man nicht zu warten, er konnte jeder Zeit ein- und ausgehen."
„Aber Madame wartete aus ihren Bruder?"
wegen andern Soldaten zugefügten Mißhandlungen zu weiterer Freiheitsstrafe und Degradation verurteilte, war der Erschwerungsgrund, die Geisteskrankheit Schunds verschuldet zu haben, verneint worden. Nunmehr ist die Frage vom Landgerichte zufolge des von Obermedizinalrat Dr. v. Hölder eingestellten Gutachtens in entgegengesetztem Sinne, zu Ungunsten Stgles entschieden.
* Stuttgart, 20. Juni. Heute nachmittag sind ine Reihe Landtagsabgeordneter mit erfahrenen Landwirten im Hotel Dierlamm zusammengetreten, um wegen des Notstands der Landwirtschaft zu beraten. Die Versammlung hat die Maßregeln beraten, die in der morgen im Ständehaus zusammentretenden Sitzung erörtert werden sollen.
* Ein Schneider von Mengen erhielt vom Bekleidungsamt in Ludwigsburg die Anfrage, ob er Uniformen, Hosen rc. rc. im Falle einer Mobilisierung liefern könne und wolle. Seine Antwort lautete:
Ich mache keine Uniformen Mach weder Rock noch Hosen,
Ich liebe keine Militärvorlag Und fürchte keine Franzosen.
* Bietigheim, 19. Juni. Die hiesigen Bürger haben nunmehr die Erlaubnis erhalten, WaldgraS zu sammeln, was von vielen eifrig benutzt wird. Bei Ausübung dieses Geschäftes wurde die Frau eines fleißigen Mannes von einem Hitzschlag betroffen, konnte aber durch geleistete ärztliche Hilfe gerettet werden.
Vom Vorbachthale, 16. Juni. Täglich gestalten sich die Verhältnisse unserer Landwirtschaft trostloser. Immer hofft man wenigstens auf Gewitterregen, aber alle Anzeichen sind in diesem Jahre verfehlt. Zu Schleuderpreisen muß das Vieh abgesetzt werden. So wurde gestern in Zaisenhausen eine Kuh mit Kalb um 30 Mk. gekauft.
* Die Futrernot und die geringen Preise, welche die Händler für das feile Vieh bieten, haben in Radelstetten, OA. Münstngen, wie die „Ulm. Schnellst." berichtet, eine Anzahl Bürger veranlaß, einen Verein zu bilden, dessen Mitglieder bei Konventionalstrafe sich verpflichten, an keinen Händler mehr ein Stück Vieh zu verkaufen. Dagegen melden diejenigen Mitglieder, welche wegen Futtermangels oder aus anderen Gründen ihren Viehstand verringern müssen, dies beim
fragte der Richter das Dienstmädchen.
„Das kann sein."
„Wo liegt ihr Schlafzimmer?"
„Oben unter dem Dache."
„Können Sie dort nicht hören, was im Hause vorgeht?"
„Nein. Ich war auch zu müde an dem Abend und schlief bald ein."
„Und wann sahen Sie Herrn Grüner wieder?"
„Gestern morgen in aller Frühe, als ich in den Keller gehen wollte. Er hatte aus dem Keller eine Flasche Mineralwasser geholt und als er mich sah, befahl er mir, ihm rasch eine Tasse Kaffee zu kochen."
„Fiel Ihnen dabei nichts auf oder bemerkten Sie nicht, daß er erschrak?"
„Das ist ja immer der Fall, wenn man so ganz plötzlich einem Menschen begegnet."
„Sagten Sie der Frau Griesheim nichts davon?"
".Bemerkten Sie sonst nichts Auffallendes?"
„Ich kann mich nicht erinnern. Herr Grüner verließ auch bald das Haus und kam erst gegen Abend spät wieder."
„Was sagten die beiden, als die Leiche ins Haus gebracht wurde?"
„Madame war starr vor Schrecken. Herr Grüner sagte gleich, das komme davon, wenn man so übermäßig trinke."
„Haben Sie die Leiche gesehen, als sie gebracht wurde?"
„Natürlich, ich machte ja den Leuten die Thür auf."