ein Reisender, welcher im Gasthaus zum Hirsch ein­stellte, daß das gegenüber befindliche Haus (dem Wald­meister Schanz gehörig) brenne. Schnell entschlossen machte er sich daran, das Vieh aus dem Stall zu entfernen, wobei ihm dann noch ein hinzugekommener Ortseinwohner behilflich war. Das Feuer griff mit so rapider Schnelligkeit um sich, daß außer dem Vieh fast gar nichts gerettet werden konnte. Von dem Schanz'schen Haus aus verbreitete sich das Feuer auf das gemeinsame Wohnhaus des Johs. Roller und Züflc, auch das Wohnhaus des Bauern Klenk wurde ein Raub der Flammen. Ein Giebel der Kirche brannte ebenfalls lichterloh, es konnte dieselbe aber glücklicherweise gerettet werden. Das Rathaus stand gleichfalls in großer Gefahr. Abgebrannt sind 3 Wohnhäuser und 2 Scheunen. 8 Familien sind obdachlos geworden, von denen unbegreislicherwetse nur eine versichert sein soll. Das Feuer entstand im Schopf des Schanz'schen Hauses und es wird Brandstiftung vermutet. An den Löscharbeiten be­teiligten sich außer der Ortsfreuerwehr die Feuer­wehren von Zwerenberg, Oberkollwangen, Marttns- moos und Breitenberg. Es war ein schweres Stück Arbeit die Kirche und das Rathaus zu retten und also der weiteren Verbreitung des Feuers Einhalt zu gebieten.

* Calw, 11. Juni. Seit einigen Tagen bereist unser Kandidat v. Gültlingen den Bezirk und findet überall eine warme Aufnahme. Die auf heute nachm, hieher in den Gasthof z. Bad. Hof unberufene, sehr zahlreich besuchte Wählerversammlung nahm einen glänzenden Verlauf. Die von einem patriotischen, volksfreundlichen Sinn zeugenden, oft von Beifall unterbrochenen Ausführungen Gültlingens machten einen tiefen Eindruck und fanden allseitigen begeisterten Beifall. Prof. Haug betonte, daß es sich bei der Militärvorlage darum handle, unsere Wehrkraft so zu steigern und zu verjüngen, daß wir in den Stand gesetzt werden im Falle eines Krieges die Greuel des­selben dorthin zu tragen, von woher er nun kommen kann, ins Feindesland. Dr. Marquardt von Stuttgart zeigte, wie das deutsche Volk in der Annahme der Vorlage nur seine eigene Sache führe und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf das deutsche Vaterland. Der Vorsitzende, Stadtschultheiß Haffner, schloß die Versammlung mit einem warmen Appell an das Pflichtgefühl der Wähler, daß jeder derselben am Tage der Abstimmung entscheide nach bester Ueber- zeugung frei von allen Rücksichten zum Wohl des Vaterlandes.

^ Freudenstadt, 9.Juni. Heute mittag 1 Uhr ertönte Feuerlärm. In dem am Pfannenhammer in Christophsthal gelegenen hiesigen Stadtwald brach ein Brand aus, welcher durch die in der Nähe be­schäftigten Holzmacher und Arbeirer der K. Hütten­werke alsbald entdeckt und gelöscht wurde, ehe größerer Schaden entstand. Wie festgestellt wurde, entstand der Brand durch noch glühende Steinkohlenschlacken, welche in den vorbeifließenden Forbach fielen und unter donnerähnlichem Krach explodierten. Der entstandene Schaden ist unbedeutend.

* Neuenbürg, 13. Juni. Großes Brandun­glück. Das Doppelhaus der Sensenschmiede Karl und Friedrich Bub, sowie das daneben liegende Haus

achten; will er abreisen, so läßt sich wohl ein plau­sibler Vorwand finden, ihn daran zu verhindern. Wie gesagt, Ihr Verdacht steht jetzt noch auf schwachen Füßen, aber ich will das meinige gewissenhaft thun, damit mir später kein Vorwurf gemacht werden kann."

Richten Sie Ihr Augenmerk auch darauf, ob und wo Grüner mit oder ohne Schwager vorgestern abend gesehen worden ist," sagte der Advokat, indem er seinen Hut nahm.Ferner muß festgestellt werden, ob Griesheim ein Portefeuille oder eine Brieftasche bei sich trug, ob er Gepäck mitnahm und wo dieses geblieben ist."

Ich werde auf alle diese Punkte achten," nickte der Beamte;was gethan werden kann, das soll ge­schehen."

Mit diesem ziemlich fragwürdigen Trost mußten die beiden sich begnügen; sie verließen den Beamten und schlugen den Weg zur See ein.

Ich bin meiner Sache sicher," sagte Varnay mit gedämpfter Stimme, während er seinen Arm in den des alten Herrn schob; ich hege auch die Zuversicht, daß man Beweise finden wird, wenn man nur mit allem Ernste sie suchen will. Dann aber haben wir ihn; er wird das Zuchthaus wohl nicht mehr verlassen."

Und glauben Sie, daß Frau Griesheim an diesem Verbrechen beteiligt ist?" fragte Hallstädt.

An diesem? Nein, ich kann das nicht glauben, zumal sie keinen Vorteil davon hat. Mit ihrem Gatten konnte sie besser auskommen, wie mit ihrem Bruder, ich vermute eher, daß sie mit Griesheim einverstanden war, den Bruder zu betrügen. Aber hiervon abgesehen,

des Seifensieders Mahler stehen in Flammen. Das Feuer ist unter der Treppe angegangen und hat so­fort das ganze Haus ergriffen. Nach östündiger an­gestrengter Thätigkeit ist es der Feuerwehr gelungen, des Feuers Herr zu werden. Die Familien Gorgus, Schuhmacher Aichele, Sensenschmied Andräs und K. Bub konnten nur das Leben retten, Kaufmann Andräs und Amtmann Zeller konnten ihre Habe in Sicher­heit bringen. Um 2 Uhr ertönten aufs neue die Sturmglocken und Notsignale: das von der Familie Ohngemach bewohnte Hinterhaus sowie das Haus des Gerbers Kappler, das von 6 Familien bewohnt ist, standen in Hellen Flammen. In diesem Augen­blick kam ein Feuerleiter und meldete, daß in Calm­bach ein Brand ausgebrochen sei. Das Bubsche Haus samt Hinterhaus ist bis auf den 1. Slock abgebrannt, das Mahlersche und Kapplersche Haus haben nur erhebliche Beschädigungen des Daches, sind aber durch diehineingeworfenenWafferflutenvollständigdurchwcicht.

* Tübingen, 12. Juni. (Schwurgericht.) Zweiter Fall. Strafsache gegen den verheir. Oberholzhauer Wilh. Karl Schnei­der von Egenhausen, wohnhaft in Spielberg, OA. Nagold, wegen Brandstiftung. Schneider, der gerade in nicht günstigen Ver­hältnissen steht, aber seinen Verbindlichkeiten, insbesondere auch der Zinszahlung immer nachgekommen war, gab, nachdem er in der Voruntersuchung eine Zeit lang geläuznet hatte, in der Haupt­verhandlung den Hergang im wesentlichen so an, wie er in die­sem Blatte s. Z. geschildert wurde. Danach habe er im Schopf des Seeger ein natürliches Bedürfnis verrichtet, hernach seine Zigarre an­gezündet und das Zündholz weggeworien, ohne daß er sagen könne, wo dasselbe hingefallen sei. Die Anklage, vertreten durch Herrn Hilfsstaatsanwalt Mayr gründete die vorsätzliche Brandstiftung auf das nachherige Verhalten des Angeklagten und auf die An­nahme, daß der Angeklagte beabsichtigt habe, durch die Inbrand­setzung des Seeger'schen Hauses auch die Zerstörung seines eigenen, einige Häuser davon entfernten Hauses herbeizuführen um Geld auf die Hand zu bekommen und aus seiner mißlichen Vermögens­lage herauszukommen. Der Verteidiger, Herr Rechtsanwalt Wetzel machte geltend, daß der Angeklagte sich in der Bestürzung verrannt habe und so von einem Fehler in den andern verfallen sei. Es sei dem Angeklagten nicht nachzuweiscn, daß es anders gegangen sei als er angegeben habe, auch sei die Annahme nicht stichhaltig, daß er die Zerstörung seines eigenen Hauses beabsichtigt habe um Geld zu bekommen, da hätte derselbe gewiß sein eigenes Haus in Brand gesetzt und sich nicht, wie erhoben sei, damit beschäftigt, seine Fahrnisstücke in Sicherheit zu bringen. Die Geschworenen verneinten die Frage auf vorsätzliche Brandstiftung und bejahten diejenige auf Fahrlässigkeit, worauf re. Schneider zu 5 Monaten Gelängnis, auf welche drei Monate der Untersuchungshaft an­gerechnet wurden, verurteilt wurde.

* Ebingen, 10. Juni. In Kaiserringm wurde unlängst die alte Kapelle abgetragen. Beim Abgraben der Fundamentmauern aber fand man in das Maucr- werk selbst eingemauert ein kunstvoll durchlochtes Stein beil, sowie gegen 15 Skelette, welch letztere jedoch nicht der Steinzeit, sondern einer spätern Zettperiode angehören dürfen. Das Steinbeil, das nach dem Urteil von Fachmännern von sehr hohem Wert ist, befindet sich derzeit in den Händen des Architekten Bauer in Sigmaringen.

* Vom Lande, 11. Juni. Der erst vor einigen Jahren gegründeteVerein württembergischer Lehrer zu gegenseitiger Unterstützung bei Feuerschaden" hat ein recht überraschendes, erfreuliches Gedeihen, Schon nach zweijährigem Bestand verfügt er über einen Dispositionsfonds von 6500 Mk., die Mitgliederzahl ist auf 1100 gestiegen und die Zahl der Verstcher ungen beträgt nahezu 1200 mit einem Fahrniswert von über 3Vs Mill.; der Durchschnittsbetrag einer Versicherung beträgt 3044 Mark.

will ich die Frau keineswegs in Schutz nehmen; was sie uns allen angethan hat, kann uns wahrlich nicht bestimmen, irgend welche Rücksichten zu nehmen. Gehen Sie mit mir ins Hotel?"

Ich ziehe vor, sofort nach Brunnen zurückzukehren; in einer halben Stunde fährt ein Schiff hier ab."

Sie wollen hier nicht abwarten"

Nein, nein, ich mag Theodore nicht allein lassen. Von dem Haß Gruners fürchte ich das schlimmste, er kann erfahren, daß meine Tochter allein in Brunnen ist, und ich halte diesen Burschen zu allem fähig."

Ich glaube nicht, daß er wagen wird, Luzern zu verlassen!"

Man kann's nicht wissen," sagte Hallstädt achsel­zuckend ; und ich will es nicht darauf ankommen lassen. Ueberdies liegt es auch in Ihrem Interesse, daß ich abreise, Grüner wird dadurch sicher gemacht, er glaubt in diesem Falle von mir nichts mehr befürchten zu müssen. Es ist möglich, daß ich heute oder morgen früh Brunnen verlasse"

Das dürfen Sie nicht," erwiderte Gustav rasch, man könnte Ihres Zeugnisses bedürfen und Sie selbst werdenja auch wissen wollen, wiedie Geschichte hier abläuft.

Ich werde ja am Vierwaldstädter See bleiben; ent­weder miete ich mich hier oder an einem anderen Orte ein."

Ich glaube, daß Sie das nötig haben! Wenn man Beweise findet, so wird Grüner heute noch ver­haftet, erfolgt diese Verhaftung aber nicht, dann macht der Schurke sich jedenfalls morgen aus dem Staube ! und wir werden ihn schwerlich Wiedersehen."

> (Fortsetzung folgt.)

* (Verschiedenes.) In dem nahe der Grenze gelegenen badischen Orte Pfaffenroth schlug der Blitz während eines schweren Gewitters in ein Wohn­haus ein, glücklicherweise ohne bedeutenderen Schaden zu verursachen. Zu gleicher Zeit wurde ein ver­heirateter Schreiner, der auf dem Felde arbeitete und unter eine Tanne flüchtete, vom Blitz getötet. In Magstadt starb am Mittwoch ein betagtes Ehepaar. Dem 69 Jahre alten Mann Friedrich Roller wurde feine 73 Jahre alte Gattin vormittags halb 12 Uhr durch den Tod entrissen. Um 12 Uhr folgte ihr der Gatte nach. In Ludwigsburg wurde ein Eisenbahnarbelter von einer Rangiermaschine überfahren und getötet. In Heilbronn ist am Samstag Nach: der Glasergehtlfe Karl Götz beim Nachhausegchen die Stiege hinuntergefallen und war auf der Stelle to:. In Züttlingen hat ein 40 Jahre altes Frauenzimmer, das an Schwermut litt, sich im Mühlkanal ertränkt. Eine Frau vom Lande verlor auf dem Jahrmarkt in Rottenburg den Erlös ans verkauftem Vieh, bestehend in drei Hundertmarkscheinen, nebst ihrer Geldbörse; der Finder hat sich noch nicht angezeigt. In Winterlingen wurde dem Bärenwirt I. G. Maier die Summe von 1000 Mark gestohlen.

* Mannheim, 13. Juni. Wegen niedrige« Wafferstandes wurde Heute die Neckarschtfffahrt einge­stellt.

* Berlin, 12. Jnni. Wie das Tageblatt von guter Seite erfährt, finden für Deckung der Kosten der Milttärvorlage seitens des Reichs Erhebungen statt über die 40 Millionen Liebesgabe an die Brannt­weinbrenner, eine Börsenemmisfions-, Ecbschafts- und Reichseinkommenssteuer. Die Projekte, betreffend die Bier-, Branntwein- und Luxnssteuer, wurden auf­gegeben.

* Der 15. Jnni wird nicht nur über das einstweilige Schicksal der Militärvorlage entscheiden, sondern noch über manche Frage, so z. B. über die, ob bezüglich der Behandlung der Sozialdemokratie Fürst Btsmark im Recht war, oder der neue Kurs. Man hat ja auch in dieser Frage gerade den Meister meistern zu können geglaubt und die Massen, die er mit eiserner Faust zu Boden zu Hallen für gut fand, liebreich emporgezogen und zuversöhnen" gesucht. Mit dem 1. Oktober 1890 ist das Sozialistengesetz außer Kraft getreten, und seither sind die Früchte langsam h.ran- gereift und jetzt wird sie das deutsche Volk und die Reichs­regierung zu pflücken haben. In 385 Wahlkreisen bewirbt sich die Sozialdemokratie um die Mandate: wenn sie auch nnr in einem Siebtel derselben Erfolge hat, dann ist auch hierin der neue Kurs gerichtet. Wie Pilze sind die sozialdemokratischen Vereine aufgeschossen, mit dem Netz einer fein ausgeklügelten Organisation haben sie das ganze Reich überzogen, und so kommt cs, daß die Wahlbewegung, wie derVorwärts schreibt, einem Triumphzug der Sozialdemokratie gleicht. Es kan» auch nicht anders sein, denn es giebt Packen­deres, nichts Vecsührenderes für die Massen als die Sprache der Revolution, und diese ist es, die der Staat seit drei Jahren der Sozialdemokratie zu reden erlaubt, und die durch eine ganze Reihe höchst populärer Or- gane'dem arbeitenden Volk uaadläsfig ins Ohr geflüstert.

Dem Materkande!

(Eingesendet.)

O teure Heimat-Erde,

Wie bist du schön und groß!

Doch nagt an deinem Werte Der Kamps im eig'nen Schoß.

Das Volk, das einst in Reihen Focht für der Einheit Band, Entfremdet in Parteien Sich selber Herz und Hand.

Wohl rauschen Friedenslinden Im Lande unversehrt,

Doch ist kein Ton zu finden,

Der solchem Zwiespalt wehrt. Darüber mag erblassen Des Reiches Herrlichkeit,

Wenn einzig in den Massen Nur die Partei gedeiht.

Mein Volk, das kühn aus Flammen Sich seine Freiheit schuf,

O halte fest zusammen!

Folg' keinem andern Ruf!

Wirf ab das alte Hadern!

Sei eins in jedem Gau Und schirme treu die Quadern An deines Reiches Bau!

Alldeutjchlands Glück und Größe War uns'rer Väter Gut;

ES rann im Schlachtgeiöse Dafür ihr Heldmblut.

Dem Vaterland muß gelten,

Was Jeder ist und kann,

Mein Volk, gieb ohne Schelten Ihm deinen letzten Mann!