verhalt Mitteilung machen würde. Weiter bittet Gröber auf eine Anregung des Berichterstatters, daß künftig, wie im Reichstag, Petitionen, wenn nicht von einer Anzahl von Abg. Besprechung verlangt werde, einfach zu den Akten gelegt werden. Wend- ler beantragt die Eingabe des E. Biger-Neuenbürg um Ausdehnung des Kreises der Benützungsberechtigten bet Arbeitsfahrkarten der Regierung zur Erwägung mitzuteilen, v. Sch ad dagegen beantragt die Petition mit Rücksicht auf die schlechten Erträgnisse der Eisenbahnen nur der Regierung zur Kenntnisnahme mitzuteilen. Die Beschlüsse des jenseitigen Hauses zu den Petitionen betr. Bau der Bahnen Langenburg-Blaufelden und Kirchheim-Oberlenningen gehen auf Antrag v. Leibbrands einseitig an die Regierung. Bei der Schlußabstimmung wird der Etat einstimmig genehmigt. Der Präsident spricht darauf ein kurzes Schlußwort und hält einen Rückblick auf die Verhandlungen der diesmaligen Tagung. Sodann bedankt er sich für das freundliche Entgegenkommen der Mitglieder des h. Hauses und ruft denselben »Auf fröhliches Wiedersehen!" zu. Alterspräsident Dentler freut sich des gegenseitigen Entgegenkommens, das während der Tagung geherrscht. Der Präsident habe stets die Fahne des Friedens hochgehalten und ein mildes Scepter geführt. Auf Aufforderung des Redners dankt das h. Haus dem Präsidenten durch Erheben von den Sitzen. Hierauf gelangt das K. Vertagungsrescript zur Verlesung, worauf die Sitzung geschloffen wird.
LaadeSuachrichteu.
* Altensteig, 7. Juni. Nach der für sämtliche Aushebungsbezirke des deutschen Reiches ausgestellten Ueberstcht der bei der Losung im Jahre 1892 von den Militärpflichtigen der jüngsten Altersklasse gezogenen höchsten Los- und festgestellten Abschlußnummern ergiebt sich für den Aushebungsbezirk Nagold als höchste Losnummer 192 und als Abschlußnummer 189. Der Aushebungsbezirk Calw hat als höchste Los- und Abschluß-Nummer 173, Freuden st adt 239. Mithin waren im Bezirk Nagold 3, im Bezirk Calw und Freudenstadt keine Ueber- zählige.
* Rottenburg, 5. Juni. Der Bischof Dr. Karl Joseph von Hefele ist um 10 Uhr vormittags entschlafen.
* Stuttgart, 4. Juni. Angesichts der Wirkung der heutigen Feuerwaffen hat unsere Heeresleitung eine neue Feldbefestigungsvorschrift, die den Truppenkörpern soeben zuging, ausarbeiten lassen. Neu ist hiebei, daß die Heeresleitung die bisher angewendete Einrichtung und Besetzung vorgeschobener Stellungen (mit Ausnahme von etwaigen Vorpostenaufstellungen) als nicht mehr empfehlenswert bezeichnet. Dagegen sei mit allen Mitteln nur eine Linie zu verstärken. Die Vorschrift geht dabet von der Ansicht aus, daß bei den heutigen Feuerwaffen solche einzelne vorgeschobene Stellungen leicht zur Niederlage der vorgeschobenen Truppen und zur Verdeckung des Feuers aus der Hauptstellung führe, weshalb wie oben bemerkt, nur eine Linie, diese jedoch möglichst stark zu befestigen sei. Die Vorschrift giebt dann ausführliche Angaben über die Art und Weise, wie der Schutz
gegen feindliches Feuer zu bewerkstelligen sei, wobei bemerkt wird, daß Gebäude zumeist nicht als Schutz gegen Feldgeschütze zu betrachten seien. Diese Schutzlinien seien so nahe als möglich an die feindliche Linie zu rücken. Dieses nahe Heranrücken sei um so notwendiger, als die Einführung jeder neuen Jnfanterie- stellung eine Verzögerung des Angriffs bedeute. Zur Ausführung solcher Schutzgräben hat jede Compagnie fortab aus ihnen einen mit Spaten, Beilpicken oder Kreuzhacken ausgerüsteten Arbeitstrupp zu bilden.
* Einen eigenartigen Umzug veranstaltete Metzger Lachenmayer inCannstatt. Er ließ 4 stattliche Rinder in den Straßen herumführen denen — gleich Standarten — Plakate mit der Inschrift: »Hier sind zu sehen die Rinder wo das Pfund 44 Pfennig kostet" auf hohen Stangen vorangetragen wurden. — Es ist dies ein bedauerliches Zeichen der bestehenden Futternot.
* Aus Heilbronn den 5. Juni geht dem „Merk." folgende Mitteilung zu: „Oberbürgermeister Hegelmaier ist heute von Jllenau wieder hteher zurückgekehrt, nachdem die Beobachtung seines Geisteszustandes in der dortigen Jrrenheilanstalt ihr Ende erreicht hat. Seine Entlassung konnte noch vor Ablauf der auf sechs Wochen bestimmten Beobachtungsfrist erfolgen. Die Beobachtung fand durch 2 Irrenärzte in der sorgfältigsten Weise statt und wurden insbesondere auch eingehende Erhebungen durch Vernehmung der Familienmitglieder, des langjährigen Hausarztes ». s. w. vorgenommen. Das durch den Direktor der Jrrenheilanstalt, Geh. Rat vr. Schüle, erstattete Gutachten gelangt zu dem Ergebnis, daß Hegelmaier geistig vollständig gesund ist und es auch früher immer war, während das K. Medizinalkollegium ihn für „unheilbar geisteskrank" erklärt hatte, die Veröffentlichung des Gutachtens wird nächstdem ermöglicht werden."
* (Verschiedenes.) In Blaubeuren wurden ein Schuhmacher und seine Ehefrau, Leute in mittleren Jahren, aus dem oberen Boden ihres Hauses erhängt aufgefunden. Ungünstige Vermögensverhält- niffe scheinen die Veranlassung zu diesem verzweifelten Schritt gewesen zu sein. — In Ebingen brach in dem Hause des Trikotwaren-Fabrikanten Rümelin Feuer aus, das jedoch bald wieder gelöscht werden konnte. Sowohl an Waren als am Gebäude wurde nicht ganz unerheblicher Schaden angerichtet. R., der in verdächtiger Weise auf der Bühne betroffen wurde, schloß sich hieraus in ein Zimmer ein und erhängte sich.
* Offenburg, 5. Juni. Aus dem gestern abgehaltenen Verbandstag des badischen Militärvereins- verbandes hielt der Großherzog von Baden eine hochpolitische Rede, welche unter anderem besagt: Gehen Sie den geraden Weg der Ehre und wählen Sie nur Männer, welche die Macht und die Kraft des Reiches höher stellen als den Parteigeist und welche in der Militärvorlage den Weg erkennen, das Deutsche Reich vor Demütigung zu bewahren (stürmisches Bravo der Versammlung). Auf den Antrag des Großherzogs wurde ein Huldigungstelegramm an den Kaiser abgesandt.
"München, 2. Juni. Ein Erlaß des Prinzregenten spricht die Auflösung des Landtages aus und beraumt die Neuwahlen, und zwar die Urwahlen
auf den 5. und die Abgeordnetenwahlen auf den 12. Juli an.
"Aus der Pfalz, 4. Juni. (Unerhörte Wahl- beeinfluffung!!) Mit Rücksicht auf die bevorstehende Reichstagswahl ordnen in den katholischen Gegenden des Westrichs die Pfarrer für die Männer allenthalben „Betchttage" an. Wer nicht verspricht, „gut" zu wählen, wird nicht absolviert.
* Kissing en, 2. Juni. Einberufen vom Reichseisenbahnamt in Berlin haben dieser Tage in Bad Kissingen Konferenzen sekreter Natur stattgefunden. An denselben nahmen Teil etwa 10 Vertreter preußischer, hessischer, sächsischer, badischer und württem- bergischer Bahnverwaltungen, sowie ein Major und ein Hauptmann.
* Berlin, 5. Juni. Der Kaiser drückte bei der Einweihung der neuen Kirche im Humboldtshatn sein Erstaunen aus über das Anwachsen Berlins im Norden; er bedauerte das Aufführen der kasernev- artigen Häuser und ersuchte den Oberbürgermeister, zu bewirken, daß mehr Landhäuser erbaut würden.
* Berlin, 6. Juni. Fürst Bismarck beabsichtigt im Juli zur Badekur nach Kissingen zu reisen. Der Prinzregent von Bayern hat ihm laut »Börsenzeitung" bereits Hofwagen und Dienerschaft zur Verfügung gestellt.
* Berlin, 6. Juni. Die „Nattonalztg." bringt einen Auszug aus einer neuen Publikation des Geheimrats Robert Koch über Wafserstltration und Cholera, welcher die Bedeutung einer richtig geleiteten Filtration des Trinkwassers in Cholerazetten bespricht. — Das „Tageblatt" meldet aus Hamburg: Eine Anzahl wegen Fahrkartenschwindels verhafteter Viehhändler wurde gegen Kautionen von 3000 bis 15000 Mark aus der Haft entlasten.
* Kreuznach, 4. Juni. Dem »Tageblatt" zufolge explodierte gestern in Kirn (Regierungsbezirk Koblenz) ein durchfahrender Pulverwagen inmitten der Stadt. 2 Personen sind tot, 3 schwer, 10 leicht verwundet. Gegen 30 Häuser sind beschädigt. (Kirn liegt an der Bahn von Bingerbrück nach Neunkirchen, Saarbrücken und Metz, 53 Km von Bingerbrück entfernt.)
* (Die Explosion in Kirn.) Die oben gemeldete Explosion in Kirn bet Koblenz tcug sich Samstag abends 7 Uhr zu. Ein dem Schieferbruchbesttzer Rach von BundenbaÄ gehöriges Fuhrwerk, welches fünf Fässer mit zus. 5 Ztr. Pulver geladen hatte, wurde, ohne der Polizei angemeldet zu sein, durch die Stadt gefahren. Plötzlich ein furchtbarer Knall! Am Marktplatz, zwischen dem Gasthof „Zum goldnen Lamm" und der Uhren- und Goldwarenhandlung von Hch. König war auf unerkläriche Weise das Pulver explodiert. Ein Mann, welcher auf dem Wagen gesessen, wurde über die dreistöckigen Häuser geschleudert und fiel als unförmliche Masse in einer Seitengasse tot nieder. Die Pferde gingen mit dem brennenden Wagen, an welchem hinten der Körper des Fuhrmanns nachgeschleift wurde, in wildem Laufe durch den Steinweg, wo der Körper des unglücklichen Mannes endlich ganz verbrannt und zerschlagen liegen blieb. Er wurde notdürftig verbunden ins Spital gebracht, wo er heute morgen auch verschied. Zwei Mädchen,
i eines von 17 und eines von 9 Jahren, welche in der
Bruder meiner Braut bist, daraus wird er Schlüffe ziehen, die ihn beunruhigen müssen. Und ich fürchte, daß mit ihm auch seine Schwester abreisen wird; dann könnten wir mit unseren Verfolgungen wieder von vorn beginnen."
„Wäre es nicht ratsamer, sie überhaupt fallen zu lassen?" fragte Friedrich. Ueberlassen wir dieses Gesindel seinem Geschick, früher oder später wird es doch die gerechte Strafe ereilen.
„Wenn alle, die von ihnen betrogen werden, so denken, dann werden diese Leute niemals bestraft werden," sagte Hallstädt unwillig. „Welches Unheil haben sie in unserem engeren Kreise schon angerichtet! Und meine Anklage gegen Griesheim kann ich beweisen, ich übergebe der Polizei die Karten."
„Entwerfen wir unseren Operatiousplan!" erwiderte Gustav ungeduldig, „wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. „Sie, Herr Hallstädt, gehen zur Polizei und teilen dem betreffenden Beamten alles mit; sagen Sie ihm, ich würde im Laufe des Tages ebenfalls zu ihm kommen, um ihm einen anderen Verdacht zu berichten, den ich vielleicht in einigen Tagen beweisen könne."
„Darf man diesen Verdacht erfahren?" fragte Friedrich.
„Nur unter der Bedingung, daß mir die strengste Verschwiegenheit gelobt wird. Ich vermute, daß man den Tod Griesheims fingiert hat, um die Versicherungsgesellschaft und die Gäubiger zu betrügen. Dieser Zwillingsbruder des ersten Gatten ist nur eine vorgeschobene Person." (Fortsetzung folgt.)
„Ich werde Ihren Rat befolgen," erwiderte er, „hatte ich doch selbst mir schon vorgenommen, ihm den Zweck meiner Reise zu verschweigen."
„Er wird ihn erraten!"
„Und thäte er es auch, zürnen kann er mir deshalb nicht. Er weiß selbst, daß Paula mit dieser Reise nicht einverstanden war."
„Er weiß es", nickte sie; „auch mir hat sie es geschrieben, Doktor Varnay brachte selbst mir ihren Brief und da ich ihn in seiner Gegenwart las, so konnte ich ihm den Inhalt nicht verheimlichen. Ich sah, wie tief es ihn betrübte, er selbst sprach Befürchtungen aus, die mich besorgt machten, und darum auch halte ich es für ratsam, ihm gegenüber auf diesen Punkt nicht mehr zurückzukommen."
Friedrich hatte vie Augenbrauen zusammengezogen, ihn selbst berührte diese Angelegenheit peinlich.
Theodore brachte jetzt das Gespräch auf ein anderes Thema; Hallstädt kehrte aus dem Nebenzimmer zurück und bald darauf saßen die drei Personen in heiterer Unterhaltung auf dem Balkon und unter ihnen plätscherten die Wellen des Sees, der mit seinem herrlichen Panorama in magischer Abendbeleuchtung vor ihren entzückten Blicken lag.
Freudig überrascht kam Gustav Varnay dem Bruder seiner Verlobten entgegen, als dieser am nächsten Morgen in Begleitung Hallstädts in seine Stube trat.
Dem Versprechen getreu, welches er Theodore gegeben hatte, erklärte Friedrich, daß nur der Wunsch, ^.e Schweiz zu sehen, ihn zu der Reise bewogen habe,
und Gustav gab sich den Anschein, als setze er keinen Zweifel in die Aufrichtigkeit dieser Erklärung. Zu langen Erörterungen darüber fand sich auch keine Zeit, die Ereignisse des vorigen Tages mußten erzählt und besprochen werden.
„Also ist auch dieser Plan gescheitert!" sagte der Advokat in heftiger Erregung. Nun fort mit der Maske, sie nutzt uns nichts mehr, jetzt muß energisch gehandelt werden!"
„Ich werde die Anklage gegen Griesheim erheben," erwiderte der alte Herr; „die Behörde muß ihr Folge geben."
„Ich rate davon ab," sagte Friedrich; „diese Anklage ist nicht genügend bewiesen—"
„Dennoch muß derPolizei Anzeige gemacht werden," unterbrach Varnay ihn. „Die Vermutung liegt nahe, daß Grüner bereits seinem Schwager nachgereist ist oder daß er vorhat, dies heute zu thun—"
„Ich erwartete heute vormittag hier Gruners Besuch," schaltete Friedrich ein.
„Glaubst du wirklich, daß er kommen wird?" spottete Gustav. „Ich denke nicht daran, er muß ja befürchten, daß er hinaus geworfen wird. Verteidigen kann er sich nicht, er hat sich eines Bubenstreichs schuldig gemacht, er wird auch wissen, wie ein Mann von Ehre solches Bubenstück bestraft. Dir mit bewaffneter Hand gegenüberzutreten, dazu ist er zu feig, überdies wird er auch nicht glauben, daß seine Herausforderung angenommen würde. Nein, nein, nach dieser Heldenthat bleibt ihm nichts übrig, als Luzern schleunigst zu verlassen; er hat deine Karte, er weiß, daß du der