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Donnerstag den 8. Juni

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

u ebertragen wurde die erledigte evangelische Stadt­pfarrstelle in Dornstetten, dem Pfarrer Schlager in Bergfelden, Dekanats Sulz und die Pfarrei Oberiflingen, Dekanats Freuden- stadt, dem PfarrerBertsch in Wermutshausen, Dekanats Weikersheim.

An Stelle des Stationsmeisters Renz in Aldingen, welcher auf seine Bitte auf der seitherigen Stelle belassen wird, wurde der Expedient Maute in Unterboihingen auf die Stationsmeisters-

Gestorben: Lehrer Ruf, Heiligenbronn; Gemeindepfleger Beringer, Jgershcim; Franz Becker, früher Stadtschultheiß und Oberamtspfleger in Neckarsulm, Stuttgart; Flaschnermeister v. Flandern, Ludwigsburg; Fischer zur Krone. Forchtenberg; August Lutz, Kunstmühlebesitzer, Calmbach; Privatier Godelmann. Ulm; Postsekretär Reischach, Ulm; Oberreallehrer a. D. Kißling, Ulm; Schriftgießereibefitzer v. Maur, Stuttgart; Johann Martin Hart- mann aus Altensteig, Philadelphia.

Wird der neue Reichstag aufgelöst?

Die naheliegende Frage, was die Folge einer etwaigen zweiten Ablehnung der Militärvorlage sein werde, resp. ob eine wiederholte Auflösung des Reichs­tags wahrscheinlich sei oder nicht, ist in der letzten Zeit vielfach erörtert worden. Die Offiziösen deuteten in dieser Hinsicht an, daß die verbündeten Regierungen in der Tbat zu einer abermaligen Auflösung schreiten würden, falls der neue Reichstag keine Mehrheit für die Militärvorlage enthalte. Es läßt sich annehmen, daß über diese Frage auch in Friedrichsruh schon ge­sprochen wurde, und es erscheint uns daher von be­sonderem Interesse, die Aeußerung der Hamb. Nachr. gerade hierüber kennen zu lernen. Das Blatt hält es nicht für wahrscheinlich, daß die verbündeten Re­gierungen im Ernste daran denken, die offiziöse Drohung auszusühren, wenn die Neuwahlen eine Mehrheit gegen die Vorlage ergeben sollten, und begründet seine An­sicht wie folgt:

Dem stehen doch erhebliche Bedenken entgegen. Allerdings existiert in der Verfassung keine Vorschrift, welche es verböte, wegen einer und derselben Sache zweimal oder noch öfter hintereinander den Reichs­tag aufzulösen; aber dies würde gegen den Geist der Verfassung verstoßen. Die Auflösung hat den Cha­rakter einer Berufung von dem Reichstage an die Wähler; ihr Zweck besteht darin, sestzustellen, ob die Abgeordneten in ihrer Abstimmung gegen die Auffassung der Wähler gehandelt haben. Fallen nach einer Auf­lösung die Neuwahlen im Sinne der Mehrheit der Volksvertretung aus, so ist damit der Rekurs der Re­

gierung an die Wähler verworfen. Eine nochmalige Auflösung wegen derselben Sache wäre unter diesen Umständen ein Verstoß gegen das ns bis in iäsm und gegen die Würde sowohl der verbündeten Re­gierungen wie des deutschen Volkes. Man muß an­nehmen, daß, wenn die Wähler auf ausdrückliche Befragung durch eine Neuwahl ihr Votum über eine bestimmte Frage abgegeben haben, sie dies im Be­wußtsein ihrer Verantwortlichkeit und mit ruhiger Ueberlegung gethan haben; eine wiederholte Auflösung enthielte daher die Zumutung an sie, ihr wohler­wogenes Votum zu annullieren und gegen die eigene Ueberzeugung zu stimmen. Wenn die Regierung mit dem Lande im offenen Konflikte liegt und die Ver­fassung überhaupt nicht aufrecht zu erhalten ist, können wiederholte Auflösungen als Kampfmittel zur Herbei­führung der Entscheidung Anwendung finden; für gewöhnliche Zeiten ist die Regierung auf den Weg des Kompromiffes angewiesen, wenn sie mit ihrem Appell an die Wähler den gewünschten Erfolg nicht hat. Hieran könnte nur etwas geändert werden, wenn nach den Neuwahlen Ereignisse eintreten, die einen Wandel des Votums der Wähler notwendig und wahrscheinlich machten; die bloße Vorbringung neuer Gründe und Gesichtspunkte ist zur Rechtfertigung einer zweiten Auflösung nicht ausreichend. Es ist von einer Regierung zu verlangen, daß sie alles, was sie zu Gunsten ihrer Vorlagen geltend zu machen hat, gleich bei der ersten Wahlagitation ausreichend vertreten läßt und nicht das Land nur deshalb den Aufregungen einer wiederholten Auflösung preisgiebt, weil sie bet der ersten Agitation etwas versäumt zu haben glaubt. Wenn trotz dieser Sachlage eine nochmalige Auflösung wegen der Militärvorlage erfolgte, so würde der An­schein erweckt werden, als wolle man durch verschärfte Anwendung der Druckmittel, die der Regierung zu Gebote stehen, ein anderes Wahlergebnis erpressen, oder die Wähler durch die fortgesetzten Auflösungen und Neuwahlen zur Nachgiebigkeit zwingen. Beides würde gegen die Verfassung verstoßen und eine Beu­gung des Votums der Wähler bedeuten. Es begänne damit ein Scheinkonstitutionalismus, welcher unter den Formen der Verfassung das absolutistische Re­giment der Regierung einführte. Auch in rein poli­tischer Beziehung stellt sich die wiederholte Auflösung

des Reichstages wegen ein und derselben Sache als widerrätlich dar, und zwar deshalb, weil sie, anstatt die Wähler mürbe zu machen, zu einer verschärften Opposition derselben führe. Es muß aufreizend auf die Wähler wirken, wenn die Regierung erst gegen den Reichstag an sie appelliert, ihre Entscheidung aber dann als null und nichtig behandelt, wenn sie ihr nicht gefällt.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

*Stuttgart, 3. Juni. (53. Sitzung.) Minister v. Schmtd ergreift vor Eintritt in die T.-O. das Wort, um in der vielbesprochenen Angelegenheit Kies- Häberlen eine Erklärung abzugeben. Nach einigen ein­leitenden Bemerkungen erklärt der Minister, er habe bet einem Ausflug, den er am 16. April mit seiner Familie nach Ludwigsburg machte, auf dem dortigen Bahnhof den Regierungs-Präsidenten v. Häberlen ge­troffen und dieser habe ihm gesagt, Kies habe sich ihm gegenüber als der Verfasser des Artikels in Nr. 232 derN. Z." vom vorigen Jahr bekannt. Der Minister mußte hernach annehmen, daß Kies sich freiwillig gestellt habe. Was die Behauptungen in der Presse anbelangt, Kies sei am 17. April beim Minister gewesen, so hat Kies bei seiner Vernehmung am 16. Mat erklärt, daß er am 17. April nicht beim Minister, auch bei keinem Beamten des Ministeriums gewesen, daß er den Minister nur einmal, vor Jahren, gelegentlich des Empfangs einer Petition gesprochen, nie mit ihm schriftlich verkehrt habe. Auch sei es unwahr, daß Kies gesagt haben solle, er sei am 17. April beim Minister gewesen. Ich erkläre nun meinerseits auf das bestimmteste, daß jene in der Presse er­schienene Behauptung eine allen thatsächlichen Gründen entbehrende Unwahrheit ist. Was nach diesem Befund weiter zu verfügen ist, darüber wird nächstens Be­schluß gefaßt werden. Ueber eine Reihe von Petitionen, darunter die Bitte des C. F. Brudi-Dettingen um Herausgabe seines Vatererbgutes derKrone Urach" nebst St. Johann geht man zur T.-O. über. Zu den Akten gelegt wird die Bitte des gewesenen Zahl- uuisleraspiranten Aug. Bihler-Stuttgart um Rechts­hilfe. Gröber bemerkt, es wäre wünschenswert, wenn der Kriegsminister gelegentlich über den Sach-

Der zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Ist die Ursache nicht der Eifersucht Paulas entsprungen? "

Leider!"

Und nun sollen Sie die Schritte des Doktors Varnay überwachen?"

Das doch nicht," sagte er, leicht das Haupt wiegend.Paula weiß nur zu wohl, daß sie ein solches Ansinnnen an mich nicht stellen darf. Ich empfing von ihr einen Brief, der mich sehr beunruhigte, der Inhalt desselben verriet mir, daß sie Mißtrauen gegen Varnah hegt und daß dieses Mißtrauen schon jetzt zum Bruch zu führen droht. Ich kenne das zartbesaitete Gemüt meiner Schwester, sie verlangt von dem geliebten Mann dieselbe hingebende, opferfreudige Liebe, die sie selbst im Herzen trägt. Kein Schatten darf sich zwischen ihn und sie drängen und der Schatten, der sie jetzt zu trennen droht, ist dadurch entstanden, daß Varnay ihr seine frühere Verlobung mit Eisabeth Grüner verschwiegen hat. Wenn das Mißtrauen einmal Wurzel gefaßt hat, dann wuchert es üppig, wie giftiges Unkraut, und das ganze Lebensglück Paulas wäre vernichtet, wenn der Bruch erfolgen sollte."

Aber ist es dann nicht ihre eigene Schuld

Sicher, mein Fräulein, und dennoch werden alle Vernunftsgründe hier ohne Wirkung bleiben, mit solchen Gründen läßt sich das Mißtrauen nicht bekämpfen.

Paula hat ihren Verlobten gebeten, diese Reise nicht zu unternehmen und auf die Verfolgung der Gauner zu verzichten, und ich meine im Hinblick auf die Sach­lage hätte Varnay diese Bitte erfüllen können. Das Geld ist nun einmal verloren und welchen Wert hat dieses Geld gegenüber dem Lebensglück zweier Menschen? Er hätte das bedenken und nachgeben sollen, er würde dadurch auch sich selbst manchen Aerger erspart haben. Wie gesagt, der Brief beunruhigte mich und da ich ohnedies im Begriff stand, einen kurzen Urlaub zu nehmen, so faßte ich sofort meinen Entschluß. Mit Varnay über diese Angelegenheit zu korrespondieren, konnte zu nichts führen, ich be­schloß deshalb, hierher zu reisen und persönlich mit ihm zu reden, ihn auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die seinem Glücke drohen und ihn zu veran­lassen. so bald wie möglich mit mir zurückzukehren."

Theodore blickte sinnend vor sich hin, der ernste Ausdruck ihres Gesichts ließ erkennen, daß sie nicht ganz mit diesem Vorhaben einverstanden war.

Und hat Paula das gebilligt?" fragte sie.

Sie weiß nicht, daß ich hier bin. Ich habe vor meiner Abreise ihren Brief beantwortet und sie beschworen, diesem unbegründeten und gefahrvollen Mißtrauen zu gebieten, ich habe ihr ferner versprochen, in der nächsten Zeit sie zu besuchen, und hoffe, daß sie damit sich beruhigen wird."

Ihr Entschluß ist gewiß der edelsten Absicht entsprungen," sagte Theodore im Tone ernsten Be­denkens,aber er könnte dennoch das Gegenteil von dem, was Sie beabsichtigen, zur Folge haben. Das

Mißtrauen Paulas ist beleidigend für den Doktor, der ja nur in ihrem Interesse die Reise unternommen hat, er darf und muß von der Verlobten volles Ver­trauen fordern!"

Gewiß, ich gebe Ihnen recht," erwiderte Fried­rich und ein Strahl der Innigkeit traf sie aus seinen blauen Augen, aber können Sie dem Herzen gebieten?"

Ich glaube, es war Schleiermacher, der damals das bezeichnende Wort aussprach; Eifersucht sei eine Leidenschaft, die mit Eifer suche was Leiden schafft"

Und dennoch schlummert diese Leidenschaft in jedem Menschenherzen, sie erwacht mit der Liebe!"

Hier aber findet die Eifersucht keinen realen Boden, Doktor Varnay ist ein Mann von Ehre, er wird sich keiner Handlung schuldig machen, die ihm zum Vorwurf gereichen könnte. Und nachdem er in der Verfolgung dieser Betrüger so weit gegangen ist, darf er nun auch nicht mehr stehen bleiben, er muß, was er begonnen hat zu Ende führen."

Muß er es?" fragte Friedrich kopfschüttelnd. Dem Wunsche meiner Braut würde ich jedes Opfer bringen, zumal wenn die Erfüllung dieses Wunsches ihren Seelenfrieden bedingt."

Darf ich Ihnen einen Rat geben?" fragte Theo­dore nach einer geraumen Weile.

Ich bitte darum," sagte Friedrich.

Lassen Sie Doktor Varnay dieses Mißtrauen Paulas nicht ahnen, es könnte ihr sein Herz entfremden, ihm Zweifel an der Innigkeit ihrer Liebe einflößen und solche Zweifel sind dazu angethan, das festeste Fundament zu erschüttern."

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