suchxngen vielfach vorgebeugt werden, wenn man dort davon abkäme, die Regierung als dW geborenen Feind deS Volkes darzustellen. (Lebhaftes Äeavo!) Gröber findet die Ausführungen deS Ministers für so bedeut­sam, daß er eine allgemeine Besprechung beantrage. Man beschließt die Debatte. Haußmann (Gera- bronn): Was die Wahlschretben anbelange, so komme es nicht darauf an, ob fie mehr oder weniger ver­fänglich abgefaßt seien, denn bis die amtliche Auf­forderung auf das Land hinaus und bis hinunter an den Büttel komme, nehme fie eine andere Gestalt an. Die geheimen Wahlschreiben erinnern an die Napoleoni- sche Präfektenwirtschaft. Wenn der Minister gesagt, die Erlasse seien ziemlich harmloser Natur, so be­streitet dies Haußmann entschieden, wobei er sich über den bei den SeptenatSwahlen auf die Wählerschaft ausgeübten Druck des weitern verbreitet und ver­schiedene Beispiele, wie die Beamten auf die Bevöl­kerung einen Druck auszuüben wissen, aus neuester Zeit z. B. dem Bezirk Göppingen mttteilt. Die vom Minister gegebenen Einschränkungen acceptiert der Redner, fie seien aber nicht einmal so klar, wie die vom Finanzminister zu dieser Frage gemachten Aeuße- rungen. Das württ. Volk zahle 20 Mill. Mark an seine Beamten und alle Oppositionsparteien seien darin einig, daß man diese Summen nicht zahle, um sich von den Beamten das Wahlrecht verkümmern zu lassen. Die Wahlen seien dazu da, der Regierung Kenntnis zu geben von dem Willen des Volkes, v. Hosacker erinnert sich der Umstände bet seinem Wahlschreiben von 1887 nicht mehr ganz genau. Wenn ihn aber ein Minister zu dem Wahlschreiben veranlaßt habe, so könne dies nur der Minister­präsident sein. (Heiterkeit.) Uebrtgens hätten die gegnerischen Parteien nicht das Privilegium der Wahlbeeinflussung und die Regierung könne dem­gegenüber nicht die Hände in den Schoß legen. Red­ner schließt mit der Aeußerung des demokr. Abg. Retter, der gesagt habe, wenn man nach der Wahl die Röcke ausklopfe, so komme aus allen Staub heraus. Haußmann (Gerabr.) bringt den Antrag ein, die Regierung wolle dahin wirken, daß die Be­amten nicht auf die von ihnen abhängigen Wähler einwirken, daß sie für oder gegen einen Kandidaten eintreten. Gröber hält die Erklärungen des Mini­sters nicht nur für hochbedeutsam, sondern auch sehr erfreulich und korrekt, v. Wolfs erinnert sodann daran, wie das Militär ungerechtfertigter Weise in der Oppofitionspreffe angegriffen werde. Frhr. v. Gemmtngen polemisiert gegen denBeobachter", der auch ihn der Wahlkorruptton infolge eines Erlasses des Konsistoriums beschuldigt habe. Die abscheuliche Behauptung, die Pfarrer hätten 1887 die Aufgabe gehabt, das Volk umzulügen, werde zweifellos ihre gerechte Strafe finden. Die Oberschulbehörde sei der Ansicht, daß sie berechtigt ist, dem agitatorischen Treiben der Lehrer entgegenzutreten. Frhr. v. Wöll- warth richtet an die Gebr. Haußmann die Frage, ob sie immer die ganze Wahrheit sagen? (Heiterkeit.) Er beweise ihnen, daß sie oft die Unwahrheit sagen, indem sie Manches verschweigen. Der Präsident be­merkt, der AusdruckUnwahrheit" sei unparlamen­tarisch. Haußmann (Bal.) verbittet sich die In­sinuation Wöllwarth's. Er erinnere seinerseits nur

Der zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Theodore schüttelte ablehnend das Haupt.

Alles, was ich verlange, ist Offenheit," sagte sie; jenes Geld ist verloren, Sie haben keine Verpflich­tung, es zu ersetzen."

Sie hatte sich erhoben, in demselben Moment war auch er von seinem Sitze emporgesprungen. Er stand neben ihr, seine Hand ruhte auf ihrem Arme.

So dürfen wir nicht scheiden," erwiderte er; ich lasse nicht von Ihnen, bis Sie mir das Jawort gegeben haben."

Sie blickte ihm furchtlos in das hochrote Antlitz, die verzehrende Glut der Leidenschaft, die aus seinen Augen loderte, erschreckte sie nicht."

Glauben Sie, mich zwingen zu können?" fragte sie kalt.Sie haben bisher die Rolle eines Ehren­mannes vortrefflich gespielt, sorgen Sie dafür, daß Sie nicht herausfallen; es könnte zu einem kläglichen Fiasko führen."

Theodore!" fuhr er auf.Was berechtigt Sie zu solcher Beleidigung?"

Ihr eigenes Benehmen, mein Herr!"

Jetzt erkenne ich Ihre Absicht, Sie wollen mir eine Falle stellen. Sie selbst spielen nur eine einstudierte Rolle, um mich zu täuschen," sagte er, und seine Hand umklammerte ihren Arm so fest, daß sie einen Schmerzensruf nicht unterdrücken konnte.Hätte ich Ihrem Verlangen nachgegeben und meine Schwester angeklagt, so wäre der Zweck dieser Rolle erreicht ge­

darau, was der Adel nicht schon alles am deutschen Volk« gesündigt habe. (Sehr gut!) Sodann verteidigt ­er den von seinem Bruder gestellten Antrag, für die Bolkspartei nimmt er in Anspruch, daß ihr ganzes Thun der Ausfluß der Vaterlandsliebe sei. v. Götz geht davon aus, daß sich der Minister klar über die Rechte und Pflichten der Beamten bei politischen Wahlen ausgesprochen habe und hält daher den Antrag Haußmann für überflüssig. Man möge darüber so lautet sein Antrag zur Tagesordnung übergehen. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen, wobei Minister v. Mittnacht noch betont, seine Ausführungen seien im Einklang mit dem Gesamtministerium, wird der Antrag Göz mit 63 gegen 12 Stimmen ange­nommen. Beratung über den Antrag Schnaidt und 17 Gen. betr. Einschränkung, resp. Ausfalls der Kaiser­manöver des XIII. Armeekorps. Schnaidt weist aufi die großen Quartierlasten in gewöhnlichen Zetten hin und die jetzige schlechte Lage der Landwirtschaft. Die Bevölkerung wäre dankbar, wenn die Kaisermanöver ausfielen. H. v. Ow: Was den Hinweis auf die Dürre anbelangt, so stünde es allerdings mit Gerste und Klee schlecht. Bei den kleineren Landwirten herrsche unstreitig ein Notstand und er möchte dem Volke das bischen Genuß durch Rauchen und Trinken nicht vergällen. Was aber die Manöversrage anbe­langt, so ist dieselbe noch verfrüht. Es könne sich in den nächsten 3 Monaten noch vieles ändern. Je­doch sollten die Uebungen möglichst in der Nähe der Garnisonen abgehalten werden, damil die Soldaten abends wieder in die Garnison zurückkehren können. Auch sollen die Manöver wegen der Ernte nicht zu frühzeitig abgehalten werden. Kälber: Die Not sei groß, wie seit Menschengedenken nicht. Frhr. v. Ellrichshausen hebt die Opferwtlligkeit und den Patrio­tismus der franz. Abg. gegenüber den deutschen Reichs- tagsabg. hervor, die die Militärvorlage ablehnten. (Gelächter.) Ellrichshausen: Wer lacht, hat kein Herz für das Vaterland! Der Kriegsminister: Was die Klagen über die Schießübungen anbelangt, so werde man dadurch Abhilfe schaffen, daß man den Ankauf eines Corpsschießplatzes beabsichtige, auf dem auch ein Barackenlager errichtet wird. Wir seien nicht in der Lage, die Manöver abzuhalten oder nicht. Der Kaiser hat das Recht, die Truppen zu besichtigen, wenn es ihm als notwendig erscheint. Natürlich nehme er dabei Rücksicht auf die Wünsche seiner Verbündeten. Der Minister bittet, den Antrag Schnaidt nicht zu ge­nehmigen und die Angelegenheit der Wachsamkeit der Regierung zu überlassen. Er erinnert noch daran, daßwir 1865dieManöveraufWunschderKammernichtabgehalten haben und genau ein Jahr darauf kam es zu den Nieder­lagen, die unsere Truppen erlitten haben. (Bewegung.) Aldinger freut sich über den Ankauf des Corps­schießplatzes. Gröber meint, Mrichshausen hätte seinen persönlichen Ausfall besser unterlassen, es habe ihm niemand dazu Anlaß gegeben. Redner weist die Bezweiflung seiner Vaterlandsliebe energisch zurück. Haußmann (Balingen): Wenn Ellrichshausen gesagt, wir hätten kein Herz fürs Vaterland, so haben wir allerdings ein anderes Herz wie er, wir haben nemlich kein blaues Blut darin (Lachen.) Nachdem noch Schnaidt u. a. gesprochen, bringen Prälat Sand­berger und v. Wolfs den Antrag ein, die Kammer

wesen; ich konnte freilich nicht ahnen, daß Sie zu solchen Mitteln griffen"

Wenn Sie nicht augenblicklich meinen Arm los­lassen, werde ich um Hilfe rufen." unterbrach sie ihn in drohendem Tone.

Das ist unnötig, meine Dame," sagte eine sonore Stimme hinter ihnen;Sie, mein Herr, werden un­verzüglich sich entfernen."

Grüner wandte sich um, ein noch junger Herr stand vor ihm; Unerschrockenheit und Entschlossenheit sprachen aus der Haltung der hohen, schlanken Gestalt.

Mit welchem Recht wollen Sie hier Befehle geben?" fragte er trotzig.

Nachdem Sie diese Dame insultiert haben, sind Sie nicht berechtigt, danach zu fragen."

Diese Antwort kann mir jeder Lump geben!" rief Grüner in maßloser Wut.Scheren Sie sich Ihrer Wege, wir sind hier auf neutralem Boden" Es wäre Thorheit, hier noch ein Wort zu verlieren," wandte der Fremde sich zu Theodore, die ihn mit sichtbarer Ueberraschung betrachtete;der Herr bezeichnet sich durch seine Worte selbst als ein unverschämter Flegel"

Dafür werden Sie mir Genugthuung geben!" fuhr Grüner den Leutnant an.

Genugthuung!" wiederholte der Fremde verächt­lich, während er sein Portefeuille aus der Tasche holte.Sollten Sie wirklich den Mut besitzen, sie zu fordern? Hier ist meine Karte; ich wohne im Kaiserhof" in Luzern und werde morgen dort zu sprechen sein."

wolle der Regierung das Vertrauen aussprechen, daß sie bei fortschreitender Bedrohung unserer Ernte den Bedürfnissen des Volkes, was Ort, Zeit und Umfang der Manöver anbelangt, mit Wohlwollen Rechnung tragen wird. Dieser Antrag wird mit 39 gegen 35 Stimmen angenommen. Damit ist der Antrag Schnaidt abgelehnt.

Laudesuachrichte«.

* Altensteig, 5. Juni. Gestern nachmittag ent­wickelte hier auch der demokratische Reichstagskandtdat,

Hr. Privatier Cleß aus Stuttgart sein Programm im Gasthof zumgrünen Baum." Die Versammlung war von etwa 150 Wählern von hier und einigen benachbarten Orten besucht. Einleitend betonte Red­ner, es fehle im VII. Wahlkreis ein geeigneter demo­kratischer Kandidat, weil eben die Ausübung des Reichstagsmandats große Opfer an Zeit und Geld erheische. Er sei von Jugend auf seiner demokratischen Ueberzeugung gefolgt, und deswegen habe er die Kandidatur, welche ihm angetragen worden sei, an­genommen. Diesmal sei die Parole ob für oder gegen die Militärvorlage; seinen ablehnenden Stand­punkt gegenüber der Regierungsforderung begründete er dann durch Ziehung einer Parallele zwischen den deutschen und französischen Streitkräften, und die Zahlen, die er ansührte, bewiesen allerdings, daß Deutschland an numerischer Stärke keinesfalls Frank­reich nachsteht. Noch im letzten Jahre habe Caprivi ;

selbst geäußert, daß die deutsche Armee allen anderen !

über sei. Die enorm wachsenden Retchsschulden gäben !

den Anlaß zu ernsten Bedenken, denn in kurzer Zeit >

seien dieselben von einigen Hundert auf nahezu zweitau­send Millionen gestiegen, welche verzinst sein wollen. Schon jetzt betrage das Heeresbudget jährlich an lau­fenden Ausgaben 662 Millionen, worunter allein 66 Millionen seien, die für Offizierspenstonen ausgegeben würden. Durch die Hüne'sche Vorlage würde eine weitere laufende Ausgabe von 55 Millionen und eine einmalige von 64 Mill. für Barackenbauten rc. er- l forderlich, während wenn Kasernen gebaut werden / sollten, 106 Mill. nötig würden. Die 2jährige Dienstzeit wolle ja die Volkspartei auch, nur wolle sie eben nur so viele Mann bewilligen als der Aus­fall des dritten Jahrgangs der Zahl nach beträgt, nemlich 25000 Mann. Kein bis jetzt vorliegendes Steuer­projekt würde die neuen Kosten decken, also müßten sie durch erhöhteMatrtkularbeiträge,». daher eine allgemeine Steuererhöhung aufgebracht werden. Er sei für eine Börsensteuer, noch lieber für eine progressive Einkommens­steuer. Wohl habe bei der letzten Wahl die deutsche i und konservative Partei letztere Steuer auch gewünscht, aber im Reichstag seien diese Parteien dann gegen die Bewilligung der progressiven Einkommenssteuer ge­wesen, deren Einführung nebenbei gesagt eine Ab­änderung der Verfassung bedinge. Dann führte Redner einige Programmpunkte an. Vor allem müß­ten Ersparnisse erzielt werden, vornehmlich an den Osfizierspensionen. Wegen Kleinigkeiten würden Offi­ziere pensioniert, die noch ganz gut ihren Dienst ver­sehen könnten. Redner führte hiefür Beispiele an. Auch an den luxuriösen Uniformen könnte viel gespart werden. Kandidat ist sodann für gesetzliche Entschädig­ung unschuldig Verurteilter, Ermäßigung der Pcozeß-

Er wandte ihm den Rücken zu und bot der jungen Dame den Arm. ,

Friedrich Hagen, Premierleutenant", las Grüner so laut, daß Theodore jedes Worc verstehen konnte. ^

Wir werden uns Wiedersehen, Herr Leutnant, den Ruhm, der Ritter dieser Dame zu sein, gönne ich Ihnen gern."

Dem Bruder Paulas stieg das Blut heiß in die Stirn, es war ihm nicht möglich, diese grobe Be­leidigung mit Schweigen zu übergehen.

Nun noch ein Wort und ich züchtige Sie, wie ein Bube cs verdient," sagte er, ihm einen flammenden Blick zuschleudernd.Liegt Ihnen auch an der Selbstachtung nichts, so sollten Sie doch Rück­sicht auf die Dame nehmen!"

Welche Ueberraschung!" nahm Theodore das Wort, als sie jetzt dem Ausgange des Parkes zu- schrttten.Ich erkannte Sie gleich, aber ich meinte, es müsse eine Täuschung sein, hatte ich doch keine Ahnung davon, daß auch Sie sich in der Schweiz be­fanden."

Und da ich wußte, daß ich Sie hier oben finden würde, so war das Zusammentreffen nicht so zufällig, wie es den Anschein hat," erwiderte Friedrich lächelnd.

Sie wußten das? Wer hat es Ihnen gesagt?"

Ich erfuhr es imWaldstädter Hof" in Brunnen- Sie hatten dort hinterlassen, daß Sie zum Axenstei« hinaufgefahren waren. Hier oben im Garten fand ich Ihren Herrn Vater, er teilte mir Ihre Pläne so kurz wie möglich mit und ich beschloß daraufhin, Sie im Park aufzusuchen, eine dunkle Ahnung sagte