Vertrauensvotum ein möglichst glänzendes werde. Heute Sonntag hält Herr v. Gültlingen wettere Borträge in Ebhausen und Nagold.

* Altensteig, 29. Mai. ImWaldhorn" hielt gestern abend der Schwarzwaldverein, Bezirksverein Mensteig, seine jährliche Hauptversammlung. Der hiebet vorgetragene Rechenschaftsbericht war kein un­günstiger, weshalb jetzt verschiedene schon länger be­stehende Projekte zur Ausführung kommen können. Vor allem wird in den nächsten Wochen der Ausfichts­turm auf dem Kaps bei Egenhausen erbaut werden (zu demselben leistet die Gemeinde Egenhausen einen Beitrag von 50 Mk. und überläßt den Grund «n- entgeldlich und auch der Hauptverein leistet den an­sehnlichen Beitrag von 400 Mk.) Am Bahnhof oder in dessen Nähe wird eine Touristentafel angebracht werden, auf welcher die Entfernungen nach fast allen nah oder seiner gelegenen Orten der Umgebung ver­zeichnet werden sollen. Von der Wendeplatte auf der Straße nach Spielberg wird ein direkter Pfad zum Hirschgraben erstellt werden (und da aber daselbst die Stadt einen Holzabfuhrweg erstellen will, soll event. dieselbe einen angemessenen Beitrag erhalten), ferner wird der Brunnen beim Hochgericht gefaßt und die Waldwege von Bedeutung in unserer Um­gebung mit Wegweisern versehen werden. Neu fertig­gestellt wurde vor 14 Tagen ein Pfad von der oberen Stadt zum Aussichtspunkt Hessenteich. Am 29. Juni (Peter-und Paul-Feiertag) wird hier die Haupt- Versammlung des Württ. Schwarzwald- Vereins abgehalten werden. Es rüstet sich der hies. Zweigverein jetzt schon, diese Veranstal­tung würdig zu begehen und namentlich den zahl­reich in Aussicht stehenden Gästen beste Gastfreund­schaft zu teil werden zu lassen. Wenn erst das Pro­gramm endgültig festgestellt sein wird, werden wir über das in Aussicht stehende Fest weiteren Bericht folgen lassen.

* Altensteig, 29. Mai. Letzte Woche glitt auf dem Trottoir der im letzten Jahr neuerstellten Kaufhausbrücke ein 2jähriges Kind, das sich in Be­gleitung seiner Mutter befand, aus, kollerte unter dem Geländer durch und fiel in die Nagold, zum Glück ohne eine erhebliche Verletzung davonzutragen. Das Geländer besteht nur aus wagrechten Eisen-Stäben, die an senkrechten Pfosten befestigt sind und eS ist vom Boden zum untersten Stab ein lichter Raum von ca. 25 vm. Der Fall zeigt, daß bei dieser Art von Ge­ländern leicht ein Unglück Vorkommen kann und es wäre wohl angezetgt, daß bei einer so frequenten inmitten der Stadt sich befindlichen Brücke ein mehr Schutz bietendes Geländer angebracht würde.

* Altensteig, 29. Mai. Am Samstag vor­mittag gegen 11 Uhr brach in dem Wohnhaus mit angebanter Scheuer des Friedrich Klenk, Bauers in Neuweiler ein Brand aus, der das große Ge­bäude binnen swenigen Stunden total in Asche legte. Der Orts-Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Das Feuer griff so rasch um sich, daß kaum noch das Vieh gerettet werden konnte. Das gesamte Mobiliar ist verbrannt, darunter ca. 70 Ztr. Heu und Oehmd, 200 Stmri Roggen und Haber. Der Abgebrannte ist versichert aber ungenügend. Das Feuer entstand im Streuschopf, und ist scheints wie

in dem nachstehend vermerkten Rordorfer Brandfall durch Selbstentzündung der Streue entstanden. Die Streue wurde in den letzten Tagen teilweise in feuchtem Zustand eingebracht, was die Selbstentzündung be­günstigte, weshalb bet der Einlagerung eine große Vor­sicht angezetgt erscheint.

* In den letzten Tagen trugen sich 2 bedauerliche Unfälle zu. Dem Knecht des Hrn. Oekonomen Hummel von Schernbach scheuten auf der neuen Garrwetler Straße die Pferde, er konnte nicht rechtzeitig genug ausweichen und der geladene Rindenwagen ging über ihn hinweg. Der Knecht erlitt einen doppelten Bein­bruch. Ein Bauer von Enzthal wollte in einem Gaststalle in Simmersfeld ein Stück Vieh ein­stellen. In dem Stalle war schon zuvor eine Kuh eingestellt worden, welche sich aber vom Stricke los- gerissen hatte. Als nun ein Simmersfelder Bürger dem Bauer behilflich sein wollte und die Stallthüre öffnete, sprang die Kuh auf den Mann los und stürzte ihn zu Boden, wobei er einen Tritt auf den Hals bekam und nicht ungefährlich verletzt wurde.

-n. Ebha »sen, 29. Mai. Der auf den gestrigen Nachmittag von dem bisherigen Reichstagsabgeordneten unseres Wahlkreises, H. Freiherr W. v. Gültlingen angekündigte Vortrag war trotz der plötzlichen Ab­berufung der hiesigen Feuerwehr zur Bekämpfung des in unserem Nachbarort Rohrdorf ausgebrochenen Brandes sehr zahlreich auch von auswärtigen Wählern besucht. Daß die Anwesenden von dem gediegenen, beinahe zwei Stunden dauernden Vortrag befriedigt, nament­lich aber mit der Begründung der Mtlitärvorlage ein­verstanden waren, bewies der allseitige Beifall, der dem Redner am Schluß derselben entgegengebracht wurde.

t. Rohrdorf, 28. Mai. Die Wollspinnerei des I. A. Weber ist heute mittag ein Raub der Flam­men geworden. Das Feuer entstand durch Waldstreu, die sich selbst entzündete. Dank der umsichtigen Thätigkeit der Feuerwehren von hier und Ebhausen konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden.

* Freudenstadt, 27. Mai Unsere Kirchhei- zungsfrage ist nun wieder um einen Schritt vorgerückt, indem auf Gesuch des evang. Kirchengemeinderats vom k. Finanzministerium im Fall der Einführung der Heizung durch Niederdruck ein Staatsbettrag von 1500 Mk. in Aussicht gestellt wurde, so daß jetzt der Einführung derselben näher getreten werden kann.

* Cannstatt, 24. Mai. Wie traurig manche Leute trotz günstiger Verhältnisse ihr Leben verfehlen, zeigt ein jüngst in Cannstatt vorgekommener Selbst­mord. Vor wenigen Jahren halte ein Kaufmann in Stuttgart ein junges, hübsches, wohlerzogenes und in einem Stuttgarter Institut ausgeb ildetes Mädchen geheiratet, die als Waise neben einer reichlichen Aussteuer ein Baarvermögen von 20000 Mk. in die Ehe brachte. Der Gatte etablierte ein Geschäft in bester Lage, kam aber immer mehr zurück, die Fa­milie (zwei Kinder) zog nach Cannstatt und der Kaufmann wurde Reisender. Dieser Tage ging das Vermögen vollends ganz zu Ende und die Frau mußte obendrein von ihrem Gatten noch den Vorwurf hören, daß auf ihrem Gelbe kein Segen gewesen. Als sie sich gegen die darin liegende Verunglimpfung des An­denkens ihrer Eltern verwahrte, die ihr Vermögen

mit Mühen und Ehren erworben hätten, zog der Gatte einen Revolver hervor und schoß sich tot. Durch den Schrecken verfiel die in anderen Umständen befindliche Frau in eine schwere Krankheit; wenn sie aufkommt, ist sie mit ihren zwei Kindern der bitter­sten Armut verfallen.

* Berlin, 26. Mai. Achthundert hervorragende Oldenburger Bürger brachten gestern dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh eine Ovation dar. Der Fürst beantwortete die Ansprachen, ohne diesmal die Tagespolitik zu berühren. Dieser Umstand erregt Aufsehen uud wird mit den Versöhuungsgerüchten in Verbindung gebracht.

* Berlin, 26. Mat. DasTageblatt" meldet aus London: Newyorker Meldungen besagen, der Kongreß würde im Juli einberufen, um über die Ab­schaffung der Mac Kinley Bill zu beschließen.

* Wie verschiedene Blätter berichten, trägt sich die

Reichsregierung mit dem Gedanken, zur Deckung der Kosten der Mllitärvorlage eine Luxus- und Wehr- i steuervorlage einzubringen. ^

* Ahlwardt ist als Berliner Gemeindeschul-

Rektor durch Disziplinarerkenntnis vom Freitag aus i

seinem städtischen Schulamte entlassen worden auf l

Grund der vorausgegangenen Diszipltnaruntersuchung.

* Vielfach besteht Unklarheit und begegnet man da und dort manchem Zweifel wie vielmal auf Be­schluß des Bundesrats unter Zustimmung des Kaisers der Reichstag aufgelöst werden kann. Da die Ver­fassung die Zahl der Auflösungen nicht beschränkt, so kann also die Auflösung so oft wiederholt werden, wie es die Mehrheit des Bundesrats mit dem Kaiser will. Angenommen, der nächste Reichstag lehnte die Militärvorlage ab, so könnte sofort Auflösung erfolgen und das könnte sich im Herbst und Winter noch ein- oder zweimal ereignen. Den dann gewählten Reichs­tag würde der Bundesrat aber nicht eher auflösen können, als bis der Retchsh aushalt sür 1894/95 fest­gestellt und genehmigt ist, denn nach Art. 69 der Ver­fassung müssen alle Einnahmen und Ausgaben deS Reichs für jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichs­haushaltetat gebracht werden, der vor Beginn des > Etatsjahres durch Gesetz festgestellt sein muß; eine budgetlose Verwaltung wäre verfassungswidrig und eine Maßregel, die diesen Zustand herbeiführen müßte, würde den Charakter eines Verfassungsbruches tragen.

Ist der Etat gesetzlich zustande gekommen, so Hai der Bundesrat wieder freie Hand in der Auflösungsfrage.

* Das B. Tagebl. erhält eine Nachricht von seinem / ostafrikanischen Korrespondenten, wonach der Häupt- ' ling Masamboni dem Befehlshaber des Forts am i Albert-Nyanza, Rehan Aga, mitgeteilt habe, daß ^ keinerlei Nachricht über die Ermordung Emins vor­liege. Jedenfalls sei Emin amJturt, wo er ermor­det worden sein sollte, nicht ermordet worden, sondern

in der Richtung nach dem Kongo, vermutlich nach den Stanley.Fällen, abmarschiert.

* Durch den Absturz eines Seiltänzers ist am ersten Feiertag in Spandau ein schweres Unglück herbei­geführt worden. Zu einerSpezialitäten-Vorstellung" derNeuen Welt", des größten Vergnügungslokals der Stadt Spandau, halten sich des Nachmittags über 4000 Zuschauer etngefanden. Uebec den Garten htn-

Aer zweite Wann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Und ich hatte mit Sicherheit! darauf gerechnet, daß Sie heute abend mein Gast sein würden," sagte Eli­sabeth vorwurfsvoll.

Zwänge mich nicht die Pflicht, diese freundliche Einladung abzulehnen, so würde mich nichts abhalten können, sie mit dem herzlichsten Dank anzunehmen."

Sie werden die Arbeit rasch beendet haben; darf ich Sie nach derselben erwarten?"

Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich es Ihnen versprechen könnte!"

Machen Sie es möglich!" bat die junge Frau.

Sie können den Schluß ja morgen früh hinzu­fügen. Mein Bruder wird wohl sehr spät heimkommen, wenn er nicht überhaupt in Bmnnen bleibt; wünschen Sie seine Gesellschaft nicht, so kann er in seinem Zimmer speisen."

Gustav Varnay zog langsam seine Handschuhe an; sie sah das ironische Lächeln nicht, das flüchtig seine Lippen umzuckte.

Ich werde sehen, ob ich es ermöglichen kann," sagte er,aber versprechen kann ich nichts."

Er nahm mit einem Handdruck Abschied von ihr uud atmete auf, als er das Haus verlassen hatte.

Griesheim war geflüchtet, weil er die Folgen des falschen Spiels fürchtete, und Elisabeth wollte sich den Anschein geben, als wisse sie nichts davon.

Sie wußte sehr genau, wo ihr Gatte weilte; sie wußte auch, welchen Zweck die Reise ihres Bruders nach Brunnen hatte.

Gustav hatte trotz seines scheinbaren Gleichmuts sie scharf beobachtet; ihre Erregung, die sie vergeblich zu verbergen suchte, bewies ihm, daß auch die falsche Verdächtigung und Verhaftung des Agenten ihr nicht unbekannt gewesen war.

Und lag da nicht in der Bitte, den heutigen Abend mit ihr allein zu verbringen, die Absicht ihn wieder in ihre Netze zu locken?

Sie kannte die Macht ihrer Schönheit; sie mochte glauben, daß der Mann, der sie einst geliebt hatte, dieser Macht auf die Dauer nicht widerstehen könne, und auch diese Absicht war nur eine Komödie, der unlautere Zwecke zu Grunde lagen. Und eben des­halb, weil sie nur an ihre eigenen unlauteren Absich­ten dachte, war es ihm so leicht geworden, sie zu täuschen.

Gelang es Grüner, Hallstädt zu beschwichtigen, dann kehrte Griesheim ohne Zweifel nach einigen Tagen zurück, im anderen Falle mußte man befürchten, daß er verschwunden blieb und seine Helfershelfer ihm nachfolgten.

Der Vater Theodores mußte dieses Opfer bringen, er konnte die Anzeige ja später nach der Verhaftung dieser Verbrechergesellschaft immer noch machen.

Der Advokat wanderte über die alte historisch merkwürdige Kapellbrücke, um auf der Post nachzu­fragen, ob Briefe für ihn angekommen seien.

Ungefähr auf der Mitte der Brücke standen einige Polizeibeamte, die mehrere Kähne auf dem Seeaus­fluß zu überwachen schienen.

In den Kähnen standen Schiffer, die mit langen Stangen das Wasser durchsuchten und dabei im Zick­zack von Ufer zu Ufer fuhren. Die Vorübergehenden blieben stehen, auch Gustav konnte der erwachenden ^ Neugier nicht gebieten.

Einer der Beamten berichtete, was hier vorging.

Ein Schiffer hatte an diesem Morgen der Polizei­behörde die Anzeige gemacht, er habe in der vorigen Nacht in der Nähe der Kapellbrücke einen Hilfems gehört und müsse hieraus annehmen, daß ein Mensch verunglückt sei. Er habe zwar das Seinige gethan, um dem Bedrängten zu Hilfe zu kommen, aber in der stockdunklen Nacht seien seine Bemühungen resultatlos geblieben, die Polizei möge nun die nötigen Nach­forschungen anstellen.

Von dem Verunglückten war nun bis jetzt noch i keine Spur gefunden worden, aber die Nachforschungen > sollten fortgesetzt werden, bis die Dunkelheit ihnen ein Ende machte.

Gustav interessierte sich für die Sache nicht, er , nahm die unterbrochene Wanderung wieder auf und fand auf der Post außer einigen Geschäftsbriefen auch einen Brief Paulas, dessen Inhalt ihn sehr unan­genehm berührte.

Machte Paula ihm auch keine direkten Vorwürfe wegen seiner Reise, so las er doch zwischen den Zeilen, daß sie ihm zürnte und daß ihr Mißtrauen noch immer nicht geschwunden war.