weg war etwa 100 Fuß hoch ein Seil gespannt und darunter ein Schutznetz. Als die Seiltänzer mitten auf dem Seil waren, stürzte — so schreibt man der „Tgl. Rdsch." — der Eine, welcher mit einem Stuhl „arbeitete", herab; der Stuhl fiel in das Netz, der Künstler außerhalb desselben direkt zwischen das Puplikum. Er traf mit dem Kopf ein elfjähriges Mädchen das, von seinem Sitz fiel und sofort tot war. Es hatte einen Bruch des Genickes, sowie des Schlüsselbeins davongetragen. Der Seiltänzer hatte sich eine Schädelverletzung und einen Armbruch zugezogen. Im Puplikum war bei dem Absturz furchtbares Entsetzen entstanden. Von der Staatsanwaltschaft ist die Untersuchung eingeleitet, ob die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren.
* Münster i. W., 25. Mai. Eine Versammlung von 350 Delegierten des Zentrums lehnte den Antrag des Frhrn. v. Schorlemer-Alst, vier Berufskandidaten für Westfalen aufzustellen, ab. Frhr. v. Schorlemer-Alst und die Landwirte verließen darauf die Versammlung.
* Der vom Frhrn. v. Schorlemer-Alst und 150 westfälischen Landwirten Unterzeichnete Wahlaufruf geht von dem schweren Druck aus, der auf der heimatlichen Landwirtschaft laste. Der aufgelöste Reichstag habe, insbesondere durch die Handelsverträge, den berechtigten Wünschen und Interessen der Landwirtschaft nicht genügend Rechnung getragen; namentlich habe den westfälichen Landwirten in demselben eine nach Zahl und Wirksamkeit genügende Vertretung gefehlt. Im übrigen stellt sich der Aufruf im Gegensatz zur Zentrumspartei den Mehrforderungen für Militärzwecke freundlich gegenüber.
* Straßburg, 24. Mai. Der Gemeinderat unserer Stadt hat in letzter Sitzung die Ausführung eines seit langen Jahren geplanten, in gesundheitlicher Beziehung hochwichtigen Unternehmens, die Entwässerung unseres Stadtgebietes, beschlossen. Die neue Anlage wird einen Kostenaufwand von 7 Mill. Mk. erfordern und nach dem System der Tiefkanalisation mit Abschwemmung aller flüssigen Abgangsstoffe einschließlich der Fäkalien durchgeführt werden.
Ausländisches.
* Im ungarischen Abgeordnetenhause brachte dieser Tage der Kultusminister Graf Csaky unter lebhaften Ovationen des ganzen Hauses den Gesetzentwurf über freie Religionsübung ein. Die Hauptbesttmmungen sind: jede Religion darf frei bekannt und geübt werden innerhalb der durch die Sittengesetze gezogenen Schranken. Zu religiösen Handlungen darf niemand gezwungen werden. Die Beschränkung in der Amtsbefähigung durch die Religion wird abgeschafft. Kirchliche Strafen dürfen wegen Befolgung gesetzlicher Bestimmungen nicht verhängt werden. Jede Konfession kann durch Einreichung detaillierter Vorschriften um gesetzliche Reztpierung etnkommen, worauf sie mit andern Religionen gleichberechtigt wird.
* Paris, 27. Mat. Die Anklagekammer verwies drei Armeelieferanten, den Verwaltungsofstzier Mayer und 14 weitere Mitschuldige vor die Geschworenen wegen Fabrikation und Verwendung von falschen Stempeln bei Lieferung schlechten Tuches für die
Er kannte den Grund dieses Mißtrauens, er wußte, daß Elisabeth die böse Saat in das Herz seiner Verlobten gesäet hatte, und es beunruhigte ihn ernstlich, daß diese Saat schon so fest und tief ihre Wurzeln schlug.
Was sie schon vor seiner Abreise verlangt hatte, das forderte sie jetzt noch einmal von ihm — sofortige Rückkehr und volle Verztchtleistung auf die Verfolgung Elisabeths.
Er konnte ihr diesen Wunsch nicht gewähren, sie wußte ja auch nicht, wie ldie Dinge sich inzwischen gestaltet hatten; unter den obwaltenden Verhältnissen durfte er auf die Verfolgung jetzt nicht mehr verzichten.
Und wenn Paula das jetzt auch nicht einsehen wollte, später mußte sie doch erkennen, daß er in dieser Angelegenheit nur ihr eigenes Interesse gewahrt hatte und daß ihr Mißtrauen grundlos gewesen war.
Der Brief hatte ihn verstimmt, er begriff dieses Mißtrauen nicht, das sich doch nur auf verleumderische Lügen stützen konnte. Paula mußte ihm doch größeren Glauben schenken als jenen Lügen, denen unlautere Absichten zu Grunde lagen.
9.
Obgleich Hallstädt überzeugt war, daß Grüner sich bei allen Betrügereien seines Schwagers beteiligt hatte und auch jetzt noch beteiligte, empfing er den ihm unangenehmen Gast dennoch mit freundlicher Höflichkeit.
Er hatte das seiner Tochter versprochen. Theo-
Armee. Skandalöse Enthüllungen während der Verhandlungen werden angekündtgt.
* Moskau, 27. Mai. Gestern vormittag fand die Grundsteinlegung des Denkmals Alexanders II. im Kreml in Gegenwart des Zarenpaares, der übrigen Mitglieder des Zarenhauses, vieler Würdenträger und eines zahlreichen Publikums statt.
* Im Laufe dieses Jahres soll König Alexander von Serbien gekrönt werden. Die Krönungs- kleinode sollen vom Lande als Huldigungsgeschenke dargebracht werden.
* Aus New York 25. Mai. wird gemeldet: Gestern abend brachte eine Räuberbande einen Schnellzug der Missouri-Pacific-Etsenbahn (30 Meilen westlich von St. Louis) zum Stillstände. Nachdem die Räuber den Expreßwagen mit Dynamit gesprengt hatten zwangen sie den Beamten, den Geldschrank zu öffnen und ihnen das darin befindliche Geld, ungefähr 4000 Doll., einzuhändigen. Der Gouverneur und der Schatzkanzler des Staates Missouri befanden sich in dem Zuge.
* Chicago, 24. Mai. Sechzehn fremde Re- gierungskommissäre, darunter die von Deutschland, England, Frankreich, der Schweiz, Oesterreich und Italien protestieren gegen das geplante System der Pretsverteilung und verzichten auf Preise für ihre Staatsangehörigen, wenn nicht eine internattonale Jury eingesetzt wird.
* Chicago, 25. Mai. Die Geheimpolizei der Ausstellung entdeckte am Sonntag einen Anschlag zum Diebstahl von Uhren und Geschmeide aus der schweizerischen Abteilung. Die Diebe hatten daselbst versucht, den Fußboden zu durchbrechen. Wäre dies gelungen, so hätten sie Pretiosen im Wert von einer Viertelmillion Dollars stehlen können. Verhaftungen sind nicht erfolgt.
* DaS kanadische Parlament ist entschlossen, dem nächtlichen Herumschwärmen des jungen Volkes in den Straßen ein Ende zu machen. Es hat ein Gesetz angenommen, daß ia jeder Stadt und in jedem Dorfe um 9 Uhr abends die Glocke geläutet werden soll und allen Personen, die unter 17 Jahre alt, hernach ohne Erlaubnis ihrer Eltern oder Vormünder auf den Straßen aufgefangen werden, wird eine Geld- oder Gefängnisstrafe auferlegt. Diese Maßregel wird in Canada mit allgemeiner Befriedigung ausgenommen.
Haus- und Landwirtschaftliches.
* (Den Landwirten zur Beachtung! Diebedeutenden Kartoffelvorräte sin den jetzt bei der Fütterung des Rindviehes Verwendung. Die langen Keime enthalten aber einen giftigen Stoff, das Solautn, weches lähmend auf die Centralteile der Bewegung, also auch auf Gehirn und Rückenmark wirkt. Man sollte deshalb vorsichtig sein und die Arbeit des Abkeimens nicht scheuen. Beizdem mit rohen oder gekochten gekeimten Kartoffeln gefütterten Vieh zeigen sich eigentümliche Krankheitserscheinungen. Zunächst verlieren die Tiere die Freßlust, stehen mit ntederhängendem Kopf und steifen ausgespreizten Beinen wie erstarrt; die Augen stieren leblos ins Leere, die Bindehaut ist stark infisziert; der Puls geht schnell. Treten sie ins Freie, so werden sie fast lahm. Die Kartoffelfütteruug muß dann eingestellt werden und man muß den Tieren innerlich reizende Mittel geben.
dore glaubte heute ihr Ziel zu erreichen, waren doch schon gestern von seiten Gruners Aeußerungen laut geworden, die sie in dieser Hoffnung nur bestärken konnten.
Und nachdem sein Schwager als Betrüger entlarvt war, konnte es Grüner nicht schwer fallen, ihn und die Schwester zu opfern, wenn dieses Opfer ihm an der Seite einer reichen Gattin eine glänzende Zukunft sicherte. Darauf baute Theodore ihre Hoffnungen, und Hallstädt war, wenn auch mit innerem Widerstreben aus ihren Plan eingegangen, dessen Gelingen die Gaunerbande dem Richter überliefern mußte. Und erfüllten die Hoffnungen Theodores sich nicht, so blieb ihm ja immer noch übrig, die gefälschten Karten der Behörde zu überliefern und die Bestrafung des Betrügers zu beantragen.
Mit einer Unbefangenheit, die unter den obwaltenden Umständen überraschen mußte, hatte Grüner Vater und Tochter begrüßt und auf dem ihm angebotenen Stuhl Platz genommen.
„Ich kann's mit Worten nicht ausdrücken, wie sehr ich den gestrigen Vorfall bedauere," sagte er io einem so aufrichtigen Tone, daß man fast zu der Annahme gezwungen wurde, er sei völlig unbeteiligt an dem Verbrechen seines Schwagers; „ich bin mir auch jetzt noch nicht ganz klar über denselben, aber die Möglichkeit, daß Sie betrogen worden sind, will ich nicht ausschließcn."
„Die Möglichkeit?" erwiderte Hallstädt scharf. „Ich habe die überzeugende Gewißheit!"
„Und darf ich fragen —"
Handel und Verkehr.
* Horb, 24. Mai. Der gestrige htes. Pftngst- Viehmarkt war, wie bei dem großen Futtermangel und der dadurch herbeigeführten fühlbaren Verringerung des Vtehstandes nicht anders zu erwarten, sehr schwach befahren; zugeführt waren 43 Ochsen, 99 Kühe und 149 St. Schmalvieh, wovon bloß Vz zum Verkauf kam,;«ud zwar um durchschnittlich 600 Mk. für 1 Paar Ochsen, 200 Mk. für 1 Kuh und 190 Mk. für 1 Stück Schmalvteh.
* Großbottwar,23.Mai. DasRindenschälerr ist bei bester Witterung beendet und ergab vorzügliche Qualität. Das ganze Quantum (390 Zentner) wurde von hiesigen Gerbern erworben und wurde für Glanz- rinde 4 Mk. 45 Pf. pro Ztr, Raitelrinde 3 Mk. erlöst.
* Der „Reichs-Anzeiger" weist im Gegensatz gegen die in der Presse geäußerten Anschauungen darauf hin, daß die österreichischen Vereinsthaler und Vereinsdoppelthaler nach wie vor ein gesetzliches Zahlungsmittel sind.
Vermischtes.
* (Eine Millionen-Erbsch aft.) Vor einiger Zeit starb in England ein gewisser Friedrich Georg Köhler mit Hinterlassung eines Vermögens von 200 Millionen Gulden. Direkte Erben waren nicht da und bald erhoben verschiedene verwandte Linien und zwar hauptsächlich aus Oesterreich-Ungarn und Hessen Anspruch auf das kolossale Vermögen. Lange Zeit schwebten die behördlichen Untersuchungen. Jetzt endlich wird auf Grund der vom ungarischen Ministerium des Aeußern in England beschafften Daten mitgeteilt, daß die Erbschaft den aus dem Großher- zogtum Hessen mit ihren Erbansprüchen hervorgetretenen Personen zugesprochen wurde, nachdem als erwiesen angenommen werden mußte, daß der Erblasser aus Hefsen-Darmstadt stammte.
* Eine Riesenforelle. Aus Millstadt tu Kärnten wird gemeldet: Auf dem hiesigen Besitz des Wiener Apothekers Mittelbach wurde eine Forelle gefangen, welche zwanzig Kilo schwer ist und 116 vm mißt. (Wir sind der Ansicht, daß diese Forelle eine „Ente" ist, obwohl selbst die saftigsten dieser Geschöpfe nie so schwer zu sein pflegen.)
* (Rücksichtsvoll.) Fra«: „Jetztkommst Du erst nach Haus! Es ist gerade 3 Uhr." — Mann: „Liebes Herz, ich Hab Dich im ersten Schlaf nichr siören wollen."
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.
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„Die Karten sind gezeichnet, ich habe sie untersucht und die Zeichen bald entdeckt."
„Ich kann und darf es leider nicht bestreiten," antwortete Grüner mit bedauerndem Achselzucken; „mein Schwager wird diese Kunstgriffe drüben in Amerika gelernt haben, sie mögen dort erlaubt sein —"
„Im Gegenteil, mein Herr, wen man drüben beim falsche» Spiel ertappt, den hängt man ohne weiteres auf. Dem Herrn mag drüben der Boden unter den Füßen zu heiß geworden sein, jetzt versucht er hier seine Kunstgriffe, wie Sie es zu nennen belieben, aber bei mir ist er an den Unrechten gekommen! Wenn er auch durch narkotische Mittel mich zu betäuben versuchte, tu meinem Kopfe blieb es doch noch klar genug —"
„Die zweite Behauptung befremdet mich wett mehr wie die erste," unterbrach Grüner ihn. „Sie glauben durch die Zigarre betäubt worden zu sein —"
„Ich behaupte das mit voller Sicherheit!"
„Nun, es kann ja sein, ich vermag darüber nicht zu urteilen, denn es ist das erste Mal, daß ich meinen Schwager auf diesem Wege ertappe. Meiner Schwester war diese Entdeckung furchtbar, zwischen ihr und dem Gatten ist es gleich nach Ihrer Entfernung zu einem heftigen Wortwechsel gekommen; die Folge war, daß Griesheim mit dem nächsten Zug abreiste."
„Um sich der Bestrafung zu entziehen!"
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rüffels in Rr. 61:
Dante — Tante — Kante — Zante.