Erscheint Dienstag Donners­tag und Samstag.

Bestellpreis! pr. Quartal! im Bezirk Nagold 90^, außerhalb ' 1 .

AMblatt für

MligmeinesLnzeize-

SN

^ttenSteig.^ladl.

^ndAntertjattMLsblLttZ

vbarsn ^/rrgvlä.

Einrück- ungspreis s f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal.

! Einrückung 8^, bei mehrmol. je 6

auswärts je 8 ^ die j 1spalt.Zeile

-Or

Wr. 62.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Postämtern und Postboten.

Dienstag den 30. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches.

WM7" Zur Linderung des herrschenden Futtermangels ist seitens des K. Ministeriums des Innern und der K. Forstdirektion die An­ordnung ergangen, daß den Wünschen der landwirtsch. Bevölkerung, betr. die Abgabe von Gras und je nach Umständen auch von Futterlaub (am besten eignen sich dazu die Esche, Sohle, Hage­buche, Hasel und Eiche), ferner um Anweisung von Waldstreu in weitgehendster Weis« entgegengekommen werde, soweit solche Abgaben geschehen können, ohne den notwendigen Rücksichten auf die Schonung des Waldes zu nahe zu treten. Zu diesem Zweck sind an die ärmeren Revier- bezw. Gemeinde-Jnsaßen Erlaubnis­scheine zur Gewinnung von Gras in genau bestimmten össnungs- fähigen Beständen um einen Preis abzugeben, welcher Heuer den Betrag von 1 Mk. nicht übersteigen soll. Dagegen ist das Gras auf Wegen, Richtflätten oder sonstigen der Holzzucht entzogenen Flächen öffentlich zu verkaufen, wobei 'übrigens einer unbilligen Preissteigerung dadurch vorgebeugt werden kann, daß die Flächen­lose nach Gemeinden verteilt und die Verkäufe je nur in den betr. Gemeinden bekannt gemacht werden.

Dem Bahnmeister Schopf in Dornstetten wurde die nachge- suchte Entlassung ans dem Eiscnbahndienst gewährt.

Nachdem auf den 15. Juni ds. Js. die Reichstagswahl ange­ordnet worden ist, haben die festgestellten Reisepläne der K. Ober­ersatzkommissionen ein« teilweise Aenderung erfahren. Es findet nun die Aushebung statt: in Nagold am 20. Juni, in Freudenstadt am 24. Juni und in Calw am 3. Juli.

lieber tragen wurde die zweite Schulstelle in Ebhausen, dem Unterlehrer Arnold in Nagold.

Auszug aus der Geschworenenlistedes Schwurgerichts Tübingen pro II. Quartal 1893. Karl Bozenhardt jun., Rotgerber, in Calw, Ehr. Claß, Glaser in Gechingen, OA. Calw, Lorenz Ehnis, Ge­meinderat in Sommenhardt, OA. Calw, Fr. Schittenhelm, Kfm. in Haiterbach, Ehr. Schneider jun., Bauer in Gechingen, Karl Schöninger, Holzhändler in (Calmbach und Gottlieb Wurster, Stiftungspfleger in Berneck.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 23. Mai. (44. Sitzung.) (Schluß.) Art. 2 lautet: Für bauliche Anlagen zur Entlastung des Bahnhofs Stuttgart werden 4137 000 Mk. bestimmt »nd zwar: 1) für eine Verbindungsbahn von Unter­türkheim nach Kornwestheim, als erste Rate 2000000 Mark, 2) für eine Verbindungslinie zwischen der Haupt­bahn und der Gäubahn auf der Prag bei Stuttgart 400000 Mk., 3) für ein zweites Gleis der Bahn­strecke Stuttgart-Hasenberg 416 000 Mk., 4) für einen auf der Prag anznlegenden Güterbahnhof, als erste Rate 1000000 Mk., 5) für die Erweiterung des Bahnhofs Hasenberg 321000 Mk. Berichterstatter v. Leibbraud: Diese Exigenz sei dazu bestimmt, die überlastete Strecke Stuttgart zu entlasten. Die Kommisston glaube auch, den Art. 2 unbedingt zur Annahme empfehlen zu sollen. Min.-Präs. Dr. Frhr. v. Mittnacht: Auf die Anregung des Abg. Dr. Göz hin habe er über diese Verbindungsbahnen auch auswärtige Techniker gehört; von der preußischen Eisenbahnverwaltung sei ihm ein Techniker empfohlen worden, der alle Pläne der Regierung aufs ein­gehendste geprüft und sämtliche gebilligt habe. Die Unzulänglichkeiten des Stuttgarter Bahnhofs können durch größere Breite nicht beseitigt werden. Man müsse Rangirbahnhöfe anlegen, die unerläßlich seien. Der Entwurf der Regierung verdiene den Vorzug vor allen übrigen Planen. Stälin: Die Vorlage habe überall eine verständnisvolle Aufnahme gefunden; sie verdiene dies auch. Denn sie enthalte die beste, zweckmäßigste und, wenn es sich auch um große Summen handle, billigste Art der Abhilfe. Man müsse auch daran denken, daß diese Abänderung not­wendig geworden fei durch einen früher ungeahnten Aufschwung des ganzen Verkehrslebens. Es sprechen noch Frhr. Edmund v. Ow für Vertagung der Bahn Kornwestheim-Untertürkheim, Rast für Beförderung von Reisenden auf der Verbindungslinie und für Haltestellen, Zipperlen für den Vorschlag der Ge­meinden Gablenberg-Gaisburg, Abel und Schnaidt über die Bahnhöfe io Kornstwestheim und Zuffenhausen. Art. 2 des Eisenbahnbaugesetzes für Entlastung des Stuttgarter Bahnhofs 4137 000 Mk. wird mit großer Mehrheit angenommen; ebenso Art. 3 zweites Geleise Bietigheim-Jagstseld und Mühlacker-Bretten. Art. 4: Für verschiedene Erweiterungen und Ver­besserungen 3375000 Mk. wird ebenfalls angenommen.

* Stuttgart, 24. Mai. (45. Sitzung.) Heute wurden u. a. 60000 Mk. für ein neues Postgebäude auf dem Marktplatz in Frcudevstadt verwilligt. Sämtliche Artikel 5 bis 8 wurden angenommen, der ganze Gesetz-Entwurf mit 73 Stimmen.

* Stuttgart, 25. Mai. (46. Sitzung.) Bericht der Volkswirtschaft!. Komm, über Petitionen um Neu­bau von Eisenbahnen. Berichterst. v. Leibbrand empfiehlt zunächst, um plötzliche Stockungen im stetigen Fortgang des Lokalbahnbaus zu verhüten, Vorschlägen zu dürfen, es möge alljährlich etwa die Summe von 1 Vs Millionen seitens des Staats aufgewendet werden ohne Rücksicht darauf, ob Restmittel oder sonstige Ueberschüffe verfügbar seien oder nicht. Dann könnten im Lauf von 20 Jahren alle Wünsche so ziemlich zufricdengestellt werden. Man solle nicht erschrecken vor der dadurch entstehenden Vermehrung der Staats­schuld, sondern die planmäßige Fortführung des Lokalbahnbaus durchführen und den Fehlbetrag an Einnahmen aus dem Staatsbeutel decken. Min.-Präs. v. Mittnacht. Nachexigenzen für den Bau von Eisenbahnen in den letzten 14 Tagen des Landtags zu fordern, werde nicht angehen, dagegen habe er in Aussicht genommen, bis Herbst einen Nachtrag zum gegenwärtigen Baugesetz einzubringen. Bei der gegen­wärtigen Lage der Finanzen halte er es für bedenk­lich, den Grundsatz aufzustellen, Lokalbahnen zu bauen, ohne Rücksicht darauf, ob Rest- oder sonstige Mittel vorhanden seien oder nicht. Unter 26 gegenwärtigen Bahnprojekten bieten nur 6 Aussicht auf Rentabilität; man könnte deshalb unmöglich 20Jahrelangje 14/2 Mill. ausgeben. Man solle deshalb abwarten, was der nächste Herbst bringen werde. Er habe trotzdem das Vergnügen, alle Jahre 2 Eisenbahnen zu eröffnen, v. Hofacker spricht den Wunsch aus, die Petitionen möchten der Kgl. Regierung vorgelegt werden. Gröber unterstützt den Berichterstatter. Berichterst. v. Leib- brand geht nun zu den Petitionen über, deren erste ein Protest von Einwohnern des Oberamts Gerabronn gegen die geplante Erbauung einer Sekundärbahn von Langenburg über Gerabronn nach Blaufelden als begründet angesehen wird; der Antrag der Re­gierung auf Nichterbauung wird angenommen. Die Bahnbau-Petitionen aä2(Kirchheim-T.-Oberlenningen), 3 (Müufingen-Schklklingen)und s.ä 4 Fortführung letzterer Bahn bis Laichingen sowie 5 (Jagstthal- Straßenbahn), 6 (Mergentheim-Wachbach-Dörz- bach), 7 (Unterkochen-Neresheim-Dischingen), «nd 8 (Murgthalbohn) werden sämtliche an die Re gteruvg zur Kenntnisnahme überwiesen.

Landesvachrichteu«

* Altensteig, 28. Mai. In einer gestern abend im Gasthof zur »Traube" stattgefundenen sehr zahl­reich besuchten Wahl-Versammlung entwickelte unser bisheriger Reichstagsabgeordneter Hr. Land­gerichtsrat Frhr. W. v. Gültlingen die Grund­sätze, welche ihn bei erneuter Wahl in den Reichstag leiten würden. Zu Beginn seiner Ausführungen bemerkte Redner, daß es ihm nicht leicht geworden sei, den an ihn ergangenen Ruf um Uebernahme der Kandidatur wieder anzunehmen, er habe es aber für eine patriotische Pflicht gehalten, demselben Folge zu leisten. Traurig sei es, daß wegen einer Frage, bei der alle Deutschen hätten einig sein sollen, der Reichs­tag habe aufgelöst werden müssen. Er habe schon 1887 aus Pflichtbewußtsein für die Militärvorlage gestimmt, von der man sich habe sagen muffen, daß sie noch nicht den Abschluß der Heeresverstärkung bilden könne, weil unsere Militärmacht schon damals bedeutend hinter derjenigen der in Frage kommenden Gegner sich befunden habe. Seine verneinende Ab­stimmung bei dem Gesetz-Entwurf über die Entschädi­gung der zu Uebungen einberufenen Reservisten und Landwehrleute rechtfertigte Redner in der gleichen schon in der letzten hiesigen Wählerversammlung im

grünen Baum ausgesprochenen überzeugenden Weise. Auf die Militärvorlage eingehend, verkannte Redner nicht, daß es ein schweres Opfer sei, welches bei den ungünstigen Zeit- und Erwerbs-Verhältnissen gefordert werde, aber der tiefe Ernst der Lage und die nume­rische Ueberlegevheit der Gegner (Frankreichs und Rußlands Heer zählt über 400000 Mann «ehr, als dasjenige der 3 verbündeten Mächte, Deutschland, Oesterreich und Italien) mache eben leider die Heeres­verstärkung zu einer gebieterischen Notwendigkeit. An eine Verkürzung der Volksrechte durch einen Reichs­tag, welcher die Militärvorlage annehme, sei, wie die Gegner ausstreuen, nicht zu denken; er für seinen Teil würde zu einer Schmälerung derselben seine Zu­stimmung versagen. Eine etwa nötig werdende wieder­holte Auflösung des Reichstags würde zu schweren inneren Kämpfen führen, das Ansehen des Reichs verringern und die Gefahr eines Kriegs vergrößern. Die Kosten-Deckung der Mtlttärvorlage könne durch eine erhöhte Börsensteuer geschehen und es müsse im übrigen die Last auf die Schultern der Leistungsfähigen gelegt werden. Es seien möglichst wenige neue Gesetze zu machen und die VerficherungSgesetze einer praktischen Abänderung zu unterziehen, denn die Alters- «nd In­validenversicherung paffe nur für Fabrikarbeiter- «nd nicht ländliche Verhältnisse. (Beifall.) Er set für Ver- befferungdes militärischen Beschwerderechts «.die Einfüh­rung des öffentlichen Militärstraf-Verfahrens. (Beifall.) Redner kam hierauf wiederholt auf die Militärvorlage zu sprechen und legte die Machtverhältntffe der Drei­bundsmächte, sowie Frankreichs und Rußlands eingehend durch Zahlen dar, welche bewiesen, daß wir im In­teresse der Sicherheit des Reichs nicht Zurückbleiben dürften. In der Stunde der Gefahr könnten wir nicht unsere Verteidiger von Haus »nd Herd im Ge­fühle der Ohnmacht ausziehen lassen. Schon lange verlange das Programm der Demokraten die all­gemeine Wehrpflicht und die zweijährige Dienstzeit und jetzt, nachdem die Regierung ein Entgegenkommen zeige, schlage die Demokratie die dargeretchte Hand aus. Die Unzufriedenheit mit dem neuen Kurs dürfe nicht dazu führen, daß man dem Vaterland die not­wendige Wehrkraft versage. Bündnisse seien unsicher, deswegen sei eine möglichst große Schlagfertigkett Deutschlands anzustreben; schon Moltke habe den Ausspruch gethan: »Unsere Sicherheit finden wir nur in uns selbst." Alle Einwendungen der Gegner widerlegte Redner aufs überzeugendste. Eine wesent­liche Milderung der Opfer der Militärvorlage erblickt Rednet in dem Zugeständnis der zweijährigen Dienst­zeit. Durch die Vorlage wolle sodann eine größere Schonung der älteren Jahrgänge bet Ausbruch eines Kriegs bezweckt werden; durch deren Annahme werde wieder Festigkeit in Handel und Gewerbe kommen, das Ansehen und die Sicherheit des Vaterlandes ge­winnen, während durch die Ablehnung die Sicherheit des Reichs gefährdet, ein naher Krieg in sichere Aus­sicht zu nehmen sei, der dann nicht blos Geld-, son­dern auch Blutopfer erheische. Deswegen könne ein nationaler Mann die Vorlage nicht ablehnen. Zum Schluß betonte Redner, daß er auch die württem- bergtschen Reservatrechte wahren und überhaupt für die Bedürfnisse des Volkes eintreten wolle (darin sei ihm kein Demokrat über) und in allen schweben­den Fragen werde er sich von der Liebe zum Vater­lande, von dessen Gesamtwohl, seinem Ruhm und seiner Ehre leiten lassen. Lebhaftester Beifall folgte den erschöpfenden populären Ausführungen. Herr Stadtpfarrer Hetterich sprach hierauf in gewählten Worten, in denen er auch seinem patriotischen Em­pfinden Ausdruck verlieh, dem Hrn. Reichstagskandt- daten für seinen erschöpfenden und klaren Vortrag den herzlichsten Dank der Versammlung aus. Herr Präzeptor Knödel richtete noch die Aufforderung an die Anwesenden, cs möge jeder in feinem Teil für die Wahl des Herrn v. Gültlingen wirken und kein Mann soll an der Wahlurne fehlen, damit das