auSgehen. Rasch nahmen aber nun seine Kräfte ab, nnd er entschlief am Dienstag an Altersschwäche. Schlack ist 1810 zu Thumlingen geboren, wurde 1839 zu Durrweiler als ständiger Lehrer angestellt, dann zu Effringen und Baiersbronn. Sein letzter Wirkungskreis war Simmersfeld, wo er 24 Jahre lang war, bis ihn ein Gehörleiden zum Eintritt in den Ruhestand veranlaßte. Bei seinem Begräbnis beteiligten stch heute viele College« aus dem Bezirk, sie übernahmen auch den Gesang vor dem Trauerhaus und an dem Grabe. Nach der schönen, erhebenden Grabrede des Hrn. Stadtpfarrers an Hand des Textes V. Mose 32, 38—40, legte Gemeindepfleger Kalm- bach von Simmersfeld im Namen der dortigen Gemeinde und der einstigen Schüler des Verstorbenen einen Kranz auf's Grab.
* Calw, 23. Mat. Heute vormittag V^l Uhr ertönten die Feuerzeichen. Am südl. Ende der Stadt stiegen mächtige Rauchwolken in die Höhe, welche eine eigentümliche Färbung zeigten. Ein Eisenbahnwagen mit Salpetersäure, welche in Glasballons abgefüllt war, war in Brand geraten. Die brennende Masse verbreitete sich auf dem Bahnkörper, im Garten des Eisenbahnbauamts, auf der Bahnhofstraße und durch die Dohlen hindurch in die Nagold. Die in dichten Wolken aufsteigenden Salpeterdämpfe, durch welche die Sonnenstrahlen hindurchdrangen, ließen die ganze Umgebung in wunderschönem Orange erscheinen. Der Brand ist wohl beim Rangieren entstanden.
* Eßlingen, 23. Mai. Dank der prächtigen Frühlingswitterung gestaltete stch das XI. württ. Kriegerbundesfest diesmal zu einem wahren Volksfest. Offiziell vertreten waren 576 Vereine. Die Stadt war auf das reichste decoriert. Der Pfingstsonntag war nach dem Eintreffen des Ehrenpräsidenten S. H. des Prinzen Weimar und des Präsidiums der Haupt fache nach den Verhandlungen des Landesausschuffcs auf dem Rathaus gewidmet. 1891 betrug die Mitgliederzahl des Bundes 44000 und sein Veremsver- mögen 210 900 Mk. S. M. der König, welcher durch seine Reise nach Arolsen am persönlichen Erscheinen auf dem Bundestag verhindert war, hatte aus Marien wähl vom 20 d. M. als Gruß an die versammelten Kameraden ein Handschreiben an den Prinzen Weimar gerichtet. Auf die geschäftlichen Verhandlungen folgte ein Mittagessen des Bundesausschusses. Abends war Bankett in Kugels Festsaal. Der Haupttag am Pfingstmontag ward durch Tagwache in den Straßen eingeleitet. Schon die Frühzüge brachten einen namhaften Fremdenzufluß. Um 8^/2 Uhr begannen die Verhandlungen in der Staatsturnhalle. Die anwesenden Delegierten der Vereine hatten 768 Stimmen zu vertreten. Auf Antrag des Präsidiums wurde beraten und beschlossen: Der Reinertrag der Lotterien hat als Kapitalvermögen des württ. Kriegerbundes erhalten zu bleiben, das einen Bestandteil des Grundstocks der Witwen- und Waisenkaffe bildet. Ferner beschloß man 1000 Mk. zu verwilltgen, um zur Unterstützung des Präsidiums einen Bureauvorsteher als Schriftführer oder Kassier anzustellen. Der nächste Bundestag wird 1895 in Biberach abgehalten, jedoch soll derselbe auf Wunsch der K. Eisenbahndirektion nicht mehr an Pfingsten abgehalten werden, wegen des dann ohnehin gesteigerten Verkehrs. Bei den
Wahlen in das Präsidium, den Landesausschuß u. s. w. wurden in der Hauptsache die früheren Mitglieder wiedergewählt. Nach dem sehr guten Festmahle ordnete stch der großartige Festzug in der Oberthorstraße. Im Zuge mögen stch etwa 8—9000 Bundesmitglieder befunden haben. Gleich nach Einmündung des Zuges in den Festplatz auf der „Maille" entwickelte stch dort ein lustiges, volksfestartiges Getriebe, das bis in die Nacht hinein fortdauerte.
* (Verschiedenes.) In Cannstatt hat sich ein junger Kaufmann K. von H. vor dem Auge eines Besuchers mit einem Revolver erschossen. Der Verlebte ist erst 30 Jahre alt; er hinterläßt Frau und ein Kind. Unglückliche finanzielle und eheliche Verhältnisse sollen der Grund zum Selbstmord gewesen sein. — Ein Ueberfall schwerer Art wurde dieser Tage in der Nähe von Nehren ausgeführt. Ein junger Metzzerbursche, der auf der Reise war und sich Mössingen zum Ziel gesetzt hatte, traf in Reutlingen mit einem älteren Burschen zusammen, dem er un- vorstchtigerweise kund that, daß er noch im Besitz von Geld sei und der ihm dann den Vorschlag machte, mit ihm nach Mössingen zu gehen. Auf der Markung Nehren, in einer Schlucht, streckte der Begleiter den ahnungslosen Jüngling mit mehreren wuchtigen Stockschlägen meuchlings nieder und raubte ihm hierauf seine Barschaft. Dem Ueberwältigten gelang es noch mit Aufbietung aller Kraft in der Richtung gegen Nehren feinem Verfolger zu entfliehen, während der Thäter in Dußlingen festgenommen wurde. Der Ueberfallene scheint mit dem Leben davonzukommen.
— In Neubronn wurde dem Pfarrer Layer das Ehrenbürgerrecht erteilt. — In Sulzbach a. M. feierten die Eßlinger'schen Eheleute das Fest der goldenen Hochzeit und wurden dieselben zu dieser Feier von Seiner Majestät dem König huldvollst beschenkt.
— In Besigheim traf der langersehnte Regen mit einem heftigen Gewitter ein. In dem benachbarten Kirchheim a. N. schlug dabei der Blitz in zwei Gebäude ein, wobei in der Stallung des Gasthauses zum Hirsch ein wertvolles Pferd getötet wurde, während in dem andern Gebäude kein großer Schaden entstand. — In Sulz a. N. ereignete stch bei dem Bau der Heimbachstraße ein schwerer Unglücksfall. Als einige Arbeiter damit beschäftigt waren, ein Felsstück zu lösen, stürzte dasselbe plötzlich den Bergabhang hinunter und riß drei Arbeiter mit sich. Zwei derselben wurden sofort getötet; dem dritten wurden beide Beine abgeschlagen. Ob derselbe mit dem Leben davonkommen wird ist fraglich. — Der 49 Jahre alte Mahl- und Sägmühlebesitzec Fleck in Pfäffingen beschäftigte stch, während seine Sägmühle im Gang war, damit, daß er eine losgewordene Schraube anziehen wollte, wurde dabei vom Schwungrad ersaßt und von den Kammrädern so schrecklich zugerichtet, daß er nur als Leiche losgemacht werden konnte. — Ende der vergangenen Woche wurde tn einem Nachbarorte von Waldsee ein fremder Kolporteur verhaftet, welcher geringwertige Heiligenbilder zu horrend hohen Preisen verkaufte. Da er dieselben zum Besten eines Kapellenbaues anbot, fand der Mann so reißenden Absatz, daß er in drei Pfarreien des Bezirks binnen wenigen Tagen 800 Mk. einnahm.
* Karlsruhe, 23. Mai. Anläßlich der Verhaftung eines Burschen wegen Ruhestörung im »Dörfchen" kam es zwischen der Polizei und den Kameraden des Verhafteten zu Streitigkeiten, wobei das Messer sofort in Funktion trat. Der Schutzmann Haas erhielt einen SOch durch Gesicht und Hals, der alsbald seinen Tod herbeiführte. Ein zweiter Schutzmann machte nun von seinem Revolver Gebrauch und feuerte fünf Schüsse ab; ob dadurch jemand getroffen wurde ist noch nicht festgestellt. Den Säbel hatte man ihm, während er den Inhaftierten hielt, entrissen und hieb damit auf ihn ein. Zwei Hiebe über den Kopf brachten ihm schwere Verletzungen bei, die seine Aufnahme ins Krankenhaus erforderlich machten. Festgenommen sind bis jetzt drei Burschen, doch stehen noch weitere Verhaftungen bevor.
* (Entsetzlicher Leichtsinn.) Vorige Woche fand in Abenberg (Mittelfranken) ein junger, erst einige Monate verheirateter Mann semen Tod auf eigentümliche Weise. Ec wettete nämlich mit anderen anwesenden Gästen, daß er zehn Flaschen Bier nach einander austrinke, was auch geschah. Nach Entleeren einiger Flaschen fiel er aber vom Stuhle herab und war eine Leiche.
* Berlin, 23. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht folgendes Telegramm des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar an den Kaiser: „Der kaiserlichen Majestät, dem obersten Kriegsherrn, huldigen die in Eßlingen zum Bundestag versammelten 8000 Kameraden des württembergtschen Kriegerbundes mit ehrfurchtsvollem Gruß und dem Ausdrucke treuester Hingebung für Kaiser, Reich, König und Vaterland." Hierauf antwortete der Kaiser sofort, er sei hocherfreut durch den Huldigungsgruß und spreche dem württembergtschen Krtegerbunde für den Ausdruck der Treue und Hingebung für Kaiser und Reichs seinen herzlichsten Dank aus.
* Der Wahlaufruf der Zentrumsfraktton lautet im Eingang: „Zum drittenmal ist der Reichstag aufgelöst worden, zum zweitenmal aus Anlaß einer Heervorlage, zum erstenmal um einer Frage willen von so grundsätzlicher Bedeutung, wie die, welche nun zu des Volkes Entscheidung steht. Nicht um Dasein, Ehre und Zukunft des Vaterlandes gegenüber seinen äußeren Feinden handelt es stch, in der Erhaltung des Reichs und seiner Sicherheit nach außen giebt es in Deutschland keinerlei Parteiung. Streitig ist einzig, wie das Reich am besten erhalten sei, in sich gefestigt und vor innerem und äußerem Feind zugleich gesichert. Die Umwandlung des Reichs tn einen MiUtärstaat, in eiu stehenves Heerlager veretls i» Friedenszeiten, die dauernde Heranziehung des letzten, halbwegs waffenfähigen Mannes, die bleibende übermäßige Belastung des notleidenden Nährstands für den Wehrstand bis zur Erschöpfung vor dem Krieg, das ist es, warum der nun entfachte Kampf geht. Er war zu wichtig für die ganze Zukunft unseres Volks- u.Verfaffungslebens,alsdußwirutchtschondarumihnzur Entscheidung des deutschen Volks selber bringen mußten. In diesem Sinne wird der Widerspruch gegen die Militärvorlage Caprivi und den von den Verb. Regierungen aufgenommenen Antrag Hüne im Vordergrund der jetzigen Wahlbewegung stehen, das Feldzeichen des Zentrums in der Wahlschlacht sein."
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„Das verstehe ich nicht," sagte sie. „Sie sollten Bürgschaft leisten? Aus welchem Grunde und zu welchem Zweck?"
„Er ist gestern auf Grund einer Depesche verhaftet worden, der Absender des Telegramms klagte ihn der Unterschlagung und Wechselfälschung an."
„Ein Verbrecher also?"
„Nicht doch, es hat stch herausgestellt, daß hier eine Verwechselung der Person vorlag, und da der Verhaftete wußte, daß ich mich in Luzern befand, so ließ er mich um Beistand bitten."
„Kennen Sie ihn so genau?"
„Nein; ich habe früher einmal eine geschäftliche Unterredung mit ihm gehabt und traf hier auf dem Dampfboot mit ihm zusammen; aber weshalb sollte ich ihm meine Fürsprache versagen? Meine Bürgschaft wurde freilich nicht angenommen, da ich selbst nicht wußte, ob jene Anklage begründet war oder nicht, aber ein Telegramm aus seiner Heimat setzte ihn wieder in Freiheit und er eilte unverzüglich zu mir, um sich über das ihm widerfahrene Unrecht zu beschweren."
„Wer weiß, ob ihm wirklich ein Unrecht widerfahren ist," sagte Elisabeth und ihre leise zitternde Stimme bekundete die innere Erregung. „Die Sache kann ja auch anders liegen."
„Ich habe ihm klar gemacht, daß er mit seiner Beschwerde nichts ausrichten wird," fuhr Gustav mit gemessener Ruhe fort; „er hat das eingesehen und vorgezogen, Luzern unverzüglich zu verlassen."
„Ist das nicht ein Beweis seines bösen Gewissens?"
„Ich will darüber nicht urteilen. Er ist nach Beggenried gereist, um morgen über den Brü ng nach Jnterlaken zu fahren, nach Luzern wird er sobald nicht wieder kommen."
„Ich kenne den Herrn nicht," sagte Elisabeth. „Damals hat mein Bruder mit ihm unterhandelt, darum auch nehme ich kein besonderes Interesse an seinem Geschick. Aber an eine Verwechselung der Perion kann ich auch nicht wohl glauben, unsere Behörde ist in diesem Punkt sehr vorsichtig und wenn einmal eine solche Anklage gegen jemand erhoben wird, dann ist sie auch nicht ganz und gar aus der Lust gegriffen. Wo sich Rauch zeigt, da darf man auch Feuer suchen und ich würde mich s hr bedanken, für einen solchen Mann Bürgschaft zu übernehmen."
„Sie mögen recht haben," erwiderte Gustav gedankenvoll; „indes, die Behörde in seine- Heimat muß ja am besten darüber urteilen können. Sie hat ihm das Zeugnis eines Ehrenmannes gegeben und mit diesem Zeugnis ist er abgereist."
Er war von seinem Sitz aufgestanden; voll Erstaunen schaute Elisabeth zu ihm auf.
„Sie wollen mich schon wieder verlassen ?" fragte sie.
„Ich bedaure, nicht länger das Vergnügen haben zu können," erwiderte er mit scheinbarer Herzlichkeit; „ich bin ein geplagter Mann, selbst auf meiner Erholungsreise verfolgen mich meine Amtsgeschäfte."
„Wir sind ja in cen Gerichtsferien."
„Schleunige Sachen müssen trotz der Ferien sofort erledigt werden, und mein Vertreter hat es nötig
gefunden, mir einige Fälle zur Begutachtung einzusenden Da werde ich wohl diesen ganzen Abend den Akten opfern müssen; eine angenehme Arbeit ist das sicher nicht." (Fortsetzung folgt.)
Aöerrdlied.
Nun schlafen die Vöglein im Neste,
Nun schlummern die Blüten am Strauch, Und unter dem Himmel die Weste,
Horch, horch! sie ruhen nun auch.
Nur droben, da wachen die Sterne Und singen ihr ewiges Lied,
Das, hallend aus endloser Ferne,
Leis' über die Erde noch zieht.
Und der da von Anbeginn lenket Das ganze schimmernde Heer,
Auch deiner liebend gedenket,
Du giltst ihm ja noch viel mehr.
Der segnet die Vöglein und Blüten,
Und leitet der Winde Hauch,
Der wird auch dich wohl behüten,
So ruh' in Frieden nun auch!
Hl ä t s e k.
Mit D ein Dichter wohlbekannt,
In jedem, auch im deutschen Land;
Mit T bin ich dir noch verwandt,
Mit K an manchem Gegenstand,
Mit Z ein schwergeprüftes Land —
In jüngster Zeit sehr viel genannt. Auflösung folgt in nächster Nummer»
Auflösung des Rätsels in Nr. 60: „Wermut."