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Samstag dm 27. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches,

Mit dem Ablauf des Schuljahres 1892/93 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsenhausen und Kirchberg ausgenommen. Die Bewerber, welche nicht durch besonderen Erlaß zurückgewiesen werden, haben sich am Montag den 17. Juli ds. IS., morgens 8 Uhr, zur Erstehung einer Vorprüfung in Hohenheim einzufinden. Näheres ist aus der diesbezügl. Bekanntmachung imStaats-Anz." Nr. 120 er­sichtlich.

Die Schwurgerichtsfitzungen des Schwurgerichts Tübingen pro II. Quartal 1893 beginnen am Montag den 12. Juni, vor-

Gestorben: Hirschwirt Müller, Grünthal; Kaufmann Huber, Oberstadion; Oberlehrer Mayer, Pfullingen; Pfarrer Schmied, Roßwag; Privatier Weitzel, Stuttgart; Oberrechnungs­rat Gunßer, Stuttgart; Johann Jakob Gutekunst, Schuhmacher

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 23. Mai. (44. Sitzung.) Bera­tung des Berichts der Volkswirtschaft!. Kommission über den Entwurf eines Gesetzes betreff, die Be­schaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau, sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Verkehrs- anstaltenverwaltung in der Finanzperiode 1893/95, Man tritt in die Beratung der einzelnen Titel ein. Art. 1 bestimmt für die Eisenbahn von Schramberg nach Schiltach 550 000 Mk., von Nagold nach Alten steig 400000 Mk., zusammen 960000 Mk. v. Leibbrand: Diese Nachforderungen seien in den Motiven von der Regierung genügend begrün­det. Die Kommission beantrage Annahme der Exigenz. Min.-Präs. Dr. Frhr. v. Mittnacht: Vom Oktober 1892 bis März 1893 Hütte nach der Schätzung, welche seinerzeit in der Kammer gemacht worden ist, bei der Bahn Schiltach-Schramberg der Ertrag 9500 Mk. betragen sollen. Nach einer allerdings nur beiläufigen Schätzung beziffere sich jedoch der Ertrag um etwa 4000 Mk. höher, also auf rund 13 5000 Mk. Klaus: Er bestreite nicht, daß die Mehrforderungen sachlich begründet seien; doch könne er seine Bedenken nicht unterdrücken, daß die Etatsposten in außerordent­lichem Maß überschritten worden seien. Wenn man das so ruhig hinnehme, so lasse man der Regierung und ihren Technikern vollständig freie Hand. Dies habe immerhin etwas bedenkliches. In der Mehr­zahl seien hier Laien; wenn im Etat so hohe Summen

gefordert werden, so nehme man an, daß diesen Summen sachliche Begründungen und Untersuchungen vorangegangen seien. Er wolle für künftig seine Ver­warnung aussprechen; diesen Mehrforderungen könne er für seine Person zustimmen. Baudirektor von Schlierholz: Die Bahnen, um die es sich hier handle, seien die ersten gewesen, welche in dieser Art in Württemberg gebaut worden seien. Nachdem die Bahnen einmal angeordnet gewesen seien, seien An­forderungen aller Art gekommen. Die Bahn Schil­tach-Schramberg habe viele Wandlungen unter vielen Schwierigkeien durchgemacht, daher sei es gekommen, daß der Bauaufwand entgegen dem Voranschlag von 805 000 sich auf 1 305 000 Mk. erhöht habe. Redner gibt nun eine eingehende Darstellung des Bahnbaus Schiltach-Schramberg. v. Leibbrand: Er müsse die Schwierigkeiten, die der Hr. Regierungsvertreter hervorgehoben habe, vollständig zugeben. Betont müsse werden, daß die Grunderwerbungen in Baden auf Schwierigkeiten gestoßen seien, auch haben sie sehr viel gekostet. Es möge sich die Kammer einmal von dem gegenwärtigen Stand der Bahn überzeugen. Er freue sich über die Aeußerungen des Hrn. Minister­präsidenten, daß die Bahn ordentlich rentiere. Baudirektor v. Schlierholz: Er wolle nur noch kurz erwähnen, daß, abgesehen von einigen Einzel­heiten, die Schiltych-Schramberger Bahn wie als Vollbahn gebaut sei. Der Kilometer der Bahnlinie habe mit allen diesen Nachforderungen im Durchschnitt einen Aufwand von 146 000 Mk. verursacht. v. Leibbrand: Bei der Bahn A ltensteig-Na- gold habe eine Ueberschreitung von etwa 70°/o statt­gefunden, die in den Motiven genügend begründet sei. Was die Rentabilität anbelange, so habe im Anfang das Gesamtkapltal nur 0,77 o/° abgeworfen. Die Einnahmeverhältnisse haben sich aber mit der Zeit überraschend günstig gestaltet. Min.-Präs. Dr. Frhr- v. Mittnacht: Das bisherige Ergebnis der Bahn Nagold Altensteig ikönne ein günstiges genannt werden. Der Güterverkehr sei bis Ende November 1892, der Personenverkehr bis Ende März 1893 berechnet worden. Das Ergebnis der Bahn von 1892/93 sei derartig, daß sich ein Anlagekapital von 625 000 Mark zu 4°/ verzinsen würde. Der Gesamtaufwand betrage jedoch 871000 Mk., darunter 221000 Mk.

Anlehensmittel. Man dürfe deshalb sagen, daß seiner­zeit jedenfalls 200000 Mk. mehr auf Anlehensmittel hätten kommen dürfen. Was die beiden anderen Bahnen betreffe, so habe die Linie Waldenburg-Kün- zelsau ein etwas günstigeres Ergebnis, als man beim Voranschlag gedacht habe, während bet der Linie Reutlingen-Honau der wirkliche Ertrag etwas geringer sei. Baudir. v. Schlierholz: Der Vor­anschlag sei etwas knapp bemessen gewesen. Man habe die Grunderwerbuugen zu niedrig angeschlagen, und zwar um über 70000Mk. Auch seien ursprüng­lich Holzschwellen vorgesehen gewesen; man habe aber Eisenschwellen wie Etsenschienen genommen; ein Eisenaufschlag der unvorhergesehen eingetreten sei, habe dabet einen Mehraufwand von 81 420 Mk. ver­ursacht. So kommen noch mehrere Umstände hinzu, namentlich bezüglich des Straßenprofils, welche zu­sammen diese Mehrfordernng bedingen. (Schluß folgt.)

Laadesaachrichtell.

Altensteig, 26. Mai. (Einges.) Nach dem am 24. d. Mts. ausgegebenen Bericht der volkswirt­schaftlichen Kommission der Kammer der Abgeordneten erfordert die Eisenbahn Nagold-Altensteig (unbegreif- licherwetse) einen Gesamtaufwand von 1016 620 M. Hieran haben die Beteiligten 145620 Mark, also 14,3 pCt. dieses Gesamtaufwandes bezahlt. Dieser Zuschuß ist der größte, welcher bis jetzt in Württem­berg von den Beteiligten geleistet wurde. Es leisteten bei der Bahnlinie an dem die Betei- Gesamtaufwand ligten Schramberg-Schiltach 1435000 M. 5,6 pCt. Reutlingen-Münsigen 4240000 M. 11,2

Waldenburg-Künzelsau 1170 000 M. 12

Marbach-Beilstein 929000 M. 12,6

im Durchschnitt also 11 pCt. Dieser hohe Beitrag, welchen Altensteig und Umgebung leistete, dürfte bei ferneren Wünfchen sehr zu betonen sein. (Erfreulich ist, daß sich die Altensteiger Bahn jetzt schon zu 4 pCt. rentiert, wie aus obigem Bericht über die Sitzung der Abg.-Kammer vom 23. ds. hervorgeht.)

-r. Alt enst eig, 25. Mai. Der hier seit 1878 pensioniert lebende Lehrer Schlack wurde heute zu Grabe getragen. Er erreichte das schöne Alter von beinahe 83 Jahren und konnte bis vor 8 Tagen noch

Aer zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Ich Würde vorziehen, meiner Gattin nichts zu verschweigen," sagte er;das Leben kann plötzlich enden, und dann ist es immer gut, wenn der Ueberlebende keine Rätsel vorfindet, deren Lösung ihm schwer wird."

Sie erinnern mich an das Ende Roderichs," seufzte Elisabeth;er hat allerdings Rätsel hinter­lassen, die ich wohl niemals lösen werde."

Die Lösung zu suchen ist nun ja auch unnötig geworden. Ihr Bruder begleitet den Gemahl?"

Willy ist nach Brunnen und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt."

Er wird wohl von dort eine weitere Tour unter­nommen haben."

Ich glaube es kaum; möglich wäre es nur dann, wenn Hallstädts eine solche Tour beabsichtigten und seine Begleitung wünschten. Wie gefällt Ihnen Theodore Hallstädt?"

Ich kann nicht urteilen," sagte Gustav achsel­zuckend.

Hat sie keinen guten Eindruck auf Sie gemacht?"

Das wohl, aber sie interessiert mich nicht."

Der Blick Elisabeths ruhte forschend auf dem Advokaten, er schien in die innersten Tiefen seiner Seele eindringen zu wollen.

Ihr Vater soll ein sehr reicher Herr sein," sagte sie.

Ich bezweifle das nicht, aber Reichtum allein könnte mich niemals bewegen, um die Hand einer Dame zu werben. Wie es mir gestern schien, hegt Ihr Bruder Hoffnungen"

Es kann sein, aber ich weiß nichts Sicheres", unterbrach die junge Frau ihn rasch;in folche Herzens- geheimnisfe mag ich nicht gern mich eindrängen. Ich glaube zwar auch die Beobachtung gemacht zu haben; in diesem Falle will ich ihm wünschen, daß er sein Ziel erreicht."

Und Hallstädt? Wird er seine Zustimmung geben?" fragte der Advokat.

«Zerbrechen wir uns darüber den Kopf nicht," scherzte Elisabeth;mein Bruder wird es allein aus­fechten müssen. Wie gesagt, ich will es ihm wünschen; feine Beziehungen zu meinem Gatten werden ihm drückend, er würde sie längst gelöst haben, wenn er die Mittel besäße, ein Geschäft zu gründen. Meine Eltern waren nicht sehr vermögend und das Geschäft meines ersten Gatten, an dem Willy beteiligt war, hat keinen Gewinn abgeworfen. Hätte mir die Ver- sicherungs - Gesellschaft .nicht die namhafte Summe ausgezahlt, so wäre ich in große Not gekommen, Sie werden nun au- begreifen, weshalb ich damals so erbittert war, als mir dieser letzte Anker entrissen werden sollte."

Wir wollten darauf ja nicht mehr zurückkommen," erwiderte er mit leisem Vorwurf.

Sie haben recht, die Erinnerung daran kann uns beiden ja nur unangenehm fein. Meine plötzliche Abreise hat wohl große Ueberraschung hervorgerufen?"

Bei den Gläubigern Ihres Mannes allerdings" nickte er,im übrigen hat's kein Aufsehen gemacht in einer so großen Stadt wird der Einzelne wenig beachtet."

Man hat gar nicht darüber gesprochen?"

In meinen Kreisen nicht. Einmal tauchte aller­dings ein böses Gerücht auf."

Welches?" fragte Elisabeth mit auffallender Hast.

Ich erinnere mich seiner nicht mehr so genau; ich glaube, man sprach davon, die Versicherungsgesell­schaft sei betrogen worden"

Dieses G rücht kann nur ein boshafter Ver­leumder erfunden haben!"

Man weiß ja, wie die Leute sind! Wird ein unüberlegtes Wort hingeworfen, gleich gibt es Stoff zu Vermutungen, verleumderische Gerüchte finden immer fruchtbaren Boden."

Und doch konnte d eses Gerücht sich nicht ein­mal auf Wahrscheinlichkeiten stützen!" sagte Elisabeth erregt.Ich wüßte nicht, in welcher Weise die Ge­sellschaft hätte betrogen werden können. Sie hat die Atteste zweier Aerzte gefordert und erhalten."

Beruhigen Sie sich deshalb, die ganze Geschichte ist nicht der Rede wert. Jenes Gerücht ist ebenso rasch im Sande verlaufen, wie es auftauchte, niemand hat Wert auf dasselbe gelegt. Ich wurde heute morgen unwillkürlich daran erinnert, als ich die Auf­forderung erhielt, für den Agenten jener Versicherungs­gesellschaft Bürgschaft zu übernehmen."

Die junge Frau schlug vor seinem forschenden Blick die Augen nieder.