»nd ein größeres Schwein, und dem Löwenwirt da­selbst ebenfalls 2 Kühe an der Manl- und Klauen­seuche verendet. In Ulm erschoß sich ein Soldat der 5. Comp, des Gren.-Rgts.; er diente im ersten Jahr. In Tuttlingen liegen 500 Personen an der Influenza darnieder. Leider tritt sie bösartig auf und hat schon zahlreiche Opfer gefordert. In Bondorf wurden seit Neujahr die Opferbüchsen mehr­mals ihres nicht unbeträchtlichen Inhalts beraubt, ohne daß es gelang, den Thäter zu ermitteln. In der Nacht vom 6. auf 7. ds. wurden nun der Kinder­lehrerin, welche im Schulhaus wohnt, 6 M. gestohlen. Diesmal gelang es den Thäter zu faßen: es ist der 17 Jahre alte Friedrich Werner, Sohn des Schuh­machers und Meßners in Bondorf, welcher nunmehr auch zugab, die Opferdiebstähle begangen zu haben. In Crailsheim feierte Metzger Rosenfeld mit seiner Gattin die goldene Hochzeit.

'Mannheim, 10. Mai. Gestern nachmittag kam in das Bankgeschäft von Wingenroth, Soherr und Co. ein junger Mann, angeblich der Sohn des Steinbruchbesttzers Amann von Neckargmünd, und zeigte zwei auf die Pfälzische Bank in Ludwigshafen lautende Accepte im Betrage von 6700 Mk. zum Diskontieren vor. Der Verdacht, daß die Wechsel gefälscht sein könnten, bestätigte sich auf ergangene telephonische Anfrage in Ludwigshafen und der junge Mann wurde durch herbeigerufene Schutzmannschaft nach der Polizei geführt. Während man nun im Nebenzimmer das Protokoll aufnahm, trank der Ver­haftete ein Fläschchen Cyankali und stürzte gleich darauf tot zu Boden. Man fand noch mehrere gefälschte Accepte bei ihm vor, sowie auch eine gefälschte Voll­macht eines hiesigen Notars. Ob der Selbstmörder, dessen Leiche nach dem Friedhofe verbracht wurde, wirklich der angegebene Amann ist, muß noch erwiesen werden.

* Donaueschingen, 8. Mai. Besonderes Miß­geschick ist durch den letzien Brand hier dem Bich­binder B. widerfahren. Das Versicherungs-Jahr war abgelaufen und B. zur Zahlung der fälligen Prämie für Fahrnis-Versicherung aufgefordert. Er erklärte, daß er jetzt das Geld zu einer Pilgerfahrt nach Rom brauche und erst nach seiner Rückkehr die Versicherung erneuern werde. Nach seiner Abreise ging sein Haus in Flammen auf, ohne daß Nennens­wertes gerettet wurde.

* Ein wahrer Glückstag war der letzte Sonntag für den Gemeinderat Maurer in Bo dm an. Er erhielt von 3 Mutterschweinen nicht weniger als 40 Ferkel, welche bei den jetzigen hohen Preisen für junge Schweine einen Wert von 7800 Mark re­präsentieren.

* München. Der Ernst der Zeiten hat den Münchenern den fröhlichen Durst nicht geraubt. In 8 Tagen haben sie den Hofbräuhaus-Bock 500000 Liter vertilgt. Es geniert sie dabei nicht, daß im Hofbräuhaus auf die Bedürfnisse des Publikums wenig Rücksicht genommen wird. Obwohl man dort weiß, welche Masse von Trinkern täglich kommen, sind die vielbewährten Bock- und Weißwürste um 10 Uhr regelmäßig schon vergriffen, und man fühlt sich nicht bemüßigt, das nächste Mal mehr rm Vorrat zu halten.

Dazu kam, daß ganz ungebürlich auf Schaum ge­schenkt wurde.

* Berneck (Oberfranken), 7. Mat. Der Bader des Dorfes Bischofsgrün war vom hiesigen Bezirks­arzt Dr. Sack angezeigt worden, weil seine Kur an einem Knaben den Tod herbeigeführt hatte. Infolge­dessen verlor der Bader seine Stelle. Gestern kam nun der Bader hier an, wartete auf den Bezirksarzt und ging nach dessen Anfahrt zu ihm hinauf, begab sich in das Zimmer des Arztes und feuerte 3 Revolver- schüffe auf ihn ab, wobei er in der rechten Hand die Schußwaffe und in der linken ein Messer hielt. Die Frau des Arztes, von den Schüssen erschreckt, konnte nicht in das Zimmer ihres Mannes gelangen, weil der Bader dasselbe von innen verriegelt hatte. Mehrere von der Straße herbeigeeilte Männer sprengten die Thür ein und nahmen den Bader, der inzwischen noch die Frau des Arztes an der Hand verletzt hatte, fest. Dr. Sack starb nach einer Viertelstunde.

* (Schreckliches Famtliendrama.) Ein gutsituierter Oekonom in Thiersheim schnitt sich den Hals ab. Als seine Ehefrau ihn daran hindern wollte, versetzte er ihr einen derartigen Schnitt, daß sie neben ihm tot zusammenstürzte.

* Fürst Bismarck wurde dieser Tage in Fried- richsruh von 260 Lübecker Turnern begrüßt. Die Ansprache des Turnwarts Ewers beantwortete der Fürst mit einer kurzen Rede, in welcher er, an­knüpfend an seine eigenen Jugenderlebniffe, die Be­deutung der körperlichen Uebungen für die Entwicklung der germanischen Völker hervorhob. Er schloß mit einem Hoch auf die deutsche Turnerschaft als die Trägerin des nationalen Gedankens und fügte hinzu: Wir gehen Zeiten entgegen, in welchen jeder Beitrag in dieser Richtung dankbar begrüßt werden muß."

* In dem Konkursverfahren über die Bankfirma Bernhard Lindner in Halle a. S. fand am 6. Mai die erste Gläubtgerversammlung statt. Es sind fest­gestellt: 1061000 Mk. Buchschulden, 285000 Mk. unterschlagene Depots. Die Debitoren werden mit 262 850 Mk. beziffert, doch erscheinen nur etwa 200000 Mk. einziehbar. Die zu erwartende Divi­dende dürfte demnach jsehr niedrig ausfallen. Man fürchtet, daß nur etwa 58 Prozent herauskommen werden. Der Zusammenbruch der Firma ist durch große Spekulationsverluste verursacht.

* Berlin, 12. Mai. Die Reichsbank hat ihren Diskont von 3 auf 4 Prozent, den Lombardzinsfuß von 3Vs auf 4Vs bezw. 5 Prozent erhöht. Die Bank von England erhöhte ihren Wechseldiskont auf 3'/s Prozent.

* Berlin, 13. Mai. DerVorwärts" veröffent­licht einen vom 9. Mai 1893 datierten Brief des Prinzregenten von Braunschwetg, dessen Adressat an­scheinend Graf Caprivi ist. Der Brief nimmt Bezug auf die bevorstehende Enthüllung des Kaiserdenkmals in Görlitz. Kammerherr v. Wttzleben, Klosterpropst zu Roßleben, habe den Briefschreiber zweien, dahin zu wirken, daß Fürst Bismarck zur Ealhülluagsfeier eingeladen werden könne. Es sei, teilte v. Witzleben mit, der Versuch bereits gemacht worden, diese Er­laubnis zu erlangen; die Ablehnung erfolgte jedoch in einer Weise, daß der Zweifel blieb, ob dies vom Kaiser gewollt oder nur von einer anderen Seite

ausgehe. Herr v. Witzleben meint, rme offenlltcye Aussöhnung würde nach Auflösung des Reichstags rc. von eminent wohlthätigem Einfluß auf unsere innere« Verhältnisse sein müssen. Er, der Prinzregent, habe auf die Aufforderung, beim Kaiser zu vermitteln, offiziell ein Nein erwidert, um keine unnützen Hoff­nungen zu erwecken; im Herzen könne er es jedoch nicht von der Hand weisen. So erbitte er nun de« Rat des Adressaten, dem er die Sache vertraulich unterbreite.

* DieKreuz-Zeitung" vernimmt, der Kaiser habe mit Rücksicht auf die innerpolitische Lage beschlossen, von der geplanten Nordlandreise vorläufig Abstand zu nehmen.

'Marienbad, 12. Mat. Fürst Georg von Waldeck-Pycmont (der Vater der ersten Gemahli« unseres Königs Wilhelm II.) ist heute früh 8 Uhr Hier­selbst gestorben.

* Friedeberg (Neumarkt.) Der Beschluß der antisemitischen Vertrauensmänner, ihrem Rektor, de« braven Ahlwardt treu zu bleiben, hat folgenden Wortlaut:Die aus dem Wahlkreise Friedeberg ver­sammelten Vertrauensmänner der deutsch-soziale« antisemitischen Partei haben die Beweggründe des Rektors Ahlwardt aus Berlin zu seinen letzten An­griffen im Reichstage, das von ihm vorgelegte Beweis­material in den Hauptpunkten geprüft, halten seine Handlungsweise für berechtigt und erklären denselben für ihren alleinigen Kandidaten."

* Thorn, 13. Mai. Von heute ab erhebt Ruß­land zur Kostendeckung des sanitären Uebermachungs- dtenstes von jedem den Weichselstrom auf der Grenze passierenden Fahrzeuge eine Gebühr von zehn Rubel in Gold. Diese Maßregel dürfte die Weichftlschtffahrt vollständig lahmlegen.

* Aus Stargenburg, 10. Mai. Bei einem polnischen Mädchen, das als landwirtschaftliche Ar­beiterin mit einer größeren Anzahl Landsleuten auf dem Bensheimer Hof der Leeheim, Kreis Grobgerau, beschäftigt ist, wurden die Blattern festgestellt; die Erkrankte liegt im Kreisspital Grosgerau, die übrigen stehen unter Kontrolle.

* Hamburg, 10. Mat. Wie gemeldet, wurden hier eine größere Zahl von Eisenbahnschaffnern ver­haftet (bis jetzc 26), welche den Reisenden gegen Trinkgelder Gratisfahrt gestatteten. Heute nun er­folgte im Zentralbahnhof die Verhaftung von neun rheinischen Viehhändlern, die verdächtig sind des Be­truges und der Bestechung der verhafteten Eisenbahn- schaffncr. Bei den Viehhändlern wurden 60 000 Mark gefundene Gelder in Gerichtsgewahrsam ge­nommen.

Ausländisches.

* Lemberg. Der Vampyrglaube ist im Volk noch immer nicht ausgestorben, wie folgender Vorfall beweist. In dem galizischen Dorf Muszyna hatten sich infolge eines Wirtshausgesprächs elf Bauern ent­schlossen die Leiche des vor kurzem dort verstorbenen 83jährigen Greises Nikolaus Obuszack aus dem Grabe hervorzuholen, weil behauptet worden war, Obuszack sei ein Vampyr und als solcher die Ursache der lang­anhaltenden Fröste im letzten Winter gewesen. Um sicher zu sein, daß der Vampyr nicht mehr am Leben

Der zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Der ehemalige Bankier wird's nicht an die große Glocke hängen, daß er so dumm gewesen ist, sein Geld im tzazardspiel zu verlieren. Es stand ihm ja frei, ob er sich an dem Spiel beteiligen wollte oder nicht"

Wir müssen hier alle Möglichkeiten berücksich­tigen," fuhr Grüner fort;im Falle der Verfolgung ist es besser, daß niemand weiß, wo du dich befindest. Uebrigens werde ich dir auch morgen sofort den Erfolg meines Besuches in Brunnen berichten, die Adresse, unter der es geschehen soll, können wir später noch verein­baren. Ist die Luft hier wieder rein, so magst du zurückkehren, nimmt die Sache einen ungünstigen Ver­lauf, so folgen wir dir. Das ist mein Rat und ich meine, Ihr müßtet ihn gut finden, einen besseren weiß ich nicht zu geben."

Ich pflichte ihm bei," nickte Elisabeth;be­gleiten können wir dich jetzt nicht, wir wollen nicht alles hier im Stich lassen."

8 Griesheim war in der Mitte des Zimmers stehen geblieben, er warf einen Blick auf seine Uhr.

MWas wir hier zurücklassen, könnte dein Bruder verwalten," sagte er.Aber wenn du nicht willst, so mag ich dich nicht zwingen, entweder folgst du mir bald, oder ich hole dich." Er ging nach diesen Worten hinaus. Grüner sandte ihm einen zornglühenden Blick nach.

Du hast gehört, auf welchen Fuß er sich mit

mir stellen will," versetzte er heiser;ich bin ihm ent­behrlich geworden, er hat mir das schon oft ange­deutet."

Er ist gereizt in diesem Augenblicke," suchte Elisabeth den Gatten zu entschuldigen.

Ich weiß wie er über mich denkt; von dem Bleigewicht an seinen Fersen möchte er sich gern be­freien. Und doch macht er selbst die größten Dumm­heiten. Fährt er fort, auf diesem Wege Geschäfte machen zu wollen, dann wird er uns bald hinter Schloß und Riegel gebracht haben."

Und deshalb ist es gut, daß er diese Stadt für einige Zeit verläßt," erwiderte die junge Frau.Ich werde Varnay mit leichterem Herzen empfangen, wenn ich seine Begegnung mit meinem Manne nicht mehr zu befürchten habe."

Die Eifersucht deines Mannes könnte einen Skan­dal herbeiführen, wenn der Advokat noch lange hier bleibt. Wie ist's mit dem Grlde. Hat er noch immer den Schlüssel zur Kasse?"

Leider! Es ist mir noch nicht gelungen, ihn in meinen Besitz zu bringen."

Dann muß ich sorgen, daß er nicht alle? mit- nimmt."

Wozu sollte er es thun?"

Ich traue ihm nicht," sagte Grüner kopfschüttelnd; er denkt nicht an uns, Rücksichten kennt er nicht." Er verließ den Salon und ging in das Kabinet seines Schwagers.

Ein gefüllter Reisesack und eine schwere Geld­tasche lagen auf dem Tisch.

Griesheim saß in einem Sessel und rauchte; Grüner hob die Tasche auf und blickte seinen Schwager fest an.

Du nimmst alles mit?" fragte Grüner.

Ich lasse für euch genug zurück," lautet die Antwort; den Kaffenschlüssel gebe ich beim Abschiede meiner Frau."

Ich fürchte, du willst uns betrügen!"

Ich nehme nur das, was mir gehört!"

Wird das übrige hinreichen, uns vor Sorgen zu schützen?"

Das ist eure eigene Sache," spottete Griesheim; nach der Decke muß man sich strecken. Im Notfälle können ja die Möbel verkauft werden."

In der That ein gutes Auskunstsmittel!" sagte Grüner in demselben beißenden Tone.Und wenn diese Hilfsquelle erschöpft ist?"

Dann wird Elisabeth wohl zu der Ueberzeugung gelangen, daß ihr nichts anderes überig bleibt, als mir zu folgen."

Und wo bleibe ich?"

Das kümmert mich weiter nicht," erwiderte Griesheim, während er die Asche von feiner Zigarre abftrich.Kannst du mir irgend ein vorteilhafteres Geschäft anbieten, so will ich gern den Gewinn mit dir teilen, aber wenn ich allein arbeiten soll, dann gehört auch der Gewinn mir allein. Sieh zu, daß dein Projekt sich verwirklicht, dann bist du geborgen, der reiche Schwiegervater muß dich unterhalten."

Grüner hatte die Brauen finster zusammengezogen, es lag ein verletzender, beleidigender Hohn in diese» Worten.