abergläubische Landleute stießen überdies einen Pfahl inS Herz des Toten, damit der vermeintliche Vampyr, wie ste Vorgaben, außer stände gesetzt werde, in Zukunft sein Unwesen noch weiter zu treiben. Eine Gerichts-Kommisston hat im Verein mit dem Bezirksarzt den Thatbestand bereits festgestellt und alle an der Unthat beteiligten Bauern wurden verhaftet.
* Lausanne. Einige hier studierende deutsche Jünglinge bestiegen letzten Sonntag zu Fuß den Naye- selsen. Beim Abstieg geriet der zwanzigjährige, aus Karlsruhe gebürtige C. Berger, trotz vieler Mahnungen seitens seiner Freunde, aus eine gefährliche Stelle. Um ihn aus der schlimmen Lage zu befreien, wurde die Hilfe eines erfahrenen Jägers der Gegend, Bor- loz, in Anspruch genommen. Nachdem die schlimmste Stelle überwältigt war, weigerte sich der junge Deutsche, die Hand seines Führers zu ergreifen, wurde vom Schwindel befallen und stürzte über den 200 Meter hohen Felsen hinunter; Borloz wurde nur dank seiner mit eisernen Spitzen beschlagenen Schuhe gerettet.
- Palermo, 12. Mai. Gestern nachmittag 3 Uhr 10 Min. fand hier ein starkes, 12 Sekunden anhaltendes Erdbeben statt. Ein Schaden wurde nicht verursacht.
* London, 12. Mat. Der Arbeiter Townsend ist unter der Anschuldigung, Gladstone brieflich mit dem Tode bedroht zu haben, falls er die Homerulebill nicht zurückziehe, vom Polizeigericht in Bowstreet an die Assisen verwiesen.
* London, 12. Mai. Das Bureau Reuter meldet ans Bathurst vom 11. ds. Mts.: Französtsche Offiziere rissen in Niambuntang die brittische Flagge nieder und schleppten gleichzeitig einen eingeborenen Häuptling fort. Niambuntang liegt nahe bei Pan- chang am Gambia innerhalb der britischen Grenze.
* Petersburg, 10. Mai. Bemerkenswert tst, daß in den Leitartikeln der russischen Blätter über die Ablehnung der Militärvorlage und die Auflösung des Reichstags diesmal die sonst bei nachbarlichen Vorkommnissen hier nicht seltenen hämischen Bemerkungen fehlen. Nur ein kleines Blatt sprach von der früher bereits erprobten Fähigkeit des neuen Kurses, schnell seine Meinung zu änvern, sowie von der Ergebnislosigkeit des Kaiserganges nach Canossa, der nur Unzufriedenheit im protestantischen Deutschland erzeugt habe. Im allgemeinen halten die Blätter daran fest, der Reichstag habe ein Friedenswerk vollbracht; vor zwei Jahren sei gar nichts zu erwarten, und ste sind zufrieden, daß sich seit dem Mißerfolg Eaprivis ein angebliches Steigungs-Bedürfnis des Rubels bemerkbar mache.
* Madrid, 9. Mai. Die Frauen des Dorfes Eulalia bei Saragossa beschlossen, mit ihren Kindern zu derMuttergottes-Kirche in Concilio zu wallfahrten, um Regen zu erbitten. Eulalia ist von Concilio durch einen sehr liefen Bach getrennt, auf dem ein alter, morscher Kahn Ueberfahrlsdienste leistet. Als vorgestern morgens die Wallfahrer anlangten, wurden erst alle Kinder übersetzt, hierauf wurden die Frauen geholt. Inmitten des Baches ging infolge der Ucber- last die Barke in Trümmer und alles lag plötzlich im Wasser. Nun spielte sich eine furchtbare Schreckens- szene ab, da die Ertrinkenden sich die Bretter der
„Der Pfeil, den du für mich auf dem Bogen hast, könnte auf dich zurückprallen," sagte er in warnendem Tone. „Ich muß mir in dieser Stunde manches von dir gefallen lassen, weil ich eben keinen Lärmen machen darf, aber geschenkt ist dir das nicht."
„Nun denn, so werden wir später abrechnen," erwiderte Griesheim höhnisch; du wirst mich jederzeit dazu bereit finden."
Grüner entfernte sich, erverließ das Haus und kehrte erst nach dem Abendessen zurück.
Griesheim war ernst und schweigsam, Elisabeth verstimmt.
Grüner befahl dem Mädchen, Wein zu bringen und trank den beiden zu, sichtbar bemüht, sie in heitere Stimmung zu bringen.
„Der Agent sitzt, hinter Schloß und Riegel," sagte er, während er das Glas erhob, um mit ihnen anzustoßen; „er ist verdächtig, mit der Kasse seines Prinzipals durchgebrannt zu sein und in der Heimat gefälschte Wechsel hinterlassen zu haben."
„Daraufhin hat man ihn verhaftet?" fragte Griesheim.
„So sagte man mir im Hotel; heute mittag gleich nach Tisch hat man einen Wagen zur Verfügung gestellt, der ihn fortbrachte."
„Wenn je ein dummer Streich gemacht worden ist, so kann man diesen dazu zählen!" sagte Griesheim. „Mit solchen Mitteln beseitigt man einen energischen Gegner nicht."
„Wohl aber einen Menschen, der keinen Entschluß fassen kann und zu einem offensiven Angriff zu feig
Hilfegeschrei erfüllend. Besonders yerzv der Jammer der kleinen Kinder am Ufer, die zusehen mußten wie ihre Mütter mit dem Tode rangen. Von fünfundvierzig Frauen ertranken achtzehn. Elf Leichen wurden bis gestern mittags geborgen.
* Madrid, 10. Mat. In der Kammer erläuterte der Finanzminister das Budget und erklärte unter lebhaftem Beifall, daß die Königin-Regentin auf eine Million Pesetas der Zivilliste verzichte.
* Madrid, 12. Mai. Die Kammer ist seit 28 Stunden in Permanenz; stürmische Zwischenfälle und fortgesetzt neue Amendements der Republikaner folgen sich. Ein carlistischer Redner fordert die Armee zur Revolte auf. Die Opposition hat beschlossen, die Vertagung der Gemetndewahlen zu verhindern. Abends fanden Zusammenrottungen vor den Cortes statt, die jedoch von der bewaffneten Macht vertrieben wurden. Das Militär ist konstgniert, die Paläste der Cortes sind militärisch besetzt. Auf Sonntag ist eine große republikanische Manifestation angekündigt.
* Madrid, 13. Mai. Nach erfolgter Aufhebung der Kammersttzung begrüßte eine Menschenmenge die republikanischen Abgeordneten mit den Rufen: Hoch die Republik! Die Polizei ging mit der Waffe vor und stellte die Ruhe wieder her.
H es «»dH eitspflege.
* Schlagfluß, Schlaganfall. Körperliche Anlage zum Schlagfluß findet sich oft bei solchen Personen, welche einen kurzen, dicken Hals und untersetzten Körper haben. Ihr Gesicht ist gewöhnlich rot und aufgetrieben, sie leiden oft an Ohrensausen, Schwindel, auch an Uebelkeit in nüchternem Zustande. Am häufigsten werden Gewohnheitstrinker vom Schlaganfall heimgesucht. Um diesem Uebel vorzubeugeu oder eine Wiederholung desselben zu verhüten, beobachte man Mäßigkeit im Essen und Trinken, meide auch zu große körperliche und geistige Anstrengung, sowie Gemütsbewegungen aller Art. Man genieße eine zeitige und mäßige Abendmahlzeit und vermeide stets, besonders aber des Abends alle Spirituosen. Der Umlauf des Blutes darf nicht durch zu dicht anliegende Kleidungsstücke gehemmt werden, auch ist Hochlagerung des Kopfes im Bette angezeigt.
* (Heißes Wasser als Heilmittel.) Geringe Kopfschmerzen hören bei gleichzeitiger Anwendung heißen Wassers auf den Nacken und die Füße bald ans. Ein in heißes Wasser getauchtes rasch ausgewundenes Tuch auf den Magen gelegt, wirkt beinahe augenblicklich gegen Koliken. Nichts beseitigt rascher eine Lungenkongestion oder einen Rheumatismus als Heißwafferumschläge. Eine mehrfach zusammengelegte, in heißes Wasser getauchte und dann ausgewundene Serviette auf die schmerzhafte Stelle gebracht, bringt bei Zahnschmerzen bald Erleichterung. Ein mit heißem Wasser angcsaugtes Flanellstück um den HM eines von Croup befallenen Kindes gelegt, erzeugt in 5—10 Min. auffallende Beruhigung. Dieses gelingt namentlich beim sog. Pseudocconp.
' (Vor was man sich in acht nehmen soll, wenn man in einem Wirtshaus übernachtet.) Reisende sollten sich vor nichts mehr in acht nehmen, als vor
ist," erwiderte sein Schwager. Natürlich muß der Irrtum sich bald Herausstellen; aber ist der Agent wieder in Freiheit gesetzt, so wird er sich beeilen, eine Stadt zu verlassen, in der er so bittere Erfahrungen gemacht hat."
„Wenn er nicht vorzieht, zu untersuchen, wer ihn in diesen Verdacht gebracht hat," schaltete Elisabeth bedenklich ein.
„Da kann er lange suchen," spottete ihr Bruder. „Auf uns kann kein Verdacht fallen; er muß anmhmen, daß hier eine Verwechselung der Person vorliegt, durch die schon mancher Reisende in Unannehmlichkeiten gekommen ist."
„Na, diese Suppe hast du dir allein eingebrockt!" sagte Griesheim; „sie', wie du damit fertig wirst."
Die Unterhaltung stockte wieder; erst nach einer langen Pause nahm Elisabeth den abgebrochenen Faden auf.
Je näher die Stunde kam, in der Griesheim aufbrechen mußte, desto erregter wurde er; es schien, als fürchtete er, daß er noch in der letzten Minute zurückgehalten werden könne.
Griesheim trank hastig, und Grüner füllte daS leere Glas immer wieder; er selbst tranksehr mäßig.
Endlich kam der Augenblick des Abschieds; Griesheim hing die Geldtasche um und sagte seiner Frau Lebewohl.
„Ich werde dich begleiten," sagte sein Schwager, der schon mit dem Hute in der Hand bereit stand; „die Reisetasche trage ich, komm' nur, damit vir dm Zug nicht verfehlen!"
mes Getränk und ein trockenes Bett" die gestörte Hautausdünstung bald wieder in Gang bringen. Ist aber das Zimmer kalt und das Bett feucht, so wird die Thätigkett der Haut immer mehr unterdrückt, und es können die schlimmsten Folgen daraus entstehen. Wirtshäuser mit feuchten Betten sollte man, wenn dies bekannt ist, meiden, denn selbst der kräftigste Mann ist nicht vor der Gefahr gesichert, die für ihn entstehen kann.
Hans- «nd Landwirtschaftliches.
* <Ein Wort für die Schweine.) Jeden Sommer kommt es vor, daß die Schweine am Rotlauf zu Grunde gehen. Wenn wir aber die dumpfen, engen, meist schlecht zu lüftenden Winkel, welche dem Schweine vielerorts als Stallung dienen, sehen, so soll uns das vielfache Auftreten dieser Schwetneseuche nicht mehr wundern, namentlich wenn wir wissen, daß der Kot oft wochenlang nicht entfernt wird. Trotzdem das Schwein als das Tier des Schmutzes gilt, liebt es die Reinlichkeit wie jedes andere Tier. Im Stall sucht es, wenn es ihm möglich ist, immer die trockensten Stellen aus zu seinem Lagerplatz. Ebenso notwendig hat es die gesunde, frische Luft, die ihm aber vielerorts nicht zugänglich gemacht wird. Will der Landwirt aus seinem Schweinestand Nutzen ziehen, soll er nicht nur zweckmäßig füttern, sondern auch für leicht zu reinigende, luftige, trockene Stallungen sorgen; nur dann bringt die Schweinemast den rechten Nutzen.
Vermischtes.
* (Bescheiden geworden.) Alter Trinker: »Herr Doktor, ich fühle mich bedeutend besser, nun bitt' ich Sie um alles in der Welt, erlauben Ste mir endlich eine Flasche Wein!" — „Nein, nein, das geht auf keinen Fall!" — „Ach, dann zeigen Sie mir wenigstens mal n' Pfropfenzieher!"
* (Sehr n atürlich.) A.: „Wie war denn der Bortrag gestern im Alpenverein?" — B.: „Aeußerst natürlich und wahrheitsgetreu!" — A>: „So?" — B.: „Ja, der Redner blieb bei der Schilderung der Schneefelder sechsmal stecken."
* (Unverfroren.) „Sie wollen meine Tochter heiraten, worauf? Sie besitzen doch nichts ?" — „Oh, Herr Kommerzienrat, ich besitze doch das Herz Ihres Fräulein Tochter." — „Gut meinetwegen, aber ich gebe ihr weiter nichts mit." — „Schadet auch nichts ; bin ich Ihr Schwiegersohn, Herr Rat, so Hab' ich ja genügend Kredit!"
* (Aus einem Liebesbrief.) „... Sollten Sie meine Liebe nicht erwidern, so bitte ich um Rücksendung dieses Briefes, damit ich denselben noch anderweitig verwerten kann."
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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Griesheim schien dagegen einen Einwand erheben zu wollen, aber da auch Elisabeth ihn bat, die Begleitung ihres Bruders anzunehmen, so protestierte er nicht weiter, er mochte wohl selbst fühlen, daß er etwas zu viel getrunken hatte und schon aus diesem Grunde die Begleitung wünschenswert war.
Die junge Frau blieb allein zurück, sie nahm eine Zeitung vom Tische und setzte sich in den Divan und bald schienen ihre Gedanken nur noch mit dem Blatte beschäftigt zu sein.
Endlich kehrte Grüner zurück, mit erstaunter Miene trat er ein.
„Du bist noch nicht zu Bett gegangen ?" fragteer.
„Ich wollte auf deine Rückkehr warten," erwiderte ste ruhig, indem ste die Zeitung beiseite legte.
„Das war unnötig, ich hatte ja den Hausschlüssel."
„Ich fürchtete, ihr würdet den Zug nicht mehr erreichen."
„Zeit genug," sagte Grüner achselzuckend. Ueb- rigens habe ich ihn nur bis zur alten Brücke begleitet."
„Nicht bis zum Bahnhofe?"
„Nein, er wollte es nicht. Er meinte, berauscht sei er nicht und den Weg kenne er; es mußte ihn wohl ärgern, daß ich ihm meine Begleitung gewissermaßen aufgedrnngen hatte."
„Aber ich wäre trotzdem mit ihm gegangen!"
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rätsels in Nr. 56: „Schwermut."