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Dienstag den 16. Wai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmal. je 6 -4,

auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeile

1893.

des Wirts Großhans in Bcrneck blühende

Amtliches.

Versetzt wurde, seinem Ansuchen gemäß, auf die erledigte Stelle des Stationsmeisters in Altensteig der Stationsmeister und Posterpeditor Renz in Aldingen.

Gestorben: Kaufmann Saiidberger, Großgartach; Uhr-

gchäusfabrikant Lorenz. Stuttgart; Kaufmann Häberle, Ravens­burg; Apotheker Hodrus, Altshausen; Kaufmann Ernst Sailer, Reutlingen.

Tagespolitik.

Stimmungsbcrichte von allen Seiten melden, daß man das Ergebnis der bevorstehenden Wahlen noch niemals mir so wenig Sicherheit habe voraussehen können, wie dieses Mal. Die allerwärts herrschende Zersetzung und Zerfahrenheit, die Verwirrung der Be­griffe unter so vielen, mächtig auf das Volk einstürmen­den Aufregungen und Leidenschaften, drohen ein zählen­des Chaos zu erzeugen, aus dem noch niemand zu er­kennen vermag, welches Gebilde sich gestalten wird.

Der neue Reichstag wird wahrscheinlich schon Ende Juni zusammentreten. Es wird z. B. der 26. Juni als der in Aussicht genommene Tag des Zusammentritts bezeichnet. Bis zu diesem Termin find wohl noch nicht alle Stichwahlen beendigt. Der neue Reichstag soll sich ausschließlich mit der Militär- reform befassen, alle anderen Arbeiten bleiben einer späteren Tagung Vorbehalten.

Unter allen zuletzt ist auch der Wahlaufruf der Deutsch-Konservativen erschienen. Die Kund­gebung lautet im wesentlichen:Die deutsche konser­vative Partei tritt nach wie vor für die volle Wehr­kraft unseres Volkes ein und steht in derselben eine unerläßliche Bedingung für die deutsche Machtstellung und für die Erhaltung des Friedens. Mehraufwend­ungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reiches finden; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittelstand oder die Landwirtschaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuerquellen heranzuziehen. Wir bekämpft« den Abschluß von Handelsverträgen, welche der Landwirtschaft neue Opfer auferlegen wür­den, und unterstützen die Bestrebungen, welche auf die Vereinigung der Landwirte zum Zwecke der nachdrück­lichen Vertretung ihrer berechtigten Forderungen ge­richtet sind. Wft erstreben den Schutz unserer vater­ländischen Arbeit gegen die ausländische Konkurrenz, welche durch die derzeitigen internationalen Währungs- verhältniffe von Tag zu Tag gesteigert wird. Im Hinblick auf den schweren Druck, welcher unser ge­samtes Erwerbsleben belastet, treten wir ein für die Erhaltung und für die Kräftigung des Mittelstandes in Handel und Gewerbe, im Handwerk und in der Landwirtschaft. Wir bekämpfen demagogische Um­triebe jeder Art, welche darauf hinarbeiten, die Ge­sinnungen weiter Kreise unseres Volkes durch Lug und Trug in Wort und Schrift irre zu leiten und zu vergiften. Das Bekenntnis zu der christlichen Welt­anschauung, welche ihre Bethätigung in unserem Volks­leben, in der Gesetzgebung und in der Handhabung der Gesetze finden muß, ist der feste Grund in den Wirren der Zeit und die Lebenskraft jeder berechtigten Autorität."

Endlich haben die Franzosen wieder einen neuen Heros, vor dem sie ihre Hanswurstspringe der Begeisterung machen können. Es ist dies General Dodds, derBefieger des Königs Behanzin von Dahomey". Am Donnerstag ist dergroße Dodds" in Marseille angekowmen und dort von den Spitzen der Zivil- und Militärbehörden empfangen worden. Eine große Volksmenge brachte ihm Ovationen dar, viele Häuser waren beflaggt. Auf der Fahrt durch die Stadt wurde Dodds von einer großen Volksmenge unter den Rufen:Es lebe Dodds! es lebe die Ar­mee!" begrüßt. Der sozialistische Maire hielt eine Ansprache an Dodds, in der er die Verdienste des Generals und die Tapferkeit der Soldaten feierte. Ein ähnlicher Empfang dürfte Dodds in Parts be­vorstehen. Dort aber gibt man sich bereits gewissen Befürchtungen hin. Mehrere Blätter drücken die Be­

sorgnis aus, daß von gewisser Seite werde versucht werden, die Menge für eine neue Art von Boulangts- mus zu gewinnen.

Im englischen Unterhause wurde der grund­legende § 1 der Homerule-Bill mit 309 gegen 267 Stimmen angenommen.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 12. Mai. (39. Sitzung.) 1. Gegen­stand der Tagesordnung: Komm.-Anträge zu Art. 10 des Finanzgesetzes samt Nachtrag zu Art. 10, betr. die 2 Exigenzen für das Departement des Innern. Die Beratung der Exigenz von 500 000 Mk. als letzte Rate zu Erbauung einer neuen Neckarbrücke zwischen Berg und Cannstatt wird auf Wunsch des Hauses noch ausgesetzt. Die Exigenz für Staats­beiträge zu Unterhaltung der Korporationsstraßen ein­schließlich der Etteistrccken derselben und der Etter­staatsstraßen, für jedes der beiden Etatsjahre 500000 Mark kommt zur Beratung. Berichterstatter Sachs weist darauf hin, daß das Bedürfnis der finanziellen Erleichterung der Gemeinden und Amtskörperschaften unvermindert foribisteht, ja noch dringender geworden ist. Zugleich bittet die Komm., die K. Regierung be­hufs der gesetzlichen Regelung der Beitragspflicht des Staats zur Unterhaltung der Nachbarschaftsstraßen den Entwurf eines neuen Straßengesetzes ausarbeiten zu lassen und denselben noch im Laufe dieser Land­tagsperiode einzubringen, v. Hofacker: es sei nur billig und gerecht, die Straßenbeiträge auch weiter zu gewähren und man käme, wollte man sie verweigern, in Widerspruch mit der Vergangenheit, mit der Gegen­wart und gewissermaßen auch mit der Zukunft. Distel hebt die ungünstige Lage des Bezirks Welzheim her­vor und bittet namentlich um einen Beitrag zur An­legung eines Zufahrtsweges nach der Bahn für die Gemeinde Waikersbach. Büble kann seine Bedenken gegen die Gewährung der Beiträge nicht unterdrücken. Man wolle den Gemeinden sft Mill. in die eine Tasche geben und ihnen dafür aus der anderen Tasche durch die beabsichtigte Steuererhöhung IV 2 Mill. nehmen. Er bitte dringend von der Steuererhöhung abzusehen. Stälin will in Betracht dessen, daß die Steuerer­höhung nicht vermieden werden könne, der Exigenz zustimmen. Frhr. Edm. v. Ow hält die Exigenz nicht für gerechtfertigt: man wolle den Armen nehmen um den Reichen zu geben, v. Weizsäcker unter aller Verwahrung der prinzipiellen Seite der Frage der Staatsbeiträge überhaupt wolle er für die Exigenz stimmen, weil man die Gemeinden nicht mit emem- male stecken lassen könne. Sachs: wenn die Beiträge nicht verwilligt werden, müsse eben die Gemeindesteuer erhöht werden und man möge doch lieber die Staats­steuer erhöhen als die Gemeindesteuer. Ebner führt die verschiedenen Gründe aus, welche die Minderheit der Kam. geleitet haben, gegen die Exigenz zu stimmen: einen Antrag gegenüber dem Mehrheitsantrag will er nicht stellen, well er sich keinen Erfolg davon verspricht. Staalsm. v. Schmid ist darüber erfreut, daß die Mehrheit der Gegner sich bereit erklärt habe, für die Exigenz zu stimmen. Die ökonomische Gesamtlage der Gemeinden sei gegen die Vorjahre noch schlechter geworden. Redner setzt die Ziele auseinander, die man bei Gewährung der Staatsbeiträge gehabt habe. Was die Verteilung der Beiträge anlange, so sei nur das Bedürfnis hiefür maßgebend gewesen, wie ziffermäßig nachgewiesen werden könne. Die Kom­missions-Anträge wurden hierauf mit großer Mehr- heit angenommen.

LaadeSvachrichteu.

* Alten steig, 15. Mai. Das vom Sonnen­schein in so seltener Weise begünstigte Frühjahr schaff! wahre Wunder, gleicht es doch die klimatischen Ver­hältnisse wie wir an der Vegetation zu sehen Ge­legenheit haben des Schwarzwalds mit dem Unter­land nahezu aus. So sind wirklich an der Kammerz

Trauben zu sehen und zwar sage mitte Mai. Im Unterland hat nun aber der Weinstock in letzter Zeit schwer durch Frost gelitten, und am Ende kommt's so weit, daß man den Stiel bei dem bekannten Volks­liedTrauben im Unterland" umdreht und fingt: Schlehen im Unterland, Trauben im ... Schwarz­wald."

* Altensteig, 14. Mai. Zur Orientierung der Leser geben wir nachstehend ein vollständiges Ver­zeichnis der 17 württ. Reichstags-Wahlkreise mit dem Namen der bisherigen Abgeordneten.

1. Wahlkreis: Stadtdirektions - Bezirk Stuttgart, Geheimer Kommerzienrat Siegle (nationallib.) Stuttgart.

2. Wahlkreis: Cannstatt - LudwigSburg - Marbach- Waiblingen, Bankdtrektor Schnaidt (Volksp.) Ludwigsburg.

3. Wahlkreis: Besigheim - Brackenheim - Heilbronn- Neckarsulm, GR. Härle (Volksp.) Heilbronn.

4. Wahlkreis: Böblingen - Leonberg - Maulbronn- Vaihingen,SchultheißKercher (Volksp.) Iptingen.

5. Wahlkreis: Eßlingen-Ktrchheim-Nürtingen-Urach, Kommerzienrat Weiß (nat.-lib.) Eßlingen.

6. Wahlkreis: Reutlingen - Rottenburg - Tübingen, RA. Payer (Volkspartei) Stuttgart.

7. Wahlkreis: Calw-Herrenberg-Nagold-Neuenbürg, Frhr. v. Gültlingen (Reichspartet) Stuttgart.

8. Wahlkreis: Freudenstadl-Horb-Oberndorf-Sulz, Frhr. v. Münch (Volkspartei) von Möhringen.

9. Wahlkreis: Balingen-Rottweil-Spaichingen-Tutt- li eigen, RA. Konrad Haußmann (Volkspartei) Stuttgart.

10. Wahlkreis: Gmünd-Göppingen-Schorndorf-Welz- heim, Fabr. Speiser (Volkspartei) Göppingen,

11. Wahlkreis: Backnang-Hall-Oehringen-Weinsberg. Gutsbesitzer Hartmann (Volksp.) Wackershofen.

12. Wahlkreis: Crailsheim - Gerabronn - Künzelsau- Melgentheim, Kaufmann Pflüger (Volkspartei) Creglingen.

13. Wahlkreis: Aalen-Ellwangen-Gaildorf - Neres- heim, Graf Adelmann (Zentrum) Hohenstadt.

14. Wahlkreis: Geislingen-Heidenheim-Ulm, Fabri­kant Hähnle (Volkspartei) Gingen.

15. Wahlkreis: Blaubeuren-Ehingen-Laupheim-Mün- stngen, Landrichter Gröber (Zentr.) Heilbronn.

16. Wahlkreis: Biderach Leutkirch-Waldsee-Wangen, Privatier Braun (Zentr.) Ravensburg.

17. Wahlkreis: Ravensburg - Rtedlingen - Saulgau- Tettnang, RA. Rempold (Zentr.) Ravensburg.

* Freudenstadt, 10. Mai. Die Volkspartei gedenkt hier als Kandidaten für den Reichstag den Musikalienhändler Oskar Galler aus Stuttgart auf­zustellen.

* Vaihingen a.E., 10. Mai. Unsere Weinberge und Obstbäume, welche zu so schönen Hoffnungen berech­tigten, haben durch den Frost ungeheuer gelitten und sieht mancher Weingärtner, dem der ganze Ertrag vernichtet ist, mit Bangen der Zukunft entgegen.

* Cannstatt, 12. Mai. In Münster wurde ein interessanter Weinkauf abgeschlossen, denn es ver­kaufte ein Weingärtner den Ertrag seines halben Morgen großen Weinbergs um 4 Rm. Buchenholz.

"Eßlingen, 9. Mai. Die Zahl der Anmel­dungen zum Kriegerbundsfest beträgt jetzt schon über 6000, wovon die große Mehrzahl erst am Pfingst­montag eintrifft, so daß die Unterbringung der ein Nach!quartier Wünschenden in den mit dankenswerter Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellten Quartieren gesichert erscheint. Seitens der Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahnen wird das Fest dadurch unterstützt, daß eine einfache Fahrkarte, die hier von der Empfangskommission abgestempelt ist, zur freien Rückfahrt berechtigt. Wegen der Extrazüge, die aus- geführt werden, erfolgt noch besondere Anzeige.

^Verschiedenes.) Dem Rosenwirt Ruckgaber in Deißlingen find 2 sehr schöne hochträchtige Kühe