»icht mit schweren männlichen Simmenthaler Tieren zu paaren, vorher sei ein Uebergang zu schaffen. Die Kälber seien mit Muttermilch aufzuziehen, wie e? die Natur gebiete. Die Prtestermilch sei für daS frischgeworfene Kalb ganz geeignet, weil sie das Darmpcch entferne. In der Schweiz und in Baden lasse man die Kälber 10—12 Wochen lang, ja fein- rassige Tlere 16 Wochen lang Muttermilch trinken. Wir sollten wenigstens 4 Wochen lang jeden Tag 10 Liter Milch dem Kalb zuführen. Auf diese Weise werde die Milch auch am besten verwertet. Durch gestellte Rechnung weist Redner nach, daß durch Verfütterung der Milch auf diese Weise 10—15 Pf. das Liter eintrage, daß die Schweizer den Ertrag zu bis 50 Pf. und darüber zu steigern wissen. Redner zeigt sodann, wie bei der Molkereiwirtschaft sich der Wert der Milch annähernd auch auf 10 Pf. stelle und empfiehlt Molkereiwirtschaft namentlich in Verbindung mit Milchfütterung, denn die entfettete Milch von der Molkerei sei noch ein gutes Nährmittel für die Kälber, das fehlende Fett könne durch Lein-, Reps-, Mohn- und Palmkuchen ersetzt werden. Das baldige Heu- und Strohfüttern sei schädlich, indem der 1. Teil des Magens beim Kalbe noch zu klein sei zur Aufnahme und zu schwach zur Verarbeitung dieser Stoffe. Mit Kraftfuttermitteln müsse der Uebergang zur Heu- »ud Strohfütterung gemacht werden, zuerst mit V«, Pfd. pro Tag, dann ansteigend bis 4 und 5 Pfd. Außer guter zweckmäßiger Fütterung sei gute Stallung mit viel Luft und Licht nötig. Ueber die richtige Farrenhaltung verbreitete sich der Redner im 2. Teil seines Vortrags. Er wünschte vor allem die Aenderung unseres Farrenhaltungsgesetzes von 1889 nach dem badischen Gesetz, das die Gemeindefarren- haltung verlangt. Sodann zeigt Redner, wie der Farren gut gepflegt und gefüttert werden müsse, auch sanfte Behandlung und Bewegung im Freien sei notwendig. Haber müsse neben gewöhnlichem Futter verabreicht werden. Der Mehraufwand der Gemeinden durch bessere Farrenhaltung lohne sich durch Schaffung eines besseren Viehschlags reichlich; im Bezirk Balingen sei dies jetzt schon deutlich sichtbar. Am Schluffe sprach Redner noch über die neueren Bestrebungen der Landwirte bezüglich eines allgemeinen Verbands und sagt: Die Industrie soll wohl leben und blühen, aber auch die Landwirtschaft leben und blühen lassen. Wie für die Industrie durch Handelsverträge gesorgt werde, so sei auch die Landwirtschaft des Schutzes durch solche bedürftig. Hr. OA.-Mann Vogt sprach dem Hrn. Redner den Dank der Versammlung für den so klaren und lehrreichen Vortrag aus. Ausschußmttglied Rueff bat noch ums Wort, um die Anlage von Ortsvtehweiden warm zu empfehlen und glaubt, daß sich solche mit geringem Aufwand Herstellen ließen.
* In den letzten Wochen wurde der Rechenschafts- Bericht des Württemberg. Kriegerbundes für das Jahr 1892 ausgegeben. Wir entnehmen demselben u. a., daß der Zuwachs des Bundes im verflossenen Jahr 61 Vereine mit 1873 Mitgliedern betrug. Dieses ist der Beweis dafür, daß man allmählich auch in denjenigen Kreisen, welche seit Jahren der Meinung gewesen sind, der Bund wolle in irgend welcher Weise politische Rechte seiner Mitglieder antasten,
Verfügung, um Ihnen die Sehenswürdigkeiten Luzerns zu zeigen. Ich speise im Hotel Rigi —"
„Da wohne ich ja!" unterbrach der Agent ihn erstaunt. „Speisen Sie nicht zu Hause?"
„Nein, ich sagte Ihnen schon, mein Schwager sei ein Grobian; mit solchen Leuten sitze ich nicht gern an demselben Tisch."
„Sie stehen auf keinem guten Fuß mit ihm?"
„Ja und nein, wir gehen jeder unseren eigenen Weg, so befindet man sich am besten."
Der korpulente Herr wurde immer verwirrter, er wußte nicht, sollte er glauben oder zweifeln.
Erinnerte er sich der Mitteilungen, die Gustav Varnay ihm gemacht hatte, so erwachte das Mißtrauen wieder vollständig, und doch lag in dem Auftreten Gruners eine so zuversichtliche Sicherheit, daß man die Aufrichtigkeit seiner Worte kaum bezweifeln konnte. An der Tafel setzte Grüner sich neben ihn und es währte nicht lange, so war der Agent mit ihm in lebhafte Unterhaltung vertieft, deren Thema ganz andere Dinge berührte, als diejenigen, welche dem korpulenten Herrn in diesem Augenblicke nahe lagen.
Grüner wußte interessant zu erzählen, er verstand es auch, durch scheinbar absichtslos hingeworfene Fragen zu erforschen, wie lange der Agent in Luzern zu bleiben gedachte, und welche Reiseroute er sich vorgezeichnet hatte, wann er wieder zu Hause sein wollte, und mit welchen bekannten Personen er bisher zusammengetroffen war.
Nur eins, und zwar gerade das. was er zu issen wünschte, erfuhr er nicht — der Agent ver-
die Ueberzeugung bekommt, daß der Bund ein reines Unterstützungsinstitut ist und nicht im geringsten irgend welche Eingriffe bezüglich der Politik bei seinen Mitgliedern macht. Im Rechnungsjahr 1892 wurden 1061 Mitglieder mit zusammen 20 980 M. unterstützt. Die Anforderungen an den Bund, besonders an die Unterstützungskasse, die Witwen- und Waisenkasse werden von Jahr zu Jahr größere, weshalb auch zu Gunsten der letzteren vor kurzem eine Lotterie veranstaltet wurde, die einen Netto-Ertrag von Mark 46500 abgeworfen hat. Dem Bund gehören zur Zeit 1081 Vereine mit 46512 aktiven Mitgliedern an. Der heurige Bundestag, der, wie berichtet wird, eine starke Beteiligung voraussehen läßt, ist am Pfingstmontag in Eßlingen, wozu auch seine Majestät der König sein Erscheinen zugesagt hat.
* Dem Wetterpropheten Falb, der bekanntlich den Ostersonntag als einen kritischen Tag und den 16. April als einen solchen allerersten Ranges bezeichnet hatte, schreibt Uli Dürrenmatt in seiner Volkszeitung folgende Verse in das Stammbuch:
Wir warten auf den Doktor Falb ;
Erfüllt er seine Pflicht nur halb,
So muß es heut' doch regnen;
Er hat versprochen, mit der Flut,
Die lang schon in den Lüften ruht,
Die Erde heut zu segnen.
Er schickte uns in den April:
Der Ostersonntag blieb so still, °
Als wär kein Falb auf Erden.
Nun kommt die Sonnenfinsternis,
Der beste Anlaß doch gewiß,
Um ein Prophet zu werden.
Wir warten bis um halber Eins,
Ob er ein Wort hat oder keins Und ob sich Wolken türmen;
Dies ist der „Ordnung" schwerster Tag,
Hu, wie das „kritisch" werden mag,
Welch Fluten, Tosen, Stürmen!
Wir warteten die ganze Nacht;
Der Hergott, der das Wetter macht,
Ließ regnen nicht, noch schneien;
Sein ist die „Ordnung", Sein der Tag ;
Den Falb er nicht befragen mag —
Laß er das Prophezeien!
' Nagold, 30. April. Der Sonntag Kantate wurde für unsere Stadt wirklich ein Tag des Gesanges und der Sangesfreude. Der Gesangverein „Freundschaft" von Pforzheim machte hieher einen Ausflug. Auf Hohennagold erklangen die vollen Chöre der Gäste am Nachmittag bei einer gemeinsamen Aufführung der Pforzheimer und des hiesigen Ltederkranzes. Die „Freundschaft" brachte etliche 100 Sänger mit. Stürmischen Beifall errangen die Gäste mit den meisten ihrer Vorträge. Den schönen Abschluß des Tages bildete noch ein Ständchen, das die Sänger der „Freundschaft" vor dem Hause des Mustkoberlehrers darbrachten.
* Der bekannte Schramberger Zinksalbenprozeß bezw. die Klage des Rechnungsrats Müller- Karlsruhe gegen Apotheker Knies-Schramberg wegen Beleidigung der Frau des elfteren hatte früher schon dreimal die Strafkammer in Rottweil, ebenso oft den Strafsenat beim Oberlandesgericht beschäftigt und kam heute zur endgiltigen Entscheidung. Das Oberlandesgertcht verwarf die von Apotheker Knies zum drittenmale eingelegte Revision. Danach ist
schwieg ihm seine Begegnung mit dem Rechtsanwalt Varnay.
Sie saßen schon beim Desser, als Grüner endlich wieder die Rede auf das frühere Thema brachte.
„Ich bleibe dabei, man hat mich oder meine Schwester bei Ihnen verleumdet," sagte er in scherzendem Tone, „ich wüßte sonst nicht, wie dieses Mißtrauen so plötzlich entstanden sein sollte."
„Na, ich bin immer ärgerlich auf Sie gewesen, weil Sie Ihr Versprechen nicht erfüllt und mich an der Nase geführt hatten," erwiderte Schüller, „und nun diese Aehnlichkeit — da soll der Kuckuk nicht mißtrauisch werden!"
„Und da wollten Sie sich wohl überzeugen, als ich Sie heute mittag vor meiner Wohnung antraf?"
„Finden Sie das nicht begreiflich? Sehen muß ich Ihren Schwager noch einmal!"
„Ich wiederhole Ihnen —"
„Sagen Sie mir, was Sie wollen, mich hat diese Aehnlichkeit zu sehr frappiert!"
„Nun denn, wenn Sie darauf bestehen, so werde ich Ihnen Gelegenheit geben, ihn zu sehen."
„Wenn Sie mich einladen wollten —"
„Das darf ich nicht. Sie würden Ihr Mißtrauen nicht verbergen können und meine Schwester kann keine Beleidigung ertragen. Ich mag nicht daran denken, was im Hinblicke auf den Jähzorn meines Schwagers daraus entstehen könnte, deshalb muß ich die Erfüllung des Wunsches verweigern. Sie wollen also morgen wieder von hier abreisen?"
„So lag es ursprünglich in meiner Absicht,"
Knies rechtskräftig zu 5 Mark Geldstrafe und zur Tragung aller Gerichts- und Anwaltskosten, u. a. für 7 gerichtliche Hauptverhandlungen, mit den entsprechenden Sporteln u. s. w. verurteilt.
* Hetlbronn, 1. Mai. Oberbürgermeister Hegelmaier ist in den letzten Tagen nach Jllenau abgereist, um sich in der dortigen Anstalt ärztlicher Beobachtung zu unterziehen.
* Geislingen, 2. Mai. Gestern traf der Kriegsminister Frhr. Schott v. Schottenstein in Begleitung mehrerer höherer Militärs in dem Alborte Nellingen ein, um das Terrain für einen Schießplatz von 16000 Morgen zu besichtigen.
* Gosbach, 29. April. Ein bemerkenswerter Fund wurde dieser Tage in Sontheim, OA. Mün- stngen gemacht. Als nämlich der dortige Totengräber ein neues Grab aushob, stieß er auf einzelne Geldstücke. welche ihn auf die Vermutung brachten, daß hier vielleicht ein größerer Schatz verborgen sei. Er forschte nun sorgfältiger nach und entdeckte nun bald in einer seitlichen Vertiefung eine ganze Sammlung alter Silbermünzen, welche hier ohne jede Spur einer Umhüllung eingebettet waren. Die Münzen, 106 Stück an der Zahl, tragen alle die Jahreszahlen 1620—1628 und stammen somit aus der ersten Zeit des dreißigjährigen Krieges; sie sind sämtlich wohl erhalten und haben nur im Laufe der Jahrhunderte eine etwas grünliche Färbung angenommen. Das Gepräge ist scharf und sowohl die Wappen als die Unterschriften sind deutlich erkennbar.
* (Verschiedenes.) In Gundelsheim wurde in der auf dem sog. Calvarienberg gelegenen Kreuzkapelle der Opferstock gewaltsam erbrochen und seines Inhalts beraubt. — In Münstngen wollte der 17jährige Zimmermann M. seinen Kameraden den geladenen Revolver zeigen. Das Geschoß entlud sich und die Kugel drang dem 16jährigen K. Scholl in die Brust und konnte bis jetzt nicht entfernt werden.
— In Heilbronn hat sich ein verheirateter Weingärtner in seinem Keller in der Sonnengaffe erhängt.
— Dem etwa 400 Einwohner zählenden Weiler Weitmars bei Lorch vermachte ein Herr Stolz in Zürich, dessen Frau aus Weitmars gebürtig war, 28000 Mk. und außerdem drei Familien dort je 4000 Mk.
* Karlsruhe. 28. April. Die Befürchtung, daß bei dem Brand in Klengen Menschen um's Leben gekommen seien, hat sich nicht bestätigt. Die Vermißten haben sich wieder eingestellte
* Leipzig, 26. April. Ueb<r das Recht der Preßkritik öffentlicher Uebelstände hat das Reichsgericht dieser Tage ein für die gesamte Presse wichtiges Urteil gefällt. Der Redakteur der „Magdeburger Volksstimme," Dr. Lux, war wegen Beleidigung von Militärpersonen angeklagt worden, weil er Mtlitär- exzesse in Mainz in etwas drastischer Weise zusammeu- gestellt hatte. Das Landgericht in Magdeburg hatte ihn freigesprochen, worauf die Staatsanwaltschaft Revision beim Reichsgericht einlegte. Das Reichsgericht hat nunmehr aber die Revision verworfen und hierbei folgende allgemeine Bemerkungen betgefügt: Der Inhalt ist zwar drastisch und teilweise beleidigend. Nach dem Wortlaut erscheint es aber unbedenklich.
nickte der Agent, „aber nach dieser Begegnung mit Ihrem Schwager werde ich hier bleiben, bis ich volle Gewißheit habe!"
Grüner zündete sich eine Zigarre an und blies einige Rauchwölkchen vor sich.
„Seien Sie einmal ganz aufrichtig," sagte er; „Sie sind mit Advokat Varnay zusammengetroffen?"
„Wer behauptet das?"
„Ich. Der Advokat hat heute vormittag meine Schwester besucht, — nicht in feindlicher Absicht, er war schon in früheren Jahren mit ihr befreundet, aber ich traue ihm trotz seiner glatten Worte nicht; er übernahm nach dem Tode meines Schwagers die Vertretung eines Gläubigers, und da hat's ihn sicher gewurmt, daß er trotz der Versicherungspolice nichts vorfand. Haben Sie die Resse mit ihm gemeinschaftlich gemacht ?
„Nein."
„Sind Sie auch nicht mit ihm zusammengetroffen?"
„Doch, aber erst heute morgen auf dem Schiff."
„Und er sollte nicht mit Ihnen über die Angelegenheiten geredet haben?
Schüller erinnerte sich des Versprechens, das er dem Advokaden geg-ben hatte; er verneinte die Frage. Da er es erst nach einigem Zögern that, so erkannte Gmner sofort die Lüge.(Forts, folgt.)
Haus- und rkandwirrftyastttcye».
"Ueber den Saatenstand ist der „Staatsanzeiger' in der Lage, die erstmals für den Monat April aus Einzelangaben der Vertrauensmänner aus 100 Erhebungsbezirken berechneten DurchschnittSnote» mitzuteilen. Die Beurteilung deS Saatenstands hat in Gestalt von Noten mit den Abstufungen: 1 sehr gut, 2 gut, 3 mittel (durchschnittlich), 4 gering, 5 sehr