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Wr. 52

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Donnerstag den 4. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches.

Die Prüfung im Hufbeschlag haben u. a. mit Erfolg be­standen: Gottlieb Friedrich Bühler von Oberjefingen, Friedrich Bühler von Walddorf. Christian Dieterle von Oberjefingen, Gott- lob Friedrich Kusterer von Rudmersbach. Gmde. Ottenhausen.

Gestorben: Ludwig Jakob Völmle jun., Fabrikant, Wildberg: Privatier Springer, Stuttgart.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 28. Apiil. (Schluß.) Die W18 des Wuchergesetzes werden debattelos angenommen, § 4, welcher einen alljährlichen Rechnungsauszug vorschreibt, mit dem einschränkenden Antrag Buol angenommen. Nach dem Antrag Buol findet die Bestimmung keine An­wendung, wenn nur ein Geschäft im Jahre abge­schlossen wurde, über dessen Entstehung und Ergeb­nis dem Schuldner eine schriftliche Mittteilung bc- händigt ist, ferner auf öffentliche Banken, Kreditan­stalten, Spar- und Darleihinstitute, eingetragene Ge­nossenschaften rc., schließlich auf den Geschäftsverkehr zwischen Kaufleuten, deren Firma in das Handels­register eingetragen ist.

* Berlin, 29. April. Der Gesetzentwurf über die Ersatzverteilung wird in zweiter Lesung ohne Debatte erledigt, ebenso der Nachtragsetat für 1893/94 in dritter und der Nachtragsetat für 1892/93 in erster und zweiter Lesung. Es folgt die zweite Beratung des Gesetzes über die Abzahlungsgeschäfte. Heine möchte wissen, ob auch Staatslotteiien diesem Gesetze unterliegen. Wöllmer legt nochmals die Bedenken seiner Partei gegen die Vorlage dar, die lediglich das legitime Abzahlungsgeschäft bedrohe und empfiehlt die Verwirkungsklausel wenigstens so zu soffen, daß der Käufer gegen Rückgabe der empfangenen Aachen die Rückgewährung der von ihm geleisteten

Mahlungen nur insoweit fordern kann, als er i^chweist, daß, bet Verwirkung der Teilzahlung die Vermögensvorteile des Verkäufers in auffälligem Mißverhältnis zu der von ihm gewährten Leistung stehen. Ackermann erblickt darin eine Benachtei­ligung des Käufers, von Bar befürwortet seinen Antrag zu Z 2, der die Entschädtgungsfrage regelt. Wer Verpflichtungen eingehe, müsse sich die Folgen klar machen; jedenfalls dürfe man nicht, wie die Vor­lage wolle, den Richter zum Taxator machen. Der Käufer solle im Falle des Rücktritts die in Folge

des Vertrags gemachten Aufwendungen, sowie den Minderwert der Sache ersetzen, der sich bei der Rück­gabe gegenüber dem Kaufpreise ergiebt. Krämer, Spahn und Auer erklären sich für unveränderte Annahme der Kommisstonsbeschlüsse: Auer führt namentlich aus, daß ohne die Abzahlungsgeschäfte in Nähmaschinen die Haus-Industrie nicht einen so großen Umfang hätte gewinnen können. Schließlich wird die Sitzung um 5 Uhr vertagt. Dienstag: Nachtrabs­etat, Wuchergesetz und Antrag Ahlwardr.

* Berlin, 2. Mai. Der Gesetzentwurf über die Ersatzverteilung wird nach den Kommisfionsbeschlüffen in 3. Lesung angenommen. Ebenso wird in 3. Lesung der zweite Nachtragsetat (Mehrkosten der Heeresver­pflegung) genehmigt. In entgiltiger Gesamtabstimmung wird das abgeänderte Wuchergesetz angenommen. Es folgt der Bericht der Kommission zur Prüfung der Ahlwardt'schen Akten. Berichterst. v. Cuny (n.l.): Ahlwardt legte bezüglich des Reichsinvalidenfonds überhaupt keine Akten vor, sondern lediglich 3 Druck­schriften aus den Jahren 1876 und 1877. Der Redner schildert den Hergang, der zur Einsetzung der Kommission geführt. Ahlwardt behauptete, durch große Kapitalmächte sei verhindert worden, daß der Jn- validenfonds um 200 Mill. stärker ausgestattet werde, weil dieselben nicht wollten, daß die Regierung große Mittel in die Hand bekäme, hauptsächlich scheint sich Ahlwardt auf die BroschürePolitische Gründer und Korruptionen in Deutschland" von Rudolf Meyer ge­stützt zu haben. Meyer vertrat jedoch einen ganz anderen Standpunkt, nämlich den, daß die Schaffung dieses Fonds überhaupt ein Fehler gewesen, daß der Fonds nur eine Schöpfung der Diskontogesell­schaft war, die sich fauler Effekten habe entledigen wollen. Meyer sagt auch nicht eine Silbe von dem, was Ahlwardt behauptet hat. Die 2 anderen Bro­schüren haben mit der obigen Behauptung Ahlwardts überhaupt nichts zu thun. Ju sämtlichen 3 Broschüren steht also nichts, was Ahlwardts Behauptungen unter­stützen könnte. Ahlwardt ging dann im Laufe der Verhandlungen zu der anderen Behauptung über, daß die Anlegung des Fonds lediglich der Spekulation zu Gute gekommen sei. Dem Versprechen, dies in der Kommission genau zu begründen, ist Ahlwardt nicht nachgekommen. Was die Anlagen in Han­

nover - Altenbekener - Bahn - Aktien betrifft, so be­trugen dieselben unter 294 Millionen nur 12 Mill.; auch in diesem sei ein Verlust nicht eingetreten, son­dern ein Gewinn von 241000 Mk. Die Behaup­tungen Ahlwardts seien also in keiner Weise gerecht­fertigt. Der Berichterstatter Porsch schildert aus« sührlich das Vorgehen der Kommission bei Prüfung der Akten bezüglich der rumänischen Etsenbahngesell- schaft, teilt bereits bekannte Einzelheiten mit und hebt hervor, daß unter dem von Ahlwardt überreichtes Meißner'schcn Material nirgends die Unterschrift Miguels gestanden habe, so daß dasselbe keineswegs geeignet sei, die Ahlwardt'schen Behauptungen bezüg- UcstMiquels zu bestätigen. Ahlwardt habe auch sei« Versprechen, nach Ostern neues Material beizubringen, nicht gehalten. (Hört! Hört!)

Laadesvachrichteu.

-r. Egenhausen, 1. Mai. Die auf heute ins Lamm anberaumte landwirtschaftl. Versammlung war sehr zahlreich besucht, was der Vereinsvorstand, Hi. OA.-Mann Vogt, mit Freuden begrüßte. Hr. Land­wirtschaftsinspektor Dr. Wiedersheim hielt eine« 2stündigen Vortrag über rationelle Viehzucht, dem die Anwesenden mit gespannter Aufmerksamkeit folg­ten. Redner sprach zunächst über die seit 20 Jahren eingetretene Umgestaltung der landwirtschaftl. Ver­hältnisse, wie die Rinderzucht zur bedeutenden Ein­nahmequelle geworden sei, der die Regierung alle Aufmerksamkeit schenke; und es sei bereits manches geschehen zur Hebung der Viehzucht, es müsse aber noch viel mehr gethan und erreicht werden, nament­lich auch in unserem Bezirke. Hier sei der Wälder­viehschlag, der wohl für unsere Boden- und Klima- verhältnifse paffe und nicht anspruchsvoll sei in Fütterung und Pflege, aber weil klein, schmal, ein­geschlagen gestaltet, harte Farbe habe und doch nicht die rechte Raffe sei, auch nicht den rechten Nutzen bringe. Die Regierung habe nach langjährig ge­machten Erfahrungen den Simmenthaler Schlag nach Milch-, Fleisch- und Kraftnutzung als den besten er­kannt und empfohlen. Bei Einführung dieses Schlags soll aber besonders der weniger bemittelte Landwirt langsam thun, er soll mit seinen Verhältnissen rech- ^ nen. Kleine weibliche Tiere unseres Schlags seien

Der zweite Wann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Sie gerade nicht," erwiderte Schüller einiger­maßen verwirrt,ich bin heute morgen Ihrem Schwa­ger begegnet"

Ach. dem Amerikaner? Sie wtss n dock, daß meine Schwester den Zwillingsbruder ihres ersten Gatten geheiratet hat?"

D>r korpulente Herr schüttelte ärgerlich das Haupt und nahm den Hut ab, um d.e nasse Stirn zu trocknen.

Märchen!" brummte ^r.

Sie glaubens nicht?"

Den Teufel auch, ich habe den Verstorbenen sehr genau gekannt"

Und da überrascht Sie die Aehnlichkeit," sagte Grüner ruhig,ich kann das wohl begreifen."

Aehnlichkeit? Mir macht kein Mensch weiß, daß zwei Personen einander so ähnlich sehen können."

Sie glaube» also meinen Worten nicht?"

Nein."

Na, dann steht es Ihnen ja frei, sich bei der Behörde zu erkundigen," erwiderte Grüner achselzuckend, die Trauung ist hier in Luzern vollzogen worden; ich kann Ihnen, wenn Sie wünschen, auch die Zeugen namhaft machen. Uebrigens sollten Sie doch beden­ken, welche Beleidigung für uns in Ihrem Mißtrauen liegt! Und nicht für uns allein, sondern auch für die Aerzte, die damals den Tod meines Schwagers attestiert haben."

Mag wohl sein, erwiderte der Agent,aber dieses Mißtrauen stützt sich auf Gründe"

Die sofort in nichts zusammenfallen, wenn Sie dieselben nur näher untersuchen wollen. Mir scheint, mau hat Sie gegen uns aufgesetzt. Sie waren ja damals nbe zeugt, Sie selbst befürworteten die so­fortige Auszahlung der Versicherungssumme"

Und Sie werden es auch wissen, aus welchem Grunde ich es that," sagte der korpulente Herr, wäh­rend er seinem Begleiter einen zürnenden Blick zuwarf. Sie haben freilich ihr Versprechen nicht gehalten" Wie können Sie das behaupten?"

Wollen Sie es leugnen? Sie versprachen, unsere Koulanz öffentlich in der Zeitung anzuerkennen" Das ist auch geschehen!"

In welcher Zeitung?"

In einer sehr weit verbreiteten süddeutschen Zeitung, ich habe mir's Geld genug kosten lassen," erwiderte Grüner in jenem ruhigen, zuversichtlichen Tone, den man nur dann anschlägt, wenn man seiner Sache sicher ist.Ich habe die Expedition dieser Zeitung beauftragt. Ihnen die betreffende Nummer unter Kreuzband zu übersenden"

Ich habe nichts erhalten!"

Das ist meine Schuld nicht."

Und was nützte es uns, wenn die Reklame in einer süddeutschen Zeitung stand. Meine Gesellschaft hat das Hauptgeschäft im Norden"

Verzeihen Sie, darauf konnte ich damals keine Rücksicht nehmen. Mein Schwager hatte Schulden I hinterlasscn, ich wollte meiner Schwester das Geld!

sichern und ich würde ihr sofort sämtliche Gläubiger auf den Hals gehetzt haben, wenn die Anerkennung in einer heimischen Zeitung erfolgt wäre. Im übrigen war es ja Ihre Sache, dafür zu sorgen, daß diese Anerkennung auch in norddeutsche Zeitungen überging. Ihnen konnte das nicht schwer fallen."

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll," sagte der Agent kopfschüttelnd;Glauben schenke ich Ihnen erst dann, wenn Sie mir die Anerkennung ge­druckt vorlegen. In welcher Zeitung soll sie denn gestanden haben?"

Ich kann's augenblicklich nicht mit Sicherheit sagen, war's in Ulm oder in Stuttgart, auch der Name der Zeitung ist mir entfallen. Aber ich werde mich wohl darauf besinnen, wenn ich zu Hause meine Notizen durchsehe; Sie sollen die betreffende Nummer nachträglich erhalten."

Jetzt kann sie mir nichts mehr nützen."

Ich aber will Ihnen beweisen, daß ich mein Versprechen erfüllt habe. Und was den andern Punkt betrifft, so gebe ich Ihnen den Rat, Ihr Mißtrauen meinem Schwager oder meiner Schwester nicht zu zeigen, die Amerikaner sind grob und mein Schwa­ger soll drüben einen Jankee, der beleidigend gegen ihn wurde, ohne weiteres niedergeschoffen haben."

Wir sind nicht in Amerika!" versetzte der Agent.

Die Schweiz ist auch eine freie Republik!" sagte Grüner, indem er stehen blieb und dabei seine Uhr zu Rate zog.Ich werde Sie nun wohl verlassen müssen, aber heute Nachmittag stehe ich gern zu Ihrer