daß der Artikel nur dieThäter, nicht aber alleMilt- tärpersonen treffen wollte. Der Presse muß das Recht zuerkannt werden. Uebelstände zu besprechen. Hier handelte es sich um solche, nämlich um Ueber- hebung und Rohheit von Militärpersonen gegen Zivil­personen u. s. w., endlich auch um den Mißbrauch der Gewalt gegen Untergebene. Solche Handlungen verstoßen gegen die gute Sitte und Anordnungen der Staatsbehörden. Alle die erwähnten Fälle fordern zweifellos die öffentliche Kritik heraus, und hierzu ist eine Zeitung ein geeignetes Organ. Einerseits werden die Uebelstände dadurch den Behörden bekannt gegeben, andererseits wird ein gewisser moralischer Druck auf die Vorgesetzten Behörden ausgeübt, eine Untersuchung einzuleiten und eventuell eine Abstellung derartiger Mißftände herbeizusühren. Der Angeklagte handelte also in Wahrnehmung des berechtigten In­teresses, welches jeder Staatsbürger daran hat, daß solche Handlungen nicht Vorkommen. Auch glaubte man ihm, daß er sich subjektiv in dem guten Glauben befunden hat, daß eine Anrufung der Behörden nutz­los sei und nur eine öffentliche Besprechung das ein­zige Mittel zur Abstellung der Mißstände bilde. Ein­zelne Ausdrücke sind zwar sehr stark, aber die zulässige Grenze ist nicht überschritten; die Ausdrücke waren der Sachlage entsprechend, jedenfalls nicht übertrieben. Deshalb war der Angeklagte freizusprechen.

* Aus Sachsen, 26. April. Aus Verzweiflung über ein körperliches Leiden hat sich die Frau eines Unterbeamten in Dresden mit ihren beiden 5 und 6 Jahre alten Knaben in die Elbe gestürzt. Die Leiche des einen Knaben ist dieser Tage bei Meißen ange­schwemmt worden. Gestern sprang bei Dresden eine andere Mutter mit ihrem Kinde tn den Strom, um sich zu töten. Beide wurden jedoch gerettet.

* Berlin, 1. Mai. Wolffs Bureau meldet: Wir hören aus guter Quelle, daß der Kaiser mit Rücksicht auf den Ernst der Lage und die folgenschweren Be­schlüße, welche in dieser Woche im Reichstage zu er­warten sind, seinen Besuch in Karlsruhe abzukürzen und den Ausflug nach Schlitz ganz aufgeben wird."

«Berlin, 1. Mai. DieNat.-Ztg." meldet: In der Militärvorlage ist eine Wendung eingetreten, welche möglicherweise eine Verständigung herbeiführen wird. v. Hüne hat einen neuen Kompromißvorschlag formuliert, welcher die Zustimmung des Reichskanzlers erhalten hat. Es wird dafür auf die Stimmen der Nationallibcralen, der Konservativen und mit größerer Bestimmtheit als für frühere Ausgleichsvorschläge auf die Stimmen eines Teils des Zentrums und der d.-freis. Fraktion gerechnet. Die Einzelheiten werden noch vertraulich behandelt.

* Berlin, 2. Mai. Der Kompromißvorschlag Hüne geht noch derNat.-Z." dahin, statt 60000 Mann Rekrutenerhöhung 53000 zuzugestehen, und in 2Vs Jahren die Erhöhung der Präsenzstärke zu er­reichen, welche schließlich um 130000 Mann hinter der Regierungsforderung Zurückbleiben würde. Der Reichskanzler habe zugestimmt. Die Erhöhung der Bier- und Branntweinsteuer soll fortfallen, die Kosten der Heeresverstärkung sollen im 1. Halbjahr, 1. Sept. 1893 bis 1. April 1894, durch Erhöhung der Matri- kular-Beitcäge gedeckt werden.

* Berlin, 2. Mat. Die D.-Freisinnigen, Rich-

gerinz zu erfolgen. Es stehen um die Mitte letzten Monats im Gesamtdurchschnitt für das Land

Winterweizen: gut bis mittel, mit Annäherung an gut, Note 2,4 (Neckar-, Schwarzwald- und Donaukreis je 2,5, Jagstkreis 2.3);

Winterdinkel: ebenfalls gut bis mittel, mit Annäherung an gut, Note 2,3 (Neckarkreis 2 3, Schwarzwaldkreis 2,2 Jagstkreis 2,1, Donaukreis 2,4);

Winterroggen: gut, Note 2,1 (Neckarkreis 2,4, Schwarzwald- und Donaukreis 2,1, Jagstkreis 1,9);

Klee (auch Luzerne): mittel, Note 3,1 (Neckar- und Jagst­kreis 3,1, Schwarzwaldkreis 3,5, dagegen Donaukreis 2,7);

Wiesen: ebenfalls mittel, Note 3 (Neckarkreis 3,1, im übrigen 3).

Diese Angaben mögen durch die folgenden, aul die einge- laufencn Berichte der Vertrauensmänner sich gründenden allge­meinen Bemerkungen noch ergänzt werden: Die seit Wochen un­unterbrochen anhaltende große Trockenheit bei herrschenden Ost­winden und kühlen Nächten übt auf das Wachstum fast aller Früchte einen ungünstigen Einfluß aus. Eine baldige gründliche Durchfeuchtung des Bodens, welche allerwärts sehnlichst erwartet wird, vermöchte jedoch die nachteiligen Wirkungen der Trockenheit großenteils wieder auszugleichen.

Die Winter-Halmfrüchte sind im allgemeinen gut durch den Winter gekommen; besonders gilt dies von den im Herbst früh­zeitig bestellten Saaten, während verspätete Saaten da und dort, namentlich auf mageren oder sehr leichten Böden, dünn und schwach stehen.

Bei den Sommer-Halmfrüchten zeigen die Saaten in vielen Bezirken bei dem Mangel an Feuchtigkeit einen dünnen, un­gleichen Aufgang und einen Stillstand, ja sogar einen Rückgang in der Entwicklung. In manchen Gegenden des Landes ist über­dies die Bestellung noch im Gang oder erst kurz beendet so daß hier ein Urteil über den Saatenstand noch gar nicht abgegeben werden kann und somit auch von der Berechnung einer Durch- schnittsnote für die Kreise und das Land im ganzen im April noch abgesehen werten muß.

Dies trifft gleicherweise auch für die Kartoffeln zu, welche

ter und Gen., haben, wie sich bestätigt, bereits den alten Antrag auf verfassungsmäßige Einführung der 2jährigen Dienstzeit ohne Erhöhung der Präsenzstärke eingebracht. Der Antrag ist von 41 Abg. unter­zeichnet; es fehlen 26 Unterschriften, darunter Hänel, Dohrn, Hinze, Rickert, v. Stauffenberg. In der Fraktionssttzung waren, wie sich gleichfalls bestätigt, 47 anwesend, wovon 38 für den Antrag Richter stimmten, während die Minderheit sich ausdrücklich freie Hand für eine Verständigung mit der Regierung auf Grund einer anderen Präsenzziffer vorbehielt. In der Sitzung ging es sehr stürmisch zu. Das Zentrum hat heute die entscheidende Beratung über den Antrag Hüne.

* Metz, 29. April. Eine junge Russin Namens Korsakoff, aus einer hohen Petersburger Familie, deren Vetter Militärattache einer russischen Gesandt­schaft ist, warf sich bet Noveant unter den Zug und wurde sofort getötet.

* Auf der Insel Helgoland haben, wie der Reichsanzeiger" mitteilt, tm verflossenen Winter in­folge des plötzlichen Wechsels von Frost und Thau- wetter ungewöhnlich starke Abbröckelungen an den Felsen stattgefunden.

Ausländisches.

* Wien, 1. Mai. Aus Warschau wird gemeldet: Die Cholera-Nachrichten vom Astrachaner Gebiet lauten bestürzend. In den letzten Wochen wurden viele Tausende durch die Seuche weggerafft.

« Aus Jgla« (Mähren), 28. April meldet man der N. Fr. Pr.: Herzzerreißend ist der Jammer, un­säglich das Elend, welche tn dem von einer Feuers­brunst fast gänzlich eingeäscherten Städtchen Kreuz­berg herrschen. 1500 Menschen sind obdachlos ge­worden und wißen nicht, wo sie heute und in den nächsten Tagen ihr Heim aufschlagen sollen; es sind zumeist Kleinhäusler und Arbeiter, die so hart heim­gesucht worden sind. Nach der letzten Zählung sind 176 Häuser ein Raub der Flammen geworden, nur 14 Häuser sind stehen geblieben. Eine Familie, Mann, Frau und 2 Kinder, ist verbrannt.

* Bern, 28. April. DieZüricher Post" wid­met der Reise des Kaisers durch die Schweiz eine« Leitartikel, in welchem sie die Reise einen außerordent­lichen Vorgang nennt, weil der Kaiser der mächtigste Monarch und weil sein Geist jung, aufs Große ge­richtet und für bedeutende Eindrücke empfänglich sei. Durch die Aufhebung des Sozialistengesetzes, durch den Abschluß des deutsch-schweizerischen Handelsver­trages und durch die Förderung des internationalen Arbeiterschutzes habe Kaiser Wilhelm II. sich der Schweiz wohlwollend erwiesen.

* Luzern, 2. Mai. Bei dem Nahen der kaiser­lichen Schiffe ertönte Kanonendonner von den Höhen Luzerns. Am Ufer standen viele Tausende, welche bet Eintreffen des Kaiserschiffes vor dem Schweizer Hof brausende Hochrufe ausbrachten. Die Musik spielte die Preußenhymne, kleine Mädchen tn National­tracht überreichten Blumensträuße. Bundesprästdent Schenk, die Bundesräte Frey und Lachenal begrüßten die Majestäten und geleiteten dieselben über die teppich- belegte Straße durch Militärspalier indeu Schweizer Hof.

* Catania, 29. April. Es bestätigt sich, daß

erst gelegt worden sind, sowie für den Hopfen, bei welchem erst der Schnitt vorgenommen ist.

Dem Klee, welcher schon im Vorjahre durch Hitze und Trocken­heit, vielfach auch durch Mäusefraß gelitten hatte, brachte der letzte, zeitweilig harte Winter da und dort Schaden, welcher durch die herrichende Dürre mit kalten Nächten noch verstärkt wird. Ziemlich viele Kleeäcker mußten bis jetzt umgepflügt wer­den (im ganzen Land ca. 7 Prozent der mit Klee und Luzerne angebauten Fläche). Erheblich bessere Aussichten als der Klee bietet übrigens die Luzerne.

Die Wiesen sind fast allenthalben in ihrem Wachstum noch sehr zurück und haben vielfach noch nicht angetriebeu.

Für den ersten Schnitt der Futterpflanzen sind die Aussichten im allgemeinen nicht günstig; ein ausgiebiger warmer Regen könnte aber auch hier noch vieles wieder gut machen.

Was endlich die Obstaussichten betrifft, so zeigen mitte des April die Birnbäume zum großen Teil, aber auch schon viele frühblühende Apfelbäume einen reichen und gefunden Blütenstand, weicher nur in einigen Bezirken und Lagen durch Fröste gelitten hat. Auch aus den vielen Bezirken, wo um besagte Zeit die Baumblüte noch zurück ist, wird der Reichtum an Blüten­knospen gerühmt.

Zur Lage der Landwirtschaft.

* Wenn wir Landwirte in die Stadt kommen und über die schlechten, vielfach unter den Produktionskosten stehenden Getreidepreise klagen, so passiert es uns oft, daß wir vom Städter auf die besseren Geschäfte hin- gewiesen werden, die wir mit unserer Viehzucht nach seiner Meinung machen.

Was von diesem Trost gegenwärtig zu halten, mögen folgende Zahlen illustrieren:

Nach der amtlichen Handelsstatistik betrugen die Werte des aus dem deutschen Zollgebiet in den Jahren 1872/1892 ausgeführten Viehes nachstehende Summen:

sich auf dem Grunde des Zentralkraters des Aetna an mehreren Stellen glühende flüssige Lava zeigte.

* Paris, 1. Mat. Die Maifeier ist im ganzen sehr ruhig verlaufen. Alle Verkaufsmagazine waren geöffnet und in fast allen Fabriken und Werkstätten in den Vorstädten wurde gearbeitet.

«London, 1. Mai. Großes Aufsehen erregt der heutige Antrag des Abgeordneten Sir Charles Dtlke im Unterhause, die Räumung Egyptens nun­mehr den wiederholten ministeriellen Versprechungen gemäß auszuführen. Gladstone erwiderte, dieser An­trag würde der Regierung die Hände binden. Die Frage sei höchst delikat. Der Regierung müsse Zeit gelassen werden, bis die normale Lage zurückgekehrt sei. in welcher England zu dem verstorbenen Khedive gestanden habe und wie sie zu dem jetzigen, wie sie glaube, dereinst stehen werde. Die Regierung müsse jede Frage, die geeignet sei, die Lage zu ver­wickeln, sorgfältig vermeiden. Er, Gladstone bitte das HauS, unvorsichtige Aeußerungen gleichfalls zu vermeiden. Hierauf wurde der Antrag Dilkes ab­gelehnt.

* Chicago, 1. Mai. Bei der heute erfolgte« Eröffnung der Weltausstellung bot unter unbeschreib­lichem Jubel Präsident von Cleveland den Vertretern der auswärtigen Nationen den Willkommgruß. Vor den Augen der Völker der alten Welt seien durch die junge Nation große Werke vollbracht worden. Das jetzt unternommene Werk sei der Erleuchtung deS Menschengeschlechts geweiht. Im Sinne der erhabeud» sten Brüderlichkeit der Nationen möge an der wahren Bedeutung der heutigen Feier festgehalten werden. Durch einen Druck auf einen Knopf wurden sodann auf elektrischem Wege sämtliche Maschinen und Spring­brunnen in Bewegung gesetzt, dazu wurden Artillerie­salven abgefeuert, Glockengeläute ertönte, und die Fest­teilnehmer stimmten dasHalleluja" von Händel an. Darauf fand ein Festmahl statt.

Vermischtes.

* (Ein Rein fall.) Ein junger Kaufmann rettet mit eigener Lebensgefahr ein Mädchen vom Tode des Ertrinkens.Edler Lebensretter", sagte der Vater des Mädchens,Dir dank ich alles. 100 000 Mark oder die Hand meiner Tochter wähle!" Der Lebensretter aber denkt,wenn ich die Tochter nehme, bekomme ich das Geld ohnedies" und antwortet:Ich wähle Eure TochterDa hast Du gut gewählt", spricht darauf der Vater,die 100000 Mark hätt' ich Dir ohnedies nicht geben könen, denn ich bin ein armer Schuster; aber meine Tochter, die sollst Du haben! Gebt Euch die Hände, liebe Kinder."

* (Boshaft)Sie, Förster, wer schießt denn da jetzt unter der Schonzeit noch Hasen?"Ach, Herr Ober­förster, das ist der städtische Jagdpächter, den kann man auch in der Schonzeit schießen lassen!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker Altenkeig.

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Jahr

Mark

Jahr

Mark

1872

190,866,690

1883

160,2 >9,000

1873

177,616,770

1884

142.812,000

1874

199,190,470

1885

118,903,000

1875

219,361,200

1886

99,765,000

1876

259,417,510

1887

88,921,000

1877

216,653,905

1888

93,753,000

1878

222,905,080

1889

30,476,000

1879

195,249,340

1890

28,451,000

1880

135,308,000

1891

21.408,000

1881

132,973.000

1892

26.372.000

1882

148,<'26,000

Die deutichen Landwirte haben also tn den letzten vier Jahren aus dem Export von Vieh im Verhältnis zu den früheren Jahren eine Mindereinnahme von 300 Mill. M. gehabt, welche Mindereinnahme sich reich­lich verdoppln, wenn man nicht die unmittelbar vorher­gehenden Jahre, sondern weiter rückwärts liegende, für den Export noch günstigere Jahre zum Vergleich heranzteht.

Die Hanptursache des in den letzten Jahren so auffallend geringen Vtehexportes ist in den vom Aus- lcind eingeschlcppten Viehseuchen zu suchen und den Absperrungsmaßregeln der Nachbarstaaten gegen die Einfuhr seuchenverdächtigen Viehes aus Deutschland.

Die Viehseuchen, die uns direkt und indirekt soenormen Schaden bringen, können aber in Deutschland nur beseitigt werden durch MaßnahmerywelchedieMöglichkettder Ein­schleppung dieser Senchenv. Auslande gänzl. ausschließen.

Welche Beurteilung nur von diesem Einen Ge­sichtspunkt aus der projektierte Handelsoenrag mit dem Seuchenheerd Rußland erfahren muß,liegt aufdcrHand.