bezogenen Hetdebienenvölkern waren alle Abnehmer recht wohl zufrieden.
* Freudenstadt, 23. April. Wie in früheren Jahren ließ anch Heuer wieder der landw. Bez.-Beretn in der Schweiz Simmenthaler Zuchtvieh aufkaufen. Die aufgekauften Tiere, 9 Farren und 3 Kalbeln, wurden letzten Samstag hier versteigert, wobei sich ein Gesamterlös von 6395 Mk. gegenüber einem Einkaufspreis von 5238 Mk. ergab. Der Reingewinn nach Abzug sämtlicher Unkosten betrug 369 Mk.
* Freuden st adt, 24. April. Auf Veranlassung des Ausschusses des Bezirksvolks- veretns Freudenstadt fand gestern in der Turnhalle hier eine allgemeine Volksversammlung statt, bei welcher Reichs- und Landtagsabgeordneter Konrad Haußmann und Buchhändler Galler von Stuttgart als Redner auftraten. Herr Haußmann, der hauptsächlich die Militärvorlage behandelte, wies u. a. darauf hin. daß da die Ablehnung derselben in zweiter Lesung jedenfalls erfolge, die Auflösung des Reichstags sicher beoorstehe, und forderte die sehr zahlreichen Anwesenden auf, hiebei nur einen Abgeordneten der Volkspartet zu wählen. Herr Galler sprach über die Aufgaben und Ziele der Volkspartei. Auf Aufforderung des Vorsitzenden, Kaufmann Glauner hier, wurde zum Schluß ein Hoch auf die beiden Redner ausgebracht. In der Rose in Baiersbronn fand ebenfalls eine Versammlung statt, in welcher dieselben 2 Stuttgarter Herren als Redner auftraten.
* Freuden st adt, 25. April. S. M. der König ist soeben in Begleitung Sr. Durchlaucht des Fürsten von Bentheim hier eingetroffen und im Schwarzwaldhotel abgestiegen. Der König wird sich noch heute abend zur Auerhahnjagd ins Murgthal begeben.
* Teinach, 24. April. Heute mittag scheute auf der Oberkollwanger Steige das Pferd am Gefährt des Oberförsters Kublan von Hof- stett und ging durch. Unterhalb der Steige fiel der Wagen um, und sämtliche Insassen wurden herausgeworfen. Herr Kublan wurde über eine Schranke auf die Wiese geschleudert und fiel so unglücklich, daß er eine Achsel auseinandergefallen und einen dreifachen Rippenbruch erlitten hat. Seine Frau und die beiden Kinder kamen mitleichten Kontusionen davon. Der Wagen ist total zertrümmert. Herr Kublan ist als Oberförster nach Oehringen ernannt und wollte in nächster Zeit dorthin übersiedeln.
* Calw, 23. April. In Ottenbronn hiesigen Oberamts brannte gestern Haus und Scheuer des Krämers Kusterer in kurzer Zeit vollständig nieder.
* Heilbronn, 21. April. Die Gewerbehalle, in welcher die hiesigen Gewerbetreibenden ihre Produkte zur Ansicht und zum Verkaufe ausstellen, hatte im letzten Jahre einen Umsatz von nur 12,000 Mk., 3000 Mk. weniger als im Vorjahr. Das Defizit von 400 Mk., welches sich hiedurch wiederum ergiebt, übernimmt wie in den Vorjahren, die Gewerbevereinskasse.
* (Vers chiedene 8.) Ein Vater von Pfalz- grafenweiler begab sich mit seinem 3jä§- rigsn Töchterchen auis Feld. Er wollte eine am Weg stehende schief gewordene steinerne Säule mittels einer „Wende" wieder gerade Kellen. Die Säule brach ab und siel auf daS in der Nähe am Graben spielende Kind. Dies erhielt solche Verletzungen, daß es nach 2 Stunden starb. — In Freudenthal haben sich die Nachtigallen im dortigen Schloßgarten ein- gefunden und erfreuen alt und jung durch ihre« herrlichen Gesang. — Bei einem Leichenbegängnis in Rottenburg brach im Trauer- Hause der Hausgang durch, wo sich die Leidtragenden versammelt hatten, wobei dieselben in den Keller hinunterstürzten. Außer erhaltenen Quetschungen kamen dieselben ziemlich gut weg.
— In der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag wurde in Stuttgart auf der Hasenbergstraße ein schwerverwundeter junger Man« bewußtlos aufgefunden. Derselbe hatte eine« lebensgefährlichen Stich in der Brust. Der Thäter, ein Knecht von Birkach, ist verhaftet.
— In Münstngen wurde ein Etsenbahn- arbetter, der einem anderen Arbeiter 230 Mk. gestohlen hatte, verhaftet. — Die Ehefrau deS Schuhmachers Feil vonLeutkirch, welche im Wald beschäftigt war, versuchte während eines Gewitters in niedrigem Gehölz neben hohen Tannen unterzustehen. Der Blitz schlug in eine derselben und Frau Feil wurde, obgleich sie ziemlich weit entfernt stand, doch getroffen, betäubt und teilweise gelähmt.
* München, 21. April. Der Magistrat hielt heute eine geheime Sitzung, in welcher er über die elektrische Beleuchtung der Stadt Beschluß faßte. Oberbaurat Rettig vertrat den Beschluß der Kommission, dahingehend, es sei mit der Firma Schuckert u. Cie. ein Vertrag abzuschlteßen und ihr die Lieferung der 300 Pferdekräfte zu übertragen. Der Antrag gelangte mit allen gegen 4 Stimmen zur Annahme.
* Würzburg, 21. April. Die so vielversprechenden Aussichten auf ein gutes Obstjahr sind bei uns bereits total vernichtet. Nur Sorten, welche noch in der Entwicklung wett zurück sind, berechtigen zu einigen Aussichten, wen« der Frost endlich nachläßt.
* Berlin, 24. April. Der Kaiser hat am hmttgen Sterbetage des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke einen großen Lorbeerkranz mit Namenszug auf der Schleife auf dem Grabe niederlegen lassen.
* Berlin, 24. April. Der Reichsanzetger sagt in einem Artikel über die Romretse des Kaiserpaares, die Majestäten seien mit ihrer Aufnahme in Rom in hohem Maße zufrieden. Die freundschaftlichen Gefühle und Gesinnungen des ital. Königspaares teilten sich der ganzen Bevölkerung mit, welche keine Gelegenheit vorübergehen läßt, dem Kaiserpaar Huldigungen darzubringen, die bei dem lebhaften, feurigen Temperament des Südens oft in einer für die
Klage kann man in Altensteig wo die Sohlleder- Gerbereien noch zu Beginn des vorigen Jahres Rotten Absatz hatten, jetzt jeden Tag hören.) Betreffs der Sonntagsruhe wurde die Wahrnehmung gemacht, daß die Einführung derselben beinahe überall dankbar angenommen worden ist, nur wird der schrankenlose Hausier- und Detailhandel als schwere Schädigung der seßhaften Gewerbe kleiner Städte tief beklagt. Hand in Hand mit der Sonntagsruhe hätte die Gesetzgebung eben auch für die Eindämmung dieses modernen Auswuchses sorgen sollen. — Mit der Arbeitsgesetzgebung beginne man sich mehr und mehr zu befreunden, namentlich mit der Kranken- und Unfallversicherung, dagegen beständen betr. der Alters- und Invaliditäts- Versicherung die alten Klagen fort.
* Altensteig, 26. April. Allem Anschein nach werden wir Heuer wieder einen trockenen Sommer bekommen. Wer im vorigen Jahr genau auf das Ausschlagen der Bäume geachtet hat, der wird bemerkt haben, daß die Esche weit früher Blätter ansetzte als die Eiche, und Heuer zeigt sich das Nämliche. Nun sagt aber eine alte Wetterregel:
„Treibt die Esche vor der Eiche.
Hält der Sommer große Bleiche."
Der Sommer des vergangenen Jahres war bekanntlich sehr trocken, dagegen hatten wir aber ein feuchtes Frühjahr, dem wohl auch hauptsächlich der im Allgemeinen sehr günstige Ausfall der Ernte zu danken war. Heuer ist leider der Frühling sehr trocken, so daß wir, sofern nicht bald ein ausgiebiger, befruchtender Regen kommt, den Ernteergebnissen nicht mit gleicher Zuversicht entgegensehen können. Die andauernde Trockenheit hat in Oesterreich schon ein Steigen der Getreidepreise verursacht und bald werden wir in anderen Ländern dasselbe zu konstatieren haben. Hoffentlich sorgt Mutter Natur noch bei Zeiten dafür, daß den Teuerungs-Spekulanten ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht wird.
Ebhausen, 24. April. (Korrespondenz.) Heute kam von Braunschweig ein geschloffener Eisenbahnwagen hier an, der 140 Bienenvölker enthielt. Dieselben waren alle an Hrn. Schullehrer Kümmel in Ebershardt adressiert. Sofort nach der Ankunft des Wagens wurden die Völker, die alle in Strohkörben »ntergebracht sind, in einem benachbarten Garten aufgestellt und das Flugloch geöffnet. Auf der langen Reise waren die Bienen sehr durstig geworden und flogen daher in großen Scharen dem nahen Wasser zu. Die Hälfte der Völker ist von Hrn. Kümmel an verschiedene Bienenzüchter des Landes verstellt und wird morgen schon zum Versand komme». Die übrigen wird er auf seinen Stand nach Ebershardt verbringen lassen, um dort die Schwarmzeit abzuwarten, um dann ebenfalls nach allen Gegenden bestellte Naturschwärme abzusenden. Wünschen wir dem unternehmenden Mann, daß die Völker gut einschlagen. Mit den im vorigen Jahr durch H. Kümmel
Griesheim erregt. „Abweisen läßt er sich nicht, bereitet euch also darauf vor, ihn zu empfangen."
„Von wem redest du?" fragte Elisabeth aufblickend. „Wer ist hierher gekommen?"
„Der Advokat Varnay."
„Und wer hat dir das gesagt?" erwiderte Grüner.
„Er selbst."
„Drücke dich etwas deutlicher aus," sagte die junge Frau unwillig. „Du weißt ja, daß ich es nicht liebe, Rätsel zu lösen."
„Es ist rasch berichtet," antwortete Griesheim achselzuckend. „Ich stand an der Landungsbrücke, als das Boot ankam. An nichts Böses denkend, lasse ich die Passagiere an mir Vorbeigehen. Da wird plötzlich mein Name genannt; ich sehe zwei Herren vor mir stehen, die mich so starr anglotzen, als ob sie ein Gespenst sähen. Ich erkannte sie gleich — der eine war der Advokat Varnay, der andere der Agent der Versicherungsgesellschaft. Sie waren ganz stumm über meine Aehnlichkeit mit dem verstorbenen Bruder."
„Kann ich mir denken," brummte Grüner spöttisch. „Sie haben dich angeredet?"
„Ich that's, um ihnen zu sagen, daß ich nicht Roderich Griesheim sei."
„Und wie nahmen sie das auf?"
„Der Agent erwiderte nichts, Varnay aber sagte mir, er werde meine Frau besuchen. Zwar fügte er hinzu, er habe die frühere Angelegenheit s,ä aets, gelegt, aber ich traue ihm nicht, vielmehr glaube ich, vermuten zu müssen, daß er nur hierher gekommen ist, um uns zu verfolgen."
„Bah, was will er uns anhaben," fragte Grüner verächtlich. „Wir sind in der Schweiz —"
„Das will nichts heißen, ich halte es für ratsam, daß wir sofort abreisen," versetzte Griesheim.
„Um ihm zu beweisen, daß wir ein schuldbeladenes Gewissen haben?" fragte Elisabeth. „Das wäre die größte Thorheit, die wir begehen könnten. Ich fürchte den Advokaten nicht, laß mich nur machen, er soll seinen Zweck nicht erreichen. Ich werde ihn empfangen und wenn er wieder scheidet, dann weiß ich ganz genau, was ihn hierher geführt hat; dann aber ist es immer noch früh genug, unser weiteres Verhalten zu beraten."
Grüner nickte zustimmend.
„Elisabeth hat recht," sagte er, „Flucht wäre Thorheit und für uns selbst gefährlich. Ueberdies würde dadurch mein Plan durchkreuzt —"
„Was liegt mir an deinen Plänen!" fuhr Griesheim auf. „Du kannst ja hier bleiben, wenn es dir beliebt."
„Ich würde mich auch nicht verpflichtet fühlen, deine gütige Erlaubnis dazu einzuholen," spottete Grüner; „ich gehe meinen eigenen Weg und möchte niemand raten, mir entgegentreten zu wollen."
„Wir werden sehen, wie weit du auf diesem Wege kommst!" sagte Griesheim achselzuckend. „Wollt ihr auf einen vernünftigen Rat nicht hören, so müßt ihr auch die Folgen tragen — ich werde Luzern verlassen und erst dann zurückkehren, wenn die Luft hier wieder rein ist. Daß der Advokat den Agenten der Versicherungsgesellschaft mitbringt, müßte euch doch verdächtig genug sein —"
„Wo logiert dieser Agent?" fragte Grüner hastig.
„Im Hotel Rigi."
„Der Advokat ebenfalls?"
„Nein, er ist im „Schweizerhof" abgestiegen; diese Trennung hat jedenfalls absichtlich stattgefunden."
(Fortsetzung folgt.)