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Nordländer ungewohnten Weise zum Ausdruck ckommen.

* Berlin, 25. April. Die «Vossische Zeitung" teilt mit: Im Hinblick auf die bevor­stehende Gefahr des Wiederauftretens der Cholera besteht der Wunsch, die auf der Dres­dener Sanitätskonferenz abgeschlossene Konvention schon vor Ratifikation derselben durch die be­teiligten Regierungen tatsächlich zu handhaben. Die Retchsregierung hofft, daß die einzelnen Bundesregierungen den darin verordnten Grund­sätzen schon vorderRatifikationGeltungverschaffen.

* Berlin, 25. April. Es verlautet, die Einführung des Doweschen kugelsicheren Stoffes in der deutschen Armee sei von der Reichsregte - .rung abgelehnt worden, weil die Kosten zu be­deutend und auch die Herstellung einer das Ge­webe durchdringenden Kugel möglich wäre.

* Berlin, 25. April. In den preußischen . Jahrbüchern veröffentlicht Graf v. Hönsbröch den angekündigten Aufsatz über die Gründe seines Austritts aus dem Jesuitenorden. Höns- Lröch erklärt, er habe während 13 Jahren sich vergeblich bemüht, sich mit dem Geiste und Empfinden des Ordens zu assimilieren. In der Hoffnung, daß ihm dies doch gelingen werde, habe er den Orden literarisch verteidigt. Der Graf schildert die Erstehung der Jesuiten als geeignet,..die Selbständigkeit, den Charakter und die Individualität des einzelnen zu unterdrücken; buchstäblich nichts sei der freien Selbstbestimmung überlassen. Wolle ein Novize einen Schluck Wasser trinken, so müsse er um Erlaubnis fragen. Der jesuitischen Beichte fehle die Ge­währ der Verschwiegenheit, denn der Obere könne «im Nutzen des Ordens" von den Eröff­nungen Gebrauch machen. Bezüglich der wissen­schaftlichen Ausbildunggelte ebenfalls der Grund­satz strengster Ueberwachung: so geschehe es, daß nach siebenjährigem Studium der junge Jesuit in fast völliger Unwissenheit sei über die Geisteskämpfe der Gegenwart, über die aktuellen wissenschaftlichen Richtungen. Der Börseu- zeitung zufolge tritt der Kaiser bereits am 3. Juni von Kiel aus seine Nordlandsreise an.

* Ein in Altenkirchen ausgebrochenes Großfeuer zerstörte 65 Häuser, ferner die evang. Kirche, und zahlreiche Ställe und Scheunen. Pioniere aus Koblenz sind zur Hilfeleistung ein­getroffen.

* Aus Kassel wird berichtet: Nach Unter­schlagung mehrerer Tausend Mark Kassengelder ist der Kassierer der htes. Ortskrankenkasse des Landkreises Kassel, H. Krause, flüchtig geworden.

* Lübeck, 22, April. Auf den Pastor Becker von der St. Marienkirche wurde heute durch einen entlassenen Sträfling ein Attentat durch fünf Revolverschüsse ausgesührt. Pastor Becker wurde tötlich verwundet, der Attentäter ist ver­haftet.

Ausländisches.

* Aus der Schweiz, 21. April. Von der Schneemenge dieses Winters kann man sich

Haus- und Landwirtschaftliches.

* Alten steig, 24. April. Die dem Reichs­tage nunwehr zugegangene Novelle zum Viehseuchen-Gesetz enthält 8 Artikel. Im ersten Artikel wird Fürsorge für eine ein­heitliche Durchführung der von verschiedenen Landesregierungen zu ergreifenden Maßnahmen in dem Falle getroffen, daß eine Seuche im benachbarten Auslande in einem für den in­ländischen Viehbestand bedrohlichen Umfange herrscht und es sich um die Abwehr der Ein­schleppung der Seuche handelt. Ferner wird die für Vieh- und Pferdemärkte vorgeschriebene tierärztliche Untersuchung auf die Gastställe, die Schlachthäuser und die Ställe von Viehhänd­lern ausgedehnt. Im Art. 2 wird eine Be­stimmung getroffen, welche es ermöglicht, daß Schutzmaßregeln in einem inländischen Bezirk schon dann getroffen werden, wenn das Auf­treten der Seuche im benachbarten Auslande oder in einem entfernten inländischen Bezirk be­kannt wird. Im Artikel 3 will man zulaffen, daß das Mittel der Absonderung, Bewachung oder polizeilichen Beobachtung unter Umständen auch auf alle der Sexchengefahr ausgesetzten Tiere angemeldet wird. Durch den Artikel 4 soll die Abhaltung von Viehmärkten während einer Seuchenepidemie nicht nur an den be­kannten Seuchenorten, sondern gleichzeitig auch

aus folgender Mitteilung desToggenburger Anzeigers" einen Begriff machen: Zu Wtldhaus, welches jetzt größtenteils vom Schnee befreit ist,, liegt der Schnee immerhin stellenweise noch 3 Meter tief. Mancherorts reichte er den Winter hindurch bis zur Mitte der Stubenfenster im ersten Stock und weit über die Küchenfenster hinaus. Wie in der Tiefe eines Bergwerks hantierten Hausfrauen und sonstiges Küchen­personal monatelang in der Küche, in die kein Strahl des Lichtes drang, mit Kerzen und Lam­pen, während die Männer sich mittels Tunnels zu ihren Ställen durcharbeiteten.

* Paris, 24. April. Am Sonntag reg­nete es in Havre leicht, ebenso in Le Mans und Bordeaux, wo seit 60 Tagen kein Tropfen Regen gefallen war. Im Süden regnete es auch, so in Albi und Lyon, aber, nur ganz wenig. Dagegen herrscht große Wärme, bis 28°; das Futter gilt größtenteils für verloren.

* Luxemburg, 20. April. Die nicht weit von der preußischen Grenze abgelegene luxem­burgische Ortschaft Bech war vor wenigen Tagen der Schauplatz eines bedauernswerten Unfalls. Zwei Männer im Alter von 24 und 28 Jahren unterhielten sich im Garten mit Floberbüchsen- schießen. Ein junges, etwas mutwilliges Mäd­chen im Alter der beiden Schützen trat schäkernd hinzu und verlangte, ebenfalls einen Schuß ab- zuschießen. Einer der beiden Schützen erfaßte das Gewehr, aber mit dem Hahnen nach oben gerichtet. Das Mädchen erfaßte den Hahn und drückte los. Die Kugel traf den vor ihm stehen­den jungen Mann in die linke Brust. Der Getroffene wankte, fiel zu Boden und mar nach wenigen Minuten verschieden. Das Mädchen, die Schwester des überlebenden Schützen, warf sich im größten Schmerz auf die Leiche des jungen Nachbars und ist seit jener Stunde dem Trübsinn verfallen. Der Getötete war die ein­zige Stütze seiner Eltern und sollte in Kürze seine Braut zum Altäre führen.

* In Kiew starb dieser Tage der ehemalige Millionär CH., dessen Prozeßsucht die Ursache seines vollständigen Ruins war. Vor etwa 25 Jahren begann er den endlosen Prozeß, mit dessen Führung er einen jungen, wenig be­kannten Aovokaten betraute. Nach 24 Jahren war endlich der Prozeß gewonnen, doch zu­gleich war auch Ch.'s Vermögen dahin, wäh­rend im Gegenteil der Advokat U. ein reicher Mann wurde. Uebrigens erwies sich Herr U. seinem Klienten gegenüber erkenntlich: er ließ ihn auf seine Kosten beerdigen.

* Ein gräulicher Fund wurde, ameri­kanischen Blättern zufolge, in Dubois Co., Indiana, auf einer verlassenen Farm gemacht, auf welcher früher die berüchtigte Räubersamilie der Knoblochs gehaust hatte. Beim Wegräumen der verfallenen Trümmer des alten Blockhauses wurde unter dem aus schweren Holzstämmen ge­fügten Fußboden ein unterirdisches Verließ ent­deckt, welches in drei Kammern eingeteilt war und augenscheinlich als Kerker für unglücklicheReisende

in deren weiterem Umkreise verboten werden. Der Art. 5 fügt zu den bisherigen Schutzmaß­regeln eine neue, die Bekanntmachung des Aus­bruchs und des Erlöschens der Seuche betr. hinzu. Im Artikel 6 werden besondere Schutz maßregeln für die Maul- und Klauenseuche vorgesehen. Art. 7 bezweckt, der Landesgesetz­gebung die Möglichkeit zu gewähren, die Impf­ung als ein weiteres Mittel gegen die Bekämpf­ung der Lungenseuche etnzuführen.

* (Darf man die Farren zum Zug verwenden?) Die mäßige Verwendung zum Zug ist zu empfehlen, zumal es durchaus nicht schwer hält, einen jungen Farren einzu- gewöhnen; die Farren werden dadurch sehr zahm und entschieden fruchtbarer, als wenn sie jahraus jahrein im Stalle stehen. Bet Ge- metndefarrenhaltungen, wo es wohl selten mög­lich ist, die Tiere zum Zug zu verwenden, wird es sich unter Umständen lohnen, dieselben, wenn je kein Tummelplatz vorhanden ist (wozu sich übrigens auch die etngefrtedigte Dünger­stätte und gewiß nicht zum Schaden des Dün­gers eignet), täglich mindestens eine halbe Stunde lang, noch besser länger, spazieren führen zu lassen, was bei gutartigen, mit Nasenringen versehenen Tieren keine Schwierig­keit bietet.

* (Salzgaben.) Salz rechnet man für

gedient hatte, die von den Panditen saf dev Landstraße überfallen und fortgeschleppt waren. In einer der Zellen' stießen die mit deM Weg­räumen der Trümmer beschäftigten Arbeiter auf zwei Menschengerippe, welche angekleidet auf einem verfaulten Srohlager ruhten, ein männ­liches von hoher Statur lag lang ausgestreckt auf dem Rücken, während das andere, ein weib­liches, zusammengekauert gegen da 8 im Rücken­brett der Lagerstätte lehnte und mit den knochigen Fingern noch den Griff eines aus Messing ge­arbeiteten Leuchters umklammert hielt. Noch grauenhafter war der Anblick, der in den beiden andern Zellen sich darbot. Dort lagen Männer­gerippe. Man vermutet, daß die Unglücklichen Gefangene waren, welche vor Jahren, als die Banditen teilweise ausgerottet oder versprengt wurden, in den unterirdischen Kerkern vergessen, elendiglich an Hunger zu Grunde gtengLn. Die Knoblochs und die mit ihnen v'erbündelö Familie der Prothers waren ursprünglich ehrbare Ansied­ler, die sich später auf das Räuberhandwerk legten und Jahre lang durch ihre kecken Raubzüge die Bevölkerung im südlichen Teile von Indiana in Angst und Schrecken hielten.

Handel und Verkehr

* Stuttgart, 24. April. (Landesprsdukten- Börse). Die Stimmung für Brotfrüchte ist etwas besser geworden; da sich jedoch nirgends Bedarf fühlbar macht, sind die Preise fast die gleichen wie vor 8 Tagen. Die süddeutschen Märkte nahmen bet gleichbleibenden Preisen ruhigen Verlauf. Die Börse ist schwach besucht, Geschäft belanglos, die Forderungen etwas höher. Wir notieren per 100 Kilogr.: Wetzen, bayr. Mk. 17.30 bis 17.75, rnmän. Mk. 17.50, niederbayertsch Mk. 18., Laad Mk. 17.60, Kernen Mk. 17 bis 17.50^ Dinkel Mk. 12 40, Gerste, Tauber Mk. 18.25, Hafer prima Mk. 15 bis 15.50, Mais, Donau Mk. 12.60 bis 12.75. Mehrpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 29.50, Mehl Nr. 0: 28.50 bis 29, Nr. 1: Mk. 26 50 bis 27, Nr. 2: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4: Mk. 19 bis 19.50. Kleie mit Sack Mk.9 per 100 Kilo je nach Qual.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Meusteig.

Verfälschte schwarze Leide. Manvec-

brenne ein Mütterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver­löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- bräunlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen dieSchußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff er­schwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Leiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto- und zollfrei in's Haus.

ein Pferd pro Tag 7 bis 15 Gramm, Riad 1245 Gramm, Mastochsen 4575 Gramm, Schaf 24 Gramm, Mastschaf 68 Gramm, Schwein 48 Gramm.

* (An was erkennt man gute Leg Hennen?) Es ist leicht, ein gutes Leghuhn von einem schlechten zu unterscheiden. Das erste Zeichen liefert der Kamm und Bart. I: dunkelscharlachroter dieselben zur Zeit, wenn die Hühner legen, sind, um so bessere Verleger sind die Hühner. Mittelmäßige und schlechte Legerinnen haben mehr blaßrot gefärbte Kamme und Bärte, wahrend die Ohreuschribe schmutzig- weiß und gelblich-rosarot ist. Unter das Hühner- futrer eine hinreichende Menge Eierschalen oder Kalk gemengt, bewirkt nicht nur ein begieriges Fressen desselben, sondern die Hühner legen auch mehr Eier als sonst. Eine gut genährte Henne ist im stände, eine Menge Eier zu legen, jedoch kann sie das nicht, ohne den nötigen Stoff zur Schale zu erhalten, wenn ihr Inner auch sonst nahrhaft ist; sie muß mit dem Legen ganz aufhören, wenn sie nur mit kalk­freiem Futter ernährt wird.

* Bei Vergiftung von Hühnern, Gänsen und Enten durch Petersilie, Herbstzeitlose, Kaffee­satz und anderes, ist ein Gegenmittel auer- kanntermassen saure Milch uud Efßg tm Trtnk- wafler.