diesjährige Volksfest stattfinden zu lassen. Frhr. v. Herman meinte, wir seien noch lange nicht so weit, solche Leistnngsprüfungen vorzunehmen; unser Pferdematertal tauge auch nicht dafür und auch in der Behandlung sei die gehörige Uebung nicht vorhanden. Die Blüte der franz. Pferdezucht sei mir eine Konsequenz des Vor­handenseins eines guten Wärterpersonals. Red­ner legte dem Stuttgarter Rennklub, der jetzt eigentlich nur für das Vergnügen der Stuttgarter da sei, die Beachtung dieses Moments besonders ans Herz. Minister v. Schmid ist mit v. Herman der Ansicht, daß sich die Einführung der Leistungsprüfungen für jetzt noch nicht em­pfehle. Mit dem Gedanken einer besseren Schulung des Wärterpersonals ist der Minister ganz ein­verstanden. Wir seien jetzt glücklich auf einem einheitlichen Typus angekommen, und was die Regierung anlangt, so solle alles geschehen, um unsere Pferdezucht auf der Höhe zu erhalten. Auf die Mithilfe der Militärverwaltung in unseren Bemühungen dürfe man sicher rechnen.

Laadesuachrichtev.

ch Alten steig, 23. April. In den letzten Tagen waren in unserer Umgebung wieder ver­schiedene hohe Gäste zur Auerhahnjagd eingekehrt. So erlegte z. B. der Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs, Oberst v. Schott, in der Nähe von Simmersfeld einen prächtigen Auerhahnen.

* Altensteig, 24. April. Bei der gegen­wärtigen großen Trockenheit find Waldbrände auf der Tagesordnung. So brach am Freitag nachmittag in Martinsmoos im Gemeinde - Wald Wolfacker in einem 1012jähr. Kultur- bestand ein Brand aus, der eine größere Aus­dehnung anzunehmen schien, aber dank dem energischen Eingreifen der Einwohnerschaft von Martinsmoos bewältigt werden konnte. Total vernichtet wurde von dem Brande eine Fläche von V» Morgen.

:>j: Fünfbronn, 22. April. Nächste Woche wird Herr Schullehrer Hahn mit Familie nach Lausten a. N. übersiedeln. Beim Abschied des Scheidenden versammelte sich eine große Zahl von Freunden und Kollegen desselben aus den Bezirken Nagold, Calw und Freudenstadt im Gasthaus zurSonne". Auf die scheidende Familie wurden Toaste ausgebracht von Schul­lehrer Wurster von Simmersfeld und Schul­lehrer Denkinger von Enzthal. Gutsbesitzer Frösner von Hochdorf feierte die Frau Hahn. Unterlehrer Schwarzmaier von Ebhausen trug unter dem Beifall der Versammlung mehrere Gedichte in schwäbischer Mundart vor. Herr Hahn dankte in herzlichen Worten den Rednern und den zahlreichen Anwesenden für die ihm erwiesene Freundschaft und Liebe. Des Abends stellten sich sodann auch die Ortseinwohner um ihren scheidenden Lehrer ein, welcher 9 Jahre in Fünfbronn angestellt war und durch sein vielseitiges, eifriges Wirken in Schule und Ge­meinde sich verdient gemacht hat.

* Freudenstadt, 20. April. Bei der

heute mittag auf dem Marktplatz stattgefundenen Versteigerung der vom landwirtschaftlichen Be- ztrksverein in der Schweiz angekauften 9 Stück Simmenthaler Farren und 3 Stück Rinder wurden Preise von 300810 Mk. erzielt, wo­durch stL diesmal für die Vereinskasse nach Ab­zug sämtlicher Auslagen ein Reingewinn von 360 Mk. herausstellt.

* Wildbad, 22. April. Heute Nacht 2 Uhr begab sich S. Maj. der König mit seinem Gefolge auf zu diesem Zwecke vor einigen Tagen hier angekommenen Gebirgspferden zur Auer­hahnjagd. Der König hatte hiebet insofern großes Jagdglück, als er einen stattlichen Auerhahn, die Heuer sich äußerst selten zeigen, schoß. Heute Morgen 8 Uhr 26 Minuten fuhr der König mit Gefolge mittelst Sonderzugs wieder von hier ab.

* Stuttgart, 20. April. Der 1. Gewinn der Pferdemarktlotterte befand sich unter 1000 Losen, die ein auswärtiger Agent am ersten Pferdemarkttage zucückgab. Diese 1000 Lose sollen hiesige Agenturen noch übernommen haben. Die Verkäufer von Pferdemarktlosen haben dieses Jahr nicht weniger als gute Geschäfte gemacht. An dem Vormittag des heutigen Ziehungstags sah man in den meisten Schau­fenstern noch Lose. Daß unter diesen Umständen Heuer kein Preisaufschlag erfolgte, ist klar, viel­mehr las man an vielen Läden: Preis des Pferdemarktloses Mk. 1.80.

* Stuttgart, 22. April. Das Retchsamt des Innern fordert neuerdings die deutschen Fabrikanten anläßlich der Fortdauer des fran­zösisch-schweizerischen Zollkonfliktes dringend auf, die Schweiz zu bereisen, da die Aussichten für verschiedene Branchen, wie für Textilwaren, Zucker, Wein u. a. sehr günstig seien.

* (Ständisches.) Im Druck erschienen ist der Bericht der Kommission für Gegenstände der inneren Verwaltung über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh. Berichterstatter Ege. Der Antrag geht auf Zustimmung; nur soll nach Art. 2 als Ent­schädigung Vs (nach der Vorlage nur Vs) des Wertes der Tiere gewährt werden.

* Von der Württ. Baugewerks - Genossen­schaft sind in den letzten 7 Jahren 564125 Mk. an Renten ausbezahlt worden, eine stattliche Summe, die den Arbeitern zu gut gekommen ist. Die Zahlungen sind mit jedem Jahr er­heblich gestiegen.

* Riedlingen, 18. April. Vor 60 Jahren kam der aus dem nahen Langenenslingen ge­bürtige arme Bauerbursche Johann Götz nach Wien, wo er sich durch Sparsamkeit so empor­arbeitete, daß er in Okocim in Galizien ein Gut kaufen konnte. Der Kaiser von Oesterreich erhob ihn in den Adelsstand, der Papst verlieh ihm das Kommandeurkceuz des Sylvesterordens. DerEdle von Okocim" starb vor kurzem und htnterließ seinen Kindern ein Vermögen von 2 V 2 Millionen östr. Gulden.

* (Verschiedenes.) Am Freitag brannte zwischen Neuenstadt und Oedheim eine zwei Hektar große Waldfläche ab, wobei ein 75jährtger Mann von Oedheim ums Leben kam. InBietigheim hat sich ein Hand­werksbursche, der vor kurzem aus dem Arbeits­haus entlassen wurde, erhängt. Der Postbote Dobler vonAlthütte (Backnang) wurde wegen Unterschlagung einer Postanweisung im Betrag von über 100 Mark verhaftet. Nachdem in den letzten Tagen eine förmliche Sommerhitze geherrscht hatte, ging am Freitag über der Ge­gend von Oberndorf das erste diesjährige Gewitter nieder. Sehr begrüßt wurde der Regen, den dasselbe nach der vierwöchentlichen Trockenheit brachte. In Mittelstadt wurden der Obermüller und der Pferdeknecht des Müllers Rühm verhaftet; dieselben sollen schon längere Zeit größere Unterschlagungen verübt haben. Der Küfer Josef Schmid von Altheim kehrte zu Wagen vom Markt heim. Unterwegs zog das Pferd plötzlich so stark das Fuhrwerk an, daß Schmid herausgeschleudert und ihm die Hirnschale zerschmettert wurde. Der Tod trat augenblicklich ein. InWarth hat im letzten Winter ein älterer Bauer dreimal den Versuch gemacht, sich zu erhängen, wurde aber jedesmal rechtzeitig losgeschnitten. Am Dienstag sprang er zum Bühneladen hinaus; aber auch dies hatte nicht den gewünschten Er­folg, indem er nur leichte Verletzungen davon­trug. Nun versuchte er sich mit einem Rasier­messer den Hals abzuschneiden, woran er eben­falls verhindert wurde. Der Lebensmüde, wel­cher an Schwermut leidet, wurde in eine An­stalt verbracht.

* Die Kon stanz er Ostcrmesse hat die Er­wartungen wett hinter sich gelassen, es soll noch selten ein so schlechter Geschäftsgang geherrscht haben, wie diesmal.

* Fürth, 18. April. Als heute vormittag in der Wohnung des Kaufmanns David Schweizer einer Schuldforderung von 15 000 Mk. halber mit der Pfändung begonnen werden sollte, machte der Genannte durch einen Schuß seinem Lebe« ein Ende.

* Berlin, 21. April. Der Vorwärts be­stätigt, daß die soz.-dem. Fraktion es ablehnte, den neuen Antrag Ahlwardt zu unterstützen, weil er einmal formell mangelhaft sei und die Streitfrage verschiebe, dann auch, weil Ahlwardt in seiner Beweisführung sich zu sehr beschränke. Ahlwardt werde nun den weitcrgehenden An­trag, wie ihn die Sozialdemokraten vorschlugen, heute einbringen.

* Berlin, 21. April. Der Kaiser befahl, ihm auf telegraphischem Wege einen eingehende« Bericht über die Einzelheiten der letzten Ahl- wardtschen Interpellation einzusenöen.

' Berlin, 22. April. Seit voriger Woche ist der Sohn eines Neger-Häuptlings, namens Zampa, der dem Dualla-Stamm im westlichen Afrika angehört, bei der zehnten Kompagnie des

Der Zweite Mann. «Nachdruck verboten.)

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Sie machen wohl auch nur eine Vergnügungsreise?" fragte der Advokat nach einer Pause.Oder hat diese Reise noch einen andern Zweck?"

Wüßte nicht welchen!"

Hm, Sie könnten ja einem Verbrecher nachreisen!"

Unsinn, wie sollte ich dazu kommen!"

Sie sind ja General-Agent einer Versicherungs-Gesellschaft; sollte Ihnen da niemals eine faule Sache vorgekommen sein?"

Bis jetzt gottlob noch nicht!"

Da können Sie von Glück sprechen. Apropos, erinnern Sie sich noch der Griesheim'schen Angelegenheit? Ich war derzeit in dieser Sache einmal bei Ihnen

Um Arrest auf die Versicherungssumme zu legen," unterbrach der Agent ihn, während er den Becher von seiner Feldflasche abschraubte; aber der Vogel war schon ausgeflogen und Sie fanden das Nest leer. Ein Kirschwasser gefällig?"

Ich danke Ihnen."

Na, ein kräftiger Schluck ist auf der Reise immer zu empfehlen, Herr Doktor"

Mag sein, aber ich trinke niemals Branntwein."

Dann nicht," sagte der Agent lakonisch, während er den Becher wiedA aufschraubte.Ich bin damals in der Griesheim'schen Angelegen­heit auch über's Ohr gehauen worden."

Inwiefern?" fragte der Advokat.

Na, der Schwager Griesheims versprach mir, die Koulanz unserer Gesellschaft öffentlich in den Zeitungen anerkennen zu wollen; aber von solcher Anerkennung habe ich bis heute noch nichts gelesen."

Ist ihm auf dieses Versprechen hin die Summe ausgezahlt worden?"

Wenigstens hat das Versprechen die rasche Auszahlung bewirkt. Die Direktoren dachten an den Erfolg der Reklame und zur Verweiger­ung der Zahlung war kein Grund vorhanden."

Darüber ließe sich doch streiten."

Ich bin ja vorher bei dem Herrn Doktor Kleinschmidt gewesen; er hat mir attestiert, daß Griesheim eines natürlichen Todes gestorben ist."

Gustav warf einen prüfenden Blick auf die Leute, die in seiner Nähe saßen.

Sprechen Sie etwas leiser," sagte er;man kann nicht wissen, . ob ein unvorsichtiges Wort hier offene Ohren findet. Doktor Klein­schmidt konnte nach meiner Ansicht ein solches Attest nicht ausstellen; er hat den plötzlich Erkrankten nur einmal und zwar flüchtig gesehen, die Leiche aber nicht besichtigt."

Der Agent sah ihn betroffen an.

Sie hegen doch keinen Verdacht?" fragte er.

Was könnte dieser Verdacht uns jetzt noch helfen? Besser wäre es gewesen, Sie hätten damals die Zahlung des Geldes hinausgeschoben und gerichtliche Besichtigung der Leiche verlangt."

Dazu lagen keine Gründe vor," sagte der Agentund unserer jungen Gesellschaft konnten diese Schwierigkeiten nur Schaden bringen. Ich habe die sofortigeZahlung des Geldes befürwortet, weil ich ebenfalls mir von der in Aussicht gestellten Reklame großen Erfolg versprach. Ich kann mir auch nicht denken, worauf der Verdacht sich richten sollte; Sie werden doch nicht an ein Verbrechen glauben?"

Woran ich glauben und was ich von der ganzen Geschichte halten soll, weiß ich nicht," erwiderte Gustav dem Agenten.Hatte da­mals die Witwe Griesheims die Police wirklich ihrem Bruder übertragen?"