Garde-Füsilier-Regiments in Berlin eingestellt. Zampa wird, nachdem er hier (ein halbes bis ein Jahr) ausgebildet ist, als Exerzierlehrer in seine Heimat zurückgehen. Der deutschen Sprache ist er ziemlich Herr. Ec macht im Exerzieren gute Forlschritte.

* Berlin, 22. April. Die Gewerbe-Ord- mungskommission des Reichstags nahm den Zentrumsantrag auf Beschränkung des Hausier­handels in verschiedenen Punkten, besonders bei Frauen, an.

* Die Angaben und Mutmaßungen über die Aussichten der Militärvorlage gehen auch heute noch wirr und widerspruchsvoll ausein­ander. In Zentrumskreisen wird entschieden in Abrede gestellt, daß die Verständigungsver-

! suche noch irgend welche Aussicht auf Erfolg l bieten. Anderseits wird behauptet, ein Teil des Zentrums sei geneigt, die ganzen Neuforde- t rungen für Infanterie und eine geringe Ver­stärkung der Artillerie, wenigstens in staffel­weiser Bewilligung zuzugestehen. Es ist un­möglich, diese sich kreuzenden Angaben auf ihre Glaubwürdigkeit und Wahrheit hin zu prüfen; man kann sie nur verzeichnen.

* Hamburg, 21. April. Dem Hamb. Korr, zufolge wurde Fürst Bismarck in der Nacht auf Donnerstag unpäßlich und hatteeine fast schlaflose Nacht. Der gewohnte Spazier-

. gang unterblieb gestern. Der Fürst hielt sich jedoch längere Zeit vor dem Schlosse im Sonnen­schein auf und nahm das Essen mit Appetit ein. Der Unpäßlichkeit wird bis jetzt eine Be­deutung nicht betgemessen.

Thorn. Im Memel-Delta bet Thorn ist eine Überschwemmung eingetreten, annähernd derjenigen von 1886 und 1889. Der größte Teil der Kirchspiele Kaukehmen, Schakuhnen, Kallningken, Karkeln, Lappieuen und Jnse stehen unter Wasser.

Ausländisches.

* Ein in Wien lebender Mechaniker teilt der Oe. V. Z. mit, daß er ein Geschoß erfunden

^ Habe, das jeden Panzer durchschlage, gleichviel aus welchen Stoffen er hergestellt sei.

* Aus Guhr au, 13. April, berichtet der Liegn. Anz." über folgenden, beim dortigen Krelsersatzgeschäst vorgekommenen peinlichen Vorfall. Ein Kantonist, Baueleve K., tritt zur Untersuchung vor den Arzt, wird von diesem unter den Armen aufgefaßt und drückt, da er sehr kitzlich ist, die Arme unwillkürlich an den Körper. Für diese unerhörte That erhält er vom Doktor eine Ohrfeige, begleitet von den Worten:Lach' nicht dummer Junge!* Es wäre wohl Sache der anwesenden Zivil-Kom­mission gewesen, gegen das vorzeitigeDrillen" Einspruch zu erheben.

* Ro m, 20. April. Ein Artikel desMeffag- gero" berechnet den der Landwirtschaft durch die anhaltende Trockenheit verursachten Schaden auf eine halbe Milliarde.

* Rom, 20. April. Das Kaiser- und das

Königspaar machten heute nachmittag gemeinsam einen Spaziergang und wurden allenthalben vom Publikum stürmisch begrüßt. Abends 8 Uhr fand Familientafel statt, an der die italieni­schen und fremden Fürstlichkeiten teil nahmen. Ein Komite angesehener Bürger läßt abends die antiken Denkmäler Roms festlich beleuchten. In den Straßen herrschte auch abends das

Ro m, 20. April. Die Abendblätter bringen fast insgesamt Willkommengrüße für das deutsche Katserpaar dar.Partamento" betont, keinem Fürsten sei je zuvor ein so herzlicher und großartiger Empfang in Rom zu teil geworden. Fanfulla" hebt hervor, der Besuch des Kaiser­paares habe für die ganze italienische Nation eine gleich hohe Bedeutung wie für das Königs­haus, mit dem sie in Glück und Unglück un­trennbar vereinigt sei.

* Rom, 21. April. DerVosstschen Ztg." zufolge ließ der Kaiser dem Papste vom Bahn­hofe aus durch den Generaladjutanten seine Ankunft anzeigen.

* Parts, 20. April. In der Woche vom 9. bis zum 15. April sind in Parts 1622 Todes­fälle, 528 über den Durchschnitt, angezeigt worden.

* Aus Nizza wird vom 18. d. Mts. ge­meldet: In letzter Nacht erschoss« sich hier gegenseitig zwei in demselben Hotelzimmer logierende junge Ausländerinnen, welche an­scheinend angesehenen Familien gehören. Die ältere der Damen ist etwa 28 Jahre alt und verheiratet. Dieselbe befand sich in anderen Umständen und erwartete hier in den nächsten Tagen ihren Gatten. Das Motiv za der ver­zweifelten That ist jedenfalls in dem Umstande zu suchen, daß die beiden Damen an der Spiel­bank zu Montecarlo in kurzer Frist die Summe von 200000 Lire verloren hatten.

* CHarle rot, 21. April. 10000 Mann bleiben im hiesigen Kohlenbecken ausständig; den Grund bildet die Lohnfrage.

* Brüssel. 20. April. Der Advokat Ed- mond Picard, dessen Verhaftung außerordentliches Aufsehen verursachte, ist heute wieder freige­laffen worden; er wird jedoch gerichtlich verfolgt werden. Major Dhants hat am 9. Januar einen bedeutenden Sieg über die Araber bei Nyangwe errungen.

'Brüssel, 21. April. Die Beerdigung der Erschossenen in Antwerpen ist unter Teil­nahme einer ungeheuren Menschenmenge ohne Zwischenfall verlaufen; die Gemeindebehörden wohnten derselben bet. Ein Bataillon Infan­terie und drei Compagnien Jäger, Gendarmerie und Cavallerie hielten die Ordnung aufrecht; 100 Polizisten begleiteten den 2 V 4 Stunden langen Zug, dem ein Plakat vorausgetragen wurde mit der Inschrift:Die Opfer des Kampfes für das allgemeine Stimmrecht." Die am Grabe gehaltenen Reden waren gemäßigt. Die Sozialisten übernahmen die Versorgung der hinterlassenen Witwen und Kinder.

"London, 21. April. Daily News er­

fährt aus Wien, der Zar genehmigt die Ver« mählung der Großfürstin Lenia mit dem König Alexander von Serbien unter der Bedingung, daß Natalie sich mit Milan versöhnt.

* Petersburg, 21. April. Einem Tele­gramm« aus Koslow zufolge ist die Eisen­bahnverbindung mit Tambow-Woronosch infolge Schneeverwehung gestört. Unweit Koslow blieb der Personenzug im Schnee stecken, dessen Passa­giere auf Pferden nach Koslow geschafft wur­den. Aus Ntschnei-Nowgorod wird ebenfalls starker eschneefall gemeldet, weshalb der Schlitten­verkehr wieder ausgenommen wurde. Selbst Sebastopol hatte Schneefall.

* Bet der Hochzeit des Fürsten von Bul­garien, die am Donnerstag in Villa Pta- nore stattfand, vollzog die Trauung der Erz­bischof von Lucca. Nach der Trauung fand Entgegennahme der Glückwünsche statt. Beim Festmahl brachte der Herzog von Parma einen Trtnkspruch auf die Neuoecmählten, das sachsisch- koburgische Haus, die bulgarische Nation, deren Regierung und Armee aus. Fürst Ferdinand dankte in seinem und seiner jungen Gemahlin Namen sowie im Namen des bulgarischen Volkes und gab seiner Freude über die Ver­bindung mit dem Hause Bourbon Ausdruck, da auch in seinen Adern das Blut des heiligen Ludwig fließe. Minister Stambulow brachte einen Toast aus auf den Herzog von Parma, worin er ihm dafür dankte, daß er seine Tochter dem Fürsten von Bulgarien anoertraut habe, und versichert, daß Bulgarien die Fürstin ehren und eifersüchtig behüten werde.

* Sofia, 21. April. Anläßlich der Hoch­zeit des Prinzen Ferdinand ist die Stadt reich geschmückt. Der Ministerrat beschloß den heutigen Tag offiziell zu feiern.

* Belgrad, 21. April. König Alexander hat an seine Eltern ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, der bekannte Ausweisungsbefehl sei durch seine Großjährigkeit hinfällig geworden.

* New-Aork, 21. April. Neue Wtrbel- stürme verwüsteten Alabama, Mtssistppt und Arkansas; zahlreiche Tote und Verwundete; bedeutender Schaden wurde an der Ernte an­gerichtet. Ein heftiger Orkan wütete auf dem Michigansee. Die Wasserwerke von Milwaukee wurden von den Wogen fortgeriffea; es war unmöglich, den Arbeitern Hilfe zu bringen, wovon etwa 10 ertrunken sind.

"In Dabogue, Iowa (Nordamerika), sind zwei Etsenbahnpolizisten bet dem Versuche, mehrere blinde Passagiere vom Zuge zu ent­fernen, erschoffm worden.

* (Der galante Ungar.) Dame:Ja, mein Mann zählt erst vierzig Jahre. Es ist nur ein Altersunterschied von zehn Jahren zwischen uns."Majn Komplimmt. Ausze- zajchnet erholten. Hätte ich wirklich nicht ge­glaubt, daß sind gnädige Frau schon fünfzig Johre olt."

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Bltmsteig.

In rechtskräftiger Form!"

Und Sie fanden darin nichts Auffallendes?"

Was sollte mir auffallen?" Griesheim konnte ja Schulden Hinterlassen haben und die Witwe wollte sich das Geld sichern, indem sie die Forderung ihrem Bruder übertrug. Das kommt ja häufig vor und wenn man es auch vom moralischen Standpunkte nicht recht billigen kann, das Gesetz erlaubt es."

Dennoch mußte es auffallen," sagte der Advokat,zumal der I Versicherte so plötzlich gestorben war."

Der Agent war in Nachdenken versunken, er nahm noch einmal zur Flasche seine Zuflucht.

Wenn der Bursche mich betrogen hätte, ich wüßte nicht, was ich thate, um ihn ins Zuchthaus zu bringen," sagte er, und in seinen grauen Augen blitzte es zornig auf.Fände ich nur einen Haltepunkt, ich wurde augenblicklich die Ausgrabung der Leiche beantragen."

Und möglicherweise fänden Sie dann auch nichts, wodurch ein Verbrechen bewiesen werden könnte. Die Pflanzengifte sind nach so langer Zeit nicht mehr nachzuweisen, und liegt hier wirklich ein Ver­brechen vor, dann ist es auch mit der größten Schlauheit verübt worden. Was hier geschehen mußte, das hätte derzeit sofort geschehen sollen; letzt ist es wahrscheinlich zu spät."

Das Gesicht des korpulenten Herrn färbte sich immer dunkler, für die entzückende Schönheit der Landschaft ringsum hatte er in dieser Stunde keine Augen.

Liefern Sie mir nur einen schwachen Beweis," sagte er erregt, dannwollenwirsehen,obesschonzuspätistu.obgar nichts mehrgeschehen kann."

Diesen Beweis zu finden, ist eben zu schwierig," erwiderte der Advokat sinnend;indessen, wer weiß, ob nicht ein günstiger Zufall mir ,zu Hilfe kommt. Wissen Sie, wo Madame Griesheim jetzt wohnt?"

Habe keine Ahnung davon!"

In Luzern."

Ah, ah, also deshalb"

Was wollten Sie sagen?" fragte Gustav, als der Agent stockte.

Na, ich lenke mir, Sie reisen deshalb nach Luzern!"

Und wenn dem so wäre, würden Sie, um mich in meinen Be­mühungen nicht zu hindern, meinen Anordnungen sich fügen?"

Ich würde Sie nach Kräften unterstützen?"

Gut. Wo werden Sie logieren?"

Im Hotel Rigi."

Dann gehen wir in den Schweizerhof; da wir beide den Leuten persönlich bekannt sind, so"

Ich verstehe," nickte der Agent.Grüner wohnt also auch in Luzern?"

Natürlich. Madame hat inzwischen wieder geheiratet."

Schon so bald?"

Den Bruder ihres ersten Mannes."

Das ist merkwürdig!"

Weshalb? Er soll sie früher schon geliebt haben und nur des­halb ausgewandert sein, weil sie seinem Bruder den Vorzug gab. Wir werden bald in Luzern sein, sobald wir das Schiff verlassen"

Sind wir einander fremd, ich werds nicht vergessen," sagte der korpulente Herr.Wo aber werden wir später znsammenkommeu?"

Bleiben Sie lange in Luzern?"

Wenn Sie es wünschen, bis übermorgen; ich wollte morgen meine Reise weiter fortsetzen und von Luzern über den Brünig nach Brienz gehen."(Fortsetzung folgt).

Auflösung des Rätsels in Nr. 47: Die Fensterscheibe."