kleineren Käufer liege und daß endlich das Publikum selbst die Vornahme der Verkäufe in den Wirtshäusern wolle. Mehrere Redner traten für ausgiebigere Abgabe von Laubstreu ein, worauf Direktor v. Dorrer entgegen­kommend erwiderte. Beim Kap. 113 (Jagden) traten mehrere Redner für Einschränkung der Regtejagden und Verpachtung der Jagd an Private ein, und Hart mann stellte einen Antrag ln dieser Richtung, der jedoch vom Finanzmtnister entschieden bekämpft wurde mit dem Bemerken, daß vielmehr eine Ausdehnung des Regiebetriebs in der Absicht der Regierung liege und daß auch bet Annahme des Antrags die Regierung sich in dieser Hinsicht nicht ent­gegenkommend zeigen werde. Der Antrag Hart­mann ebenso wie ein Antrag Aldingers auf Ermäßigung der für Schuß- und Fanggelder ausgesetzten Summe wurden abgelehnt und dann nach Genehmigung des Kap. 113 die Sitzung abgebrochen.

LasdeSvachrichteu.

-r. Alten steig, 17. April. In der ersten Hälfte dieser Woche werden hier die Prüfungen an der Latein- und Volksschule vorgenommen, die der beiden Lateinklaffen durch Hrn. Ober­studienrat Dr. Plank von Stuttgart und die an den 4 Klassen der Volksschule und der hies. Töchterschule durch Hrn. Beztrksschulinspektor Dieterle von Nagold. An letztere Prüfungen reihen sich die Prüfungen der Kinder-, Jndustrte- und Sonntagsschule an. Bet der gestrigen Konfirmation waren es hier 45 Konfirmanden, nämlich 20 Mädchen und 25 Knaben.

-r. Altensteig, 17. April. Einige Diffe­renzen, die seit der Expropriation des Areals zum hiesigen Bahnbau zwischen dem Staat und einigen Expropriierten hier schweben, sehen nun ihrer endgiltigen Regelung entgegen. Anfangs letzter Woche war eine Kommission hier, welche die Aufgabe hatte, den wirklichen Wert des fraglichen Areals festzustellen. Sie bestand aus 3 Werkmeistern, 3 Gerbermeistern, 3 Oekonomen, 2 Rechtsanwälten und 1 Landgerichtscat. Wie man nun hört, werden die Expropriierten jetzt zu ihrem Recht gelangen und wird ihnen nun nicht blos der Wert für das abgetretene Grund­eigentum entschädigt, der andern in der Stadt Wohnenden für gewöhnliches Areal dort ge­worden ist, sondern es wird berücksichtigt, daß das abgetretene Areal in nächster Nähe des Wohnhauses zum Betrieb des Gewerbes für Gerberei als Trockenplatz, für Holzhandel als Lagerplatz einen bedeutend höheren Wert habe. Die Mehrentschädigung soll mehrere Tausend Mark ausmachen.

* Neuenbürg, 15. April. Ein furcht­bares Brandunglück hat sich in der vergangenen Nacht in Calmbach zugetragen. Um 1 Uhr brach in der Behausung des Mechanikers Haus­mann Feuer aus, welches rasch das ganze Ge­bäude ergriff. Hausmann sprang im Hemde die Stiege hinauf, um seine im oberen Stock

schlafenden Kinder zu retten. Hiebet verlor er selbst samt dreien seiner Kinder das Lebe«. Ein viertes Kind sprang zum Fenster hinaus, blieb hängen und zog sich ebenfalls schwere Verletzungen zu. Die Teilnahme an dem ent­setzlichen Unglück ist allgemein.

* Stuttgart, 14. April. Der Bericht der staatsrechtlichen Kommission über Hegel­maiers Beschwerde an die Ständeversammlung, verfaßt vom Abg. Schad von Mittelbiberach, ist soeben erschienen. Hegelmaier rief die Ver­wendung der Ständeversammlung für folgende Punkte an: 1) die über ihn verhängte Sus­pension vom Amt könne nur als ein »ungesetz­licher Gewalt- und Willkürakt" bezeichnet wer­den; 2) die »systematische Verschleppung" deS ganzen Verfahrens sei ganz unerhörter Art; im Laufe eines Jahres sollte es doch möglich sein, eine brauchbare Anklage zu formulieren; 3) der Versuch, ihn auf dem Verwaltungsweg durch einen »ungesetzlichen Gewaltakt von seinem Amt zu entfernen, sei gänzlich verfassungs­widrig und erfordere schärfste Zurückweisung durch die hohe Ständeversammlung; endlich 4) die von Seiten des K. Medtzinalkollegiums etn- geschlagene Art und Weise des Vorgehens sei insbesondere mit Rücksicht auf die hiemit ver­knüpften persönlichen Verunglimpfungen und Beschimpfungen für ihn und seine ganze Fa­milie tief verletzend und beleidigend. Der Be­richt der staatsrechtlichen Kommission bean­tragt, die Kammer wolle über sämtliche Be­schwerden Hegelmaiers zur Tagesordnung über­gehen.

* Stuttgart. Die Kammer der Abg. hat bei Beratung des Gesetzentwurfs über das landw. Nachbarrecht u. a. beschlossen, daß die Hecken einen Meter vom Nachbar entfernt sein müssen. Damit haben die Abgeordneten dem Vogelschutz den Todesstoß versetzt. Niemand wird sich den Luxus erlauben, von einem Mor­gen Feld 2 V 2 »r brach liegen zu lassen und es werden daher die ohnehin schon sehr dezimier­ten Hecken vollends ganz verschwinden und unsere erprobtesten Raupenvertilger schutzlos dem Raub­zeug preisgegeben sein. Hoffentlich zeigen die Mitglieder der ersten Kammer mehr Verständnis und Interesse für unfern Obstbau und lehnen den Beschluß des andern Hauses ab.

* (Verschiedenes.) Glasermeister Schott inBiberach, welcher auf dem dortigen Bahn­hof, ehe der Zug sttllstand, auszusteigen ver­suchte, kam unter die Räder, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Derselbe ist kurze Zeit nachher seinen Verletzungen erlegen. Ein Stuttgarter Maler bekam mit einem angetrunkenen Dienstmann Streit und versetzte ihm einen Schlag, so daß der Getroffene hinter­rücks auf den Bürgersteig fiel und sich eine schwere Schädelverletzung zuzog. Der Dtenst- mann starb an den Verletzungen; der Maler wurde in Haft genommen. In Hausen 0 . V. wurde eine verheiratete Frau auf der Obertenne der Scheune erhängt aufgefundeu.

listen zu leisten haben, bemerkte der Minister, daß durch Gestattung von Ratenzahlung so viel wie möglich Rücksicht geübt werden solle. Bei Kapitel 101, Gebäudekosten, begrüßte Stälin die von der Regierung beantragte Neuanstellung von verschiedenen Beamten im Interesse einer rechtzeitigen Fertigung der Schlußabrechnung über die Bauten, wodurch auch eine prompte Auszahlung der Handwerksleute ermöglicht werde; es wäre sehr wünschenswert, wenn der Staat auf dem Gebiet der Reform des Zahlungs­wesens mit gutem Beispiel vorangtnge. Prälat v. Ege wünschte eine größere Beschleunigung der Reparaturarbeiten in Pfarrhäusern, deren Verzögerung oft die rasche Neubesetzung erledig­ter Pfarrstellen verhindere. Der Minister sagte nach beiden Richtungen hin möglichste Abhilfe zu. Bet Kap. 105 (Zoll- und Retchssteuerver- waltung) trat Stälin, wie schon bei der vorigen Etatsberatung, für die Einführung des Giro­verkehrs mit der Staatskasse ein, und der Minister, der dies beim Verkehr mit den grö­ßeren Geldinstituten und den Gewerbetreibenden als wünschenswert bezeichnte, versprach, die Angelegenheit, bei welcher allerdings noch manche Schwierigkeiten zu beseitigen seien, im Auge zu behalten. Die Beratung wurde daraus abge­brochen.

* Stuttgart, 14. April. (25. Sitzung.) Beratung des Etats des Fivanzdepartements. Bei Kap. 107 (Kameralämter) stellte Hauß- mann an den Minister die Anfrage, ob er eine beruhigende Erklärung darüber abgeben könne, daß er die Bezirksbeamten nicht durch Ztrkularerlaffe beeinflussen und zu politischen Agenten verwenden wolle. Minister v. Rtecke gab darauf die Erklärung ab, daß es nicht in feiner Absicht liege, seine Beamten in anderer Weise in Anspruch zu nehmen, als es ihr Be­ruf vorschreibe. Kap. 122 (Münze) wurde ohne Debatte angenommen, dagegen gaben die Kap. 111 bis 113 (Ertrag der Domänen: bei den Kameralämtern, Ertrag aus Forsten und aus Jagden) Anlaß zu Vorbringung verschie­dener Wünsche und Beschwerden. Frhr. von Wöllwarth konstatierte mit Befriedigung den guten Stand unserer Forstwirtschaft (als Holz­ertrag find je 10,440,000 Mk, 440,000 Mk. mehr als im vorigen Etat, eingestellt) und sprach sich dahin aus, daß auch der Handels­vertrag mit Oesterreich uns keine Nachteile bringen werde, wogegen Frhr. v. Herman von diesem Vertrag größere Nachteile befürchtete. Letzterer wünschte auch, daß man mit der be­gonnenen Reorganisation unseres Forstwesens fortmachen möge, worauf vom Regterungsttsch aus Direktor v. Dorrer über diese Frage sich äußerte. Haug beklagte die hohen Holz- pretse, die Vornahme der Holzverkäufe in den Wirtshäusern und die Abgabe allzukleiner Partien Holz, worauf ihm erwidert wurde, daß hohe Holzpreise im Interesse der Staats- kaffe erwünscht seien, auch die Abgabe von kleinen Partien Holz lediglich im Interesse der

Der zweite Mann. (Nachdruck °°rb°t-n.)

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

,,In Gottes Namen," nickte der alte Herr, »aber gibt's ein schlim­mes Ende, dann wasche ich meine Hände in Unschuld. Und nun gute Nacht, mein Kind; ich will dir das weitere überlassen und inzwischen Wache halten, damit du nicht selbst in Gefahr kommst."

Er küßte sie auf die Stirn und Theodore kehrte in ihr Zimmer zurück.

Es entging ihr am nächsten Morgen nicht, daß Grunner sie und ihren Vater forschend beobachtete; offenbar wollte er sich überzeugen, ob wegen des falschen Spieles irgend ein Verdacht auf seinen Schwager gefallen war.

Die Freundlichkeit Theodorens mußte ihn beruhigen; er war wieder der heitere, liebenswürdige Gesellschafter, als der Wagen von Andermatt nach Fluelen zurückfuhr.

Er sprach sein Bedauern aus, daß der schöne Ausflug nun zu Ende und die Zeit der Trennung nun so nahe sei, aber an dieses Be­dauern knüpfte er die Hoffnung, daß ihm ein baldiges Wiedersehen ver­gönnt sein werde.

Elisabeth bat so lange, bis Theodore ihr das feste Versprechen gab, sie an einem der nächsten Tage in . Luzern zu besuchen; den Tag selbst konnte sie noch nicht bestimmen.

Papa will morgen oder übermorgrn noch einmal auf den Rigi," sagte sie; nach seinen Wünschen muß ich mich richten."

Dann bitte ich in jedem Falle um eine kurze Benachrichtigung, wann ich Sie erwarten darf," antwortete Elisabeth; »es wäre doch zu unangenehm, wenn Sie uns nicht zu Hause träfen."

Könnten wir nicht die Tour gemeinschaftlich machen?" fragte Grüner.

»Sie sind sehr liebenswürdig," erwiderte Theodore mit einer leichten Verbeugung; aber ich kann ihnen den Tag nicht angeben; mein Papa liebt es, erst am Abend vorher zu bestimmen, was am nächste» Tage geschehen soll. Sie demnach zu benachrichtigen, wäre wohl zu spät."

Aber wir könnten eine andere gemeinsame Tour verabreden," sagte Grüner.Waren Sie schon auf dem Pilatus?"

Nein, Papa fürchtet, die Tour werde zu beschwerlich für mich sein."

So groß sind die Beschwerden nicht," fuhr Grüner fort,und i« dem Gasthofe oben auf dem Pilatus ist man vortrefflich aufgehoben. Ich werde ihren Herrn Vater diese Partie anempfehlen; sie hinterläßt eine sehr angenehme Erinnerung."

Theodore nickte zustimmend, achtete aber nicht weiter auf die Worte Elisabeths, die jetzt die Schönheiten der in Vorschlag gebrachten Tour ausführlich beschrieb; in Nachdenken versunken, blickte sie sinnend in die Ferne sie erinnerte sich der Warnungen ihres Vaters, über die sie doch nicht so leichtfertig hinweggehen konnte, wie sie es anfangs ge­wollt hatte.

Man langte bald darauf in Fluelen an; Hallstädt wollte mit seiner Tochter zu Wagen über die Axenstraße nach Brunnen zurückkehre«, während die übrigen die Heimrese nach Luzern mit dem Schiff zu Machen gedachtem

Noch einmal nahm Elisabeth den beiden das Versprechen ab, fie an einem der nächsten Tage in Luzern zu besuchen, dann trennte sich die Gesellschaft, um auf verschiedenen Straßen die Heimreise fortzusetzen.

5 .

Oben auf Rigi-Kulm war es heute außerordentlich lebhaft. S»-