In Gochsen brannte ein von 4 Familien bewohntes Doppelhaus vollständig nieder. In Um mendorf schüttete eine Frau unge­schickter Weise den siedenden Inhalt einer Schüssel einem 1 Jahre alten Kind über Kopf und Brust, so daß dieses jämmerlich verbrüht und erst durch den Tod von seinen Qualen erlöst wurde. In der Familie eines Xylographen in Stuttgart starben innerhalb 4 Tagen 3 Kinder an der Diphtheritis, das älteste liegt noch krank danieder und nun hat sich auch die Mutter legen müssen. Gewiß harte Schtcksals- schläge!

"Nürnberg, 15. April. Der ehemalige Parfümerie-Fabrikant Kreller vermachte Vs Mill. Mark zu Wohlthättgkeitszwecken.

* Darmstadt, 13. April. Die evangelische Konferenz für Hessen hat in ihrer Jahresver­sammlung zu Frankfurt die Leichenverbrennung im Interesse kirchlicher Sitte zwar mißbilligt, jedoch im Falle besonderen Verlangens des Verstorbenen weder für antikirchlich noch anti- christlich erklärt.

* Berlin, 14. April. Ahlwardt wurde heute im Reichstage nicht zum Wort zugelassen, da er eine längere Rede halten wollte, die über die Verabredung mit dem Präsidenten hinaus­ging, auch die Verweisung der Akten an eine besondere Kommission verlangte. Er will nun einen Antrag mit den Sozialdemokraten zu­sammen auf Einsetzung einer Untersuchungs­kommisston einbringen.

* Berlin, 15. April. Dem Vorwärts zu­folge wird die soz.-demokratische Fraktion des Reichstags den Antrag Ahlwardts auf Nieder­setzung einer besonderen Kommission, welche über den Inhalt der Ahlwardt'schen Akten be­richten soll, unterstützen.

,'A* DieNat.lib.Korresp." schreibt: Die Stim­mungsberichte, welche die Reichstagsabgeordneten aus ihrer Heimat mitgebracht, zeigen ein Bild vollkommenster Zerfahrenheit und Verwirrung in den politischen Parteien. Das Gesamter­gebnis von etwaigen Retchstagswahlen in nächster

i Zeit ist so unberechenbar wie nie zuvor; die Befürchtung ist aber kaum abzuweisen, daß eine Auflösung nicht zum Wohle des Vaterlandes ausfallen würde.

* Die Anschauung des Reichskanzlers über die Militärvorlage geht aus einem in derPfälzer Presse" veröffentlichten Brief hervor, den der Adjutant des Reichskanzlers tn Hessen Auftrag abgefaßt hat. In dem Brief heißt es:Der Herr Reichskanzler hat nie, weder öffentlich, noch privatim, eine Aeußerung gethan, die besagte oder darauf schließen ließe, baß er in bezug auf die Milttärvorlageseine Forderungen ganz bedeutend herabzusetzen" de reit sei. Im Gegenteil, der Herr Reichskanzler steht nach wie vor auf dem von ihm stets ver­tretenen Standpunkt, daß die Vorlage in ihrem wesentlichen Teil ein Ganzes bilde, das nicht zerpflückt werden darf."

* A.«S Metz, 13. April. In der ver­gangenen Nacht wurde eine Dirne von einem jungen Manne ermordet, der wenige Stunden zuvor ein anderes Mädchen zu erdrosseln ver­sucht hatte. Der Thäter ist spurlos verschwunden.

* Ein in russischen Diensten stehender serbischer Unterthan wurde in Thorn unter dem Verdacht der Spionage verhaftet und dem Gerichtsgesängnis zugeführt. Derselbe hat sich längere Zeit daselbst aufgehalten, angeblich, um Festungswerke aufzunehmen. Dadurch, daß .er häufig Packete und Briefe durch die Post nach Rußland sandte, erregte er Verdacht. Es find große Geldsummen bei ihm gefunden wor­den. Ob sich der Verdacht bestätigt, bleibt abzuwarten.

Ausländisches.

* In diesem Jahre trifft der erste Mat auf einen Montag, an dem die ö sterreichischen Sozialdemokratenblau machen" wollen. Der österreichische Minister des Innern, hat aber an alle staatlichen industriellen Unternehmungen, die Werkstätten der Staatsbahnen und die größeren Privatfabriken einen Erlaß gerichtet, wonach deren Leiter die Arbeiter in wohlwollen­der Weise auffordern sollen, den ersten Mai, der kein gesetzlicher Feiertag ist, nicht zu feiern. Arbeiter, die trotzdem feiern, sollen unnachstcht- ltch entlassen werden.

"Wien, 15. April. Der serbische Gesandte gab die Erklärung ab, die Beziehungen Serbiens zu Oesterreich-Ungarn werden auch fortan die freundschaftlichsten sein. Graf Kalnoky gab die Fortdauer der Sympathien Oesterreich-Ungarns für Serbien kund. Der Plan des Staats­streiches ist schon im Herbst 1892 entstanden und rührt von Milan her, der alle Schritte dazu leitete. König Alexander wird eine Amnestie für alle politischen Vergehen erlassen.

* Brüssel, 14. April. Seit 10 Uhr Morgens finden blutige Zusammenstöße statt. In der Rue haute ist eine Anzahl von Per­sonen verwundet worden. Mittags griff die Polizei das Volkshaus an, aus welchem ein Steinhagel die Polizei überschüttete. Einem Arbeiter wurde durch einen schweren Säbelhieb der Kopf gespalten. Die umliegenden Straßen werden mit den blanken Waffen gesäubert.

* London, 15. April. DerTimes" wird aus Sansibar gemeldet: Hier sind Briefe des Sohnes Tippo Tips eingetroffen, worin der im Kampfe erfolgte Tod Emtn Paschas und seiner Leute bestätigt wird.

Petersburg, 14. April. Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern in Livadia die Königin Natalie und zogen sie zur Frühstückstafel.

* Belgrad, 14. April. Heute vormittag zog eine tausendköpfige Volksmenge mit Fahnen vor den Konak unter Hochrufen auf den König und die Dynastie. Der König dankte vom Balkon aus mit kräftiger Stimme: Das Serben­volk und dessen Freiheit seien ihm teuer, er wolle die gefährdete Freiheit mit kräftiger Hand

schützen. Er schloßEs lebe Pas SerbmvoM* Unermeßlicher Enthusiasmus.

* Belgrad, 14. Apnk. Die Amtszeitung veröffentlicht die Proklamation des Königs und Ukase, womit die Regenten ihrer Amtspflicht entbunden, das Ministerium Avakumovitsch ent­lassen, das neue Ministerium ernannt, die Skupschtina aufgelöst und Neuwahlen zu« 15. Mai alten Stils ausgeschrieben werden. Die neue Skupschtina wird zum 1.Junta.St. einberufen.

* Belgrad, 14. April. Heber die -Szene, die sich abgespielt hat, perlautet, oer^Köuig habe dieselben bei einem Diner, zu welchem die Regenten und Minister geladen waren, folgen­dermaßen angesprochen:Sie Haben, meine Herren, das Vertrauen, das «ein erhabener Vater in Sie. setzte, nicht gerechtfertigt, sondern das gesunde Verfassungsleben, in Sefahr ge­bracht. Deshglb sehe sch mich veranlaßt, mit mehreren Patrioten die Regierung selbst in pte Hand zu nehmen." Rtstitsch autwortett hierauf: Das ist ein schwerer Schritt!" General Beli- markowitsch erhob Einspruch, wobei er die Hand an den Degen legte. Der König sagte hierauf zu seinem Adjutanten:Nun Mst sie ihre Pflicht! worauf bei: ,, Adjutant Oberst Tschiritsch den Revolver zog und Belimarko- witsch zurief:Zurück, Herr General, reinen Schritt weiter!" König. Alexander .wäre nach der serbischen Verfassung erst.am 14. August d. I. volljährig geworden. Am vorigen Mittwoch hat er. im Beisein der Regenten und des Ministerpräsidenten ote Prüfung im Zibil« recht mit vorzüglichem Erfolge bestanden. Seine Probe im Staatsrecht hat er nun gleichsfallS geleistet. Der neue Mintsterprtzfident Dokitsch ist der frühere Erzieher des jungen Königs. Bet der Abdankung Milans wurde er zum Präsidenten des Slaatsrats erannl.

"Belgrad, 14. April. Die von gestern datierte Proklamation des Königs erklärt, die staatsbürgerlichen Rechte Serbiens und die ver­fassungsmäßige Stellung der Volksvertretung fei derart erniedrigt, daß der König nicht säumen dürfe die unglücklichen Zustände zu be­enden. Von jetzt an soll die Verfassung in volle Kraft treten. Er werde darauf gestützt das Land regieren. Die Proklamation schließt: es lebe das Volk!

" (Ausstand überall.) Neuerdings streiken in der Ausstellung bei Chigäco 1500 Elektrotechniker. Es macht sich bereits die Befürchtung geltend, daß die Ausstellung nicht an dem dazu ursprünglichen Tagt wird eröffnet wexden können.

Verantwortlicher Redakteur' 8. Nieter, MenSeig,

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wohl von Vitznau wie von Arth kamen in kurzen Zwischenpausen die Eisenbahnzüge und in den Waggons war kein Platz unbesetzt.

Das prächtige Wetter stellte einen herrlichen Sonnenuntergang in Aussicht; man mußte einen solchen Tag wahrnehmen, wenn man den Rigi besuchen wollte.

Auch Hallstädt befand sich mit seiner Tochter unter den Passa­gieren, die am Nachmittag von Vitznau, also von der Seite des Vier­waldstädter Sees, kamen; dem Schwarm der übrigen Passagiere folgend, gingen sie ins Hotel Schreiber, wo sie zu übernachten gedachten.

Nachdem sie in der Restauration sich erfrischt und auf der höchsten Kuppe des Berges die entzückende Aussicht genossen hatten, kehrten sie ins Hotel zurück, um in den prachtvollen Konversationssälen die Zeit bis zum Sonnenuntergang zu verbringen.

Sie hatten sich kaum niedergelassen, als ein junger Herr auf sie zutrat.

Irre ich nicht, so habeich wohl die Ehre, Herrn Hallstädt zu be­grüßen," sagte er mit einer leichten Verbeugung.Ich bin der Rechts­anwalt Varnay."

SeienSie uns herzlich willkommen," nahm Theodore sichtbar erfreut das Wort; eine angenehmere Ueberraschuug hätte uns hier nicht werden können."

Meine Tochter Theodore," stellte Hallstädt das Mädchen vor, das unt prüfendem Blick den Advokaten verstohlen musterte; sie hat Sie bereits erwartet. Jetzt bin ich gespannt, welche Pläne nun geschmiedet werden."

Er hatte die letzten Worte in scherzendem Ton rend Gustav in eiyem Sessel Platz nahm.

Nun, wir werden unser möglichstes thun," erwiderte der letzte und ein Schütten glitt dabet über seine Stirn; ich ruhe nicht, bis die Betrüger entlarvt und unschädlich gemacht habe."

gesprochen,

Und in diesem Bestreben sollen Sie an mir eine treue Verbündete finden," sagte Theodore.Ja, ich habe Sie schon seit einigen Tagen erwartet; Paula schrieb mir. Sie würden kommen."

Ich komme heute von Zürich; um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich diese Route gewählt. Ich wollte von Arth über den Rigi nach Luzern."

Und Sie sind eben erst angekommen?" fragte Hallstädt.

Heute mittag; ich hatte keine Ahnung davon,, daß ich hier schon mit Ihnen Zusammentreffen würde. Als Sie vorhin eiutrafen, glaubte ich anfangs meinen Augen nicht trauen zu dürfen; ich erkannte Sie augenblicklich, indes man begegnet gerade in der Schweiz so manche« Bekannten, daß ein solches Zusammentreffen in keiner Weise befrem­den kann."

Ich würde Sie nicht erkannt haben," sagte, Hallstädt kopfschüttelnd, ich erinnere mich, Sie früher nur flüchtig gesehen zu haben."

Und was macht meine theure Paula?" fragte Theodore.Ich sehne mich wirklich danach, sie wiederzusehen, und hoffe, daß dieser Wunsch bald in Erfüllung geht."

Ich bringe Ihnen einen Brief und die herzlichsten Grüße," er­widerte Gustav, während er sein Portefeuille aus der Tasche holte und ihr den Brief überreichte.Sie hat als Schriftstellerin sich , bereits eine Bahn gebrochen; jedoch fürchte ich, sie, wwd nur noch.,wenige Blätter in den Lorbeerkranz flechten können sobald sie mAneGattin ist, wird sie die Feder niederlegen."

Der scherzende Ton, in dem. er das sagte, klang etwas gezwungen^

(Fortsetzung folgt).

Auflösung des Rätsels in Nr. 44: groß Roß.