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Erscheint rvöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag 'Uv 45. u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90^, außerhalb 1 das Quartal.

Dienstag dw 18 . April

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 I j 893 bei mehrma >aer je 6 auswärts je 8 j

Amtliches.

Stationsmeifler Kettenmann in Altensteig wurde seinem Ansuchen gemäß auf die Stelle des Stationsmeisters und Posterpeditors in Kirchentellinsfurth versetzt.

Gestorben: Adolf Bronn, Bad-Befitzer, Teinach;

Suckow, General der Infanterie, früherer würtlemb. Kricgsminiller, Baden-Baden; Oberstabsarzt a. D. Göser, Ulm; Unterlehrer Mayer, Bernstadt; Papierfabrikant Stopf, Eislingen; Rotgerbermeister Mayer Schnaitheim.

2 Der Staatsstreich in Serbien.

Man sollte es kaum für möglich halten: Ein kaum den Knabenschuhen entwachsener Jüng­ling macht einen Staatsstreich und ein ganzes Volk jubelt ihm zu! Am 14. August vollendet der junge König Alexander von Serbien sein siebzehntes Lebensjahr. Am gleichen Tage des nächsten Jahres wäre er verfafsungsgemäß für großjährig erklärt worden. Hat es an und für sich schon etwas recht Bedenkliches, eine so hohe und verantwortungsreiche Stellung, wie es die eines Königs ist, einem 17jährigen Jüng­linge anzuvertrauen, so wächst dieses Bedenken, wenn der junge Thronanwärter die Zeit nicht erwarten kann und sich zuvor auf gewaltsame Weise in den Besitz der Macht setzt, die ihm dereinst hätte in legaler Weise zufallen müssen.

Aber der junge Alexander hat nicht nur klug im selbstischen Sinne, er hat auch weise, und zwar im Interesse seines Landes so weise und so mutig gehandelt, wie man es seinen Jahren nicht hätte zutrauen sollen. Wußte der Jugendmut nicht, daß er bei seinem Vorgehen eine Krone einsetzte? Oder hatte er überlegt, daß möglicherweise seine Krone verloren war, wenn er noch länger zögerte? Genug, die alters­graue Weisheit eines Rtstitsch ist von dem Scharf­sinn eines Jünglings überlistet worden.

Die Regenten Ristitsch und Belimarkowitsch hatten Recht und Verfassung in Serbien ge­beugt, um die ihnen verhaßten Radikalen nieder- zuhalten. Das Volk aber in seiner überwältigen­den Mehrheit stand hinter den Radikalen und rs wäre wahrscheinlich zu Revolution und Thron­sturz gekommen, wenn der königliche Jüngling nicht mit kräftiger Männerfaust eingegriffen hätte. Die nichts ahnenden Regenten und die liberalen Minister waren nach dem königlichen Konak zur Abendmahlzeit geladen und zum Nachtisch überraschte sie der junge König mit der Ankündigung, daß er sich als volljährig erkläre, die Regierung selber übernehme und ihnen den Regenten und Ministern für ihre bisherigen Bemühungen danke. Und als Rtstitsch und Belimarkowitsch über diese unbot­mäßige Haltung ihres bisherigen Zöglings ent­rüstet von ihren Sitzen aufsprangen und energisch protestieren wollten, da öffneten sich die Thüren des Nebensaales und die dort versammelten Offiziere der Belgrader Garnison brachten dem jungen Könige enthusiastische Hochrufe dar. Ristitsch und Belimarkowitsch merkten nun, was die Glocke geschlagen hatte. Sie ließen sich ruhig in Hast nehmen, die übrigens eine sehr milde war.

Während des voraufgegangenen Pokulierens schon war die Proklamation des Königs gedruckt, warm die Wohnungen der Regenten und Mi­nister, sowie die öffentlichen Gebäude militärisch Besetzt worden; Belgrad erfuhr bald darauf Burch Mauer-Anschläge, was vorgegangen war rmd die Stadt jauchzte dem jungen Monarchen zu. Die Truppen, bisher der Regentschaft er- «eben, wodurch allein es dieser möglich war, Hr liberales Regiment aufrecht zu erhalten, schworen begeistert dem jungen Könige die Treue.

Selten hat sich ein Staatsstreich so glatt, so ohne jegliches Blutvergießen vollzogen, wie der neueste, in Serbien. Es zeigt, daß Alexander von seinen Eltern Temperament geerbt hat.

Es läßt sich allerdings kaum annehmen, daß der Plan zu dem Unternehmen ganz selb­ständig in dem Kopf des jungen Königs gereift ist. Schon die sofortige Einsetzung eines neuen gemäßigt-radikalen Ministeriums und die schnelle Vereidigung der Truppen deuten darauf hin, daß der Streich wohl vorbereitet war und daß dem König mehrere Vertraute zur Seite standen. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man in dem neuen Ministerpräsidenten Dokitsch, der seiner Zeit bei der Abdankung Milans von diesem zum Erzieher des Königs Alexander er­nannt worden ist, den geistigen Urheber des Planes erblickt. Dokitsch gehört der radikalen Partei an und hat wohl seinen Einfluß auf den jungen Monarchen aufgewandt, um diesem die Verfafsungswidrigkeit des im August vorigen Jahres errichteten und mit den bedenklichsten Mitteln aufrechterhaltenen liberalen Regiments vor Augen zu führen. Der Staatsstreich macht den von den liberalen Regenten Rtstitsch und Belimarkowitsch zu gunsten der Herrschaft ihrer Partei ausgeführten Staatsstreich rückgängig and setzt die Radikalen wieder in ihre Rechte ein. Man kann ihn darum als eine sehr glück­liche Lösung des Konflikts bezeichnen. Das Volk steht in seiner großen Mehrheit zu den Radikalen und begrüßt denn auch das Vorgehen des jungen Königs, der dem Recht zum Steg verhtlft und die Revolutionsgefahr beseitigt, mit Jubel.

Ein Bürgerkrieg ist nun nicht mehr zu be­fürchten. Ein solcher hätte für die Dynastie selbst sehr gefährlich werden können und auch von diesem Gesichtspunkte aus erscheint der Staats­streich als ein sehr geschickt inszeniertes Manöver. Der kleine König Alexander, der von seinen Eltern keinen besonders großen Fonds von Po­pularität ererbt hat, erobert sich jetzt die Herzen aller Radikalen und Fortschrittler im Sturm und es wird niemand daran Anstoß nehmen, daß der König schon mit 16V» anstatt mit 18 Jahren die Regierung übernimmt. Man braucht sich an der übergroßen Jugend Alexanders um so weniger zu stoßen, als er durch seine erste That weit bessere Garantien für die Zukunft bietet, als die Regenten Ristitsch und Beli­markowitsch. Die Eltern des Königs werden wohl auch nichts gegen die neue Wendung der Dinge einzuwenden haben. Milan, der sich selbst sehr scharf gegen die liberale Gewaltherr­schaft ausgesprochen hat, dürfte sich nun über seinenschneidigen" Sohn sehr freuen.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 13. April. Interpellation des Abgeordneten Menzer, betreff, den Rückgang des Tabakbaus. Nachdem Menzer die Inter­pellation begründet hatte, erklärt Staatssekre­tär v. Ma ltz ahn: Die Thatsache des Rück­ganges des Tabakbaues sei anzuerkennen. Der Vorredner führe den Niedergang zurück auf die Gesetzgebung von 1879, das sei unrichtig. Er sei hauptsächlich eine Folge der veränderten Geschmacksrichtung. Zu der vom Vorredner verlangten Aenderung der Steuergesetzgebung haben die verbündeten Regierungen noch nicht Stellung genommen, die Finanzverwaltung hält auch den jetzigen Moment zu einer Aenderung der Gesetzgebung nicht für geeignet. Wenn der Bundesrat auf die im Vorjahr gefaßte Reso­

lution des Reichstags noch keinen Beschluß ge­faßt habe, so sei daraus auf Mangel an Rück­sicht gegenüber den Wünschen der Tabakbauer nicht zu schließen. Komme es zu einer Aen­derung der bestehenden Gesetzgebung, so werde dabei jedenfalls das Interesse des Tabakbaues allein nicht ausschlaggebend sein. Die Impor­teure und Konsumenten dürften nicht vergessen werden. Mit Rücksicht auch auf die Lage deS Tabakbaues ist der Tabak zur Deckung der durch die Mtlitärvorlage erforderlichen Mehrausgaben nicht herangezogen worden, sollten die Deckungs­vorschläge der Regierung verworfen und gleich­wohl eine Vermehrung der Reichseinnahmeu nötig werden, so ist der Tabak jedenfalls ein Objekt, für dessen Heranziehung eine starke Strömung im Reichstage vorhanden sei. In der nun folgenden Diskussion tritt Loe im Interesse des niederrheinischen Tabakbaues, wie vom allgemeinen sozialpolitischen Standpunkt aus für einen größeren Schutz deS Tabakbaues ein, namentlich durch Ermäßigung der Tabak­steuer. Bürkltn findet die Verbitterung der deutschen Tabakbauer, wie sie jüngst zu Speyer zu Tage getreten sei, erklärlich. Die Ursache des Rückganges liege hauptsächlich im Mißverhältnis zwischen Zoll und Steuer; das Verhältnis sei so abzuändern, daß jener dreimal so hoch wie diese werde. Barth bestreitet, daß der Rückgang des Tabakbaues eine Folge der Steuergesetzgebung von 1879 sei. Ma» solle lieber die Qualität des einheimischen Ta­baks verbessern und nicht was ja heute an der Tagesordnung sei in Vertretung der einseitigsten Jntereffenpolitik gleich nach Staats­hilfe schreien. Wtnterfeld: Der Vorredner verstehe vom Tabak nichts; diesem sei nur durch eine Erhöhung des Zolles aufzuhelfen. Molkenbuhr bestreitet jede Notlage der Tabakbauer. Daß die Produktion zurückge­gangen ist, ist eine Folge der Verschlechterung der Lage der Arbeiter. Diese möge man vor allen Dingen heben. Clemm: Der Rückgang des Tabakbaus habe verschiedene Gründe. Für die Landwirtschaft geschehe überhaupt zu wenig. Mache man in dieser Hinsicht Vorschläge, so bekomme man Antworten, die nicht gehauen noch gestochen find. Daher die große Erbitte­rung. Pflüger-Baden schließt sich BarthS Ausführungen an; er empfiehlt eine Erleich- terung der Tabaksteuerkontrole. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Troeltsch schließt die Debatte. Morgen: zweite Lesung des Wucher- gesetzes.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 13. April. (24. Sitzung.) Beratung des Etats des Finanzministeriums. Bei Kapirel 98 wurde auf Antrag der Kom­mission ein Gehalt von 3780 Mk. für einen Expeditor oder Registrator bei der Domänen­direktion mit 40 gegen 39 Stimmen abgelrhut, obgleich der Finanzmintster für die Extgenz warm eingetreten war und betont hatte, daß eine Ablehnung derselben eine Nachforderung zum Kanzleikostensond, aus welchem die Stelle bisher dortiert war, zur Folge haben würde. Der vonStälin vorgebrachte Wunsch weiterer Anwendung des Dienstaltervorrückungssystems wird, wie der Minister zusagte, Berücksichtigung finden. Auf eine weitere Bemerkung des Ab­geordnete» von Stuttgart wegen der drückenden Pmfionsbettragslast, welche die MtlitäranWärter bei ihre« Vorrücken vom Kopisten zum Kauz-