* (Die neue Wirtschaftsvartei.) Ein vorbereitendes Komite der neuen Wirtschaftspartei versendet einen Aufruf an die Landwirtschaft, das Handwerk und die Industrie, in welchem es behufs erfolgreicher Geltendmachung der wirtschaftlichen Interessen eine Versammlung derjenigen Erwerbskreise des Landes beabsichtigt, welche in wirtschaftspolitischer Ueberzeugung und Anschauung unter sich übereinstimmend die Solidarität ihrer wirtschaftlichen Interessen unabhängig stellen wollen. Von dem schädigenden Einflüsse parlamentarischen Fraktionszwanges befreit, werde ein solches Zusammenfassen dieser Erwerbskreise zu einer Partei diese zum Stege führen. Das Programm der neuen Partei gipfelt in folgenden drei Sätzen: 1. Die Landwirtschaft ist das erste und bedeutendste deutsche Gewerbe. Sie ist das Fundament der Etnzel- staaten und des Reiches. Dieselbe zu stützen und zu kräftigen ist die erste und würdigste Aufgabe der Gesetzgebung, weil nur durch das Blühen und Gedeihen der Landwirtschaft auch die Wohlfahrt aller anderen Berufszweige gesichert ist. 2. Das Handwerk und Kleingewerbe treten für die Solidarität ihrer Interessen mit denjenigen einer blühenden Landwirtschaft ein, wie andererseits die Landwirtschaft für energische Förderung der auf Hebung der Standes- und Erwerbs-Interessen des Handwerks gerichteten Bestrebungen sich bereit erklärt. 3. Die auf dem Boden nationaler Wirtschafts- und Sozialpolitik stehende Industrie, sowie die Landwirtschaft, das Handwerk und Kleingewerbe treten für die Solidarität ihrer Interessen gegenseitig ein. „Nur dadurch," heißt es am Schluffe des Aufrufes, „daß die drei produktiven Gruppen solidarisch zusammenstehen, vermögen sie ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen, während jede derselben ihre Interessen allein vertretend, ihr Ziel zu erreichen nicht im stände ist."
* Calw, 5. April. Am Osterfest feierte StadtpflegerHayd sein 25jähriges Amtsjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde dem pflichttreuen, humanen Beamten von Stadtschultheiß Haffner im Namen der Gemeinde eine goldene Uhr überreicht.
* Stuttgart, 4. April. Der Fabriktn- spektor für den Schwarzwald- und Donaukreis bezeichnet den Geschäftsgang im Jahr 1892 als einen für viele Industriezweige wenig günstigen. An Aufträgen mangelte es wohl im allgemeinen nicht, dagegen mehrten sich die Klagen über gedrückte Preise im Vergleich zum Vorjahr. Kurz zusammengefaßt dürfte sich die Lage der gesamten Industrie des Auffichtsbe- zirks im Berichtsjahre so darstellen, daß während dessen erster Hälfte ein wirklicher Niedergang nicht zu erkennen war, welcher in der zweiten Hälfte allmälig zum Stillstand gelangte, wozu die gute Getreideernte wesentlich beitrug, und am Jahresschlüsse auf vereinzelten Gebieten sogar einen erfreulichen Aufschwung nahm. — Was den Verkehr mit den Arbeitern anbelangt, so bezeichnet der Fabrtkinspektor die Wirksamkeit der Arbeiterausschüsse als eine sehr wohlthätige, namentlich auch zur Herbeiführung eines guten Einvernehmens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
* Stuttgart, 4. April. Mit Note des K. Staatsministeriums ist dem Präsidium der Kammer der Abgeordneten der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Enthebung dienstunfähig gewordener Körperschaftsbeamter vom Amte, zur weiteren Behandlung zugegangen.
* Stuttgart, 4. April. Wie das „N. Tgbl." vernimmt, werden in diesem Jahr Er- satzreservisten nicht zur Uebung herangezogen werden.
* Stuttgart, 4. April. (Kirchenaustritt.) Auch ein Zeichen der Zeit ist, daß sich dieser Tage 8 Personen (Mitglieder des deutschen Fretdenkerbundes) entschlossen, das christliche Religionsbekenntnis aufzugeben und ihren Kirchenaustritt zu erklären. Sieben davon waren Protestanten, einer Katholik.
* (Verschiedenes.) JnGroßaspach ist am 5. April das dem Chr. Pfizenmoyer gehörige Wohn- und Oekonomiegebäude abgebrannt. — In Feld steilen wurde am Montag nacht ein Bauernhaus mit Scheuer eingeäschert. — In Wasserstetten brach im Staatswald ein Waldbrand aus, wodurch eine größere Fichtenkultur vernichtet wurde. Im Staatswald bei Bebenhausen wurden ebenfalls
ca. 12 Morgen eines etwa 20jährigen Forchen-1 bestandes durch einen Waldbrand zerstört. — ! Dem Stationskommandanten Rösch in Ulm wurde von der badischen Staatsanwaltschaft für seine erfolgreichen Bemühungen um Ergreifung der Thäter des an Gerson Herz in Billig heim verübten Mords, eine Belohnung von 200 Mk. zuerkannt. — In Löwenstein wurden dem Hafner Dietle 150 Mk. gestohlen. — Ein lediger Mann von Wurmlingen ist mit der Ehefrau eines in Tuttlingen arbeitenden Schuhmachers verduftet. Dieselbe ließ noch von ihrem Manne an barem Gelde etwa 4—600 Mk. mitlaufen, ebenso verschiedene Kleidungsstücke und Bettzeug.
* In Freiburg stieß ein Dienstmädchen in seiner Mansardenkammer die brennende Lampe um, wodurch das Feuer den Nächstliegenden Gegenständen mitgeleilt wurde und auch die Kleider des Mädchens erfaßte. Nach einem vergeblichen Versuch, die Flammen mit der Schürze zu ersticken, stürzte die Unglückliche in ihrer Angst zum Zimmer hinaus, allein bis Hilfe zur Stelle war, hatte das Mädchen schon so furchtbare Brandwunden erlitten, daß es alsbald nach Verbringung in die Klinik verschied. Das unglückliche Mädchen stammt vom Schwarzwald und ist die einzige Tochter ver- möglicher Eltern.
* Berlin. 4. April. Für die kommende Wahl zum Abgeordnetenhaus und Reichstag beschloß der landwirtschaftliche Verein in Schönhausen, nach Beitritt zum Bund der Landwirte den Grafen Herbert Bismarck als Kandidaten aufzustellen, welcher auch die Kandidatur annahm.
* Berlin, 6. April. Die Strafkammer des hiesigen Landgerichts verurteilte den Redakteur Balla wegen Beleidigung der Mitglieder des Landgerichts in Cleve gelegentlich einer Besprechung des Buschow-Prozesses in der hiesigen (antisem.) Zeitung „Volk" zu 3 monatlichem Gefängnis.
* Hamburg, 5. April. Auf der Elbe schlug ein Boot mit elf Insassen um. Fünf ertranken, die übrigen wurden gerettet.
* Saarlouis, 2. April. Im hiesigen Militärarrest erhängte sich der Musketier Heid- mann vom Infanterieregiment Nr. 30. Derselbe hat während eines Urlaubs, den er in seiner Heimat Truchtersheim bei Straßburg zu Weihnachten zubrachte, in Behlenheim einen Dienstknecht mit dem er gezecht hatte, ermordet und beraubt und ferner hat er eingestanden, daß er vor seiner Militärzett seinem Dtenstherrn aus Rache Haus und Hof angesteckt und daß er einer Dienstmagd bei der Ermordung und Beerdigung ihres neugeborenen Kindes Hilfe geleistet habe.
Ausländisches.
* Wien, 2. April. Der Papst empfing die fürstliche Familie Czartoryskt und äußerte, er denke stets an die polnische Nation, welche jeder Zeit der Kirche ergeben war, im Glucke wie im Unglücke. „Sie ist mir", sagte der Papst, „um so teurer, als ihr Los dem meinigen und dem der Kirche ähnlich ist; beide sind dem gleichen Drucke und den gleichen Gefahren von allen Seiten ausgesetzt. Mögen die Polen wissen, daß ich keine Gelegenheit, für sie einzutreten vernachlässigte, aber auch einsehen, daß ich wegen großer Schwierigkeiten für sie nichts thun konnte."
* Lemberg, 5. April. Die Zeitungen melden, daß große Truppenzusammenztehungen neuerdings an der russischen Grenze stattfanden.
* B e r n, 5. April. Die schweizerischen Bahngesellschaften haben sich bereit erklärt, für eine bestimmte Anzahl von Lebensmitteln, welche von Osten, Norden und Süden nach der Westschweiz spediert werden, angesichts des Zollkrieges mit Frankreich Ausnahmelarife zu erlassen. Zu diesen Artikeln gehören in erster Linie Zucker, Eier, Oele, geschlachtetes Vieh rc. Der Bundesrat wird die Liste der begünstigten Artikel veröffentlichen.
* Parts, 5. April. Im heutigen Ministerrate teilte der Minister des Aeußern, Deoelle mit, daß die Columbtsche Regierung eine Verlängerung der französischen Konzession zum Bau des Panamakanals um 20 Monate zugestanden habe.
* Paris, 5. April. Die Presse beurteilt das neue Ministerium ungünstig. Der„Gaulois" schreibt, die Republik sei in derselben Lage wie das Kaiserreich im Jahre 1869. Carnot könne der politischen Verirrung leicht zum Opfer fallen.
* Für das sinkende Vertrauen zu den öffentlichen Zuständen ist nichts so bezeichnend als die Thatsache, daß nach amtlichen Ausweis ia der letzten Dekade des März 3 600000 Frank bei den französischen Sparkassen eingezahlt und 17 780 000 zurückgezahlt wurden.
* Brüssel, 4. April. In Antwerpen ist französisches Glas uut der Marke „gemacht in Belgien" entdeckt worden. Zweck der Fälschung ist, in Ländern, mit denen Frankreich in Zollkrieg liegt, die Ware als eine belgische zu billigeren Sätzen einzuführen. Der Staatsanwalt untersucht die Angelegenheit.
* Warschau, 5. April. In Südrußland sind die Wintersaaten total durch die Fröste vernichtet. Die Gefahr einer Hungersnot ist größer als 1891.
* Häufig genug wird in Rußland Lynchjustiz geübt, seltsamer Weise fast nur an Pferdedieben. Ein barbarischer Fall dieser Art wurde vor dem Bezirksgerichte zu Kasan abgeurteilt. Die Bauern eines Dorfes haben einen tatarischen Pferderäuber, den sie auf frischer That ergriffen, totgeprügelt. Man schleppte den Manu in den Gemetndewald, wo vor seinen Augen das Grab ausgrschaufelt wurde. Dann fiel die Menge mit Knüppeln über ihn her. Die Leiche wurde später verscharrt. Die Schuldigen erhielten Gefängnisstrafen von 1 Monat bis zu 3 Vs Jahren.
* Newyork, 30. März. Wie dem „Sun" aus Norfolk gemeldet wird, fand man an der virginischen Küste eine Flasche mit einem von John Olsen, Viehwärter an Bord des „Naronic" geschriebenen Brief des Inhalts, daß das Schiff während eines Schneesturms mit einem Eisberg zusammenstieß; es sei gescheitert und auch ein ausgesctztes, bereits bemanntes Boot sei verloren gegangen. (Der Dampfer „Naronic" war eines der schönsten und größten Frachtschiffe, das am 11. Februar von England die Reise über den Atlantischen Ozean antrat. Der Dampfer war zu 6600 Registertons bemessen, mit vier Masten ausgerüstet und erst im vergangenen Jahre in Belfast aus Stahl erbaut. Das Schiff hatte einen Wert von über zwei Millionen Mark, während die Ladung, unter der sich mehrere hundert wertvolle Zuchttiere befanden, ein Kapital von mehr als IV 2 Millionen repräsentierte. Die Besatzung bestand aus dem Kapitän, 70 Mann und einigen Passagieren.)
* Am letzten Mittwoch machte ein Aldermari einen Spaziergang in Bridlington, Dork- shire, entlang der Bucht, als ein Paket von einer starken Welle ans Land geworfen wurde. Der Alderman hob es auf, löste den Bindfaden, öffnete es und fand darin 41 Checks, die einen Wert von 2804 Pfd. St. repräsentierten, sowie einen Schuldschein im Betrage von 3198 Pfd. St. Die Checks tragen fast alle die Jahreszahl 1815. Sie sind von einem Stephen Marshall unterzeichnet und sind alle wohl erhallen.
* (Biene npfl ege.) Merke für den April: Die Bienen halte noch warm; fange an mit Mehl- und Honigfütterung, damit die Völker Brut ansetzen und genügend stark werden bis zur Zeit der Obstblüte. Ist das Volk so stark, daß es die hintersten Waben belagert, so gebe in jede besetzte Wabengasse eine leere gute Arbetterwabe, aber nicht ins Brutnest, sondern als zweitletzte oder drittletzte. Das Brutnest reiße nicht auseinander, es ist dies höchst schädlich für die Biene.
Verantwortlicher Redakteur- NZ. Rieker Mtensteia.
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