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Amtsblatt für
M.4V.
Erscheint rvöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90 außerhalb 1 das Quartal.
Donnerstag dw 6. April
Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8
1893.
Amtliches.
Die Vorprüfung für Zulassung zum Schulstande haben r>on den in Nagold Geprüften u. a. mit Erfolg bestanden: Friedrich Auer von Neubulach, Albert Benz von Nagold, Christian Dürr von Efsringen, Theodor Dürr von Simmoz- heim. Johannes Keppler von Schernbach und Johannes Schmid von Freudenstadt.
Gestorben: Fritz Nestlen, Sternwirt, Freudenstadt;
Regierungsrat Schickhardt, Neu-Ulm; Buchhalter Mayer, Stuttgart; vr. meä. Karle, Distriktsarzt, Saulgau; Frhr. v, Neubronn, Oberstlieutenant a. D«, Urach-Stuttgart.
LaadeSnachrlchteu.
* Altenste ig, 1.April. Am Gründonnerstag nachmittag hielt der Schwarzwald- Bienenzüch ter-Verein in der Wirtschaft Bauer hier eine Hauptversammlung ab. Zuerst kam die RechnungsstcUung zum Vortrag und wurde dem Kassier, der sein Amt mit großer Pünktlichkeit versieht, Entlastung erteilt. Hierauf hielt Herr Schullehrer Kümmel von Edershardt einen Vortrag über das Thema: «Wie beginnt man die Bienenzucht?" In der Einleitung hob er hervor, daß die Erfolge der Bienenzucht im letzten Jahr wohl Manchen veranlassen dürften, sich mit derselben zu beschäftigen. Dem Anfänger erteile er nun folgende praktische Ratschläge, deren Beachtung nur von guten Folgen sein könne. Der Anfang sei zu beginnen mit der HaideLWue, die sich für unser Klima am besten eigne, weil sie am wetterfestesten sei. Alle südlichen Rassen seien zu vermeiden; nur in milden Lagen könne eine Kreuzung der Krainer mit den deutschen Bienen empfohlen werden. Der Ankauf der Stöcke sollte nicht vor Mitte April geschehen und seien namentlich Nachschwärme vom Vorjahr sehr zu empfehlen. Mit einem Honig- und einem Schwarmstock sollte der Anfang gemacht werden, damit die Honigproduktion und die Vermehrung der Stöcke Hand in Hand gehen könne. Zur Produktion von Honig, empfehle sich ein Volk in beweglichem Bau, wnhrend ein Korbvolk sich am besten zur Schwarmbildung eigne. — Die eingehenden Ausführungen fanden den dankbaren und ungeteilten Beifall der anwesenden Bienenzüchter.
-r. Alten steig, 1. April. Die Einrichtung, den hies. Jünglingen an Sonntag Nachmittagen ein Heim in einem geheizten Schullokal zu bieten, welche mit dem 27. Novbr. v. Js. begann und am 19. März endete, fand einen großen Anklang. Es beteiligten sich 94 Jünglinge, im Durchschnitt an einem Sonntag 42—43. Zur Unterhaltung waren zweckmäßige Schriften aufgelegt, auch konnten sich die Besucher die Zeit durch Spiele verkürzen. Obwohl von einigen Herren eine Anzahl Bücher geschenkt wurde, ist die Schenkung von weiteren unterhaltenden und lehrreichen Schriften für den nächsten Winter willkommen.
* Altensteig, 4. April. Der von hier scheidenden Familie Rau bereitete am Ostermontag auch der Familienkranz eine schöne Abschiedsfeier im Gasthof zur Linde. Der Vorstand, Hr. Vogel, rühmte die treue Mitgliedschaft von Hrn. und Frau Collaborator, welche seit der Gründung dem Verein angehört haben und brachte unter den herzlichsten Glückwünschen ein dreifaches Hoch auf die Scheidenden aus. Klavterspiele, Gesangsvorträge, Deklamationen ernster und heiterer Art würzten die Unterhaltung aufs beste. Für die ihm bereitete Feier dankte Hr. Collaborator innig mit dem Bemerken, daß er die im Familienkranz Altenstcig verlebten schönen Stunden nie vergessen werde.
* Altensteig, 5. April. Das wunderbar schöne Frühlingswettcr der Charwoche hat auch über die Osterfeiertage keine Unterbrechung erfahren und so kam es, daß Alles sich in Gottes freie Natur begab, um die Reize derselben in vollen Zügen zu genießen und das neue sprossende Leben zu beschauen. Wohl selten haben wir solche prächtige Osterfeiertage gehabt, wo auch unsere Stadt sich des Besuchs zahlreicher Fremder zu erfreuen hatte. Unsere Bahn hatte eine ganz beträchtliche Frequenz.
* In Betreff der Besteuerung von Erbschaften, welche verschollenen Württembergern zufallen, dürfte nachstehende Weisung des Steuer
kollegiums, um in dieser Sache eine einheitliche Behandlung herbeizuführen und nachdem seitens der württembergischen Steuerbehörden verschiedenartige Auffassungen zu Tage getreten sind, von Interesse sein. Nach dieser Weisung sind diejenigen verschollenen Württemberger, welche ihr württembergisches Staatsbürgerrecht nicht völlig aufgegeben haben, als württembergische Staatsbürger zu behandeln und demgemäß die ihnen zufallenden Erbschaften von dem Abwesenheitspfleger in vollem Umfange zur Besteuerung zu satteren. In Bezug auf diejenigen Württemberger, welche ihr Staatsbürgerrecht vollständig verloren haben, wurde verordnet, daß solchen Verschollenen zufallende Erbschaften als selbständige Steuersubjekte ebenfalls von den Kuratoren in vollem Umfange zu fatieren sind, bis der Erbschastsantritt erwirkt werden kann.
* (Die landw. Bezirksvereine Württembergs.) Sämtliche 64 landwirtschaftliche Vereine Würt- tembergs find zu einermGanzen verbunden, und bilden den landwirtschaftlichen Landes- Vereiv, welcher unter der K. Zentrglst r tlA. f ür die Landwirtschaft steht; alle Vereine haben die gleichen Statuten. Jedes Mitglied eines landw. Vereins ist auch Mitglied des Landes-Vereins, und erhält jedes Mitglied das Landwirtschaftliche Wochenblatt, durch die Post umsonst ins Haus geliefert. Das Blatt durch den Buchhandel erworben, kostet 4 Mark. — Die Vereine bezahlen der K. Zentralstelle für jedes Blatt, welches an die Mitglieder geliefert ist 1 Mk.; die übrigen Kosten für das Blatt deckt die K. Zentralstelle. Der Landes-Verein ist in 12 Gau-Vereine eingeteilt und zählt gegenwärtig 46588 Mitglieder.
* Nagold, 2. April. Ohne großes Gepränge wurde gestern des Geb artsfestes unseres hochverehrten Alt-Reichskanzlers Bismarck gedacht. Ein Telegramm folgenden Inhalts wurde abgesandt: «Die Verehrer Ew. Durchlaucht senden dem sicheren, bewährten Steuermann des deutschen Reichs in unveränderter Dankbarkeit und Verehrung ihre aufrichtigsten Glückwünsche."
Der Zweite Mcrnn. (Nachdruck verboten.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
„Geld muß sicher dagewesen sein; am Tage vor seinem Tode war der Tisch im Wohnzimmer mit Gold und Banknoten bedeckt und Madame saß davor und zählte das Geld."
„Und sie hat es mitgenommen?"
„Ob sie es mitgenommen hat oder ihr Bruder, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, daß ich es an jenem Tage gesehen habe und daß es eine große Summe gewesen sein muß. Madame hat nur einen kleinen Koffer mitgenommen, einen großen Teil ihrer Garderobe verkaufte sie vorher für einen Spottpreis."
„Wenn ich das alles nur früher gewußt hätte!" sagte der Advokat ärgerlich. „Die Siegel mußten sofort angelegt werden."
„Das hätte Ihnen auch nichts genützt, Herr Doktor, die Leute waren mit allen Hunden gehetzt! Wie oft war ihnen mit einem Prozeß gedroht worden! Sie lachten darüber, sie sagten den Betrogenen ms Gesicht, wenn sie sich nicht gedulden wollten, würden sie gar nichts bekommen, denn es sei nichts da. Dagegen war nichts zu machen," fuhr das Mädchen fort, „Geld hätten sie in unserem Hause niemals gefunden?"
„Wurde es so gut versteckt."
„Die Schatulle, in der es lag, stand im Schlafzimmer unter dem Fußboden; wer das nicht wußte, suchte sie da sicher nicht. Aber Sie wollten mir ja andere Mitteilungen machen —"
„Jetzt noch nicht," unterbrach der Advokat sie rasch, „es hängt eben alles von den Entdeckungen ab, die ich noch zu machen hoffe. Ich wiederhole Ihnen, Sie werden eine glänzende Belohnung erhalten, wenn
meine Nachforschungen den gewünschten Erfolg haben, aber dazu ist es vor allen Dingen nötig, daß Sie die strengste Verschwiegenheit beobachten. Niemand darf erfahren, daß wir über diese Angelegenheit gesprochen haben, mit keiner Silbe dürfen Sie verraten, welche Fragen ich an Sie richtete und welche Antworten Sie darauf gaben. Wollen Sie mir das versprechen?"
„So haben Sie mich nur aushorchen wollen ?" fragte das Mädchen unwillig.
„Ich habe nur wissen wollen, ob meine Vermutungen begründet sind, und ich will Ihnen nicht verhehlen, daß Ihre Mitteilungen Wert für mich haben. Vielleicht werde ich mich später auf Ihr Zeugnis berufen ; bis dahin verlange ich Schweigen; Sie sollen mit dem Lohn zufrieden sein."
Das Mädchen wagte nicht einen Einwurf zu machen, der ernste, strenge Ton, den der Advokat anschlug, hatte sie eingeschüchtert; sie fühlte wohl selbst, daß sie in ihren Aeußerungen zu weit gegangen war, um jetzt noch einen Protest erheben zu können.
Sie entfernte sich mit dem Versprechen der strengsten Verschwiegenheit, und Gustav Varnay stützte das Haupt auf den Arm und versank in Sinnen.
Er hatte jetzt volle Gewißheit, daß Elisabeth ebenso schuldig war, wie ihr Gatte, die Aussagen der Magd ließen in bezug auf diesen Punkt keinen Zweifel mehr aufkommen.
Wie war das möglich! Nie hätte er geglaubt, daß sie, die einst seine volle, hingebende Liebe besaß, so tief sinken könne. Sie war die Mitschuldige ihres Gatten und so blieb auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sie durch ein noch schlimmeres Verbrechen den Gatten beseitigt hatte, um sich in den Besitz der Versicherungssumme zu bringen.
Ihr Bruder mußte zuerst die ruchlose Idee ausgebrütet haben;