IErscheint niöchenll. 3mal: Dienstag, Donnerstag Al V 37 !u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- E ^Bezirk Nagold 90^, außerhalb I^L das Quartal.

Dienstag dw 28. Wärz

Einrückungspreis der lspalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893.

Amtliches.

Die Frühjahrskontrollversammlungen im OA.-Bezirk Calw finden statt: am 11. April vorm. 9 Uhr in Neu­bulach; am 11. April nachm. 2 und 4 Uhr in Calw; am 12. April vorm. 9 Uhr in Liebenzell ; ani 12. April nachm. 3 Uhr in Gechingen.

Die Stadtgemeinde Calw hat nm Erlaubnis nachge­sucht, 3 weitere Viehmärkle abhalten zu dürfen, so daß alsdann monatliche Viehmärkte stattfinden würden. Da­bei sollen >die 5 mit Krämermärkten verbundenen Vieh­märkte je auf den zweiten Mittwoch der Monate März, Mai, Juli, September und Dezember verlegt und die anderen 7 Viehmärkte ebenfalls je am zweiten Mittwoch der übrigen Monate obgehalten werden. Einwendungen gegen die Gewährung des Gesuchs sind beim K. Oberamt Calw anzubringen.

Versetzt wurde der Amtsgerichtsschreiber Deschner ' in Neuenbürg auf die erledigte Amtsgerichtsschreibersstelle in 'Nagold

Gestorben: Kaufmann Fischer, Stuttgart; Konrad Schmitz, Degerloch.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 22. März. Ahl warbt er­klärt, einige Aktenstücke auf dem Tisch des Hauses niederlegen zu wollen. (Lebhafle Zurufe von allen Seiten.) Er verspricht dieselben nach Ostern zu ergänzen. (Lärm links, Rufe: So­fort vorlegen. Allgemeine Bewegung.) Vice- präsident Balle ft rem beantragt die Sitzung zu unterbrechen, damit der Seniorenconvenr die A kr« nstücke sofort prüfe und von dieser Prüfung dann Mitteilung mache. Richter spricht gegen die Vertagung, aber für sofortige Prüfung durch den Seniorenconvent. Dos Haus wird auf eine Stunde vertagt. Bei Wiedereröffnung der Sitzung erklärt Graf Ballestrem namens des Senioren-Ausschusses: Die vorliegenden Akrenstücke seien von allen Mitgliedern der Kommission geprüft worden. Der hinzuge­zogene Ahlwardt vermochre diejenigen Punkte der Aktenstücke nicht' zu bezeichnen, welche seine gestrigen Ausführungen angeblich beweisen soll­ten. Darauf beschloß die Kommission folgende Erklärung: Die vorgelegtcn Aktenstücke enthalten Nichts, was die gestrigen Behauptungen Ahl- wardts unterstützen könnte. Sie enthalten nichts, was gegenwärtige oder frühere Mit­glieder des Reichstags, der Einzellandtage, der

Reichsregierung oder der Landesregierung im mindesten belasten kann. Graf Ballestrem brandmarkte sodann das Benehmen Ahlwardts als beispiellos. Nach längerer, erregter De­batte über die gesamte antisemitische Bewegung erklärt Graf Ballestrem in einem Schlußwort: Die Aufgabe der Kommission ist mit der Prü­fung der von Ahlwardt vorgelegten Aktenstücke erledigt. Eine Verurteilung Ahlwardts ist insofern erfolgt, als dessen gestrige Beschuldi­gungen gegen Abgeordnete, sowie gegen die Re­gierung ohne Lhatsächliches Material geblieben ist, und das vorgelegte Material durchaus un­geeignet war, seine Behauptungen zu beweisen. Der Reichstag war einstimmig der Ansicht, daß ein Abgeordneter derartige Beschuldigungen nur aussprechm darf, wenn er das Material sofort zur Stelle hat. (Lebhafter Beifall.) Ahlwardt erklärt, er habe der Kommission mitgeteilt, wo und bei welchen Personen die Aktenstücke liegen. Das Verhalten der Kommission habe ihm den Beweis abgeschnitten. (Gelächter.) Richter. Es sei ein Segen des Parlamentarismus, daß wir mit Herrn Ahlwardt kurzen Prozeß machen, ihn in seiner ganzen moralischen Haltlosigkeit binstellcn können, v. Manteuffel (kons.): Ahlwardt stellt Behauptungen auf und hält sie für erwieset,, wenn er sie wiederholt hat. Wir sind sämtlich der Ueberzeugung, daß das Vor­gehen Ahlwardt's im Reichstag unerhört ist. (Lebhafter Beifall.) Ahlwardt: Heute, wo ich etwas aus den Akten vortragen wollte, ist mir das nicht mehr gestattet (!), auch die Kommission wollte die Akten nicht mehr einsehen. Er habe für die Wahrheit, die reine Wahrheit (!!) gekämpft. (Anhaltendes Gelächter.) Er werde im Reichstage vergewaltigt. (Großer Lärm. Rüge des Präsidenten.) Lieber (Zentr.) sagt, Ahlwardt mußte die Behauptungen sofort beweisen. Er kann nicht scharf genug gebrand­markt haben. (Lebhafter Beifall.) Stöcker: Die Schuld an Ahlwardts Betragen haben die, welche ihn für geeignet hielten, im Reichstag zu sitzen; das sei die Folge des schamlosen, ge­heimen Wahlrechts. Der Rest des Etats

wird sodann debattelos angenommen. Damit ist die 3. Etatslesung erledigt. Nächste Sitzung am 13. April: Kleinere Vorlagen.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 24. März. (16. Sitzung.) Beratung des Etats des Ministeriums der aus­wärtigen Angelegenheiten. Bet Kapitel 17 Ge­sandtschaften und Konsulate kam es zu einer längeren Debatte. Es war schon in der Finanz­kommission die Frage angeregt worden, ob nicht mit Ausnahme Berlins die württembergischen Gesandtschaften aufzuheben seien. Die Kom­missionsmehrheit hatte beantragt, den Münchener und Wiener Posten für beide Jahre zu be­willigen. Dieser Beschluß war bei München mit 13 gegen 1 Stimme, bei Wien mit 10 gegen 4 Stimmen gefaßt worden. Ein Antrag des Abgeordneten Schnaidt, die Exigenz für Wien nur pro 1893/94 zu genehmigen, erschien damit in der Kommission als abgelehnt. Ein Zusatzantrag vonSachs, an die Saatsregierung die Bitte zu richten, sie möge Einleitung treffen, daß die Gesandtschaft in Wien vom 1. April 1895 an aufgehoben werde, wurde weder an­genommen noch abgelehnt; der Zusatzantrag v. Göz, die Staatsregierung zu ersuchen, die Aushebung der Wiener Gesandtschaft vom 1. April 1895 ab in Erwägung zu ziehen, wurde mit 8 gegen 6 Stimmen abgelehnt. Nachdem in der heutigen Sitzung zunächst Berichterstatter v. Hofackerden Antrag der Kommisstonsmehr­heit begründet, ergriff Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnachl dos Wort, um zunächst seine Ueberraschung darüber auszusprechen, daß die Angelegenheit jetzt auf einmal wieder in ihrem ganzen Umfang aufgerollt werde, nachdem im Jahre 1877 Karl Mayer mit der Linken für die Gesandtschaften gestimmt hatte und seit­dem die Exigenz niemals ernstlich bekämpft worden sei. Der Ministerpräsident schilderte sodann die Wirksamkeit der Gesandten bei Er­ledigung der verschiedensten Angelegenheiten, wie insbesondere bet Beratung ihrer Landsleute in

Der zweite Wcrnn. Nachdruck verbot-».)

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Er nahm nach diesen Worten Abschied von ihr und verließ das Haus in nachdenklicher Stimmung.

Daß sein Entschluß, persönlich in die Schweiz reisen zu wollen, abermals Zweifel in der Seele Paulas geweckt hatte, ahnte er nicht; er kannte nicht die Macht des Mißtrauens, das ja nur zu oft in Unscheinbarem einen Haltepunkt sucht und findet. Er hatte zugeben müssen, daß er mit Elisabeth Grüner verlobt gewesen war, und Paula konnte nicht glauben, daß er jetzt beabsichtigte, die einstige Geliebte ins Zuchthaus zu bringen.

Sie wußte, daß er für seine Person auf die Rettung jener ver­lorenen Summe keinen Wert legte, sie wußte auch, daß seinem Charak­ter nichts ferner lag, als der Gedanke an eine unedle Rache; was also konnte ihn bewegen, noch einmal eine Begegnung mit dieser Frau zu wünschen?

Wollte er abermals sie warnen? Fesselte ihn noch immer, trotz des an ihm verübten Betruges, ein tieferes Gefühl an diese Frau?

Wohl suchte Paula selbst alle diese Zweifel zu widerlegen, aber fie tauchten immer wieder auf, die böse Saat Elisabeths hatte einen fruchtbaren Boden gefunden.

Davon ahnte Gustav Varnay nichts, sein Denken war auch zu sehr von anderen Dingen in Anspruch genommen, als daß er sich mit der Möglichkeit dieser ihm drohenden Gefahr hätte beschäftigen sollen

Er stand vor dem Hause, in welchem Griesheim gestorben war; unwillkürlich erinnerte er sich der letzten Unterredung, die er hier mit Elisabeth gehabt hatte.

Sie war so sicher und trotzig ihm entgegengetreten, sie hatte nicht die geringste Trauer über den Verlust ihres Mannes gezeigt.

War unter diesem Dache wirklich ein Verbrechen verübt worden, das unentdeckt und unbestraft bleiben sollte?

Er fand keine befriedigende Antwort auf diese Frage, aber lösen wollte er sie schon deshalb, weil er durch die Behauptungen Elisabeths zu tief beleidigt worden war.

Ein Dienstmädchen trat aus dem Hause; er erkannte in ihr das­selbe Mädchen, das ihn damals bei Elisabeth angemeldet hatte. Rasch entschlossen forderte er sie auf, ihn noch im Laufe dieses Tages zu be­suchen, da er ihr wichtige Mitteilungen zu machen habe, und ganz zur festgesetzten Stunde trat sie in sein Kabinett.

Wie heißen Sie?" fragte er, nachdem er sie genötigt hatte, Platz zu nehmen.

Das Mädchen sah ihn befremdet an; weniger die Frage selbst, als der ernste, inquisitorische Ton, in dem sie gestellt war, rief dieses Befremden hervor.

Karoline Kahl!" antwortete sie nach einer kurzen Pause,ich glaubte, Sie wollten mir Mitteilungen machen."

Nur Geduld," fiel er ihr ins Wort, diese Mitteilungen werden Sie erhalten, sobald Sie meine Fragen beantwortet haben. Antworten Sie der Wahrheit gemäß, für Sie selbst kann es nur von Nutzen sein, wenn Sie streng bei der Wahrheit bleiben. Sie waren früher in Dien­sten der Frau Griesheim?"

Jawohl."

Wie lange?"

Fast ein ganzes Jahr."

Stehen Sie noch mit ihr in Verbindung?"

Nein."