ltchster Abenteurer angewiesen und das hängt ihrem Ansehen einen unauslöschlichen Makel an.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 15. März. Die Etats des Reichsamtsschatzes, der Reichsschuld, Bankwesen und bayerische Quoten werden fast debattelos genehmigt und darauf die zweite Lesung des Gesamtetats beendet. Beim Titel betr. die strate­gischen Bahnen wird die Resolution Hug, das Reich solle den Einzelstaaten zum Betrieb der strategischen Bahnen Zuschüsse gewähren, gegen die Stimmen des Zentrums abgelehnt. Mehrere kleinere Vorlagen, darunter das Postdampfer­gesetz (3. Lesung), werden debattelos angenommen.

* Berlin, 16. März. (Handelsvertrag mit Columbien.) Oe chelh Luser begrüßt ihn schon darum, weil er den pan-amerikanischen Gelüsten einen weiteren Damm entgegensetze und beantragt Kommissionsberarung. v. Bar hat Bedenken gegen Artikel 6, der die Aus­weisung gewisser Angehöriger der vertragschließen­den Staaten zuläßt. Auch die Frage der Aus­lieferung von Verbrechern gehöre nicht in die Handelsverträge und müsse einem besonderen Vertrage Vorbehalten bleiben. Staudy ver­wahrt sich gegen das neue System der Tarif­verträge, wie es auch in vorliegendem Vertrage sich geltend mache. Staatssekretär Marschall betont, daß es sich nicht um einen Tarif-, son­dern um einen Meistbegünstigungsvertrag han­delt, wie ihn Mirbach und Kanitz empfohlen hätten. Nach kurzer Polemik zwischen Staudy, Brömel, Marschall, Oechelhäuser und Komierowski über den russischen Handels­vertrag geht die Vorlage an eine Kommission. Es folgt die erste Beratung der Novelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz. Hahn begrüßt das Gebotene freudig, wenn die Wünsche seiner Partei auch weitcrgingen. Empfehlenswert sei vielleicht die Herabsetzung der Altersgrenze für den Erwerb oder Verlust des Unterstützungs- Wohnsitzes von 24 aus 16Jahre. Stolle hat gegen die Herabsetzung nichts einzuwenden, ver­langt aber die Entlastung der Gemeinden und Zentralisierung der Armenpflege durch den Staat. Gamp hält letzteren Gedanken für glücklich, doch stehe seiner Ausführung manche Schwierigkeit entgegen, namentlich Süddeutsch­land wolle sein Heimatsrechl nicht preisgeben. Nach längerer Debatte wird die weitere Beratung auf morgen vertagt.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 16. März. (11. Sitzung.) Die heutige Sitzung der Kammer wurde ganz ausgefüllt mit der Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Steuerbefreiung neubestockter Weinberge. In der allgemeinen Debatte traten Stockmayer als Referent, ferner Minister Dr. v. Ri ecke und v. Schmid für den Ent­wurf ein, worauf noch mehrere Vertreter wein­bautreibender Bezirke teils der Regierung für

Einbringung der Vorlage dankten, teils weitere Wünsche, betreffend die Hebung des Wein- gärtnerstondes, vorbrachten. Man trat alsdann in die Spezialberatung ein, in welcher beide Artikel des Gesetzes, der erste mit einer kleinen Aenderung, angenommen wurden. Beider Schluß- absttmmung gelangte das ganze Gesetz, dessen finanzielle Tragweite übrigens keine große ist, da der Ausfall für die Staatskaffe nur auf etwa 20000 Mark jährlich sich berechnet, mit allen (74) abgegebenen Stimmen zur Annahme.

* Stuttgart, 17. März. (12. Sitzung.) In der heutigen Sitzung der Kammer wurde das Gesetz, betreffend die Abstufung der Malz­steuer, durchberaten und schließlich mit 77 (allen abgegebenen) Stimmen angenommen. Durch dasselbe wird für die Brauereien, welche einen Malzverbrauch bis zu 2000 Zentner haben, der Steuersatz für die ersten 1000 Zentner von 5 Mk. auf 4 Mk. 50 Pf. ermäßigt. In der Debatte, welche durch v. Luz als Berichter­statter der Ftnanzkommtssion eingeleitet wurde, wurden verschiedene weitergehende Wünsche, u. a. nach Steuerfreiheit der Weißbterbrauer, ferner nach einer wetteren Abstufung der Malzsteuer für die Brauereien bis zu 500 Zentner Malz verbrauch (auf 4 Mk.) u. s. w., vorgebracht, doch wurde denselben keine weitere Folge gegeben. Die Kammer ging darauf zur Beratung des Etats des Kultdepartements über, bet welcher zu Kap. 47 Ebner in herkömmlicher Weise über den Stand der Arbeiten am Ulmer Münster­bau Mitteilungen machte und zu Kap. 49 (Be­soldungen der evangelischen Kirchendiener) Al- dinger die Abschaffung der Stolgebührcn an­regte. Hiezu gab Minister Dr. v. Sarwey die Erklärung ab, daß die Frage im Schoße der Regierung bereits in Behandlung genommen sei. Der Synodus, der sich mit derselben be­faßt, habe eine sehr eingehende Aeußerung ab­gegeben, welche die Grundlage für die weitere Behandlung bilde. Den Geistlichen müßte natür­lich ein Ersatz für die durch Abschaffung jener Gebühren für sie entstehenden Vermögensnach­teile, die recht erheblich seien, gewährt werden. Die Regelung dieser Frage sei in erster Linie Sache der Kirchengefetzgebung, und die Synode werde sich in nicht allzu ferner Zeit damit zu beschäftigen haben. Freiherr v. Gemmingen gab die Erklärung ab, daß die Oberkirchenbehörde die Ablösung für im Interesse der Gemeinden und der Würde der Geistlichen gelegen halte; die Last der Ablösung werde nicht von den Kirchengemeinden, sondern vom Staat zu tragen sein. Nach Erledigung des Kap. 49 wurde die Etatsberatung abgebrochen.

Lauvesaachnchleu.

* Alten steig, 20. März. Heute ist der kalendermäßtge offizielle sehnlichst erwünschte Frühlings-Anfang! Aber welche Enttäuschung bringt sein Einzug?! Statt mit lachendem alles belebendem Sonnenschein schmückte er sich mit weißem winterlichem Gewände, die Erde ist mit

tiefem Schnee bedeckt und graue dichte Schnee­wolken umwölben den Himmel, dabei bläst seit Freitag ein kalter Nordwind, der den warmen Ofen wieder zum richtigen Hausfreund einsetzt. Gottlob besteht die sichere Hoffnung:es muß doch Frühling* werden, wo wir dann auf die schlimmen Unbilden des gestrengen Herrn Win­ters als einem überwundenen Standpunkt froh­bewegt zurückblicken können.

* Alten steig, 20. März. Schon wieder ein bedauerliches Unglück! Am Freitag abend trugen 2 Lehrlinge des Johs. Schwarz, Bäckers einen Korb Brot nach Hornberg. Auf dem Heimwege gingen sie von dem Fahrwege ab und wählten den näheren Fußpfad. Dieser ist aber an mehreren Stellen noch mit Eis be­deckt. An einer solchen glatten und steilen Stelle des Berges glitt der eine LchUing, der 15jähr. Adam Waidelich von Simmersfeld, aus und Überschlag sich mehrmals den Abhang hin­unter, wo er an einer Tanne anprallte. Er>^> stand zwar wieder auf und wollte weiter gehen, 2 brach aber bald wieder zusammen und verfiel^ in bewußtlosen Zustand. Von der Baiermühle sR) wurde dem jungen Menschen Hilfe zu teil;-, man trug ihn in die Mühle und führte ihn ^ dann mittelst Gefährts in das hiesige Spital.-o

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Daselbst verstarb er nun gestern abend um 8V»

Uhr ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein.

* Altensteig, 17. März. Am 1. April dieses Jahres tritt in Deutschland das Retchs- gesetz betr. die Einführung einer einheitlichen Zeitrechnung für die öffentlichen Verkehrsan­stalten in Kraft. Die Einheitszeit nach der A) nun alle Eisenbahn- und Postuhren gerichtet werden, ist die sogen, mitteleuropäische Zeit, 2t die bei uns in Württemberg wie auch in Ba- ^ den und Bayern seit April des vorigen Jahres ^ schon eingeführt ist. Von der Westgrenze bis Z zur Ostgrenze des Deutschen Reichs, von Metz 'L bis Tilsit werden wir also von dem bezeichnten Datum an die gleiche Zeit treffen, während ^ bisher der Zeitunterschied zwischen dem äußersten 'S Osten und dem äußersten Westen Deutschlands

1 Stunde 7 Minuten betrug. Man hofft durch die neue Einrichtung verschiedenen Störungen und Unregelmäßigkeiten auf den Eisenbahnen, die auf Grenzstationen durch die verschiedenen Zeitangaben der Uhren verursacht worden sind, zu begegnen und die Betriebssicherheit im Ver­kehr zu erhöhen.

* Der Osterhase hat wieder seinen Einzug gehalten. In Konditoreien sitzt er gravitätisch im grünen Mose, als ob er sich der Thalsache bewußt wäre, daß sein Erscheinen den kleinen und großen Menschen Freude bereitet. Nament­lich sind es die Ersteren, die ihn begrüßen, so daß die Ausstellungen von der Ainderwelt gerne gesehen sind, und manchmal werden Spar­pfennige in der Tasche gezählt, ob sie nicht bald ausreichen, einen Langohr zu erwerben. Aber auch die Alten sehen sie gerne, die Vor­boten der nahenden Osterzeit. Unterliegt es

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so lange vernachlässigt habe, würderst Du mir gewiß keinen Vorwurf machen.

Hundertmal hatte ich mir vorgenommen, an Dich zu schreiben, und nie kam ich dazu; bald wurde ich durch häusliche Geschäfte, bald durch Besuch abgehalten, und hatte ich einmal Zeit genug, dann war ich nicht in der richtigen Stimmung.

Also zürne mir nicht, ich verspreche Dir, mich zu bessern, und hoffe mit Zuversicht, daß Du mir recht bald antworten und Verzeihung senden wirst.

Seit einem Jahre habe ich nichts von Dir gehört und gestern wurde ich plötzlich an Dich erinnert.

Seit acht Tagen befinde ich mich mit Papa in der Schweiz; wir haben uns hier in Pension begeben und machen täglich bei dem prachtvollen Wetter die herrlichsten Ausflüge; später wollen wir noch nach Jnterlacken, ins Berner Oberland und an den Genfer See es ist ein entzückendes Fleckchen Erde, die wunderbare schöne Schweiz!

Also gestern fuhren wir über den Vierwaldstädter See nach Luzern, um das berühmte, von Thorwaldsen modellierte Denkmal und den Gletschergarten zu besehen.

Schon auf dem Dampfboot knüpfte eine junge, in Trauer ge­kleidete Dame ein Gespräch mit mir an, wozu ja die Umgebungen des Sees so manchen Anhaltepunkt bieten.

Sie war sehr liebenswürdig und auch die beiden Herren, die sie begleiteten, erzeigten mir und Papa die größten Aufmerksamkeiten.

Einer dieser Herren war ihr Bruder, der andere ihr zweiter Gatte, mit dem sie erst seit einigen Tagen verheiratet ist.

Wir sprachen über Dies und Jenes und endlich kam die Rede auch aus die Stadt, in der Du wohnst.

Ich nannte Deinen Namen und was ich jetzt erfuhr, das erfüllte

mich mit Schrecken und Entrüstung. Die Dame sagte mir, Du habest gleich nach dem Tode ihres ersten Gatten eine schwere Anklage gegen diesen erhoben und ihn sogar beschuldigt. Dich um Dein ganzes Ver­mögen gebracht zu haben.

Du haben diese Anklage nicht beweisen können, gleichwohl aber einen Advokaten beauftragt, das Geld von ihr zurückzufordern und ihr mit einem ganzen Arsenal von Waffen zu drohen. Sie könne das nur als einen Erpressungsversuch bezeichnen, da sie in dem Nachlaß ihres Gatten nichts gefunden habe, was nur auf die Möglichkeit eines solchen Betruges hindeute.

Wie gesagt, teure Paula, ich war empört über diese Mitteilungen. Weshalb machte die fremde Dame sie mir? Sie wußte ja, daß ich Deine Freundin war, und ich habe ihr das noch klarer gemacht, als ich Dich verteidigte.

Sie zuckte nur die Achseln und ihr Bruder erklärte mir, seine Schwester habe nur die Wahrheit gesagt und sie würde mir diese Mit­teilungen gewiß nicht machen, wenn sie nicht von der Ehrlichkeit ihres verstorbenen Mannes fest überzeugt wäre. Aber das beste kommt noch. Der Advokat, an den Du dich in dieser Sache wandtest, war früher mit dieser Frau verlobt statt Dein Interesse zu vertreten, hat er sie noch an demselben Tage gewarnt uno ihr geraten, alles, was sie besitze, zu verkaufen, ihre Forderung an eine Lebensversicherungs-Gesellschaft dem Bruder zu übertragen und selbst sofort die Stadt zu verlassen.

Erst dann, als die Dame abgereist war, hat er, um den Schein dir gegenüber zu wahren, das bereits verkaufte Mobiliar versiegeln lassen und Du hattest das Nachsehen.

(Fortsetzung folgt.)

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Auflösung des Rätsels in Nr. 33 (Beilage) Linde Linse Linke.