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Mr. 34.
Erscheint wöchentl. 3mai: Dienstag, Donnerstag ! n. Samstag u. kostet bei der Erped.. sowie im OA.- Bezirk Nagold SO^-Z, außerhalb 1 das Quartal. I
Dienstag den 21. März
Einrückungspreis der ispalt. Zeile für Altensieig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ I bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 I
1893.
^^Einladungz.Bestellungserneuerung.
I Das erste Quartal pro 1893 geht seinem Ende zu,
» weshalb wir an den ireundlichen Lestr das höfliche ' Ersuchen richten im eigenen Interesse möglichst rechtzeitig die Bestellung bei der seitherigen Bezugsquelle erneuern zu wollen.
Wie seither wollen wir uns bestreben — und unser Bestreben findet mehr und mehr Anklang — alles Wissenswerte in gedrängter und leicht verständlicher Fassung zu berichten, entgegen mancher größeren weitausholenden Zeitung, deren Leien zu viele Zeit beansprucht, namentlich in einer Periode, wo die Geschäfte sich drängen. Zeit ist Geld und folgerichtig ist zwecklos verwendete Zeit weggeworfenes Geld. Jedem Manne unserer Gegend, geradezu auch dem thätigsten, ist das Lesen einer Zeitung, die ihn in den politischen Begebenheiten auf dem Laufenden erhält und manche für seinen Beruf wichtige Notiz bringt, ein Bedürfnis, er rechnet aber mit der Zeit und darum befreundet er sich mit dem Blatte „Aus den Tannen". Wir heißen alle, insbesondere auch die neuen Besteller bestens willkommen.
Auch der Inseratenteil erfreut sich des wachsenden Vertrauens, wir bitten um ferneres gütiges Wohlwollen.
Hochachtungsvoll!
Die Exp. des Blattes »Aus den
2 Die Ereignisse in Frankreich folgen auf einander, aber sie gleichen nicht einander. Der Panamaskandal hat dem gesamten System, das gegenwärtig am Ruder ist, seinen schmutzigen Stempel aufgedrückt — Louis Philipp, der Herzog Morny, die hauptsächlichsten Beutejäger des Julikönigtums und des zweiten Kaiserreichs — sie sind reine Waisenknaben im Vergleich zu den Heuligen »Machern" in Frankreich. Es kommt gar nicht daraus an, wieviel Personen ihre Hände in dem Panamagcld gewaschen haben; das Wesentliche ist, daß es ihrer sehr, sehr viele w.ren, daß ihr Treiben unter ihren Parteigenossen bekannt war, daß man sie trotzdem nicht entlarvte, sondern sie im Gegenteil noch in hohe Amts , ja Ministcrstellen hinauf- rücken ließ.
Schamlos, wie das Treiben dieser bestechlichen Bande, ist auch die gegenwärtige Prozeß- führung. Charles Lesseps, durch dessen Hände
die Millionen der Bestechungsgelder gegangen sind, soll sich vor Gericht verantworten. Der Gerichtsvorsttzende schneidet ihm aber die Verteidigung ab, wenn der Angeklagte auf die Regierung zu sprechen kommt. »Schweigen Sie von der Regierung; sie hat mit Ihren Zahlungen nichts zu schaffen!" so herrschte der Präsident den Angeklagten an, als dieser die Annahme von Bestechungsgeldern und die Brandschatzung der großen Geldinstitute als eine geläufige Regierungspraxis darstellte. Das heißt aber doch, die Verteidigung unmöglich machen, zumal cs erwiesen ist, daß nicht nur der Bautenminister Baihaut viel Geld empfangen, daß Floquet als Ministerpräsident die Verteilung der Bestechungssummen »überwacht" und daß Fr ehe inet dazu gedrängt habe, Herz zu befriedigen. Daß Rouviers Hände gleichfalls nicht rein sind, ist eine Thatsache. Wenn also mindestens vier ehemalige Minister in die schmutzige Affäre verwickelt sind und die jetzigen Minister alles thun, um zu vertuschen und zu bemänteln, dann hat der Angeklagte Lesseps wohl ein gegründetes Recht, zu seiner Verteidigung die Regierung anzugreifen.
Zur Zeit, als Boulanger im Norddepartement kandidierte (April 1888), wandte sich der damalige Ministerpräsident Floquet an die Panamagesellschaft, um die zur Agitation erforderliche Summe, 300000 Frank, zu erlangen. So erklärt Charles de Lesseps auf das bestimmteste. Floquet hat in seinen Aussagen geschwankt, aber die Thatsache, daß er die Verteilung der Panamagelder „beaufsichtigt" habe, wiederholt zugegeben und sich früher sogar der Flottheit gerühmt, mit der er im kritischen Augenblick die Mittel zur Verteidigung der Republik beschafft hatte. Vor Gericht leugnete er alles. Den bestimmten Erklärungen von de Lesseps setzt er ebenso bestimmte Verneinungen entgegen. Die öffentliche Mein ung hat aber auch in diesem Falle für Lesseps gesprochen. Floquets zeugeneidliche Vernehmung, die durch heftigen Wortwechsel
mit dem Panamaverwalter eine dramatische Wendung nahm, wurde von solchem Lärm begleitet, daß der Präsident den Saalräumen lassen mußte. Das ,Petit Journal, spricht geradezu von Meineid. Was daran ist, wird sich gerichtlich schwer Nachweisen lassen, da nur zwei Zeugen bekräftigen könnten, daß die auf Artons Rechnung verabfolgten 300000 Frank von Floquet gefordert waren: der alte Lesseps, der in Geistesnacht dem Grabe zuwankt, und Alton, der nicht eingefangen wird. Indessen ist auch hierbei weniger der gerichtliche Beweis als die Ueberzeugung der Wählerschaft von Wichtigkeit.
Charles Lesseps hat ferner auf Wunsch Freycinets an Retnach fünf Millionen gezahlt, um den mit einem Skandalprozesse drohenden Herz zu beschwichtigen. Freycinet selber stellt die Thatsache nicht in Abrede; er giebt nur an, daß er die Einzelheiten des Handels, insbesondere die Summe nicht gekannt, vielmehr im allgemeinen zur Beilegung des Haders geraten habe, der damals (Sommer 1888), inmitten der boulangtstischen Gefahr, der Republik verderblich werden konnte. Herz forderte 10 bis 12 Millionen. Bemerkenswerterweise hat weder Freycinet, noch Lesseps, noch der Gerichtspräsident, noch der Staatsanwalt ein Wort der Aufklärung gesagt oder gewünscht, auf was sich jene Forderung des amerikanischen Doktors stützte und inwiefern sie der Republik gefährlich werden konnte! Was in aller Welt konnte Herz an die große Glocke hängen, das der Republik ebenso wie der Panamagesellschaft hätte gefährlich werden können? Warum wird dieser Punkt nicht aufgeklärt?
Wie das gerichtliche Uneil in dem zweiten Panamaprozeß ausfällt, ist ziemlich gleichgültig. Die Wählerschaft wird das maßgebende Urteil haben: Nicht, daß alle führenden Männer der Republik Spitzbuben und Betrüger wären — gewiß nicht! Aber in ihrem Bestreben, die von ihnen vertretene Staatsform unter allen Umständen aufrechtzu erhalten, waren sie zeitweise auf die Schutz- und Trutzbrüderschast oerwerf
Der Zweite Wann. >^ 4 ^ v°rb°t°„.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
Der Premier-Leutnant Friedrich Hagen war ein ernster, ruhiger Mann mit verständigen Anschauungen, an ihm erwarb Gustav Varnay sich einen Freund, auf dessen Aufrichtigkeit und Treue er bauen durfte.
Friedrich erkannte sofort die Gefahr, die dem guten Ruf seiner Schwester drohte; er hielt es für seine Wicht, den Advokaten darauf aufmerksam zu machen, und, weit entfernt, ihm dies übel zu nehmen, war Gustav augenblicklich bereit, jene Gefahr zu beseitigen.
. Die Eltern fanden gegen die Verbindung ihres Sohnes mit dem schonen, liebenswürdigen Mädchen nichts einzuwenden, und da Paula schon längst die Liebe Gustavs erwiderte, so brachte schon am Tage nach der Warnung die Zeitung eine Verlobungsanzeige, die allem gehässigen Gerede em Ende machte und manches Herz mit Neid erfüllte.
» - ^ ungetrübten Glückes stoffen nun dem jungen Paare dahin,
rem Schatten drohte den Sonnenglanz dieses Glückes zu verdunkeln.
,, . ? erhielt eines Tages Gustav einen Brief, in dem ein Freund
chm mittellte, er habe Madame Griesheim im Laufe des Winters in stauen gesehen und sich mehrmals mit ihr sehr angenehm unterhalten. . wohne m Luzern, habe aber mit ihrem Bruder den Winter
m stallen zugebracht und stehe im Begriff wieder zu heiraten und zwar den Zwillingsbruder ihres ersten Mannes, der vor kurzem mit einem namhaslen Vermögen aus Amerika zurückgekehrt sei.
Nachricht bewog den Advokaten, die längst abgebrochenen Nachforschungen wieder aufzunehmen.
Er schrieb an Madame Elisabeth Griesheim in Luzern und zugleich an die dortige Behörde, die ihm über die Verhältnisse dieser Dame Auskunft geben sollte.
Der Medizinalrat bestätigte, daß Roderich Griesheim einen Zwillingsbruder hatte, der vor mehreren Jahren nach Amerika ausgewandert und seitdem verschollen war; dieser Bruder sollte dem verstorbenen Gatten Elisabeths zum Verwechseln ähnlich sein.
Die erbetene Auskunft ließ nicht lange auf sich warten; ihr zufolge mußte Frau Griesheim eine sehr vermögende Dame sein, sie bewohnte mit ihrem Bruder ein großes Haus, verkehrte nur in vornehmen Kreisen und gab seit ihrer Rückkehr aus Italien in jeder Woche ein glänzendes Fest, zu dem stets eine große Gesellschaft geladen wurde.
Madame Griesheim selbst antwortete nicht, nur ihr Bruder schrieb einige Zeilen, in denen er erklärte, daß ihm von der ganzen Angelegenheit nichts bekannt sei. Ob hier ein Betrug vorliege, könne er nicht beurteilen; er glaube nicht daran, so lange die Behauptung nicht bewiesen sei — es sei ja leicht, einen Toten zu beschimpfen und verleumderische Anklagen gegen ihn zu erheben.
Der Advokat erwiderte darauf scharf und energisch, aber er erhielt
keine Antwort. ^
Einige Tage später entdeckte er bei seimr Braut eine Verstimmung, die ihn befremdete und deren Ursache ihn persönlich berühren mußte.
Paula wich anfangs seinen Fragen aus, aber er ließ nicht nach, bis sie ihm endlich einen Brief überreichte, den sie am Morgen dieses Tages empfangen hatte.
Der Brief kam aus Brunnen in der Schweiz; die feine zierliche Handschrift ließ den Advokaten sogleich erkennen, daß eine Dame ihn geschrieben hatte.
„Meine teure Paula!" las er. „Endlich einmal ein Lebenszeichen! wirst Du ausrufen, wenn Du diese Zeilen empfängst. Aber wenn Du wüßtest, wie sehr mein Gewissen mich foltert, weil ich Dich