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86. )ahkgm»

Amts- und AnMgeblatt str dm Oberamtsbyirk Calw.

Drscheinungrtage: M-ntag, Dienstag. Mittwach, Äinnerttag, Freitag und 8 am Stag. JnsertianSpreiS ? I Pfg. pr» Zeile für Stadt u. BezirkSarte; außer Be»ii< ir Psg.

Amtliche Bekanntmachringe«.

BekaMtmachuug.

Die Maul- und Klaueuseuche

ist in Dagersheim OA Böblingen ausgebrochen. Calw, 19. August 1911.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Tkges»enigketteu.

Leonberg 19. Aug. (Der Engel- bergturm.) Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, den vom Blitz getroffenen Engelberg­turm wieder herzustelle». Der Turm soll in seiner alten Gestalt, also wieder mit Holzziegeln, Wetterfahne, usw. hergerichtet werden und zwar nach dem Plan von Bauwerkmeister Josenhans, der diesen an der Hand einer Photographie an­fertigte. Auch der Aufgang wird, wie er früher war, gemacht werden. Man darf es als einen Erfolg der Heimatschutzbewegung ansehen, daß mau es hier als etwas Selbstverständliches be­trachtete, den Turm wieder in seiner alten Ge­stalt erstehen zu lasten.

Cannstatt 19. Aug. (Luftfahrt.) In dem Befinden de« vor mehrere« Wochen verun­glückten und im hiesige« Krankenhaus liegenden Aviatiker» Heinkel ist eine bedeutende Bester­ung eingetrete», sodaß Heinkel demnächst seine Flüge wieder aufzunehmen hofft. Einen 'großen Beweis von Vertrauen in seine asiatische Zu­kunft empfing Heinkel von der Direktion der Daimler Werke, die in dankenswerter Weise sich bereit erklärte, den Motor an Heinkrls Flug­apparat, der au« ihrer Fabrik stammt und bei dem Sturze schwer beschädigt wurde, umsonst zu reparieren, sowie ihn Heinkel zum Preise von

Montag, den 21. August 1911.

3000 M. statt des rkgulären Preise» von 5500 Markt zu überlassen. Wir verzeichnen mit Freuden diese Förderung unseres hoffnungsvolle« Lands­manns und wünschen, daß ihm noch mehr solche Vertrauensbeweise zur Förderung seiner Zukunft zu teil werde«.

Stuttgart 19. Aug. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Pflaume» 6lO Pfg,, Reine- klaude» 1015 Psg., Zwetschgen 1314 Psg., Pfirsiche 3040 Pfg., Birnen 1022 Pfg., Aepfel 1220 Pfg. per Pfund, 100 Stück kleine Einmachgurken 6065 Pfg. Auf dem Marktplatz war heute da« erste Filderkraut zu­geführt. Preis 3545 Pfg. für einen kleinen Kopf. Die Zufuhr betrug etwa 100 Stück.

Eßlingen 19. Aug. Einen kleinen Vor­geschmack der heurigen Opstp reise bekommt man heute auf dem Wochenmarkt. Hier stand zum ersten Mal einheimische» Mostobst in der geringe« Menge von 3530 Ztr. zum Verkauf. Die Preise bewegten sich 3,50 und 5 M. für den Ztr. Von Bohnen, von denen da» Pfund im vorigen Jahr 7 Pfg. gekostetet hatte, kostete da» Pfund heute 35 Pfg., kein Wunder, wenn eine Bäuerin von 1300 Stöcken Bohnen ganze 2V- Pfund erntete. Vielfach werden Bohnen wieder gesteckt, sie entwickeln sich ganz schön, ver­kümmern aber, wen« kein Rege» kommt. Die Zufuhr war viel schwächer al» auf sonstigen Wochenmärkte», die Käufer waren gegenüber den durchweg sehr hohen Preise» zurückhaltend.

Bietighein 20. Aug. (Großfeuer.) In der Kammgarnspinnerei brach gestern abend ein gewaltige» Feuer au«. E« nahm seinen Ausgangspunkt von der Kämmerei, wo es wahr­scheinlich durch Selbstentzündung entstanden war. Da» Gebäude, in dem sich die Kämmerei und

BezugSpr.i.d. Stabt'/^Shrl.m. Träger!. Mk. 1.25. Postbezugs-!. f.d.OrtS-u.NachbarortSverl. > tgährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestell«, in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42Psg.

ausgedehnte Lagerräume befanden, stand schon um sechs Uhr in Hellen Flammen. Zuerst war die Bietigheimrr Feuerwehr auf dem Platze. Aber auch die Wehren von Metterzimmern und Besigheim mußten zur Hilfe eilen, um da» frucht­bare Feuer zu lokalisieren. Zum Glück stand der Kämmereibau abseits von der Spinnerei und den anderen Fabrikanlagen. Gegen zehn Uhr abends war es endlich gelungen, die Gefahr für diese Hauptteile de» Unternehmen» zu beseitigen, aber der Kämmereibau brannte völlig nieder. Immerhin wurde erreicht, daß der Betrieb der Fabrik fortgesetzt werden kann. Der große Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

Güglingen, 20. Aug. (Feldbraud.) Im sogenannten verlorenen Acker brach gestern nachmittag ein Rainbraud aus, der über 300 Meter Rain, Hecken und eine kleine Beerenan­lage, ausbrannte. Die Entstehung dürfte auf Unvorsichtigkeit beim Ausbrenne« von Wespen- nrstern durch Kinder zurückzuführen sein. ES ist die» hier im heurigen Sommer schon der zweite Fall eines FeldbraudeS. Eltern und Erzieher können in dieser Jahreszeit, wo alle» zundeldürr ist, nicht oft genug die Kinder vor dem Feuerle»- machen warnen, aber auch nicht vorsichtig genug sein im Aufbewahre» der Zündhölzer.

Heilbronn 19. Aug. (Der Wärter de» Grafen Passy.) Der Hilfsschlirßer Metzger vom Untersuchungsgefängnis de» Kgl. Landgericht» wurde gestern abend auf Ver­anlassung der Staatsanwaltschaft verhaftet unter dem Verdacht, bei der verbotenen Hinaus­beförderung von Briefen de» Hochstapler» Grafen Passy, eventuell auch bei dessen Flucht behilflich gewesen zu sein. So hat sich also der Verdacht bestätigt, der gleich bei der abenteuerlichen Flucht

Frau Lores Lobenswert.

16) Roman von Erich Ebenstein.

«Fortsetzung.)

Wer brauchte sie den» jetzt? Mit ihm, dem Haupt der Familie, drohte alles zu vei flattern. Da» Hau» war verwaist kein Heim mehr. Den« ohne Mann und Kinder gab es auch weder Freuden noch Sorgen darin. Nur an sich selber denken sollen, daß man zu rechter Zeit, aufstand oder zu Bett ging, da» war doch so zwecklos. Wände ringsum und Möbel daran, da» war noch lange kein Heim.

Ja, wen« Rudi oder Assunta jetzt dagewrsen wären! Aber die waren fort und Eva brauchte sie auch nicht. Und wen« Assunta wirder- kam, daun hatte sie ihr eigene» Heim.

In solchen Stunden de» Grübeln» fragte sich Frau Lore oft, welchen Zweck ein Leben wie da» ihre überhaupt »och haben konnte? Traum auf Traum war zerronnen, Hoffnung auf Hoffnung leise erstorben. Wa» blieb, war die große kalte Einsamkeit, in der ihr warmes Herz angstvoll zuckte, wie ein gefangenes Vögrlein in der Hand eine» Würger», der es langsam zerdrückt.

Dan» bäumte sich manchmal etwas dagegen auf in ihr, wild und fiebernd. Da» konnte doch nicht der Lohn sein für alle», wa» sie gelitten hatte im Lebe» ? Für alle Liebe, alle Hingebung, alle Selbstentäußerung ?

Wenn da» ein Naturgesetz war, daß die, denen sie da» Leben gegeben hatte, sie nun so jammervoll allein ließen, dann war die Natur ja grausam. Und sie hatte allezeit etwa» Gütige», Erhabene» in ihr

gesehen-Blieb ihr wirklich nicht» mehr zu tu«? War da» bisher

erlebte schon ihr ganze» Leben»werk?

Wenn sie so weit gekommen war, dann erschrack sie selbst in tiefster Seele. Wohin verirrten sich denn ihre Gedanke»! Wer hatte sie denn

allein gelaffen? Ihre Kinder doch nicht? Die konnten nur eben jetzt

nicht bei uns sei». Bis nur Assunta erst wieder zurück war-

Und sie griff wieder nach den Büchern, nur um sich vor ihre» Gedanken zu retten. Aber es ging nicht. Diese Romane und Novellen waren ja gewiß sehr hübsch, aber sie vermochte in ihrem gegenwärtigen Zustand keinerlei Interesse für ihre Helden und Heldinnen in sich auf- zubringen.

Gib mir etwa» anderes," sagte sie zu Peter Lott,etwa», da» mich ausfüllt. Du bist doch auch allein! Und immer kannst Du nicht Musik machen. Gib mir, wa» Du liest."

Er sah sie lange forschend an, seufzte und sagte dann:Was ich lese, sind ernste Werke der Wissenschaft, Bücher, die von Forschern geschrieben,

die Geheimnisse der Natur klar zu legen versuchen. Ich fürchte-"

In ihre Augen trat ei» heißer, durstiger Glanz.

Gib sie mir! Ich will die Natur kennen lernen vielleicht" sie brach ab und wandte sich «ach dem Fenster, durch welche eine Flut goldenen Abendlichte» quoll.

Und Peter brachte ihr nun seine Bücher. Dann schien e» wirklich, als käme bei dieser Art Lektüre etwa» wie Ruhe über sie. Hier schweiften ihre Gedanke« nicht mehr so viel ab, hier fühlte sie sich, auf Stunden wenigstens erleichtert, befreit, gefesselt.

Die Tage vergingen. Nu« waren e» nur mehr acht, dann-

Frau Lore fing langsam an, daran zu denke», wa» für Ueberraschunge» sie den Heimkehrenden bereiten wollte. Denn ganz Jammer und Schmerz sollte die Heimkehr Assunta» nicht sein.

8. Kapitel.

Täglich ging Fra« Lore nun in die Villa Retiro hinüber, um bei Robert anzufrage», ob kein Telegramm von seinem Herrn gekommen sei, welche» die Ankunst melde.