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Dabei schlug ihr Herz dumpf «ud Laug. Er kam ihr so fremd vor -all die verärgerte Grämlichkeit war wie weggewischt, etwas Fremde«, Feierliche« fast, lag über dem weiße» Gesicht. Und plötzlich beugte sie sich über ihn, tastete bebend über Brust und Antlitz und — taumelte mit einem gellende« Schrei zurück.
Er atmete ja nicht mehr — er war kalt — tot —
Barbe, die de» Schrei gehört und al« erste in» Zimmer gestürzt kam, fand die Fra« regungrlo« vor dem Bett de« Toten zusammengesunken, die Augen in starrem Entsetzen aufgerissen und unfähig, einen Laut herauszubringen.
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Der erste klare Gedanke, dessen sich Frau Lore wieder bewußt wurde, war: Nu» ist er gestorben und ich kann e» Assunta nicht einmal mitteile». Während sie lachend und sorglos ihr Glück genießt, wird man ihren Vater hier zu Grabe tragen — ohne sie.
Sie lag aus der Chaiselongue im Wohnzimmer, wohin man sie gebracht hatte, und der alte Hausarzt Dr. Weyer stand neben ihr. Am Fenster flüsterte Peter Lott mit Eva.
Bleigrau spannte sich der Himmel draußen über den Garten, ein kühler, sonnenloser Tag war der stürmische» Nacht gefolgt.
„Gott sei Dank," sagte der Arzt leise, al» die Frau, um die er sich fett Stunden bemüht hatte, endlich die Augen aufschlug. Und dann streichelte er beruhigend ihre kleine, magere Hand, an der die Adern stark heraustraten, wie geheimnitvolle Rune», welche da» Leben hiueingezeichnet.
„Jetzt nur Ruhe und Fassung, liebe gnädige Fra«-Ergebung ist
da« Unvermeidliche. Ei« Leben ging zur Ruhe, da» doch längst nur mehr ein halbe» war, und dem e» zu gönne» ist, daß er de« Kelch nicht bi» an» Ende leeren mußte. Dr. Lott wird alle« nötige in die Hand nehme«. Sie selbst dürfe« jetzt nur noch an sich denke», nicht wahr? Da» sind Sie Ihre» Kinder« schuldig."
Peter Lott trat Hera» und drückte ihr warm die Hand. Sein Gesicht war noch bleich und verstört vor Schreck über da» unerwartet rasche Ende de» Schwager». Dann beugte er sich zu der Liegenden hinab und fragte: „Wenn Du mir Ferry» Adresse geben wolltest! An Rudi Hab' ich bereit» telegraphiert."
Mit einem herzzerreißenden Blick sah sie zu ihm auf.
„Ich weiß ja nicht, wohin sie sind. Ferry wollte —" und dann in angstvoller Hast, «m jedem abfällige» Staunen gleich von vornherein die Spitze abzubreche«: „Sie wollte» reise» ohne feste» Programm, wohin e»
sie gerade zog-natürlich konnten sie nicht ahnen — — Han» war
ja am Wege der Genesung! Nicht wahr, Dr. Weyer, Sie selbst ahnte« doch nicht, wa» geschah?"
„Allerdings. Obwohl der Arzt ja immer damit rechnen muß, daß nach einer schweren Erkrankung da» Herz dann plötzlich die Arbeit nicht mehr leisten kann. Besonder» wo ein so schwere«, chronisches Leiden nebenher geht."
„Siehst Du!" sagte Fra« Lore, al» müsse sie da» junge Paar gegen irgend welche Angriffe verteidigen, obwohl Peter Lott nicht die leiseste Bemerkung gemacht hatte.
Da« Gefühl, irgend jemand könne trotzdem abfällig über die Fernen urteilen, verließ die Mutter während der folgenden Tage nicht einen Augenblick.
Selbst Rudi» Anwesenheit und sein liebevoller Zuspruch konnten ihr nicht darüber forthelfe». Immer mußte sie an Assunta denken, hörte sie im Geiste lachen und scherzen und suchte in ihrem eigene» Innern eine« dumpfe« Groll gegen Lanzendorf zu ersticken.
Oder hatte er denn wirklich ein Recht dazu besessen, da« Kind den Eltern so ganz zu entrücken?
Vier volle Wochen wollten sie fortbleiben. So lange sollte die Tochter nicht erfahre«, daß sie keinen Vater mehr bcsaß. Und dann — welche» Wiedersehen!
In bleierner Langsamkeit schlichen die Tage dahin. Von Eva, die den Tote« nur kurz gekannt hatte, konnte man ja kein tiefere» Mitgefühl verlange». Auch stellte sich immer mehr heraus, wie passiv ihre Natur überhaupt war. Sie konnte stundenlang ruhig dafitzev, die Hände im Schoß oder mit einer Häkelarbeit beschäftigt, ohne ein Wort zu sprechen.
E» fiel ihr gar nicht ein, auch nur den Versuch zu machen, -ihre Schwiegermutter etwa» zu zerstreuen. Sie stand spät auf und ging gleich nach dem Abendbrot wieder zu Bett. Bücher interessierten sie nicht, und Musik hatte sie stet» nur ungern getrieben. Ihr ganzer Gedankcnkrei» drehte sich nur noch um Rudi und ihre bevorstehende Vermählung mit ihm, alle» andere war ihr gleichgiltig. Dabei aber wurde sie immer schöner «nd lieblicher.
Peter Lott kam täglich und verbrachte einige NaLmittagSstunden bei der Schwägerin. Sie sprachen dann von dem Tote« oder von Büchern, die er Fra« Lore brachte, um ihre Gedanken abzulenke». Assunta» Name kam nie über seine Lippe».
Aber e» wollte nicht recht gehen mit dem Lesen. Manchmal laß Fra« Fabrizio« Seite um Seite, um nachher zu dem Bewußtsein zu kommen, daß sie keine Ahnung von deren Inhalt habe. Abend», wenn Eva zu Bett gegangen war und Totenstille über dem Hause lag, kam da» Gefühl der Vereinsamung mit qualvoller Macht über sie.
Gewiß, der Mann, der jetzt draußen unter dem Rasen lag, hatte ihr kein himmelstürmende» Glück bereitet. Aber er war doch da gewesen mit seinen tausend kleinen Ansprüchen, war der Vater ihrer Kinder, liebte sie in seiner Art «nd — wa» die Hauptsache war — er hatte ihre Dienste gebraucht.
(Fortsetzung folgt.)
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