l»ng der Jahresringe ergab ein Alter von rund 400 Jahren. In Fellbach wurde die dortige Dampfziegelei, welche vor zwei Jahren mit einem Aufwand von 100 000 Mark erbaut wurde, im Konkurswege zu 30 200 Mk. verkauft. Ein eigentümlicher Todesfall ereignete sich am Donnerstag in Hetlbronn. Ein von Auswärts in Dienst getretenes und eben ange­kommenes Mädchen hatte gerade der Hausfrau zum Gruß die Hand gereicht, als es plötzlich tot umsank. Ein Herzschlag hatte dem jungen Leben ein jähes Ende bereitet. Aus der Dienstkasse des Güterbeförderers in Eckarts­hausen wurden mittelst Einbruchs ca. 20 M. gestohlen. Am letzten Mittwoch ging von zwei, der Frau Bierbrauer Haydt in Calw gehörigen Pferden eins zu Grunde. Der Knecht hatte eine Fuhre Holz im Bruderberg bei Hirsau zu holen, woselbst die Wege noch mit harter Eiskruste bedeckt sind. An einer geneigten Stelle rutschte der beladene Wagen plötzlich über die Straße hinab, wo er glücklicherweise an einem Baumstamm aufgehalten wurde. Als aber die Pferde von den Strängen befreit waren, stürzte das eine den Hang vollends hinab, wo es tot liegen blieb.

* Karlsruhe, 18. Febr. Beim Manöv­rieren entgleisten auf dem Güterbahnhof vier Wagen. Dem Obmann Koch wurde der Kopf abgerissen; Koch war sofort tot.

* Mannheim, 16. Febr. Pfarrer Kneipp von Wörrishofen hielt heute abend im hiesigen großen Saal­bausaale einen Vortrag über seine Wasserkuren. Der Andrang des Publikums war sehr stark. Kneipp war bereits Mittags hier angekommen und hatte während des Nachmittags Sprechstunden gegeben. Kneipp sprach ca. 2^ Stunden. Derselbe hat eine sehr volkstümliche Redeweise, welche oft an Derbheit grenzt, ohne jedoch zu verletzen. Kneipp sprach zunächst über die Behandlung der kleinen Kinder. Er empfiehlt nicht bloß für Kinder, sondern auch für Erwachsene kalte Bäder und kalte Abreibungen. Sodann verlangt Kneipp eine gute gesunde Kost für die Kinder. Bier und Wein soll den Kindern gar nicht ver­abreicht werden; auch solle man sich davor hüten, dieselben schon in früher Jugend mit allerlei Wissenschaften und Kunst zu plagen. Was die Heranwachsende Jugend anbe­langt, so warnt Kneipp vor dem Genuß deS Kafsees und des Thees; beide Getränke seien starke Gifte. Dagegen empfiehlt Redner den Malzkaffes. Bei den jungen Mäd­chen verurteilt Kneipp das -schnüren. Was nun die Erwachsenen anbelangt, so wünscht Redner Einschränkung des Genusses von Bier und Wein, da beide Getränke nur sehr wenig Nährstoff enthielten. Gegen die Nervosität empfiehlt er das Barfußlaufen. Die Kleidung müsse sehr leicht und einfach sein, überhaupt dürfe man sich nicht ver­weichlichen, sondern müsse darauf bedacht sein, den Körper abzuhärten. Die Darlegungen Kneipp's wurden wiederholt mit lebhaftem Beifall unterbrochen.

* DerSchwarzwälder-Bonkverein A.-G. in Triberg" hat im abgelaufenen Jahre bei einem Umsatz von rund 32 Millionen einen Reingewinn von rund 76000 M. erzielt. Der Auffichtsrat beantragt eine Dividende von sechs Prozent für die Aktieninhaber und bewilligte 1000 M. zu einem Ausstchtsturm, den die dortige Sektion des Schwarzwoldvereins zu er­richten beabsichtigt.

* Mainz, 17. Febr. Als Bischof Haffner

mit seinem Sekretär am Rheinufer fußwandelte, stürzten zwei Männer herbei mit dem Rufe: Beiden Pfaffen muß man den Hals abschnet- den!" und suchten die Geistlichen zu Boden zu reißen. Als Personen hinzueilten, flohen die Strolche.

* Berlin, 18. Febr. Die Sozialdemokraten bestimmten für 140 Wahlkreise Reichstags- kandidaturen.

* Berlin, 17. Febr. DieNordd. Mg. Ztg." stellt die Reform deS Militärstrasprozesses in Aussicht. Das Blatt schreibt, die Schluß­verhandlung nach dem dermaligen preußischen Mtlitärstrafprozeß sei nicht geeignet zur un­mittelbaren Wahrheitserforschung. Zugelaffen zur Verteidigung im künftigen mündlichen und öffentlichen Verfahren würde nur derjenige wer­den können, der selbst Soldat ist oder war. Durch das System der allgemeinen Wehrpflicht sei selbst unter den Berufsverteidigern eine ge­nügende Anzahl von Elementen.

* Die vom Haushaltsausschuffe des Reichs­tags zum Militäretat gefaßte, bereits erwähnte Entschließung lautet: Der Reichstag wolle be­schließen: 1) die verbündeten Regierungen zu ersuchen, bei den im Etat für 1893/94 bewillig­ten Neubauten von Kasernen in Erwägung zu ziehen, ob nicht ein leichter Massivbau, wie ein solcher zur Unterbringung der von den verbün­deten Regierungen geforderten Heeresverstärkung - für ausreichend gefunden worden ist, auch zur > Herstellung dieser Neubauten Anwendung finden könne; 2) für diesen Fall das Einverständnis damit zu erklären, daß die den erfolgten Be­willigungen zu Grunde liegenden Pläne und Kosten­anschläge dementsprechend abgeändert werden.

* Die Führer der Sozialdemokraten sollen an die Reichsregierung das Ersuchen gestellt haben, ihnen eine Länderstcecke in Afrika zu überlassen zur Ansiedelung. In diesem Ge­biete will die sozialistische Gesellschaft durch ihre praktischen Einrichtungen einenZukunfts­staat" gründen. Die Reichsregierung soll sich nicht nur freundlich zu diesem Unternehmen stellen und bereits einen größeren Länderstrtch zu freier Benützung bestimmt haben, es soll sogar die Zusicherungfreier Ueberfahrt" iu Aussicht gestellt worden sein.

* Eine bemerkenswerte Promotion fand in der vorigen Woche an der Universität Berlin statt. Der Doktorand, Max Meyer wurde.im Jahre 1865 zu Berlin blind geboren und be­suchte, nachdem ihm der erste Unterricht vou einem Blindenlehrer erteilt worden war, das Sofien - Realgymnasium. Er wurde stets als bester Schüler versetzt und bestand mit Auszeich­nung das Abiturienten-Examen, wobei ihm die schriftliche Prüfung erlassen wurde. Darauf studierte er mehrere Jahre hindurch auf der Universität in Berlin Mathematik, Physik und Philosophie. Durch seinen rastlosen Fleiß und seine Thalkraft verfaßte er nach beendetem Studium eine Dissertation aus dem Gebiete der Differentialgleichungen, die, wie einer der

erst bei Eintritt wärmerer Jahreszeit, wenn sich die Riffe ganz oder nahezu geschloffen haben werden, ist ein sorgfältiges Ueberstreichen mit einer guten Baumsalbe angezeigt, damit Lust und Feuchtigkeit nicht eindringen können, da hierdurch leicht Stammfäule und ein Morsch­werden der Bäume entstehen könnte."

* Nagold, 15. Febr. Die Gemeinden Sulz und Gültlingen hatten in den letzten Tagen zum dritten Mal Hochwasser. In Gültlingen mußten die Schulkinder mittels Leiterwägen in die elterlichen Wohnungen gebracht werden. Die Straße nach Deckenpfronn ist, well vollständig unbrauchbar, gesperrt. In Gültlingen berechnet sich der Schaden an Feldern u. s. w. nach Tausenden. In Sulz sieht es ähnlich aus; in Wildberg wurden zwei Brücken weggeriffen.

(N. Tgbl.)

* Unterjettingen, 16. Febr. Bei der im September v. I. vorgenommenen Wieder­besetzung der hiesigen 1. Schulstelle zog die Gemeinde mit Genehmigung der hohen Ober- schulbehördeund gegen entsprechendeEntschädigung 5Vs Morgen Güter an sich, die gestern um 1300 Mk. pro Morgen reißenden Absatz fanden. Die meisten sollen zu Hopfengärten angelegt werden. Der günstige Verkauf der Güter ver- anlaßte die Behörden, dem hiesigen Lehrgehilfen in Anbetracht seiner geringen Besoldung und seiner trefflichen Leistungen in der Schule eine persönliche Zulage von jährlich 50 Mk. zukommen zu lasten, was bet den hiesigen Einwohnern allgemeine Zustimmung fand.

* Balingen, 15. Febr. Heute verließ uns Amtsrichter Rentschler, indem er seine neue Stelle in Freudenstadt antrat; Freunde und Bekannte ließen es sich nicht nehmen, ihm gestern Abend noch einen Abschied in den behaglichen Räumen von Karl Lang zu geben.

* Jlsfeld, 16. Febr. Nachdem der bei der ersten und zweiten Wahl gewählte Kandidat die Bestätigung der Kgl. Regierung nicht er­halten hat, ist bei der heutigen dritten Wahl der Verwaltungskanditat Theurer von Lauffen mit 225 Stimmen zum Schultheißen gewählt worden.

* (Verschiedenes.) Das 3jähr. Kind eines Bäckers in Bondorf geriet unter ein Fuhrwerk und fand seinen alsbaldigen Tod. Der Lehrling eines Heilbronner Fabrik­geschäfts wurde entlassen und schließlich ver­haftet well er trotz Warnung ständig einen ge­ladenen Revolver bei sich führte und mehrmals das Personal bedrohte. Vom schwäb. Ober­land wird die Ankunft der Störche gemeldet. Im Revier Bruderhof ist kürzlich eine Rie­seneiche gefällt worden. Der Stamm derselben ergab im Mittel entrindet einen Umfang von 4,2 w, Durchmesser von 1,34 m u. einen Kubik­inhalt von 11 bei 8 m Länge; das zu Stammholz sich eignende Astholz mißt 6 b'm, das Abholz ebensoviel, so daß sich der ganze Baum auf rund 23 berechnet und einen Wert von ca. 8001000 Mark hat. Die Zäh-

Ueber die Württ. Verfassungsrevision.

(Fortsetzung)

Große politische Fragen werden ja in unserem Landtag nicht mehr ausgetragen, sondern meistens Fragen, welche sich in den engsten Kreisen des bürgerlichen Lebens bewegen (wie z. B. das landwirtsch. Nachbar­recht, Wasserrecht, Steuerfragen, soweit sie nicht jetzt bereits an das Reich erwachsen sind.) Die Interessen sind hiebei fast ausschließlich lokaler und materieller Natur, und welche Machtmittel stehen hier der Regierung gegenüber einer Wählerschaft zu Gebote, welche in erster Linie auf pekuniäre Vorteile von den Wahlen spekuliert und wohl weiß, daß hier Niemand mehr zu bieten vermag als die Regierung, der die Mittel des Staats auf allen Gebieten des Lebens im weitesten Umfang zu Gebote stehen, als da sind: Verkehrsanstalten, Straßenbau, Aemter- verleihung, die Restverwaltung nicht zu vergessen, eine der gefährlichsten Einrichtungen Württembergs, deren- verderblicher Einfluß auf die Abge­ordnetenkammer zu schildern einen besonderen Vortrag erfordern würde: es sei hier nur an die famosen 2 Millionen erinnert, welche das letzte Finanzgesetz dem Minister des Innern, dem Wahlminister pur exesIwE zur discretionären Austeilung an die Amtskorporationen für Straßen­zwecke verwilligt hat. Niemand kann ernstlich leugnen, daß seit den letz­ten 2) Jahren, also mit der Entfaltung der Wirkungen des allgemeinen Stimmrechts die Wahlbeemsiussung von Oben in den ländlichen Bezir ken eine häßliche Gestalt angenommen hat. Es sind nicht sowohl die Wahlerlasse einzelner Ressortminister an ihre Untergebenen, die von je­her vorgekommen sind, und wenn auch nicht schön, so doch ziemlich harmloser Natur sind, als vielmehr die direkten oder mittelbaren Ein­wirkungen des Ministers des Innern, welcher seinen Kollegen im Staats- Ministerium gegenüber so zu sagen die Stellung eines Generalunterneh­mers für die Wahlen einnimmt. Diese Einwirkungen, welche seit dem

ch Minister v. Sick begonnen haben ich spreche nach dem Rate des römischen Dichters nur von den Verstorbenen (puoruvn bllunüniu tsZitnr (UMS Ltguc, I beschränken sich nicht auf Ermahnungen an den

Beamten zum Eintreten für die konservativen Interessen im allgemeinen, wie es früher der Fall war, sondern sie drängen sich in das Jnnerjte der Wahlkomite's der einzelnen Parteien und verlangen direkt die Desig­nation von einzelnen Individuen, welche dem Minister des Innern per­sönlich genehm sind; das sind häßliche Dinge, die ich nur andeuten kann, die aber wesentlich dazu beitragen, die ständische Vertretung zu discreditieren. Alles dies hat sich bis jetzt entwickelt unter dem Einfluß des allgemeinen Stimmrechts: wir haben nie gehört, daß jemals bei den Wahlen der Ritterschaft die Regierungspräsidenten ähnliche Einwir­kungen versucht hätten. Sie hätten sicherlich schlimme Erfahrungen gemacht.

Je mehr aber ein Ministerium durch die Entfernung aller andern Elemente aus der Abg. Kammer dem allgemeinen Stimmrechte gegen­über auf die Durchsetzung einer Mehrheit angewiesen ist, um so mehr wird es die dargestellten Einwirkungsmittel geltend machen, und alles Klagen über Wahlkorruption wird nichts nützen, wenn die Regierung eine Mehrheit besitzt, welche ihr Vorgehen nachträglich sanktioniert. Die Hoffnung unserer Demokratie auf Beherrschung der Abg.-Kammer durch das allg. Stimmrecht ist also eitel Täuschung angesichts der kleinen Wahldistrikte, der Herrschaft der lokalen Interessen, der beschränkten Ausgaben der jetzigen Landesvertretvng und der in Rechnung zu nehmen­den friedlichen Zeiten. Wohl aber läßt sich mit Sicherheit behaupten, daß mit der ausschließlichen Herrschaft des allgemeinen Stimmrechts unsere Abg.-Kammer an Bildung und Selbständigkeit immer tiefer sinken würde. Denn ist man einmal auf die Wahlkorruption angewiesen, daun fragt man nicht mehr nach Charakter und Befähigung, dann handelt es sich nur um die eine Frage:wen bringen wir durch!"