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Amtsblatt für

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Dienstag dm 21. Ieör

Amtliches.

Uebertr agen wurde die Eisenbahn-Erpedientenstelle n Nagold dem Expedienten Bolsinger in Ebingen.

Gestorben: Deckan a. D. Beckh, Hall; Wilhelm Moldenhauer, Stuttgart.

D Homerule.

Der stebenhundertjährige Kampf zwischen Albion und Erin (England und Irland) soll jetzt in der Homerule Bill Gladstoncs seinen Abschluß finden; insoforn hat diese Vorlage eine ganz besondere Bedeutung, auch über die Grenzen des großbritanischcn Jnselreiches hinaus.

Im Jahre 1187 wurde Irland von dem englischen Könige Heinrich II. erobert und der Grund und Boden des Landes größtenteils unter des anglo-normännische Gefolge verteilt. Die Ureinwohner, die Kelten, gerieten dadurch natur­gemäß in Abhängigkeit von den neuen Grund­herren, von denen nur verschwindend wenige ihren Wohnsitz in Irland nahmen; sie zogen sich nach England zurück und ließen ihre Güter in Ir­land durch Pächter bewirtschaften oder durch eigene Angestellte verwalten.

Während aber in den ersten vier Jahr. Hunderten nach der Eroberung Irland eine ge­wisse politische Selbstständigkeit genoß, schwand diese mehr und mehr, nachdem sich Heinrich VII. zum Könige von Irland gemacht und Königin Elisabeth die Reformation etngeführt hatte. Seit jener Zeit bis zum heutigen Tage hat die Agitation in Irland gegen England nie auf- . gehört. Mehr als einmal hat sich Irland auf die Seite der auswärtigen Feinde Englands ge­stellt, um seine Unabhängigkeit zurückzuerlangeu, so 1689 und 1796. Mehr als ein Dutzendmal ist ein Aufstand in Irland von den Engländern blutig niedergeschlagen worden. Die Verschwö­rungen und Schandtaten der Fenier, wie neuer­dings der agrarischen Dynamtthelden sind noch in aller Erinnerung; die Dubltner Phönixpark- morde gehören der neuesten Geschichte an.

Dielen klaffenden Riß zwischen Irland und England will Gladstone mit seiner Homerule- Bill heilen. Der neue Gesetzentwurf desgroßen alten Mannes" soll den Iren ihre alten Gerecht­same wiedergeben und sie mit dem Mutterreiche aussöhnen ein Ziel, das wohl der größten Anstrengungen und Opfer wert ist, das aber wohl kaum auf dem von Gladstone betretenen Wege zu erreichen sein dürfte. Bereits vor sieben Jahren hatte der jetzige engl. Premierminister einen ähnlichen Gesetzentwurf im Unterhause ringebracht, dessen Ablehnung damals den Sturz des Kabinetts Gladstoncs hcrbeiführte. Ver­gleicht man die jetzige Homerule-Vorlage mit der des Jahres 1886, so fallen gewichtige Aenderungen sofort ins Auge.

! Der Hauptpunkt der Bill ist die Schaffung > eines besonderen irischen Parlaments und im ! Zusammenhang hiermit die Verminderung der irländischen Rechte im Londoner Parlament. Ter gesetzgebende Körper Irlands soll aus einem gesetzgebenden Rat von 48 Mitgliedern und einer gesetzgebenden Versammlung von 103 Mit­gliedern bestehen. Während dagegen bisher im Reichs-Parlament 103 irische Abgeordnete saßen,

^ soll diese Zahl jetzt auf 80 vermindert werden, i Während ferner der erste Entwurf die Ernennung ^ der oberen Richter der irischen Regierung über­ließ, soll dieselbe jetzt der Londoner Regierung verbleiben. Als Ersatz hierfür ist die Ueber- tragung der Polizeigewalt an Irland weiter Lurchgeführt als im ersten Entwurf; es wird sogar ein allgemeiner, wenn auch allmählicher

Uebergang jener Gewalt an die irische Regierung zugesagt. Der Anteil Irlands an den Reichs­lasten ist von V 12 auf Vis ermäßigt worden. Die Landfrage soll noch drei Jahre dem Reichs­parlament Vorbehalten bleiben, dann aber in die Hände des irischen Parlaments übergehen; es wird also nach drei Jahren Irland fretstehen, die Enteignung des irischen Grund und Bodens und die Verteilung der großen Güterkomplexe gegen Entschädigung der jetzigen Eigentümer auf eigene Hand vorzunehmen.

Die Konservativen und Unionisten glauben die schwächste Seite der Vorlage in dem Umstande zu finden, daß dieselbe die protestaniischen Be­wohner der Provinz Ulster, die bisher immer zu England gehalten haben, nicht genügend be­rücksichtigt. Lord Salisbury hat schon seinen Besuch in Ulster angekündigt und er wird dort mit offenen Armen empfangen werden.

Ob die Vorlage Gesetz wird, läßt sich heute noch nicht sagen; daß sie aber nach einigen Verbesserungen es verdient, Gesetz zu werden, werden nur diejenigen leugnen können, die ein Interesse daran haben, daß dem großbritanischen Staatskörper stets der irische Pfahl im Fleische stecken bleibe.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 15. Februar. Etatsberatung. Reichskanzler Graf Caprivt erklärt gegen­über den gestrigen Angriffen des Grafen von Kanitz, er halte die Landwirtschaft für die Existenz des Staates als unumgänglich not­wendig; es sei Unrecht, die Regierung für den Notstand der Landwirtschaft verantwortlich zu machen, die Zollerniedrigung verschulde nicht allein das Sinken der Kornpreise. Die Land­wirtschaft leide infolge allgemeiner Verhältnisse, die auf dem Wege der Gesetzgebung nicht aus der Welt zu schaffen seien.Wir sind von dem Weltmarkt abhängig. Gegen den Ar­beitermangel und den Zug der Menschen in die Städte und westwärts, der einem Natur­gesetze folgt, helfen kleine Maßregeln nicht. Die Kornzölle sind eine schwere Last für das Land, sie sind nicht ein Opfer der Land­wirtschaft, sondern für die Landwirtschaft." (Beifall links.) Im Laufe der Debatte führt Staatssekretär von Marsch all aus, die Er­fahrungen, die die Industrie mit den Handels­verträgen gemacht, seien durchaus gut. Die niedrigen Getreidepreise seien hervorgerufen durch eine außerordentlich günstige Welternte. Reichs­kanzler Graf Caprivt weist aufs entschie­denste die Angriffe gegen die Beamten, welche die Handelsverträge abgeschlossen haben, zurück und rühmt besonders die Thätigkeit des Ge- hetmrats Huber. Staatssekretär Bötticher schildert die erfolgreiche Energie des deutschen Kommissars bei den Verhandlungen mit dem ungarischen Minister Baros. Bamberg er (freist) bemerkt, der Abschluß des deutsch-russi­schen Handelsvertrags wäre mit Rücksicht auf Frankreich eine Armee wert.

* Berlin, 16. Februar. Zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Graf Arnim schildert die Notlage der Landwirt­schaft. Staatssekretär Marschall verteidigt nochmals die Handelsverträge gegen die An­griffe des Vorredners. Die Landwirte seien berechtigt, in Versammlungen ihre Interessen wahrzunehmen, merkwürdig sei aber, daß der Vorredner für etwaige Ausschreitungen in solchen Versammlungen mildernde Umstände verlange. Daraus ließen sich manche Schlüsse

ziehen. Wir werden uns aber nicht einschüch­

tern lassen, die Bahnen einer maßvollen Han­delspolitik zu verlassen. Sturmzeichen sehen auch wir im Lande, aber die Warnung ist denen gegenüber am Platze, die jetzt Wind säen und ganz sicher Sturm ernten werden. Wilbrandt (freist): Man unterscheidet nie zwischen der Landwirtschaft im Allgemeinen und einzelnen Landwirten; was letzteren frommt, ist nicht immer für jene vorteilhaft. Redner führt das im Einzelnen aus. Frhr. v. Man­te uff el (kons.) polemisiert gegen die frei­sinnige Partei. Die Landwirtschaft will sich organisieren und das will man ihr verwehren? Der Ton, der auf unserer Versammlung über­morgen herrschen wird, wird allerdings beein­flußt werden durch die von der Regierung ge­gebenen Erklärungen; nichtsdestoweniger werden wir sachlich verhandeln. (Heiterkeit.) Die Forderungen der Landwirtschaft seien durchaus gesunde. Caprtvi: Ich hätte gewünscht, wenn bei der Erörterung der landwirtschaft­lichen Wünsche eine Arbeitsteilung stattgefunden und die Reichsangelegenheiten bezw. Beschwerden hier und die preußischen im Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht worden wären. Was den Identitätsnachweis anlangt, so ist an eine Regelung dieser Frage nicht zu denken so lange die Verhandlungen mit Rußland schweben. Ueber Staffeltarife sind die Meinungen geteilt, gegen ihre weitere Ausdehnung haben sich meh­rere Einzelregierungen ausgesprochen. Hinsicht­lich des Wollzolls stehen wir auf dem Stand­punkt des Fürsten Bismarck von 1885. Dem Grafen Mirbach bemerke ich, daß die Regierung bei Normierung der Getreivezölle auch auf die Konsumenten Rücksicht nehmen muß. Höns- bröch (Zentrum) ist gegen den russischen Han­delsvertrag auf Kosten der Landwirtschaft; man könne ja auch eine Ermäßigung des Petroleum­zolls anbieten. Auch gegen Aufhebung des Identitätsnachweises müsse er protestieren. Die Regierung scheine manchesterliche Bahnen ein- schlagen zu wollen. Caprtvi: Ich habe ge­stern wie früher nur betont, daß jeder Schutz­zoll ein Opfer bedeutet, welches das Land dringt. Kann man daraus folgern, daß wir manchesterlichen Anschauungen huldigen? Nach längerer Debatte wird die Beratung um halb 6 Uhr vertagt. Morgen Fortsetzung.

LaadeSuachrichteu.

* Altensteig, 20. Febr. Durch die große Kälte dieses Winters haben auch in unserer Gegend manche Obstbäume schwer gelitten. Trifft man doch nicht selten bis üef ins Holz hinein aufge­rissene Bäume an. ImWürtt. Wochenbl. f. Landw." gibt nun ein Herr Fr. Waller aus Hall gegen den Frostschaden folgende Ratschläge, die wir zur Beherzigung für die Baumbesitzer nachstehend ebenfalls wiedergeben wollen.Um den Folgen des Frostes etwas entgegenzutreten ist es gut, die Bäume, deren Rinde sich nicht hellgrün oder weißlich grün an­schneidet, an einem frostfreien Tage mit einem dicken Brei aus Lehm oder Rindsmist zu über- stretchen, damit die trockenen Märzwinde und die höher steigende Sonne nicht auch noch aus­trocknend einwirken können. Später, wenn die Vegetation erwacht, etwa April, Mai, ist es zur Bildung von neuen Holzschichten vorteilhaft, wenn in die Rinde, dem Stamme entlang einige Längsschnitte gemacht werden. Bei Frostnssen ist ein Verstreichen jetzt schon nicht ratsam, da sich sonst die Riffe nicht gut schließen können.