gehen und Körperverletzung angeklagten Restau­rateur G. Wörn zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis, 5 Jahren Ehrverlust und 4000 Mk. Schadenersatz.

* Stuttgart, 12. Februar. Die große Redoute des Liederkranzes, welche bekannter­maßen den Höhepunkt des Karnevals in Stutt­gart bildet, erfreute sich eines sehr lebhaften Besuches auch von auswärts. Unter den karne­valistischen Veranstaltungen erregte namentlich der Zug der Nörgler, nach der bekannten Illu­stration desKladderadatsch" große Heiterkeit.

* Stuttgart, 13. Febr. Endlich ist ein sehnlicher Wunsch unserer württ. Landwirte in Erfüllung gegangen, die gesetzlichen Bestimmungen zur Bekämpfung der Viehseuchen sollen in ganz Deutschland einheitlich geregelt werden. Gerade Württemberg hat durch die Verschiedenheit der landesgesetzlichen Bestimmungen unserer Nach­barstaaten als Durchgangs land in den letzten 5 Jahren, in denen die Viehseuchen, namentlich aber die Maul- und Klauenseuche, einen wirklich bedrohlichen Charakter angenommen haben, un­endlich schwer zu leiden gehabt. Der Entwurf eines allgemeinen Viehseuchengesetzes, der der württembergischen Regierung vor einiger Zeit zugegangen ist und zurzeit im Bundesrat be­raten wird, legt die einheitliche Leitung der Prohibitiv-Maßregeln in die Hand des Reichs­kanzlers beziehungsweise des vom Reichskanzler hiefür bestimmten Kommissärs. Nach dem Ent­wurf ist in Zukunft jeder Vieh- und Pferdemarkt von einem vereideten Tierarzt zu überwachen. Dem Tierarzt sind für den Fall der Entdeckung bedrohlicher Erscheinungen die weitgehendsten Befugnisse erteilt, soweit es sich um die Ver­hütung einer momentanen Gefahr handelt. Eine große Rolle spielt die Schutzimpfung, mit welcher, wie wir bereits früher mitgeteilt haben, in der letzten Zeit gute Erfahrungen gemacht worden sind. Dieselbe kann nicht nur für infizierte Tiere angewendet werden, sondern sie kann auch vorsichtshalber für gesunde Tiere angeordnet werden. Wenn man den außerordentlich großen Schaden in Betracht zieht, welchen unsere ein­heimische Landwirtschaft durch die Viehseuchen in den letzten Jahren trotz aller, zumeist fast wirkungsloser Gegenmittel erlitten hat, so wird man begreifen, daß dieser Gesetzentwurf von unseren württembergtschen Landwirten freudigst begrüßt wird.

* Von der Donau, 13. Febr. Es tsi eine auffallende Thatsache, daß sich, obwohl überall über schlechte Zeiten geklagt wird, die Zahl der Wirtschaften und der Kramläden, also der Gelegenheiten, bei denen man das liebe Geld los wird, immer noch und mancherorts sogar sehr rasch gehoben hat und von Jahr zu Jahr hebt, in den Städten mehr als auf dem Lande. DerBazar,"Fünfzig Pfennigbazar," Billige Bazar," der oft über Nacht sich aufthut, ist eine Schöpfung der letzten Jahrzehnte und trägt dasbillig und schlecht" gewöhnlich ganz augenfällig zur Schau. Es ist daher nicht zu

verwundern, daß die Kauflente nicht den Um­satz erzielen, den sie in den besten Zeiten hatten, und daß auch mit geringem Nutzen abgesetzt werden muß, da diese Konkurrenz die Preise bedeutend drückt. Auch der Besuch der einzelnen Wirtschaften ist nicht mehr so stark als etwa in den siebziger Jahren, was aber bet uns vor allem davon herrührt, daß neue Wirtschaften entstanden sind, ältere ihre Lokale vergrößert haben, so daß sich dieselben nicht mehr so rasch füllen als früher, wo sie oft an Sonntagen bis zum letzten Platz besetzt waren.

* (Verschiedenes.) Der 22 Jahre alte ledige Fabrikarbeiter Hagmann in Unter­boihingen, welcher am 27. v. M. zuerst auf seine Geliebte und dann auf sich selbst einen Schuß abfeuerte, ist am 11. ds. M. seinen Ver­letzungen erlegen. Die Verletzte steht zwar noch in Lebensgefahr, doch ist ihrem Befinden nach Aussicht vorhanden sie am Leben zu erhalten.

Am Montag nacht stürzte sich ein 21 Jahre altes Mädchen von Stuttgart in den Neckar­kanal bei Gaisburg; unglückliche Liebe soll sie zu dem schweren Schritte getrieben haben. Der Leichnam konnte bis jetzt nicht aufgefunden werden. Das 4jähr. Söhnchen des Oekonomen Weller in Oberrot brachte einen Fuß in den Goppel einer Futterschneidmaschine, wobei es sich derartige Verletzungen zuzog, daß der Fuß sofort abgenommen werden mußte. Am Frei­tag abend fuhr der 41 Jahre alte Felix Weiß von Hailfingen, OA. Rottenburg, Vater von 8 Kindern, vom Tübinger Markt mit seinem Fuhrwerk nach Hause. Auf der überschwemmten Strecke von Neusten nach Hailfingen blieb W., der das Pferd losgespannt hatte und wahr­scheinlich durch das Wasser reiten wollte, mit einem Fuß im Wagenrad hängen und ertrank.

In Gleicherwtesen fand ein 2jähriger Knabe auf einem Fenstergesims noch 23 für Ratten bestimmte Pastillen, verschluckte dieselben und war nach einer kurzen Zeit eine Leiche. Der Lederhändler Allgayer in Ravensburg wurde von der dortigen Strafkammer wegen Wuchers zu 3 Wochen Gefängnis und einer Geldstrafe von 800 Mk. verurteilt. In Kirchensall bereitete eine Frau ein warmes Bad. Während sie sich umwandte, fiel ihr 3- jähriges Kind in das heiße Wasser und ver­brühte die Brust und Arme derart, daß es Tags darauf starb. Auch in Wolfegg starb das 6jährige Töchterlein des Rentbeamten

. Waldraff infolge eines Sturzes in einen Zuber

i voll siedenden Wassers.

* Karlsruhe, 14. Februar. Bei Ober­grombach wurde ein Dienstknecht Neff von Tag­löhner Sänger in scheußlicher Weise ermordet und beraubt. Der Mörder fand bei dem Be­raubten nicht ganz eine Mark.

* Durlach, 13. Febr. Zu den erwähnten Soldatenmißhandlungen durch Unteroffiziere erfährt man, daß die anfänglichen Gerüchte über das Strafmaß weit über das Richtige

hinausgingen, dagegen wurden nicht zwei, son­dern fünf Beschuldigte verurteilt: ein Feldwebel, dessen Mitwirkung wesentlich darin bestand, die Mißhandelten, welche sich beschweren wollten, an der Erhebung der Beschwerde zu hindern, zwei Vizefeldwebel und zwei Unteroffiziere, da­von einer nicht mehr bei der Linie. Verurteilt wurden der Unteroffizier, der wegen gleicher Vergehen schon einmal bestraft worden ist, zu 2Vs Jahren Festung und Degradation, der Unteroffizier a. D. zu 1 Jahr 4 Monaten Festung, ein Vtzefeldwebel, der einen Soldaten mit glühenden Kartoffelstücken fütterte, zu S Monaten Festung, ein Vtzelfeldwebel zu drei Wochen und der Feldwebel zu 7 Tagen Arrest.

* Bayerische Blätter berichten aus Kehl­heim: Ein Gendarm attrapierte jüngst, als die Kälte noch arg und die Donau noch zuge­froren war, einen armen zerfrorenen Handwerks­burschen, doch diesem war die kalte Freiheit noch lieber, als die warme Gefangenschaft; des­halb nahm er in einem unbewachten Moment Reißaus, schnurstracks über die Donau der kühne Wächter todesverachtend nach. Aber weil das Glück den Lumpen hold, kam der Stromer hinüber und der Gendarm brach ein. Als das der,Verfolgte merkte, fühlte er ein menschliches Rühren, kehrte um und half seinem Verfolger heraus. Auch der Gendarm spürte jetzt hinwiederum ein solch' menschlich Rühren und stellte seinem Retter vor, daß bei Anzeige dieser That eine sichere Belobigung erfolgen werde. Doch der Handwerksbursche traute dem Landfrieden nicht und meinte, ihm sei eine so­fortige Belohnung lieber, was auch der Ge­rettete einsah, ihm zwei Mark schenkte und ihn in Frieden entließ.

* Berlin, 13. Februar. Aus Dänemark meldet man, Kaiser Wilhelm werde im Sommer auf Schloß Fredensborg bei Kopenhagen wäh­rend der Anwesenheit des Zaren erwartet.

* Berlin, 13. Febr. Der Mörder von Frau Leschonsky und Kind in der Gerichtsstraße wurde in dem sechzehnjährigen Arbeitsburschen Paul Schmidt entdeckt und verhaftet. Schmidt ist geständig.

" Berlin, 14. Febr. DieVolkszettung" m-ldet, daß für das kommende Frühjahr eine Massenauswanderung nach Rußland bevorstehk." Ganze Ortschaften dürften entvölkert werden.

* Berlin, 14. Febr. DieBudgetkommisston des Reichstags beendete gestern die Beratung des Milttäretats. Auf Antrag Gröbers wurde im württembergtschen Milttäretat die Forderung von 50 000 Mk. zum Neubau eines Exerzier- hauses in Ulm gestrichen. Die gesamten Mili­tär-Etats sind diesmal ohne erhebliche Abstriche genehmigt worden.

*In den maßgebenden Kreisen neigt man, da eine AendeiUng in der Haltung des Zen­trums nicht zu erwarten steht, immer mehr der Meinung zu. es werde der Milttärvorlage wegen binnen kurzer Zeit zur Auflösung des Reichs­tags kommen." So schreibt ein militärtsch-

Standesherrn nicht mehr gelten. Die einzige Garantie gegen revolutionäre Bestrebungen bildet heutzutage das deutsche Reich; im Reichstag allein werden alle politisch wichtigen Fragen zum Austrag gebracht: Fragen von größerer politischen Tragweite sind unserem Landtag gänzlich ent­zogen. Und um der Regierung Gelegenheit zu geben, den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer gegenüber Stellung zu nehmen und dadurch Ueberstmzungen nach der einen oder andern Seite zu hindern, genügt voll­kommen das Institut der dreimaligen Lesung der Gesetzesentwürfe.

Nehmen wir aber revolutionäre Zeiten in Rechnung welchen Schutz sollte da die Kammer der Standesherrn bieten? Bekanntlich sind sie im Jahre 1848, als derSturm in die Zeit gefahren", gar nicht erschienen, und heute würden wir dasselbe Schauspiel erleben. Im üb­rigen besitzt ja die Regierung allen ihr nicht genehmen Beschlüssen der Ständekammer gegenüber ihr freies Widerspruchsrecht. Eines würde allerdings für die Zukunft wegfallen, nämlich die Möglichkeit, daß ein Ministerium liberale Vorlagen, mit welcher es ihm nicht Ernst ist, in der sichern Erwartung, daß sie von den Standesherren abgelehnt werden, vor die Stände bringt, oder daß es doch, statt direkt den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer entgegenzutrelen, hinter der vorgeschobenen Kammer der Standesherrn sich versteckt. Das wäre aber gewiß kein Schaden.

Die Kammer der St.-H. ist aber auch positiv ein ganz lebensunfähiges u. unter den heutigen Verhältnissen geradezu schädliches Institut. (Forts, f.)

Me Tochter des Haukters.

(Schluß.)

Ein kurzer, scharfer Knall ertönte.

Der Alte riß die Thür auf.

Aufrecht, an den Tisch gelehnt, stand sein junger Herr und warf eben die tötende Pistole von sich mitten ins Herz getroffen.

Er sah mit großen Augen den Alten an und streckte ihm beide Arme entgegen, dann stürzte er mit einem langen Seufzer zusammen.

Kurt Kurt!" Mein junger Herr! Da ist Blut das letzte der Felsberg!"

Ein goldener Sonnenstrahl brach durch das Fenster und fiel auf die ruhigen Züge Kurts, der die Hände übereinander legte und einen letzten Blick seiner hereiustürzeuden Mutter zuwarf.

Mutter Sabine!" stammelte er.

Der letzte Felsberg war gestorben in Verzweiflung die Schuld des Hauses ist gesühnt!

Ohnmächtig lag Franziska zu den Füßen ihres einzigen Sohnes.

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Der Wagen mit Sabine und dem Doktor fuhr in schärfster Gang­art durch das Schloßthor in den Hof.

Beide eilten die Treppen hinauf, als ihnen die todesbleichen Ge­sichter der Diener entgegentraten.

Der junge Herr hat sich erschossen!"

Ein wilder Schrei Sabinens durchtönte das Schloß.

Wie vom Blitze getroffen stand der Doktor da. Er ballte die Faust zum Himmel, als verfluche er ihn um des Schicksals willen; aber sein Arm sank wieder zurück in grimmem Schmerze.

Mein Wissen ist Stückwerk! Des Himmels Hand hat in meinen Plan gegriffen! O, du bistunfehlbar. Allmächtiger, und deine Fügungen sind grausam!"

Er hob die ohnmächtige Gräfin auf und übergab sie der Kammerzofe.

Sabine küßte den toten Mund und die Augen, welche Friedrich zugedrückt, aber sie schrie nicht mehr auf.