offiziöser Korrespondent mehreren Blättern. Andere offiziöse Stimmen dagegen versichern noch immer, die Regierung baue fest auf einen Umschlag der Stimmung.

* Ein neues Gewehr, das 5 mm Gewehr, ist in Sicht. Dasselbe trägt 6000 Meter weit und durchbohrt auf 5000 Meter noch ein Pferd. Die Kosten für die Neubeschaffung dieses Ge­wehres würden für Deutschland 100 Millionen betragen.

* Das Organ des Altreichskanzlers Bismarck, die .Hamb. Nachr." ergreifen zu der Sozialisten­debatte im Reichstage nun auch das Wort und meinen, man werde den Sozialismus nicht tot reden, dagegen werde man eines Tages ge­nötigt sein, ihn totzuschteßen!

' Hagenau, 7. Februar. Der Mühlenbe- sitzsr Lauth in Ntedermordern ist auf eigen­artige Weise um sein Geld gekommen. Er hatte 11700 Mark in Papier einpacken und fortsenden wollen, als der Pfarrer erschien, um dem schwer erkrankten Vater des Herrn Lauth das Abendmahl zu reichen. Herr Lauth hatte 2 Wertpackete auf einem Tische liegen, auf dem eine brennende Kerze stand. Als er nach wenigen Minuten zurückkehrte, waren die kleinen Packete zu Asche verbrannt. Wie dies eigent­lich gekommen, läßt sich schwer sagen.

* Kühl! Von der Saale, 9. Februar, wird geschrieben: In Pl. erhielt ein Jüngling einen Abschiedsbrief von der Geliebten, worauf er derselben mitteilte, ergehe nun in's Wasser." Das mitleidige Mädchen übersandte ihm darauf umgehend eine Schwimmhose und 2 Schweins­blasen.

* Hamburg, 12. Febr. Man schreibt derFr. Ztg.": Durch die Cholera-Epidemie des vorigen Jahres sind in unserer Stadt nicht weniger als rund 4800 Kinder verwaist, von denen 500 Ganzwaisen sind. Man ist jetzt seitens der Behörden damit beschäftigt, den Grad der Bedürftigkeit dieser Waisen festzustellen und Beschluß zu fassen über die Art der den einzelnen Waisen zuzuwendenden Unterstützungen. Es betragen die für solche Unterstützungszwecke eingegangenen Gaben 124095 Mk., einschließlich der Gaben des Kaisers in Höhe von 50000 Mark. In der Hauptsache wird man darauf bedacht sein, den Waisen nach beendeter Schul­zeit eine Stütze zu ihrer ferneren Ausbildung zu bieten, indem man ihren Anteil an dem in Frage stehenden Fonds für sie auf der Spar­kasse anlcgt. Tie Kosten für Unterricht und Unterhalt der Waisen während der Schul- und Lehrzeit trägt selbstverständlich die homburgische Staatskasse.

* Bremen, 11. Februar. An Bord des DampfersKöln" vom Norddeutschen Lloyd sind während seines Aufenthalts in Santos Erkrankungen am gelben Fieber vorgekommen und infolge dessen sechs Personen gestorben; weitere fünf Mann von der Besatzung sind krank im Hospital von Santos zurückgeblieben. Der Dampfer Köln trat inzwischen die Rück­

reise über Rio und Bahia nach Bremen an. Die übrigen brasilianischen Häfen find fieberfrei. Der Norddeutsche Lloyd hat die Fahrten nach Santos zunächst eingestellt.

Ausländisches.

* Wien, 13. Febr. Der bekannte Advokat Dr. Emil Fränkel hat sich erschossen. In einem zurückgelassenen Schreiben erklärt er, das Leben sei eine durch Unannehmlichkeiten unterbrochene Langeweile.

'Bern, 11. Febr. Französische Waren werden im Transit mit umgeschriebenen Fracht­scheinen über Deutschland, Belgien und England in die Schweiz eingeführt, so daß sie dergestalt die Meistbegünstigungszölle genießen. Die Züricher Presse verlangt deshalb die Einführung von Ursprungszeugnissen, die jedwede Naturalisation französischer Waren unmöglich machen.

* Paris, 14. Febr. Eine halbamtliche Note besagt, Frankreich und Rußland verweiger­ten der Türkei das verlangte Eingreifen zum Zweck der Zurückziehung der kürzlich nach Egypten versandten Truhpen; Frankreich und Rußland könnten nur auf eine offizielle Note des Sultans und mit Zustimmung Englands der Bitte der Pforte Nachkommen.

'Holland, das deutscheste Land in Eu­ropa. Das ist die überraschende, aber gar nicht anzuzweifelnde Thatsache, die sich dem Be­schauer der ersten Karte in Paul Langhaus' deutschem Kolonial-Atlas (Gotha, Justus Per­thes aufdrängt. Es ist das einzige Land, das das volle Dunkelrot aufweisen kann, womit die vortreffliche und überaus interessante Ueber- sichtskarte über die Verbreitung der Deutschen auf der Erde eine Bevölkerung von über 95°/, reindeutscher Elemente kennzeichnet. Die wackeren Friesen, die dort im Kampfe gegen die feind­lichen Elemente jederzeit dem germanischen Namen Ehre gemacht haben, find demnach als uralte Stammesgenoffen zu begrüßen. Das eigentliche Deutschland und die Schweiz weisen nur 7590 Proz. Deutsche auf. Mit 3070 Proz. folgt Cisleithanien, aber es weist nicht mehr Deutschtum auf als Belgien, und ein großer Teil der Vereinigten Staaten. Die deuische Bevölkerung Ungarns steht gleich mit Süd- Kanada, dem Süden (Florida ausgenommen) und Westen der amerikanischen Union, Teilen von Brasilien, Kapland (Buren!), Südaustralien und Queensland, wo überall die Deutschen 530 Proz. der Bevölkerung ausmachen. Bis zu 5 Proz. Deutsche weisen Frankreich, das euro­päische Rußland, Brttisch-Kolumbta, Chile und Neu-Süd-Wales auf. Alle übrigen Länder haben weniger als 1 Proz. Deutsche unter ihren Bewohnern.

' Die russisch-französische Freund­schaft scheint durch den Panama-Skandal denn doch etwas gelitten zu haben. Neuerdings hat der Wiener Korrespondent der,Times' von einem angeblich gut informierten russischen Gewährs­mann erfahren, der Zarewitsch werde Paris

jetzt nicht besuchen. Der Besuch sei uberhaiHt nicht in Aussicht genommen gewesen. Auch das nach Chicago gehende russische Geschwader werde auf der Reise dahin Cherbourg nicht anlaufen.

* Aus Petersburg kommt eine »«kon­trollierbare Nachricht, die an dieJudenflinten"- Affäre erinnert. Danach sollen sämtliche neuen Gewehre, die die Gewehrtabriken in Jschews und Sestrojesk geliefert haben, von der Ab­nahmekommission als kriegsunbrauchbar zurück- gewiesen sein. Von der Fabrik in Tula wur­den nur 5000 Stück adgenommen. In den russischen Militärkreisen soll infolgedessen arge Niedergeschlagenheit herrschen.

* Sofia, 14. Febr. Eine Proklamation Stambuloffs macht die Verlobung des Prinzen Ferdinand bekannt und schließt mit den Worten, die bedeutsame Thatsache werde die Freiheit und Zukunft Bulgariens sichern und kräftigen.

* Madrid, 11. Jan. Ein gestern abend abgehaltenes republikanisches Meeting mußte schließlich polizeilich aufgelöst werden wegen der gehaltenen umstürzlerischen Reden; mehrere Red­ner wurden verhaftet. Beim Verlassen des Lo­kals kamen tumultuarische Kundgebungen vor, die jedoch schließlich unterdrückt wurden.

* Lissabon, 13. Febr. Gerüchtweise ver­lautet, die portugiesische Regierung habe eine diplomatische Note Deutschlands erhalten, welche für ausländische Gläubiger gleiche Bedingungen fordert wie für portugiesische.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 13. Febr. (Landesprodukten- Börse). Die süddeutschen Schrannen waren schwach befahren und fanden die Zufuhren zu etwas gebesserten Preisen schlanken Absatz. Der Frühjahrssaatfruchtmarkt ist sehr reichlich be­schickt, es sind in den verschiedenen Frühjahrs­sorten 145 Muster ausgestellt mit einem Ver­kaufsangebot von zusammen ca. 415 000 Kilo. Als verkauft angemeldet sind ca. 60 OM Kilo, diverse Saaten. Wir notieren per IM Kilogr.: Weizen, bayr. Mk. 17.75 bis 18, weiß spring Mk. 17.90, Kernen Mk. 18., Gerste, Ungar. Mk. 18.40, Haber Mk. 14.50, Mais, neu Mk. 13. Mehlpreise pr. IM Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengrtcs: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29 50, Nr. 1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 26 v-s 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 per 100 Kilo je nach Qualität.

'Konstanz, 13. Febr. In erhöhterem Maße noch als in der Seegegend machte sich im Unterland in den letzten Wochen ein Eier­mangel geltend, wodurch z. B. in Mannheim der Preis für ein Stück Et auf 1216 Pf. stieg, ein Preis, der wohl kaum noch dagewesen sein dürfte. Jetzt ist der Preis wieder etwas im Rückgang, doch kostet das Ei bei uns immer noch 8 Pfennig.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mtensteig.

Nur Wie ein Flüstern unendlichen Wehes klang es:Kurt, mein Kurt! Zu spät zu spät!"

Dann war sie hinaus, fort in den Park, ehe ihr jemand folgen konnte.

An derselben Stelle, wo sie abends vorher gekniet, wo ihr Herz sich nicht vom jungen Leben losreißen konnte, stand sie wieder.

Diesmal aber ffog es wie ein Schimmer von Freude über das unschuldige Gesichtchen. Sie hatte keinen klaren Gedanken mebr, dazu waren die Ereignisse zu wuchtig und schnell über sie gestürmt; aber eines fühlte sie doch: eine Sehnsucht nach Frieden und Ruhe.

Kurt! Kurt, willst du mich wieder? Da, nimm mich hin, nimm mich auf zu dir!"

Sie umarmte mit Seligkeit die kühlen Wasserwellen, die sie hinunter­zogen und zur Ruhe brachten, noch ehe der Vogel im Busch sein Lied ausgesungen hatte.

Das Wasser murmelte und zischte, dann quollen dicke Ringe herauf, die immer weiter und größer wurden und über die beruhigte Fläche rauschten die silberweißen erschrockenen Schwäne; dazu flüsterten die grünen Blätter der wilden Rose und des Flieders am Ufer; die Zweige beugten sich nieder und küßten das Wasser.

Im Schloßhofe schrie Stanislaus Ferina nach seinem Kinde, nach­dem ihm die Dienerschaft den Eintritt in das Schloß verweigert.

Da nahte ein kleiner Trupp Bediensteter vom Schlosse. Sie kamen durch die kleine Gartenpforte und trugen eine verhüllte Last. Kastanien­braunes Haar sah hervor, und unten tropfte Wasser nach.

Der alte Kunstreiter wollte Gewißheit haben; er trat hinzu und riß das Tuch von dem Körper Sabinens.

Als jage ihn ein Engel mit flammendem Schwert, so floh er den Lchloßhof hinaus und den Berg hinunter; kein Wort entkam seinem Munde.

Der Direktor der Truppe entließ ihn, nachdem er die Sache er­

fahren, und Stanislaus Ferina starb wahrscheinlich am Wege wie so mancher seines Standes.

Der alte Friedrich wollte seinem Herrn noch den letzten Dienst erweisen.

Nachdem er die Unglückschronik samt dem Wappen der Felsberg in die Flammen geworfen, trug er seinen letzten Herrn noch mit hinunter in die Totengruft.

In blutrotem Lichte schien ihm heute die ganze Halle zu flammen, er warf hastig die Thür zu. Aber als er hinaustreten wollte in den ! grünen Park, da wollte sein Herz nicht mehr mit; es wollte Zurückbleiben ^bei seinem Herrn, dem es diente bis zum letzten Schlage.

An den Stufen der Kirche brach er zusammen der letzte mit den letzten!-

Einige Tage später fuhr Franziska in Begleitung des Sanitäts­rates fort aus dem Schlosse.

Am anderen Tage hielt ein Wagen vor dem großen, düsteren Stiftsgebäude der Residenz.

Der Sanitätsrat bot der tiefoerschleierten Frau zum letzten Male den Arm. Treu war er ihr geblieben bis hierher: nun mußte er sie verlassen; sie konnte nie mehr ins r.eben zurück.

Ein kurzer Abschied war es für die lange Freundschaft, die sie zusammengehalten ein halbes Leben hindurch.

Allein und gebeugt fuhr der Sanitätsrat davon.

Schloß Felsberg fiel an das geistliche Stift, das die Gräfin be­zogen hatte. In seinen Mauern, wo noch vor wenigen Wochen Jubel und Glück wohnten, herrschte jetzt Klosterstille.

Das Glück war rasch entschwunden; die finstern Mächte siegten. Unter ihrem Verhängnisstrahle beugt der Mensch sein Haupt und bricht zusammen.