Der Brand konnte durch die Thättgkeit der Löschmannschaft auf die Scheuer beschränkt wer­den, die auch samt den vielen Futtervorräten ein Raub der Flammen wurde. Brandstiftung wird vermutet. Merkwürdig ist, daß nachdem es in Martinsmoos 30 Jahre lang nicht mehr ge­brannt hat der Brandplatz wieder der gleiche war, denn es brannte die Scheuer ab, die an Stelle der vor 30 Jahren verbrannten neu auf­gebaut wurde.

* Nagold, 7. Febr. Die Influenza, von

der in Stadt und Bezirk sich seit einigen Wochen vereinzelte Fälle gezeigt hatten, ist seit 1. Febr. im Seminar und in der Präparandenanstalt seuchenartig aufgetreten. Nachdem die Zahl der Erkrankten im Seminar auf 38 (von 72 dermalen anwesenden Zöglingen), in der Prä­parandenanstalt auf 35 (59 Zöglingen) gestie­gen war, mußten heute auf den Antrag des Anstaltsarztes höherer Weisung gemäß die Zög­linge beider Anstalten auf kürzere Zeit nach Hause entlassen werden. (St.-Anz.)

* Li ebelsberg. Wir können nun auch von unserem Schwarzwald berichten, daß die geplante Versorgung einer Gruppe von Gemein­den, Liebeisberg, Oberhaugstett, Schmieh und Emberg, mit gutem Quellwasser, ähnlich der Albwasser-Versorgung, zur segensreichen Wirk­lichkeit geworden ist. Das neu geschaffene Werk findet seine gute, aus Felsen fließenden Quellen in einem Seitenthal des oberen Teinach­thals und liefert ihr Wasser bei einem Gefall von 50 Meter auf die an der Teinach-Ober- kollwanger Straße hübsch gelegene Pumpstation, von wo aus das Wasser rechts der Teinach 210 Meter hoch in das Reservoir von Liebels- berg und von da dem Hochbehälter der Ge­meinde Oberhaugstett auf eine weitere Entfer­nung von 2,200 Meter zugeführt wird; links der Teinach speist die Maschine bei einer Förder­höhe von 237 Meter die Gemeinde Schmieh und von hier wird das Wasser, für die Ge­meinde Emberg, dem dortigen Hochbehälter auf eine Enfernung von 1600 Meter zugeführt. Die ganze Rohrleitung, einschließlich der Orts­versorgungen beträgt 16 Kilometer. Die Ober­leitung zu diesem sehr umfangreichen Werk war in den Händen des Herrn Baurat Kröber in Stuttgart und fanden namentlich dessen er­fahrene Ratschläge und Anordnungen, haupt­sächlich seine selbstthätige patentierte Wasser- Säulen-Pump-Maschine Anwendung. Durch die energische und umsichtige Leitung des Bau­wesens durch Herrn Bauführer Schwendt von Sindelfingen, war es bei der verhälstüsmäßtg sehr kurzen Zeit (1. Aug. bis 12. Dezbr.) noch möglich, die Leitung und zum größten Teil auch noch die Hausleitungen in allen vier Ge­meinden soweit herzustellen, daß die Einwohner dieser vier Orte die Wohlthat einer Quell­wasserversorgung bei der grimmigen Kälte dieses Winters erfahren durften, was noch zu größerer Befriedigung führte, als sich auch während des seitherigen Betriebs, keinerlei Anstände ergaben.

es an Wasser nicht mangelte und in allen Teilen als ein gelungenes Werk bezeichnet werden darf. Es ließen stchs auch die Einwohner nicht neh­men ihrer berechtigten Freude beim Eintreffen des Wassers in den einzelnen Gemeinden durch Böllersalven Ausdruck zu geben. Sobald nun die Witterungsverhältniffe es erlauben, werden die noch übrigen Arbeiten ihre Regelung finden und wird dann die Gruppe auf ihr gelungenes Werk stolz sein dürfen und sicherlich auch noch viele andere Gemeinden in ähnlichen Verhält­nissen zur Nachahmung veranlassen. (C. W.)

* Stuttgart, 8. Febr. (Oberlandesge­richt.) Ein merkwürdiges Schicksal erfährt eine an sich harmlose Prtvatklagesache des Rechnungs­rats Viktor Müller in Karlsruhe gegen Apo­theker Ferdinand Knieß von Schramberg, welche heute vom Strafsenat des K. Oberlandesgerichts zum zweitenmale wegen ungenügender Feststellung des Thatbestands an die Strafkammer des K. Landgerichts Rottweil zurückoerwiesen wurde. Dieses Justizkuriosum hat eine nicht minder sonderbare Entstehungsgeschichte. Vor etwa 2 Jahren beschwerte sich die Frau Rechnungsrat Müller bei Apotheker Knieß über eine von ihm bezogene Zinksalbe, die sie mit den ironisch ge­meinten Worten:Das ist eine schöne Salbe, darin sind ja Brocken!" zurückbrachte. Der in seiner Berufsehre sich beleidigt fühlende Apotheke­besitzer meinte: so unverschämt sei ihm noch niemand begegnet. Darob forderte der Schwieger­sohn der Frau Rechnungsrat den Apotheker auf Pistolen, worauf letzterer nicht etnging. Hierauf reichte Rechnungsrat Müller namens seiner Frau Privatklagr beim Amtsgericht Oberndorf wegen Beleidigung ein, wogegen der Beklagte Apotheker Knieß Widerklage erhob. Kläger und Beklagter (Widerkläger) wurden für straffrei erklärt. Elfterer erhob Berufung an das K. Landgericht Rottweil, welches den Apotheker zu der Geld­strafe von 5 Mk. verurteilte. Hiegegen legte dieser Revisston an das K. Oberlandesgericht ein. Der Strafsenat wies die Sache wegen ungenügender Feststellung des Thatbestands an die Strafkammer Rottweil zurück. Diese er­kannte aufs neue in sehr ausführlich begründetem Urteil gegen Apotheker Knieß auf eine Geldstrafe von 5 Mk. Letzterer legte aufs neue Revision ein, es ist nun, wie oben geschildert, dieses Ur­teil vom Strafsenat des K. Oberlandesgerichts hier nochmals aufgehoben und wegen ungenügender Feststellung des Thatbestands an die Vorinstan; zurückverwiesen worden. Privatkläger ist durch Rechtsanwalt vr. Elsaß von Cannstatt, Be­klagter durch Rechtsanwalt Fr. Haußmann ver­treten. Recht muß Recht bleiben, aber gut bei Kasse muß man dabei auch sein.

* Zum Apostolikumsstreit wird demSchw. Merkur" geschrieben: Es ist auffallend, daß in den mannigfachen Veröffentlichungen, die der Streit um das apostolische Glaubensbekenntnis hervorgerufen hat, die geschichtliche Thatsache noch gar nicht berührt worden ist. daß in der württemb. Landeskirche in der 1. Hälfte unseres

Jahrhunderts der Gebrauch dieses Glaubens­bekenntnisses bei der Taufe ganz in das Be­lieben des einzelnen Geistlichen gestellt war. Die Liturgie von 1809 enthält 6 Taufformulare, von denen eines (Nro. 5) das sog. Glaubens­bekenntnis in Fragform enthält. Nr. 3 und 4 enthalten gar kein Glaubensbekenntnis, die Taufpaten werden einfach gefragt, ob sie wollen, daß das Kind auf den christlichen Glauben ge­tauft und zur Annahme und Befolgung der christlichen Lehre erzogen werde. Nr. 1 und 2 enthalten Umschreibungen des Glaubensbekennt­nisses, mit freien, der Zeitrichtung entsprechen­den Einschaltungen und Auslassungen. Diese Liturgie wurde im Jahre 1842 durch das jetzt geltende Kirchenbuch ersetzt, und da dieses in allen Taufformularen das Apostolikum ent­hält, so wurde damit stillschweigend dieses alte Glaubensbekenntnis zu einem unerläßlichen Be- standtetl der Taufhandlung gemacht. Unsere Vorfahren haben sich der kirchlichen Ueberlieferung gegenüber freier gestellt, als das heutige Geschlecht.

* Urach, 7. Febr. Die Aufregung der Gemüter infolge der häufigen Brände hält noch immer an, zumal da neuerdings wieder in Droh­briefen Mord und Brand in Aussicht gestellt wurden. Von dem Schreiber und Brandstifter hat man dis jetzt keine sichere Spur, trotz an­gestrengtester und sorgfältigster Erhebungen seitens der Staatsanwaltschaft und Polizei; ein Ver­dächtiger von auswärts, in welchem manche den Missethäter vermuteten, mußte bereits wieder in Freiheit gesetzt werden, da er während der letz­ten Brände eine längere Strafe adzusttzen hatte. Sonntags versieht eine größere Anzahl Frei­williger den Sicherheitsdienst.

* (Verschiedenes.) JnOberndorfhat sich ein junger Mann im Neckar trtränkt. Lader Leichnam bis jetzt nicht gelandet werden konnte, so ließ sich die Persönlichkeit des Lebensmüden nicht mit Sicherheit feststellen. In dem Königshofer Gemeindewald hat sich ein aus Kitzbronn (Mergentheim) gebürtiger Dtenst- knecht erhängt. Ursache noch unbekannt. In der Nacht vom 6. auf 7. Febr. sind dem Holzhändler Ktrchmaier in Bellamont drei Einh m'.dertmarkscheine und drei Wechsel gestohlen worden. Einer der Wechsel lautet auf 300 Mk.. der andere auf 325 Mk. Als der Kutscher des Arztes F. von Marbach in Erdmann­hausen einstellen wollte, kamen dessen feurige Rosse plötzlich in Lauf und rasten ohne Leitung in der Richtung Marbach fort. An einem Ab­hang stürzten die Pferde hinab. Das eine Pferd kam unter die Kutsche zu liegen, das andere riß sich mit der Deichsel los und verschwand. Wohin dasselbe gekommen, ist bis jetzt nicht be­kannt. In Altheim, OA. Horb, ist am 6. ds. das der B. Kreidler gehörige Wohn- und Oekonomiegebäude abgebrannt; die Entstehungs­ursache ist nicht bekannt.

* Pforzheim, 7. Febr. Ein Streit ums Wasser zwischen Pforzheim und Neuenbürg in

Me Hochler des Gauklers.

Original-Roman von Gebh. Schätzler-Perasini.

(Fortsetzung.)

20 .

Verwundert steckten die Mitglieder der Künstlertruppe die Köpfe zusammen; das war ja ein förmlicher Aufruhr um Sabine, das Kind Ferinas! Die Kleine mußte doch in einem vornehmen Hause gesteckt haben.

Schon wieder war einer vorgefahren, ein alter Herr mit grau­meliertem Barte, dem die Sorge und tiefste Bekümmernis von dem Ge­sichte zu lesen war. Und eben so eilig that er, wie der junge Herr, der vorhin heimgeschickt wurde.

Dr. Bronnig erfuhr sofort von dem herbeigeeilten Hausknechte, was er wissen wollte. Was er vermutet, war wirklich zur Gewißheit geworden; Stanislaus Ferina war da mit der Akrobatentruppe.

Nun stand er vor Sabine, die ihn erschrocken ansah.

Er hätte weinen können über die entsetzliche Veränderung, die in dem sonst so lieblichen Gesichtchen vor sich gegangen war.

Die Kleine fieberte, und Bronnig nahm mitleidig das schmale Händchen in seine Hand.

Sie ließ es willig geschehen; der Austritt mit Kurt hatte all' ihre Kraft gebrochen. Mit einem dankenden Lächeln sah sie dem Arzt ins Gesicht.

Meine arme, kleine Sabine!" sagte tiefbewegt der Doktor.

Sie richtete sich halb auf von dem Bette, auf welchem sie voll­kommen angekleidet lag.

Der Doktor wollte es zwar nicht zugeben; aber sie that es doch. Mußte sie sich doch noch einmal zu bezwingen suchen: auch er wollte sie ja zurück haben.

Lassen Sie nur, Herr Doktor!" flüsterte sie.O, ich bin nicht krank nur etwas müde; aber das wird vergehen!"

Du hast Kurt weggeschickt, Sabinchen," sagte er behutsam, er sprach zu ihr stets wie zu einer Tochterohne Hoffnung weg­geschickt! Weißt du, was das ist, Kindchen?"

Ich mußte es thun, Doktor," lispelte sie.Er wollte mich doch zurück haben und das darf ich nicht zugeben."

Aber wenn ich dich nun bitte, Sabinchen, recht herzlich bitte? Die Gräfin ist in Verzweiflung von Kurt will ich gar nicht sprechen, er war ja bei dir. O, Sabine, du hast vieles gut zu machen! Das, was geschah, kann ihm den Frieden seiner Seele, kann ihm alles kosten!"

Aber Sabine schüttelte das Köpfchen.

Ich kann nicht, Doktor!"

Und ich dachte, du hättest ihn lieb, deinen Kurt, mehr als alles auf der Welt! Wie glücklich waren wir alle zusammen!"

Sie antwortete nicht, sondern weinte bitterlich.

Höre mich ein Weilchen an, Sabine," versetzte Bronnig,und was ich dir sage, präge es dir wohl ein. Ich appelliere an dein edles Herz, das wir auf Felsberg großgezogen haben, in einer Umgebung, die nichts gemein hat mit dem Schmutze, in dem Stanislaus Ferina steckt. Du wirst eine Familiengeschichte kennen lernen, vor der du mit tiefem Mitleid stehen wirst, und Mitleid, nur Mitleid ist es, um was ich dich bitte."

Sie hörte zu; sogar einen Zug von Neugierde zeigte ihr Gesicht.

Es ist die Geschichte der Felsberg," sagte er.Außer wenigen Getreuen wußtest du es nicht anders, als daß der Vater Kurts friedlich in seinem Bette starb."

Sabine nickte; sie wußte noch nicht, wo dies hinauswollte.