Württemberg hat jetzt sein Ende gefunden. Zur Versorgung der Stadt mit Trinkwasser hatte Pforzheim die Quellen im Größelthal unweit Neuenbürg erworben. Neuenbürg seinerseits hatte gleichfalls das Projekt aufgestellt, das Quellwasser aus dem Größelthal für seine Leitung zu benützen. Hieraus entspannen sich Schwierigkeiten, die zu langen Verhandlungen und endlich dazu führten, daß Neuenbürg das Enteignungsverfahren gegen Pforzheim beantragte, da letzteres durchaus nicht gewillt war, seine Eigentumsrechte im Größelthal aufzugeben. Infolge des Enteignungsversahrens kam es zu einem Vergleich, wonach Pforzheim Eigentümerin der Wiesenparzellen resp. tur Quellen im Größelthal bleibt, aber an Neuenbürg eine Summe von 16511 Mk. zu zahlen hat. Der Vertrag wurde in dieser Fassung von dem Bürgerausschuß genehmigt, womit die Streitfrage aus der Welt geschafft ist.
* Mannheim, 8. Febr. Die Neckarschiffahrt ist nach sechswöchentlicher Pause wieder ausgenommen worden.
* Leipzig, 9. Februar. Um Mitternacht brach in Scheffers Restauration auf dem Neu- markt Feuer aus, das sich sehr rasch verbreitete. Die Gäste konnten durch den engen Ausgang des Lokals dasselbe nicht mehr verlassen. 6 Personen blieben tot, 3 wurden schwer verwundet.
* Frankfurt a. M-, 7. Febr. Exkönig Milan besuchte gestern in Begleitung seines Rechtsbeistandes den Eigentümer der „Franks. Ztg.", um Aufschluß über das ihn berührende Belgrader Telegramm einzuholen. Nachmittags reiste Milan nach Paris ab.
* Frankfurt, 8. Febr. Wie der „Fr. Ztg." Mitgeteilt wird, hat sich König Milan, von den ihm während seiner hiesigen Anwesenheit gegebenen Aufklärungen nicht befriedigt gezeigt. Er hat daher vor seiner Abreise Herrn Justizrat Dr. Hamburger ermächtigt, Klage gegen die Frankfurter Zeitung anzustellen.
* Berlin, 7. Febr. Infolge von religiösem Wahnsinn ermordete in der vergangenen Nacht die Bäckerfrau El. Bohndorf ihren zehnjährigen Sohn Hans. Die Mörderin wurde in das .Irrenhaus gebracht.
* Berlin, 8. Febr. Ahlwardts Wahl wurde von der Wahlprüfungskommission des Reichstags mit 9 gegen 3 Stimmen für gütig erklärt.
* In den „H amb. Nachr." wird das deutsche Kapital vor der Beteiligung an der bulgarisch.« Anleihe gewarnt. Es heißt dort: Die bulgarische Regierung will eine mit 6°/g in Gold verzinsliche Anleihe von über 100 Millionen Mk. zu Eisenbahnbauzwecken aufnehmen. Damit tritt Bulgarien zum ersten Male an den deutschen Kapitalmarkt heran und dieser hat sich über das Maß von Kredit, das Bulgarien beanspruchen kann, ein Urteil zu bilden. Wir halten es nicht für wünschenswert, daß sich die deutschen Kapitalisten durch den hohen Zinsfuß verlocken lassen, ihr Geld in der bulgarischen
Anleihe anzulegen. Zu den Gefahren, welche bei fremdländischen Anleihen mit hohem Zinsfuß, aber zweifelhafter Sicherheit immer oor- liegen, tritt in diesem Falle noch die, daß der Staat, der die Anleihe kontrahiert, von den übrigen Staaten bisher nicht anerkannt ist. Dazu kommt, daß Bulgarien mehr als jedes andere Land als Kompensationsobjekt für den nächsten Krieg in Betracht gelangt; die Zukunft Bulgariens hängt nicht sowohl von der Arbeitsamkeit und Tüchtigkeit seiner Bevölkerung, oder der Politik seiner Regenten ab, sondern von dem Ausfall des nächsten Krieges.
"Hamburg, 9. Febr. Auf den nach Westafrika und Westindien bestimmten Dampfern „Echo" und „Australia" wurden zwei Cholerafälle konstatiert. Die Abfahrt wurde inhibiert und eine sechstägige Quarantäne verfügt.
Ausländisches.
* Wien, 3. Febr. (Viel auf einmal.) Im Reichsrate verlangten dre Czechen eine neue czechische Universität in Brünn, die Ruthenen eine Universität in Lemberg, und die Italiener eine Halten. Universität auf ihrem Sprachboden.
* Paris, 8. Febr. Ein Extrablatt der „Cocarde" meldet, der Deputierte L'Hsrisss werde morgen die Jnanklageversetzung Rouviers beantragen.
* Paris, 9. Februar. Der portugiesische Prinz Pedro Soluna, welcher seine Frau und Schwiegermutter ermordet hat, wurde von den Geschworenen freigesprochen. (Gleiches Recht!)
* Marseille, 8. Febr. Der hiesige Gesundheitsrat konstatierte, daß die Zahl der Todesfälle in den letzten Tagen sich auffällig vermehrte.
* Paris, 8. Febr. Die Liberte bestätigt den Ausbruch einer Choleraeptdemie in Marseille und teilt zugleich mit, daß der Minister des Innern die strengsten Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Epidemie angeordnet habe. Es ist sofort ein Hospital zur Aufnahme Cholerakranker eingerichtet worden.
" Der Fürst von Bulgarien soll, wie nach dem „Dcpeschen-Bureau Herold" Belgrader Blätter behaupten, in Wien nicht nur betreffs seiner Vermählung, sondern auch in wichtigen politischen Angelegenheiten den Rat des Kaisers Franz Josef eingehott haben, so in erster Linie betreffs der Anerkennung der Selbstständtgke t Bulgariens. Die Türkei solle mit Oesterreich Ungarn zu gleicher Zeit diese Anerkennung aussprechen, worauf sich dann England und Italien anschlteßen würden. Deutschland werde sich vor läufig passiv verhalten. Frankreich und Ruß land würden ihr Veto einlegen.
"(Zum Einzug des rumänischen Kronprinzenpaares.) Gelegentlich des am 5. Februar stattgefundenen feierlichen Einzugs des Neuvermählten Kronprinzenpaares in Bukarest, wurden 32 junge Paare aus Staatskosten getraut und ausgesteuert. Die 32 Eheschließungen hatten in der Spindion Kirche statt
gefunden, von wo aus sich die jungen Paare in das Athenäum begaben, wo sie ein großartiger Hochzeitsschmaus erwartete. Der kirchlichen Feier wohnten der Kronprinz und die Kronprinzessin als Trauzeugen bei. Jedes von den 32 Paaren ward in einem mit Reisig und Fähnchen geschmückten und von vier welßen Ochsen gezogenen Wagen durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Athenäum geführt, wo jedes Paar während des Festessens einen aus scharlachrotem Sammet gefertigten, mit dem in Gold gestickten Monogramm des Kronprinzenpaares versehenen Beutel und 500 Lei in Gold erhielt.
Handel und Berkehr.
* Riedlin gen, 7. Febr. Die Zufuhr zum gestrigen Viehmarkt war stark, es wurde lebhaft gehandelt. Die Preise bewegten sich bei Ochsen zwischen 150—250 Mk., bei Kühen zwischen 150—250 Mk., bet Kalbeln zwischen 150—300 Mk., bei Boschen zwischen 60—130 Mk. Auch der Schweinemarkt war gut befahren, das Paar stellte sich auf 20—36 Mk.
* KirchheimmT., 6. Febr. (Viehpreise.) Zuchtfarren per Stück 80—250 Mk., Makoch- sen 750—850, Zugochsen 500—770, Stiere 300-500 Mk., je per Paar, Kühe 140—395, Kalbeln 145—400, Rinder 70—290 Mk.. je per Stück, Milchschweine 30—40, Läuferschweine 45—60 Mk., je per Paar.
* (Falsch verstanden.) Hausfrau (zu ihrem neuen Dienstmädchen vom Land): „Rest, mein Mann ist nicht wohl — legen Sie ihm heute abend eine Flasche ms Bett!" — Rest: „Weißwein oder Rotwein?"
* (AnstrengendeBeschäftigung.) „ServusEmil, wie gehles Dir, was machst Du denn den ganzen liebenTag?" „EinenVollbartlaßichmirwachsea."
Verantwortlicher Redakteur: W. Kieker, Altensteig.
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Bronnig schob sich einen Stuhl an ihr Bett und nahm wieder die kleine Hand in die seine.
In ruhig-sanftem Tone, wie zu einer Kranken, sprach er weiter und erzählte ihr die Geschichte des unglücklichen Grafengeschlechtes, und von den Tagen, da Sabine, die arme Komödiantin starb.
„Dein Vater brachte dich selbst mit auf das Schloß," sagte der Sanitätsrat; „er bettelte. Und ohne von dir Abschied zu nehmen, ging er davon, nachdem er mir durch Wort und Schein versprochen, nie mehr wiederzukommen, jedes Recht aufzugeben. Er dachte damals auch gar nicht mehr daran, sich je wieder um sein Kind zu kümmern; er war herzlich froh, dich los zu sein. Nur weil er mir leid that und weil ich wußte, daß ein Mensch ohne Geldmittel nichts anfangen kann, unterstützte ich ihn. Er sollte sich damit eine Existenz gründen, — doch mit erbärmlichem Undanke hat er es belohnt! Du aber bist aufgeblüht wie eine Blume, so zart und duftig; kein Mißklang hat bis jetzt den Frieden eurer Seele gestört. Das Glück zog wieder ein auf Felsberg, nachdem es Jahrhunderte schon daraus entschwunden war, denn wisse, dem Irrsinn waren alle Felsbergs verfallen seit langem, und alle starben in Geistesnacht —"
Sabine schlug die Hände vor das Gesicht.
„Der Stamm wäre gestürzt, wenn ich nicht dich gefunden hätte, Sabine!" sprach Bronnig. „Du hattest aus Kurt einen frischen, natürlichen Menschen gemacht, der mit freudigem Herzen in die Welt und in die Zukunft blickte. Sein Träumen hast du ihm schon in der Kindheit weggebracht; vor deinem unschuldigen Lachen ist das alte Gespenst der Felsbergs geflohen. — Nun liebtet ihr einander! In schönster Harmonie lebten wir, den Tag mit Freude erwartend, wo du Gräfin von Felsberg, sein trautes Weib werden solltest. Dann erst wäre die Zeit deines wahren Wirkens angebrochen! Du solltest ihn schützen und jeden finsteren
Gedanken von ihm scheuchen, du solltest dem alten kranken Stamme neue Reiser schenken, gesund und kraftvoll. Einen anderen Menschen hattest du schon aus Kurt gemacht; dir wäre alles gelungen. Und jetzt? O, Sabine, wenn du ihn gesehen hättest, wie er heimritt! Du brichst ihm das Herz! Rette ihn, Sabine, ehe es zu spät ist; erhalte ihn seiner guten Mutter, seinem Hause und dir in langem Glücke! Mit d m da" — er deutete nach der Thür, wo er, nicht mit Unrecht, Stanislaus vermutete — „laß mich fertig werden; er wird uch bald genug auf dem Schlosse einfinden. Er ist dir kein Vater war es nie."
Sabine hatte mit wild pochendem Herzen dem Doktor zugehört. Wie ein Märchen stieg es vor ihr auf. Kurt in Gefahr! Sie allein konnte ihn retten! Was war ihr alles andere dann noch? „Da haben Sie mich, Doktor!" rief sie laut. „Ich komme wieder — ich komme!"
An seinem Halse hing sie und schluchzte und weinte, daß es dem Sanitätsrat angst und bange wurde.
Draußen vor der Thür fuhr Stanislaus zurück, als hätte ihn eine Wespe gestochen, und rannte die Treppe hinab.
(Fortsetzung folgt.)
Kein Sävme«.
Schaffe heute frisch am Werke, Daß die Nacht dir Ruhe bringt Und mit ungeteilter Stärke Morgen dir dein Thun gelingt.
Kein Verweilen und kein Rasten Denn es rostet jede Kraft,
Die im Bann der alten Lasten Nur mit Sorge neues schafft.
Trifft die Sonne dich beim Säumen, Läßt der Mond dich nimmer ruh'n. Saure Arbeit — süßes Träumen, Frischer Morgen — frohes Thun!
W ä t s e k.
Vitt R ein kunstgeübler Reiter —
Bei klein und groß war er beliebt;
Mit L ein blühender Begleiter Den jährlich uns der Himmel giebt. Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nr.