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Erscheint ivöchenil. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90 außerhalb 1 ^ das Quartal.

Samstag den 11. Ieör.

Einrückungspreis der lspalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ j 893 bei mehrmaliger je 6 <-j, auswärts je 8 s '

Amtliches.

Uebertragen wurde das erledigte RevieramtHof- stett, Forsts Neuenbürg, dem Revieramtsassistenten Ludwig in Dunningen.

Gestorben: pens. Schullehrer Waller, Mietingen; Oekonom Hermann, Heimsheim; Geh,-Rat Dr. v. Stein- beis, Leipzig; Oberlehrer a, D. Deuschle, Kirchheim u. T.; Oberförster a. D. Erhardt, Bloubeuren; Schullehrer a. D. Mergenthaler, Backnang.

D Die Panama-Affäre geht ihrer Versumpfung entgegen. Die eigent­lichen Gerichtsverhandlungen gegen die Gründer der Gesellschaft: Lesseps, Fontane und Cottu, sind beendet; dieser Tage soll das Urteil ge­fällt werden und es wird milde genug aus- fallen. Ja, wenn die Leute Stiesel gestohlen hätten! Aber 84 Millionen Frank davon braucht doch wirklich nicht so viel Aufhebens gemacht zu werden! Es sind Tausende von Fa­milien, die ihr sauer erspartes Geld in Panama­papieren angelegt hatten, an den Bettelstab ge­bracht worden das ist wahr. Aber wer ist denn der Schuldige? Die Gründer sind doch vielleicht noch am wenigsten schuldig; Eissel, der 10 Millionen für eine Leistung im Werte von wenigen Hunderttausend Frank empfangen hat, kann auch nicht für so schwer belastet gelten. Die Pariser Zeitungen haben einige Millionen für «Veröffentlichungsgebühren" geschluckt. sie machen es nun 'mal nicht billiger. Minister, Senatoren und Abgeordnete haben 20600 Frank- Anweisungen in Masse erhalten die Leute werden trotzdem freigesprochen werden, da die Strafthaten verjährt sind. Was will man denn nun noch?

Ob die angeblich bevorstehende Einleitung deL gerichtlichen Verfahrens gegen noch andere üü. s'die bisher öffentlich genannten Deputierten s^ttfinden wird man hat nämlich das Notiz- l , Artons aufgefunden, das recht belastende Au^üchnungen enthielt muß abgewartet HverH-n. Es ist genug Schmutz aufgewirbelt Zwrven, der Skandal wird einige Opfer fordern, ber da zu viel einflußreiche Personen diskre­ditiert worden sind, so wird man allmählich ab- w.'Wln. Frehcinet, Rouvier, Jloquet,Llemenceau »üö ' sie die Leuchten des heutigen Regiments in i>Mkreich sonst noch heißen, sie alle sind entwer in der Versenkung verschwunden oder habe ^>,och ihre Schmutzflecke bekommen. Nun W? genug, das skandalsüchtige Publikum ist übersättigt; man muß ihm etwas Neues bieten.

'die Regierung ist emsig bemüht, die schweren nsi östlichen und politischen Folgen zu be- kämpM, die der Panamaskandal bereits ge- zeigtigt hat. Die Kammer hat fast ohne Beratung einen Gesetzentwurf genehmigt, der die Schädigung des Kredits der öffentlichen Sparkassen mit schweren Strafen bedroht. Da die französischen Sparkassen gehalten sind, ihre Kapitalien in Staatsrente anzulegen, die Regierung auch von jeher mit Vorliebe sich an diese Kaffen gewen­det hat, wenn sie augenblicklich größerer Mittel bedurfte, so sind etwa vier Milliarden der französischen Staatsschuld bei den Sparkaffen «ntergebracht und eine Schädigung des Kredits dieser Kaffen schädigt zugleich auch den Staats­kredit und damit den Kredit der augenblicklichen Staatsform. Von diesem Standpunkte aus haben die Veranstalter des Panamaskandals jetzt einen Feldzug gegen die Sparkaffen unter­nommen, dem die Regierung durch das neue Gesetz ein jähes Ende bereiten will.

Auch im übrigen sind die Gegner der be­stehenden Regierungsform emsig an der Arbeit.

Von den Anhängern des Grafen von Paris, in dem die Franzosen jetzt mit oder ohne Grund den eigentlichen Urheber des gesamten Skandalfeldzuges sehen wollen, wird erzählt, der Graf habe durch Vermittlung .seiner beider­seitigen Verwandten und unter Vorlegung des gesamten Beweismaterials über Panama den Zaren von seiner (angeblichen) Freundschaft für die Republik abgebracht, welche letztere ja ohne­hin nach der Ansicht des orleanistischen Kron- pätendenten die nächsten Kammerwahlen nicht überdauern werde und ihn für ein Bündnis mit den Orleans gewonnen. Anderseits scheint Prinz Viktor Napoleon fest darauf zu rechnen, daß er demnächst Präsident der Republik werden wird. Wenigstens wird aus London gemeldet, daß die Bonapartisten daselbst eine Anleihe von fünf Millionen Frank für die nächste Wahl­kampagne aufzunehmen suchen, die mit zehn Millionen zurückgezahlt werden soll, falls der Prinz Präsident der Republik wird; falls das Kaiserreich wieder hergestellt werden sollte, wird dem Vermittler der Anleihe sogar der Herzogs­titel in Aussicht gestellt.

Es ist anzunehmen, daß die spekulierenden Thronanwärter ihre Rechnung ohne den Wirt machen. Die französische Republik hat den Wilson Limousin-Skandal, die d'Andlau-Caffa- rellt-Affäre überdauert, sie dürfte auch den Panama-Skandal überwinden. Das fürchten die Gegner der Republik auch und deshalb ver­breiten sie auch die Ansicht, daß die bisherigen Skandale und Enthüllungen nur ein Vorspiel bildeten; der vernichtende Schlag für die par­lamentarische Republik werde erst unmittelbar vor den Wahlen geführt werden. Man wird allerdings gut thun, solchen Drohungen nicht allzu viel Glauben beizumeffen. Immerhin wäre es verfrüht, bereits jetzt den Abschluß der Panama-Skandale zu erwarten, wenngleich gegen wärtig offenbar eine Versumpfung der Affäre angestrebt wird.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 7. Febr. Zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Liebknecht ist überzeugt, daß diese ganze sinnlose Debatte nur eine Komödie und angezettelt sei, die Auf­merksamkeit von dem Treiben hinter den Kou- lissen in Sachen der Mtlitärvorlage abzulenken. (Gelächter). Windthorst würde eine solche De­batte als unschicklich nie zugelassen haben. (Er­neuertes Lachen im Zentrum.) Was hier ge­sagt wurde, ist früher bereits tausendmal bester gesagt worden. Die Sozialdemokratie ist das Produkt der Unzufriedenheit über die wirtschaft­liche Missre, sie wäre auch ohne Bismarck ge­kommen. An die Märchen vom Zwangsstaat und vom Terrorismus glauben Sie selbst nicht. Eine revolutionäre Partei bleiben wir nach wie vor, wie auch Revolutionen nicht gemacht wer­den, sondern von selbst entstehen. Wir müssen stark bleiben, weil die Expropriation der jetzigen Gesellschaft stetig zuntmmt. Wir haben den Arbeitern nie vorgeredet, daß sie mühelos das Paradies auf Erden erlangen würden, wir haben sie zum Kampfe aufgefordert gegen den Kapitalismus und haben sie organisiert. Kom­men Sie nur heran wir werden mit Ihnen fertig. Auf Anregung Stöckers wird darauf die Debatte über den Zukunftsstaat und die Sozialdemokratie, die doch einmal enden müsse, geschloffen. Lingens bittet, daß mehr geschehe zur Anbahnung eines engeren Verhältnisses zwi­schen den Arbeitern und den Fabrik-Inspektoren,

auch sollten die letzteren mehr auf die Pflege des religiösen Sinnes in den Fabriken sehen. Hirsch bemängelt die Unvollständigkeit der Fabrikinspektorenberichte. Mindestens müsse aus ihnen hervorgehen, wieviel Zeit sie auf die Fabrikaufstcht, wieviel auf die Dampfkesselrevi- ston verwenden; auch über die wirtschaftlichen und die sittlichen Verhältnisse der Arbeiter stehe in den Berichten der Gewerberäte oft keine Zeile. Hirsch tadelt sodann die Mangelhaftig­keit vieler Arbeiterordnungen, die parteiische Zusammensetzung der Arbeiterausschüffe und fragt an, ob für die gewerblichen Arbeiter am 1. April auch die Sonntagsruhe eingeführt werden wird. Staatssekretär Bötticher verneint diese Frage, da das umfangreiche, darauf be­zügliche Material bis dahin nicht zu bewältigen sei. Die Verbindung der Keffelreviston mit der Fabrikaufstcht ist nach dem Vorgänge Sachsens eingeführt; ob sie sich bewähren werde, bleibe abzuwarten. Wurm führt aus, daß alle Versuche der Arbeiter, mit den Fabrikinspektoren in ein engeres Verhältnis zu treten, sowohl an der Parteilichkeit der Regierungsorgane wie an dem Widerstande der Arbeitgeber scheitern, die diejenigen Arbeiter maßregeln, die den Fabrikinspektor direkt oder durch die Presse auf Mißstände aufmerksam machen.

* Berlin. 8. Febr. Ackermann (kons.) begründet seinen Antrag, wonach aus der Be­zeichnung eines kaufmännischen oder gewerblichen Geschäfts Geschlecht und Name des Inhabers erkennbar sein soll. Der Antrag wolle ver­hüten, daß ein Ehemann, wenn der Exekutor drohe, das Geschäft der Ehefrau übertrage und sich dadurch den Ansprüchen der Gläubiger ent­ziehe. Sein weiterer Antrag, daß derjenige bestrast werde, welcher nach Zahlungsunfähig­keit Kreditgeschäfte macht, ohne den andern Teil von der Zahlungsunfähigkeit benachrichtigt zu haben, wolle verhindern, daß derartige Prak­tiken straflos bleiben. Rintelen (Zentrum) begründet den Zentrumsantrag auf Abänder­ung der Konkursordnuug. Die Gefahr bestehe, daß der Konkursmacher aus dem Konkurs Vermögensvorteile ziehe. Der Begriff der Zahlungsunfähigkeit müsse die Grundlage der Konkursordnung werden. Unbedingt sei ein Gläubigerausschuß nötig. Ein Akkord soll nur zuläfstg sein, wenn mindestens 25 Prozent der Masse verteilt werden können, von Sturm (Reichsp.) gegen die Anträge, weil sie zu weit gehen. Bar (d.-freis.): Die bestehende Kon­kursordnung sei vorzüglich. Ueber einzelne Vorschläge laste sich sprechen. Die Anträge schränkten das richterliche Ermessen zu sehr ein. Die Konkursrichter müssen freilich auch kauf­männische Bildung besitzen. Der Begriff der Ueberschuldung sei gesetzlich schwer feststellbar. Die Strafbestimmungen des beantragten Ge­setzentwurfes seien so scharf, daß sie beinahe zur alten Schuldhaft zurückführen.

* Berlin, 8. Febr. Der Reichstag nahm mit 131 gegen 92 Stimmen den Antrag Acker­mann, betreffend das Verbot der Warenabgabe seitens der Konsumvereine an Ntchtmitglieder an. Der Antrag Rintelen, betr. Verjährung wurde gleichfalls angenommen.

Laadessachrichtev.

-r. Am Mittwoch, den 8. Febr. abends gegen 7 Uhr kam in der Scheuer des Bauern Hamann zu Martinsmoos Feuer aus. Es wehte um diese Zeit ein heftiger Sturm, doch hatte man zur Zeit des Brandes günstige Windrichtung.