ist in Hohenstaufen das Gasthaus zum „Lamm" total niedergebrannt. Man vermutet Brandstiftung. — In Neusatz (Neuenbürg) brach am Montag früh im Hause des Schmieds Kuli Feuer aus, welches binnen kurzer Zeit das ganze Gebäude in Asche legte. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt. — Auf dem Bahnhof in Ulm kam der verheiratete Bremser Honold von Oberkirchberg in gräßlicher Weise ums Leben. Beim Rangieren sollte ein Güterwagen, der von einer rückwärts sich bewegenden Maschine geschoben wurde, abgestoßen werden. H. legte sich nun auf das Kopfstück des Wagens, um die Abkuppelung während der Fahrt vorzunehmen. Er fiel aber dabei zwischen die Geleise und wurde von dem Aschenkasten der Rangiermaschine zerdrückt. — In Stafflangen (Biberach) ist am Sonntag nacht einer der größten Bauernhöfe des Ortes niedergebrannt. Große Vorräte von Holz, Futter und Früchten sind mitverbrannt. Das Vieh wurde gerettet und etwas weniges vom Mobiliar. Die Entstehung des Brandes ist noch nicht ermittelt. — In den letzten Tagen erhielt der Bürger H. in Voll (OA. Göppingen) eine Postetnzahlung mit dem Postzeichen Göppingen von 12 Mk. nebst einem anonymen Brief, worin der Schreiber desselben mitteilt, er habe dem H. das Geld vor mehreren Jahren gestohlen. Sein Gewissen laste ihm keine Ruhe, weshalb er das Gestohlene hiemit wieder ersetze und reumütig um Verzeihung bitte. Dieser Bitte fügte er noch die Ermahnung an die Bestohlenen bei, sie möchten doch ehrlich und redlich bleiben, denn sonst können sie vor Gottes Richterstuhl nicht bestehen. Allen Respekt vor einem solchen reuigen Dieb!
— In Hall brach in einem Hause in der unteren Herrengaste das Kellergewölbe zusammen, so daß der Inhalt der über diesem befindlichen Gelasse in die Tiefe stürzte. — Am Freitag abend nach 7 Uhr fuhr der den bayerischen Postwagen, Route Kempten, Kimmrazhofen- Leutkirch führende Postknecht vor die Post in Leutkirch und ließ wie gewöhnlich seine Pferde so lange stehen, bis er die Poststücke und Briefschaften in Empfang genommen hatte. Als er wieder aus dem Postgebäude trat, war sein Schlitten samt den Pferden verschwunden. Ein Unbekannter hatte sich des Fuhrwerks bemächtigt und war in Eile auf der Retchenhofer Straße davongefahren. Die ihm nachsetzende Gensdarmerie ereilte ihn in einem Weiler zwischen Wurzach und Dietmanns, 4 Stunden von Leutkirch entfernt, wo er festgenommen wurde.
— In Hetdenheim gerieten ein Knabe und ein Mädchen in das strömende Wasser und wurden dem Ertrinken nahe aus den kalten Fluten gerettet. In der Schweikheimer Straße ersoff ein angeketteter Hofhund, in der Wilhelmsstraße bet einem Bäcker ein Schwein. — Ein Selbstmord, wie er sich selten ereignet, erregt in Bellamont die Gemüter. Im 82. Lebensjahr stehend erhängte sich ein wohlhabender Bauersmann. Die alleinige Ur
sache war eine Reise, welche derselbe als Zeuge zu einer Gerichts-Verhandlung machen sollte. Der Mann hatte in seinem langen Leben noch niemals eine Eisenbahn benützt, und er nahm sich lieber das Leben, als daß er noch von seinem Orte, wenn auch nur kurze Zeit, fortgegangen wäre.
* Konstanz, 7. Febr. Auf dem Untersee brachen sechs Personen, welche sich in der Dunkelheit auf dem Heimweg von der Insel Reichenau befanden, ein. Zwei derselben wurden gerettet, 4 sind ertrunken.
*Aus Sachsen. Dem hochbetagten Erfinder der Holzstoffpapierfabrikation, Mechanikus Keller, der in Krippen bei Schandau in bescheidenen Verhältnissen lebt, wurde von den deutschen Papterfabrlkanten ein Ehrengeschenk von 12 000 Mk. überreicht. Der Erfinder ist durch die Beobachtung, daß eine Wespe Fasern des Schindeldaches zur Herstellung ihres papier- ähnlichen Baus verwendet, darauf geführt worden , durch Schleifen des Holzes einen zur Papiererzeugung geeigneten Faserstoff herzustellen. Die gewerbsmäßige Ausbeutung der Erfindung ist bekanntlich durch Heinrich Völter in Heidenheim in die Wege geleitet worden.
* Berlin, 4. Febr. Dem Vernehmen nah hat der Großfürst-Thronfolger die Versicherung hierher überbracht, daß ein Bündnis zwischen Rußland und Frankreich nicht besteht. Die „Kreuzztg." ist in der Lage, diese Nachricht als richtig zu bestätigen.
* Berlin, 6. Febr. Die Professoren Bergmann und Leyden bekämpfen in der „deutschen Warte" den Antrag des freisinnigen Reichstagsabgeordneten Baumbach für die Zulassung von Frauen zum ärztlichen Berufe.
* Berlin, 6. Febr. Seit heute früh finden in der Nähe des kaiserlichen Schlosses starke Ansammlungen Arbeitsloser statt. Eine große Polizeimacht ist zur Ausrechterhaltung der Ordnung aufgeboten.
* Berlin, 7. Februar. Die endgültigen Kosten der Kasernierung infolge der Militär- Vorlage werden nach einer in der Subkommissiou gemachten Aufstellung für Württemberg Mark 1250000, für die Kontingente zusammen Mark 104 690000 betragen.
* Der „Temps" läßt sich aus Berlin schreiben, ein hoher Offizier habe gesagt: „ Die Militärvorlage muß durchgehen und müßten wir alle katholisch werden." Diese Aeußerung zeige, wohin die Regierung ihre Hauptan- strengungen richte.
* Halle, 4. Febr. In der Irrenanstalt Nietleben ist am Donnerstag ein Todesfall, am Freitag eine neue Choleraerkrankung vorgekommen. Aus Lettin und Kröllwitz wird je ein Choleratodesfall gemeldet.
* Kassel. Ein sonderbarer Kirchenstreit ist in dem im Kreise Wolfhagen gelegenen Dorfe Oberlistingen ausgebrochen. Auf Veranlassung des königlichen Konsistoriums zu Kassel sollte
ein neues Gesangbuch eingeführt werden, gegen welche Maßnahme ein großer Teil der Dorfbewohner sich auflehnte. Als bet einem jüngsten Gottesdienst ein Lied aus dem neuen Gesangbuch gesungen werden sollte, stimmte eine Anzahl älterer Kirchengänger ein Lied aus dem alten Buche an, wodurch ein großes Durcheinander entstand, das schließlich mehrere Personen veranlaßte, das Gotteshaus zu verlassen. Da man sich hartnäckig weigert, das neue protestantische Gesangbuch einzuführen, so hat das Konsistorium die Kirche,bis auf weiteres schließen lasten. Zugleich wurde gegen die Widerspenstigen wegen Störung des Gottesdienstes Strafantrag gestellt und es haben bereits mehrere Vernehmungen stattgefunden.
* Hamburg, 7. Febr. Das „Tageblatt" meldet: Wegen der Choleragefahc sind die im Altonaer Gerichtsgefängnis untergebrachten Anarchisten bis auf zwei Fluchtverdächtige entlasten worden.
* Rom, 7. Febr. Im Glauben, daß der letzte Synagogenbrand eine Strafe Gottes sei, beschlossen die Juden strikte Heiltghaltung des Sabbaths.
* Während in den letzten Tagen von überall- !
her Hochwasser gemeldet wurde, waren am 30. '
Januar in Venedig durch außerordentliche Ebbe die meisten Kanäle völlig trocken, selbst
an den Ufern des Kanal Grande blieben zahlreiche Gondeln auf dem Trocknen.
* Gent, 7. Febr. Gestern nachmittag entstand ein Handgemenge zwischen der Polizei und zum Militärdienst ausgehobsnen jungen Leute. Die Menge ergriff für die letzteren Partei und schleuderte Steine gegen die Polizeiagenten, welche die blanke Waffe zogen. Mehrere junge Leute wurden verwundet, etwa 12 verhaftet. Für heute und morgen, wo die Aushebung fortdauert, sind besondere Vorsichtsmaßregeln angeordnet.
* Zum Panama-Skandal telegraphiert ein Pariser Korrespondent des „Berl. Tagbl.": ! Ein Abendblatt will wissen, daß die Ankrage- kammer auf die Einstellung des Verfahrens gegen sämtliche Parlamentarier mit Ausnahme des ehemaligen Ministers Baihaut erkennen werde, da nach Artikel l3 der Verfassung kein Abgeordneter wegen seiner Abstimmung verfolgt werden könne. Nur Charles de Lesteps, Cottu, Fontane, Baihaut und Btondin würden vor die Geschworenen kommen. Letzterer als Vermittler zwilchen Baihaut und der Panama-Gesellschaft. Blondin ist inzwischen wegen Krankheit gegen 20000 Francs Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.
* Die Bank von Frankreich hat vor Kurzem zur allgemeinen Ueberraschung plötzlich erklärt, ihre Zahlungen nur noch in Metall leisten zu können. Sie hatte die gesetzliche Grenze ihrer Noten-Emission erreicht. Damals wurde es bekannt, daß die Regierung in einem Zeit-
Die Hochler des Gauklers.
Original-Roman von <8 ebh. Schätzler-Perasini.
(Fortsetzung.)
„Pfui, über die erbärmliche Welt!"
„Ein gräflicher Verehrer!" stießen sich die unten stehenden Artisten an. „Wie der aussieht! Das Mädel scheint Grundsätze zu haben; es hat in heimgeschickt!"
Nur mit großer Mühe bestieg Kurt sein Pferd; schlaff saß er auf dem Rücken des verständigen Tieres. Ohne Leitung nahm es die Richtung zurück nach Felsberg.
Stanislaus Ferina lachte dem „heimgeschickten Freier" nach, als dieser die Treppe hinunterstieg; so war es ihm ganz recht.
Er trat in die Stube zu seiner Tochter. Am Boden lag Sabine ohnmächtig; der Kampf war zu schwer gewesen.
Nur mit großer Anstrengung beruhigte Doktor Bronnig die verzweifelte Gräfin. Es gelang ihm auch nur einigermaßen.
Nachdem er den jungen Reitknecht ebenfalls auf das genaueste befragt, ließ er den Wagen Vorfahren und befahl dem jungen Burschen, die Leitung zu übernehmen.
„Noch einmal bitte ich Sie um die größtmöglichste Ruhe, Gräfin," sagte Bronnig. „Alles wird, wie ich sehnlichst hoffe, noch in die alte Ordnung zurückkehren. Es ist Stanislaus Ferina, der erbärmliche Halunke, der uns diesen Streich gespielt hat. Es kann sich um nichts anders, als abermals um Geld handeln. Kurt hatte eine kräftige, gesunde Natur; er wird sich zurechtfinden, wenn ich ihm Sabine wiederbringe. Und ich bringe sie, so wahr ich lebe! Es wird nicht schwer halten, sie zn finden."
„Und wenn sie nicht kommt, Doktor?"
„Dann freilich müßte man das schlimmste befürchten! Aber ein solcher Fall tritt gar nicht ein; dazu kenne ich meine Sabine zu genau. Ich bin fest entschlossen, ihr alles zu sagen, weshalb und wozu sie erzogen. Jedes kleinliche Bedenken muß verschwinden. Sie besitzt ein edles Herz und wenn sie weiß, wozu sie bestimmt ist, was sie herausbeschwört, wenn sie sich abwendet, wird sie nicht zaudern. Und dann liebt sie Kurt, wahr vnd innig — ich weiß es! Jetzt freilich ist sie betäubt und verwirrt über das plötzliche Auftreten ihres totgeglaubten Vaters. Und wer weiß, wie Stanislaus dem Kinde die Sache darlegte, die er übrigens näher ja selbst nicht kennt."
„O, ich vergehe vor Angst um mein Kind, Doktor!" rief Franziska. „Wo ist Kurt?"
„Ich denke Ihnen beide recht bald zu bringen; bis dahin aber Mut, Gräfin; noch ist nichts verloren."
Auf dem Wege nach dem Schloßhofe kam ihm Friedrich in die Ouere.
Der Alte fühlte sich heute sehr schwach und elend; er empfand drückend die Last der Jahre.
„Ach, Doktor —" wollte er beginnen; aber dieser empfand ein Unbehagen dem Manne gegenüber, das ihn im Augenblicke ärgerte.
„Laßt mich! Ihr seid ein Unglücksrabe! Jetzt giebt es Besseres zu thun, als über alte Ahnen zu grübeln!"
„Die Zeit kommt!" murmelte er. „O, daß ich ihn schützen könnte, meinen jungen Herrn!"
Er wankte mühsam durch die finsteren Gänge des Schlosses, unruhig der Dinge harrend, die kommen mußten.
Durch das Schloßthor rasselte im schnellsten Laufe der Wagen, der den Sanitätsrat gegen Sternberg führte.
Von Kurt war jetzt nichs zu sehen.