den Privaten bei der Obstzucht Handreichung thäte, wäre gewiß vieles für eine rationelle Pflege des Obstbaus gewonnen. Alle Jahre weiß man für die geringen Ernten an Obst andere Gründe anzugeben; fast nie hört man, die mangelnde Düngung und Pflege überhaupt trage die Hauptschuld. Eine Besserung sollte ernstlich angestrebt und auf die Obstanlagen mehr Sorgfalt verwendet werden. Welcher unendlicher Nutzen würde erreicht, wenn unser Württemberg nicht mehr genötigt wäre, dem Auslande Millionen von Mark fast alljährlich zufließen zu lassen. Deshalb sobald als möglich mit der bisher versäumten Düngung und Pflege der Obstbäume beginnen, damit ihre Widerstandsfähigkeit gegen Insekten, Witter - ungseinflüfse und Krankheiten, sowie ihre Ec- tragsfähigkeit baldmöglichst gesteigert wird.
raum von 4 Wochen, genau in der Frist vom 22. Dezember des vergangenen Jahres bis zum 19. Januar dieses Jahres, den Betrag von 235 Millionen der Bank entnommen hat. Ob diese Geldentnahme mit dem Umstand, daß die Bank auf einmal zur Zahlung in Metall schreiten mußte, in Verbindung zu bringen sei oder nicht, mag als unerklärbar hier ununtersucht bleiben; genug, damals wurde der vorangegangene große Geldbedarf der Regierung bekannt. Anfangs glitt man über diese doch wahrlich nicht belanglose Sache stillschweigend hinweg. Als sich aber zeigte, daß, wie aus den glänzenden Steuereingängen hervorging, nicht etwa ein unerwarteter Ausfall in den Staatseinnahmen zu decken war, da wurde man doch stutzig und fragte: Wozu? Welchem Zweck hat das Geld gedient? Welche Verwendung haben die 235 Millionen gefunden? Eine Antwort hierauf ist bis zur Stunde nicht erteilt worden. Erkundigt man sich darüber bei Personen, von denen anzunehmen wäre, daß sie es wissen mußten, so erhält man den Bescheid, daß „nichts bekannt" sei. Mit einem Wort: der Verbleib der 235 Millionen ist bis j auf Weiteres ein Rätsel, welches aufzu- ! lösen seltsamerweise Niemand sich die Mühe j nimmt. Wie man auch forschen und suchen ! mag, es läßt sich nicht sagen, wohin diese 235 Millionen eigentlich gekommen sind.
* Brüssel, 6. Febr. Der „Jndependance" zufolge nimmt der Diebstahl im gräflich Flan- dern'schen Palaste eine sensationelle Wendung. Mehrere Diener bezeichneten eine hochgestellte Persönlichkeit als vermutlichen Hauptthäter. Der Angeschuldigte wurde vom Untersuchungsrichter vernommen. Er leugnet hartnäckig, obwohl schwere Beweisgründe vorliegen. Nach Ansicht der Polizei wurde der Diebstahl derart vollführt, daß der Hauptdieb die Juwelenkassete mittels Schnur in die rückwärts gelegene Seitengasse herabließ, wo ein Complice dieselbe in Empfang nahm.
* London, 7. Febr. Reuter'sche Depeschen aus Sydney melden erschütternde Einzelheiten über stattgefundene Ueberschwemmungen. Im südlichen Teil von Queensland, in Bundeberg find hundert Familien obdachlos. Man glaubt, dreißig Personen seien ertrunken, hundert Häuser zerstört. Die Stadt Tirad ist überschwemmt. Sehr ernst ist die Lage in Brisbane; zwei große Brücken sind durch die Fluten fortgerissen, in der Hauptstraße steht das Wasser 20 Fuß hoch.
* Petersburg, 7. Febr. Die in zahlreichen Gouvernements herrschende Hungersnot ist im Wachsen begriffen.
* Eine W o lisg eschichte aus Serbien. Aus Belgrad wird geschrieben: Durch eigenen Leichtsinn wurde vor einigen Tagen ein Pope von Wölfen aufgefressen. Der Pfarrer eines Dorfes in der Nähe des Städtchens Svilajnay fuhr mit seinem jungen Dienstknecht des Weges, als am Hellen Tage, nicht mehr weit von der Stadt, ein Rudel Wölfe aus einem neben der Straße sich hinziehenden Buschwalde hervorbrach und die Reisenden angriff. Durch zwei Schüsse aus dem mitgenommenen Gewehr streckte der Pope den vordersten Wolf tot nieder, worauf die andern Wölfe sich in den Wald flüchteten. Der Pope
wollte nun den getöteten Wolf mitnehmen, ließ halten, stieg mit seinem Knechte ab und sie holten den nur 20 Schritte vom Wagen liegenden toten Wolf. Das Gewehr ließ der Pope im Wagen zurück. Als die beiden Männer den Wolf in den Wagen hineinwarfen, erschracken die Pferde, ohnehin scheu geworden durch den Angriff der Wölfe und das Schießen, und rissen aus, eilends der Stadt zurennend. „Lauf Bursche, hole die Pferde ein, sonst sind wir verloren", schrie der bejahrte Pope seinem Dienstknecht zu; dieser ein junger kräftiger Mann eilte in gewaltigen Sprüngen den Pferden nach, konnte aber erst nach längerem Lauf, dicht vor den Häusern von Svilajnay das Gesährt eiuholen; er kehrte rasch um; als er aber an die Stelle kam, wo er seinen Herrn verlassen, fand er nichts mehr vor als die Stiefel, in denen noch die Beine steckten, die zerfetzten Kleider und den langen grauen Bart des Popen, der buchstäblich von den Wölfen aufgefressen worden war.
* Konstantinopel, 6. Febr. Mit Genehmigung des Sultans hat die Unterzeichnung des zwischen der Pforte und der von dem Bankdirektor Kaula vertretenen deutschen Gruppe vereinbarten Verträge statigefunden, durch welche deutschen Unternehmern die Konzession zum Bau der Bahnlinie Angora-Cässarea und eine Anschluß- Bahn von Konia an die Angoralinie erteilt wird.
* Barcelona, 6. Febr. Nach Schluß des Meetings der Studierenden zur Förderung der Erbauung einer protestantischen Kapelle in Madrid griff ein von einer Frau angeführter Haufen von Anarchisten die Polizei an und feuerte auf dieselbe. Zwei Polizisten wurden leicht verwundet. Die Gensdarmerie stellte die Ruhe her. Sechs Verhaftungen.
* Washington, 6. Febr. Der Staatssekretär des Auswärtigen erhielt ein vom 18. Januar datiertes Telegramm des Ministerpräsidenten in Hawaii, wonach sämtliche diplomatische Vertreter der auswärtigen Mächte die neue Regierung/in Hawaii anerkannten.
* Melbourne, 6. Februar. Nach einer Meldung des Bureau Reuter fanden Ueberschwemmungen im Distrikt Brisbane (Queensland) statt, bei denen in der Stadt Ipswich zahlreiche Gebäude beschädigt oder weggeschwemmt wurden. Bis jetzt sind 22 Tote bekannt; man befürchtet jedoch, daß sie Zahl der Opfer größer sein wird. Die Bevölkerung flüchtet an hoch- gelegene Orte.
Landwirtschaftliches.
* Vom Lande, 8. Febr. In der ersten Nummer des „Wochenblatts für Landwirtschaft" findet sich ein Aufsatz über die künstliche Düngung der Obstbäume, der besonders nach den Frostschäden der letzten Wochen des Lesens zweimal wert ist und dessen erprobte Ratschläge gewiß alle Beachtung verdienen. Doch nicht nur an der richtigen Düngung der Obstbäume fehlt es häufig, sondern ihre Pflege im allgemeinen wird oft vernachlässigt. Nicht nur ohne Dung bleiben diese so wichtigen Pflanzen oft Jahre lang, sondern Jahrzehnte lang vermissen sie meist auch jede andere Pflege. Wenn in jeder Gemeinde, in welcher der Obstbau von Belang ist, ein Baumwart angestellt wäre, der zunächst die etwaige Gemeindeobstanlagen zu wirklichen Musteranlagen machte und sodann
Einige auf den Feldern arbeitende Bauern sagten aus, er wäre vor einer Viertelstunde an ihnen vorübergejagt.
Kurz vor dem zwei Stunden von Felsberg entfernten Sternberg rief der Reitknecht in den Fonds des Wagens;
„Herr Sanitätsrat, wenn ich michnichttäusche, ist dort unser jungerHerr."
Augenblicklich ließ Bronnig halten.
Der Bursche hätte recht gehabt, wenn er sich zu täuschen glaubte; der Reiter, welcher sich jetzt in langsamster Gangart näherte, war nicht mehr der bisherige Kurt von Felsberg. Zusammengeknickt saß er ans seinem treuen Tiere; ohne Zügelführung lief dasselbe die Straße zurück.
Er bemerkte den Doktor nicht, der an das Pferd trat und dieses durch einen Zügelgriff zum Stehen brachte.
„Graf Kurt — erwachen Sie doch!"
Jetzt zuckte der junge Graf zusammen.
„Ach, Sie Herr Doktor!" machte er, mühsam lächelnd. „Sie wollen zu Sabine; sie ist wohl und munter im „Stern" zu Sternburg. Aber nach Felsberg will sie nicht mehr — hören Sie — nie mehr! Auch verkaufen läßt sie sich nimmer."
Er sagte mit ruhiger Bitterkeit diese Worte.
Der Doktor biß sich auf die Lippen; er verspürte den Einfluß Ferinas aus Sabine.
„Sie sind schwer getroffen, Kurt," sagte Bronnig; „aber ich hoffe. Ihnen noch heute Sabine zurückzubringen. WollenMe nicht mitfahren ? Johann kann Ihr Pferd nach Felsberg reiten! ich kutschiere."
Der junge Herr schüttelte den Kopf.
„Nein; ich möchte zu meiner Mutter zurück. Versuchen Sie immerhin Ihr Glück; ich habe — nichts erreicht. Aber ich bin vollkommen ruhig — nun, da ich alles weiß. Nur der Schreck und die Aufregung liegen mir noch in den Gliedern."
Handel ««d Verkehr.
* Pfalzgrafenweiler,5. Febr. Gestern und heute wurden hier aus unseren Staatswaldungen 143 200 Stück Stangen aller Klassen verkauft. Ausgebot 12000 Mk. Erlöse für Derbstangen 1. Kl. 1 Mk. 08 Pf. oder 135 °/». Für Hopfenstangen 1. Kl. wurde ebenfalls namhaft über den Revierpreis erlöst. Reisstangen 2.W. und Floßwteden wurden dagegen zu 9°/o an einen Elsäßer Händler verkauft. Brennholz wurden 1240 Raummeter verkauft. Der Erlös betrug 92°/g der allerdings hohen Revierpreise. 350 Rm. Papierholzrollen (2 Meter Länge) wurden pro Rm. zu 6, 5—6, 9 Mk. verkauft. (Schw. B.)
* Stuttgart, 6. Febr. (Landesprodukten-
Börse). Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz ca. 25 000 Ztr. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayr. Mk. 17.75 bis 18, rumän. Mk. 17.25 bis 18, serb. Mk. 17.40 bis 17.60, Kernen Mk. 17.50 bis 17.90, Gerste, ungar. prima Mk. 19.70, Ungar. Mk. 17.75 bis 18.50, Haber, Ausstich Mk. 15, dtv. Mk. 14.10 bis 14.80 Mais Mk. 13.25, ne«
Mark 13. Mehlpreise Pr 100 Kilogr. iukl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 per 100 Kilo je nach Qualität.
* Bietigheim, 3. Febr. Am Viehmarkt, dem 1200 Stück, meist Ochsen und Stiere, namentlich viele fette Wart, zugetrieben wurden, waren viele fremde Händler anwesend. Dieselben kauften insbesondere fette Ochsen, weshalb für diese ein bedeutender Preisaufschlag eintrat, auch Milchkühe fanden Liebhaber zu erhöhten Preisen.
(Ein rühriger Wirt.) „Geh', weck'
den Gast von Nummer 7!" Hausknecht: „Ich soll ihn erst in zwei Stunden wecken." — „Unsinn, weck' ihn. Solang' er schläft, verzehr: er nix!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, AUensterg.
Der Doktor betrachtete nachdenklich das glanzlose Auge des jungen Mannes; es gefiel ihm gar nicht. Allein er hoffte, sofort mit Sabine zurückkehren zu können, und dann mußte sich alles zum Guten wenden.
„Gut; reiten Sie denn heim, Kurt," sagte der Sanitätsrat in scheinbar sorglosem Tone scherzend; „ich eile ^indessen zu Sabine. Bereiten Sie uns einen frohen Willkomm; ich hoffe daraus."
Er reichte ihm die Hand hinauf und drückte herzlich die des jungen Grafen.
„Auf Wiedersehen bis dahin — und den Kopf aufrecht!"
Kurt lächelte leicht. „Auf Wiedersehen, Doktor."
Er gab dem Pferde einen leichten Schlag und ritt in etwas beschleunigterer Gangart als vorhin weiter.
Was wollte der Doktor noch in Sternburg? Sabine hatte ihn forlgeschickt, ohne Hoffnung. Und doch wollte er sie zu seinem Weibe machen, liebte sie mehr als sein Leben. Nein, jede Hoffnung war dahin.
Ohne Zögern war Bronnig wieder eingestiegen. Bald fuhr er durch die holperigen Gassen Steinburgs und in den Hofraum des Stern-Gasthauses.
Als er ausstieg, verschwand oben das Gesicht Stanislaus Ferinas erschrocken vom Fenster.
Den Doktor hatte er so schnell nicht erwartet. Aber was war zu thun? Gern hätte er seine Tochter vor ihm verborgen; doch dazu war es zu spät.
Sabine lag auf dem Bette und war kaum erst zur Besinnung gekommen.
So blieb ihm nichts übrig, als vorerst für seine Person zu verschwinden. Nach dem Vorhergegangenen durfte er doch bestimmt erwarten, daß Sabine auch den Doktor abwies. Und dann kam seine Zeit.
(Fortsetzung folgt.)