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Donnerstag den 9. Jebr.

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893.

Amtliches.

Am Freitag den 10. März d. I. wird in Hall die jährliche Staats-Prämierung für ausgezeichnetes Schafvieh vorgenommen. Es sind zusammen 16 Preise mit 960 Mk. ausgesetzt. Näheres ist aus der diesbezügl. Bekanntmachung imStaals-Anz." Nr. 32 (Beilage) ersichtlich.

Gestorben: Buchdruckereibesitzer Unterzuber, Welz­heim; G. Weller sen., Welzheim; Kaufmann Horn, Stutt­gart; Bahnhoskassier Fischer. Friedrichshafen.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 3. Febr. Der schleunige An­trag Werner betr. die Einstellung des Straf­verfahrens gegen Ahlwardt für die Dauer der laufenden Session wird nach wenigen begründen­den Worten des Antragstellers angenowmen. Zum Etat des Reichsamts des Innern erklärt Bebel, die Sozialdemokraten geben keine Ge. mälde vom Zukunstsstaat mehr, weil sie keine W »Pisten mehr seien, sondern praktische Männer. Tie bürgerliche Gesellschaft müsse sich erst über­leben, ehe eine andere, bessere Gesellschaft an ih-e Stelle treten könne. Die Entwicklung der Bourgeoisie bereite selbst ihren Untergang vor. v. Stumm (Reichsp.) hebt hervor, Bebel habe auch heute nicht erklärt, wie zukünftig Produk­tion und Konsumtion geregelt werden sollen. L-e Sozialdemokraten- Hütten bisher für die Arbeiter nichts geihan, sondern nur deren Un­zufriedenheit geweckt. Bachem (Zemr.) be­tont, die Sozialdemokraten hätten alle Gesetze, w lche alle im Jm eressc derArbeiter erlassen worden feien, abgelehnt. Wenn die vom Zentrum inau­gurierte Sozialpolitik Erfolg haben würde, würde die Sozialdemokratie verschwinden. Der Sozialdemokratie gehöre die unbesonnene Jugend, I -.er Partei die denkenden Arbeiter. Er fürchtete daher nichrs wegen der Entwicklung der Zu­kunft. Weiterberatung Samstag 1 Uhr.

* Berlin, 4. Febr. Zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern. Richter: Allgemeine Notstandsdebatien, wie sie die So­zialdemokraten im Reichsrage angeregt hätten, feien ebenso zwecklos, wie Agrardebatten im Landtage, weil in beiden Fällen praktische Vor­schläge, denen die Reichs oder Siaalsregierung näher treten könne, vermißt würden. Die jetzige Notlage sei hauptsächlich die Folge mehrerer ungünstiger Ernten, die durch die letzte günstige Ernte noch nicht ausgeglichen seien. Der sozial­demokratische Staat, der mit denselben Verhält­nissen rechnen müsse, könne ihre Folgen auch nicht ausheben. Die Versammlungen der Arbeits­losen würden hauptsächlich von Saisonarbeitern besuch!, dienten lediglich zu agitatorischen Zwecken und seien zur Beurteilung der Lage nicht maß­gebend, der jetzige Militärstaat mit seiner eisernen Disziplin ist dem sozialistischen Zwangstaat weit vorzuziehen. Ihre Anhänger mögen an Zahl zunehmen, aber in demselben Platze, wie sie sich auf Enthüllung Ihrer Zukunflspläne einlassen, werden sie sich von Ihnen abwenden; daher Ihre Zurückhaltung. Wer weiß, w!e sich Ihr Mauserungsprozeß noch weitergestalten wird? Redner verteidigt seine Zukunftsbilder, die nur be­weisen sollten, daß der Zukunftsstaat der mensch­lichen Natur widerspreche, was Redner näher Larlegt. Daß wir heute im Kampf gegen die Versuche des Rückschritts so wenig Erfolge er­zielen, ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, Laß sie das liberale Bürgertum gespalten haben und daß wir zum Kampf gegen zwei Fronten genötigt sind. (Lebhafter Beifall.) Frohme führte aus, daß zwischen Kapital und Arbeit keine Interessengemeinschaft bestehen könne und

die Bestrebungen der Sozialdemokratie berechtigt seien. Statt die angebliche Unfreiheit im Zu­kunftsstaate zu schildern, möge Richter lieber die Sklaverei im jetzigen Staate näher ansehen. Eben weil diese nicht übertroffen Herden könne, werde die große Masse den sogenannten Sprung in's Dunkle gern mitmochen. Stöcker: Daß Richter den Notstand der Landwirtschaft mit dem einiger tausend Arbeitsloser auf gleiche Stufe stelle, beweisen, daß der Freisinn nur Vor­stufe der Sozialdemokratie sei. Die Notstands- debarte bedeute die Bankerotterklärung der So­zialdemokratie, die mit ihrem Latein zu Ende sei. Um so verwerflicher sei ihre demagogische Agitation, die auf Erstickung aller edlen Kräfte des Volkes ausgehe. Nach einigen Ausführungen der Abgg. Hitze und Leuschner wird die weitere Debatte auf Montag vertagt.

* Berlin, 6. Febr. Das Haus nimmt

debattelos den Antrag auf Einstellung des Strafverfahrens gegen den Abg. v. Münch an. Bei der fortgesetzten Beratung des Etats des Innern führt Bebel (Soz.) aus: Die Sozial­demokraten geben den Kampf nicht auf. Für sie ist es maßgebend, wie die Arbeiter denken. Wer schließlich moralischer Sieger sein werde, werden die nächsten Wahlen beweisen. Die Sozialdemokraten haben sich nie eingebildet, die besitzenden Klaffen überzeugen zu können. Wenn die Bestrebungen der Sozialdemokraten wider­sinnig wären, würden sie sich selbst schnell ab­nützen. Wenn, wie Stöcker sagt, die Massen unwissend seien, so sei das der Erfolg der Er­ziehung durch die Bourgeoisie. Das bischen Sozialreform sei nur der Furcht vor der Sozial­demokratie zu verdanken. Ebenso sei die fünf­jährige Wahlfrist aus Furcht vor der Sozial­demokratie eingesührt worden. Er habe be­stimmte Anträge genug gestellt, beispielsweise: Aufhebung der Zölle, Aufhebung zahlreicher Privilegien, Einführung der Milizverfassung. Die Gegner können nicht einmal sagen, was sie in 5 Jahren thun werden, aber von den Sozial­demokraten verlange man einen fertigen Plan für ewige Zellen. Der Uebergang zu der neuen Gesellschaftsordnung werde sich, wenn die Ver­hältnisse genügend entwickelt seien, so rasch voll­ziehen, wie in Frankreich, als Napoleon ab­danken mußte. (Schluß folgt.)

Laudesuachrichtell.

* Alten steig, 8. Febr. Wir wir zuver­lässig vernehmen, hat das Hochwasser der Waldach die Eisenbahnbrücke bei der Sägmühle von Mn gier und Banhel in Nagold unterspült. Da die Fundamente derselben nicht tief genug angelegt sein sollen, ist jetzt d:e Anbringung von Spundmaucrn notwendig geworden. Bis zu deren Fertigstellung dürfen die Züge nur unter Beobachtung von Vorsicht die Brücke passieren. Nach den Anträgen der K. Generol- direktion der Staatseisenbahncn bei dem K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ist in Bezug auf den Sommerfahrplan aus der Linie AltensteigNagold keine Aenderung be­antragt.

* Alten steig, 8. Febr. Ein bedauerlicher Unfall ist dem Bauern Joh. Gg. Braun in Hofft et t zugestoßen. Derselbe wollte gestern nachm, in seiner Scheuer einen hochgeladenen Heuwagen m>t dem Wiesbaum spannen, als er anzog, brach der Wiesbaum ab und Braun stürzte rücklings vom Wagen auf den Scheucrboden. Bewußtlos brachte man Braun ins Bett. Heute ist das Bewußtsein bet demselben zwar zurückgekehrr

aber der Mann klagt über große Schmerzen im Rücken; allem nach scheint das Rückgrat verletzt worden zu sein.

* Freudenstadt, 6. Febr. Daß auch in unserer, als Luftkurort bekannten Stadtgemeinde der Rufmehr Licht" Anklang findet, zeugt davon, daß der Gewerbevercin, dessen Vorstand Stadtschultheiß Harrranst ist, zu einem «m nächsten Samstag imAdler" stattfindenden Vortrag des Oberingenieurs Cox, Direktor der elektrotechnischen Fabrik m Cannstatt, ein- ladet, den der letztere über elektrische Beleuch­tung und Kraftübertragung mit Experimenten hält. In Verbtnduug damit findet eine elek­trische Probebeleuchtung der Straße vomAdler" bis zum Oberamtsgebäude statt. Die hiezu er­forderliche Kraft liefert das in der Nähe des Gasthofs zumAdler" befindliche Dampfsäge­werk von Bernhardt und Bauder.

* Stuttgart, 6. Febr. Von all den Aeußerungen in Wort und Schrift, welche die Schrempsschen Vorträge im Gefolge gehabt haben, ist noch keine so scharf auf den Kernpunkt der Sache, die Haltung der Oberkirchenbehörde gegenüber von Geistlichen, welche die evangelische Ordnung und was damit zusammenhängt nicht vertreten, losge­gangen und hat das Vorgehen dieser Behörde so rückhalt­los gutgeheißen, als der heute von dem bekannten Hof­prediger Dr. Braun überGewissensfreiheit und kirchliche Ordnung" gehaltene Vortrag. Der Redner sprach es klipp und klar aus, ein Geistlicher, der trotz aller Unvollkommen- heil und weiteren Entwicklungsbedürfkigkeit nicht in der evang. Wahrheit lebt und webt, und so dem Gemeinde­leben nicht einen genügenden Stützpunkt bietet, der ferner dis eingegangene Verpflichtung abgelehnt, oder die Ver­pflichtung übernimmt und hernach gegen sie handelt, in­dem er die evang. Wahrheit und die mit ihr zusammen­hängenden kirchlichen Ordnungen nicht vertritt, sondern ver­wirft oder gar angreist, ein solcher Mann kann wohl ein durch­aus ehrenwerter Mann vom größten sittlichen Ernst sein, er kann ein exemplarischer Protestant und in seiner Art ein interessanter Typus protestantischer Gewissensfreiheit und Gewissensarbelt sein, aber daß er ein Diener der Kirche nicht mehr sein kann, ist selbstverständlich. Tritt er nicht freiwillig ab. so hat die Oberkirchenbehörde keine andere Wahl, als ihn seines Amtes zu entsetzen, nicht aus Härte oder Fanatismus, sondern um der Wahrhaftigkeit willen, die in seinem weiteren Wirken als evang. Geistlicher that- sächlich läge und die daraus entspringende furchtbare Un­ordnung in der Kirche zu hindern. Damit werde auch nicht die Gewissensfreiheit des Geistlichen gedrückt, es wird vielmehr Ernst gemacht mit dem evang. Grundsatz, daß der Geistliche für die Gemeinde da ist. die eines sicheren Führers bedarf.

* Stuttgart, 6. Febr. Das Neuvermählte Herzogspaar Albrecht von Württemberg ist heme mittag 12 Uhr 28 Min. mit dem Wiener Schnellzug hier eingetroffen. Es wurde am Bahnhof von S. M. dem König und dem Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar, sowie von den Angehörigen des herzoglichen Hofhaltes herzlich begrüßt. Der König geleitete die junge Herzogin am Arm nach dem Wagen. Die hohen Neuvermählten begaben sich unter den lebhaften Hochrufen einer überaus zahlreichen Menschen­menge nach dem Kronprinzenpalais. Das Pa­lais ist äußerst sinnig geschmückt. Heute nach­mittag findet große Hoftafel zu Ehren der Neuvermählten statt.

* Kuchen, 6. Februar. Ein langjähriger Wunsch der hies. Bürgerschaft hat greifbare Gestalt gewonnen; ein Darlehenskassenverein wurde gegründet. 75 Bürger traten sofort dem Verein bet und die Vorstandschaft und Kassier­stelle übernahmen der Gemerndepfleger und der Gemeindewundarzt, der auch Kassier der Württ. Landessparkaffe ist. Der Verein wird auch hier wie dies anderwärts der Fall ist, im Segen wirken.

* Ulm, 4. Febr. Gestern wurde auf der hiesigen Post eine falsche Fünfzigmarkrolle auf- gegeben. Dieselbe enthielt beim Oeffnen statt Fünfzigpfennigstücke nur Zehnpsennigstücke.

* (Verschiedenes.) Am Sonntag nacht