und vielgestaltiges, als daß es ihm möglich wäre auf alle Einzelheiten auch nur annähernd eingehen zu können in einem einzigen Vortrage, weshalb er sich darauf beschränken müsse, das zum Verständnis notwendigste über die elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung vorzutragen. Die Grundlage der Elektrizität seien die Ele­mente. Da diese aber häufig ersetzt werden müssen und ihre Anschaffung sehr kostspielig ist, eignen sie sich nicht zum Betrieb von Be­leuchtungs-Anlagen. Ganz unverhältnismäßig billiger stelle sich die elektrische Strom-Erzeug­ung vermittelst der Dynamomaschine, die durch Wasser- oder Dampfkraft in Thätigkett gesetzt wird. Die Erzeugung des elektrischen Lichts, seinen Effekt und seine verschiedenartige Anwend­ung erläuterte und veranschaulichte Redner mit Demonstrationen an Apparaten und den den Saal erleuchtenden Glühlichtecn. Auch eine Bogenlampe war vorhanden. Während das Glühlicht von 2 durch den elektr. Strom ins Glühen gebrachten feinen Kohlendrähten erzeugt wird, die in eine luftleere Glocke kommen, beruht das Bogenlicht auf dem lleberspringen elektr. Funken von 2 Kohlenstiften, in die der elektr. Strom ebenfalls geleitet wird. Dabei wird eine-Hitze erzeugt (4000 Grad 0.), welche einen Stahldraht alsbald zerstäubt. Nun ging der geehrte Herr zu seinem zweiten Thema, der elektrischen Kraftübertragung über. Zu derselben müssen verschiedene Maschinen vor­handen sein: 1) eine Maschine, welche die zu übertragende Kraft liefert (sei es ein Gas­motor, eine Dampfmaschine oder ein Wasserrad); 2) eine Dynamomaschine, welche die von der Kraftmaschine gelieferte Arbeit in den elektrischen Strom umsetzt und 3) eine Sekundär-Maschtne (Elektro-Motor), welche den Strom in Um­drehung versetzt und dadurch wieder die zum Betrieb erforderliche Kraft liefert. Doch nicht die volle Kraft der Arbeitsmaschine kann wieder zur Ausnützung verwendet werden, weil durch die Erwärmung der Leitungsdrähte, Reibung in den Lagern rc. Kraftverlust entsteht, der sich bis zu 25 und 30 pCt. steigert, je nach der Länge der Leitung und der Stärke der Drähte. Möglichst dünne Kupferdrühte sind zur Stromleit- ungvon Vorteil. Diegroßen elektr. Maschinen geben einen verhältnismäßig größeren Nutzeffekt als die kleinen. Eingehend verbreitete sich Redner auch über den Akkumulator, welcher den Zweck hat, den elektr. Strom zu regulieren, d. h. er nimmt die überschüssige Elektrizität in sich auf und giebt sie wieder ab, sobald es nötig ist. Da­durch wird nicht nur eine gleichmäßige Arbeits­leistung erzeugt, sondern es kann das von ihm gespeiste Licht durch die Elektrizitätsabgabe geraume Zeit weiterbrennen, wenn schon die Zuleitung des Stroms außer Funktion gesetzt ist, was in Werkstätten und Wirtschaften von großem Wert ist. Der Akkumulator ist also die Kraftausgleich- und Reservemaschine. Eine Drehbank des Drehers Gutekunst in Nagold war in Thätigkeit zu sehen; sie wurde von einem

aufgestellten Elektromotor in Bewegung gesetzt. Die zu den Demonstrationen nötige Kraft lieferte die Dampfmaschine der Brauerei zumHirsch". Die Vorzüge des Elektromotors schilderte Red­ner dahin, daß er entgegen einem Gasmotor nur den vierten oder fünften Teil koste, weniger Raum einnehme und sich nach der erforder­lichen Kraft selbstthätig reguliere. Selbst zum Wäschebügeln und Zigarrenanzünden läßt sich der elektrische Strom anwenden, was zu all­gemeiner Ueberraschung gezeigt wurde. Zum Schluß gab der Herr Redner Anhaltspunkte über die Kosten der Einrichtung der elektr. Beleuchtung. Dieselben stellen sich im Durch­schnitt pro Flamme inclusive allem Zubehör auf 26 bis 29 M. und die Beleuchtung komme den Kosten der Petroleumbeleuchtung annähernd gleich. Am billigsten stelle sich die Einrichtung, wenn sie gleich allgemein durchgeführt werden könne. Der populäre, reichhaltige und sehr lehrreiche Vortrag fand den lebhaftesten Beifall. Namens der Versammlung sprach sowohl Herr Stadtschultheiß Welker als auch Herr Gewerbe- veretnsvorstand Maier dem Herrn Oberingenieur den verbindlichsten Dank aus. Herr Kom­merzienrat Sannwald von Nagold hieß noch die Altensteiger in herzlicher Form willkommen und verband den Wunsch die beiden Nachbar­städte Nagold und Altensteig möchten nie anders als in fortschrittlichen Bestrebungen rivalisieren.

-o- Walddorf, 26. Jan. (Ergebnis der Schultheißenwahl.) Von 175 wahlberechtigten Männern haben 152 abgestimmt, darunter 2 weiße Zettel. Stimmen sielen auf Gemeinde­pfleger Walz 86, Oekonom Johannes Schüler 58, Oberamtsbaumwart Bihler 4 und Daniel Kon- rad Walz 2.

* Freudenstadt, 24. Jan. Ein bei einem hiesigen Geschäftsmann angestellter Ar­beiter erbrach seinem Kollegen, während derselbe sich im Bezirkskrankenhaus in Verpflegung be­fand, dessen im Schlafzimmer befindlichen Koffer und entwendete dessen nicht unbedeutende in barem Geld bestehenden Ersparnisse, die er zum größten Teil verjubelte. Derselbe wurde ver­haftet und sieht seiner Bestrafung entgegen.

(Schw. B.)

* Bei der Neuwahl zur Handels- und Ge­werbekammer Calw wurden folgende Herren gewählt: Herr Kommerzienrat Sannwald in Nagold mit 29 St., Hr. Fabrikant Commerell in Höfen mit 28 St., Hr. Bankier Haug in Freudenstadt mit 20 St., Hr. Emil Georgii, Kaufmann in Calw mit 19 St. Weitere Stim­men erhielten Karl Frey in Schwarzenberg und Emil Zöppritz in Calw. Abgestimmt haben 29 Wahlberechtigte.

» Stuttgart, 24. Jan. Da das apostolische Glau­bensbekenntnis neuerdings namentlich auch infolge der Schrempfschen Vorträge Gegenstand verschiedener Angriffe geworden ist, so fand sich heute Prälat Dr. v. Burk ver­anlaßt, darauf von seinem positiven Standpunkt aus zu erwidern. Er that dies vor einer Versammlung in der Liederhalle. Der Redner begann damit, zu erörtern, woher das Bekenntnis stamme. So wenig aber die Apostel die

Verfasser dieses ihren Namen tragenden Bekenntnisses sind, so wenig ist ein anderer Urheber desselben bekannt. ES ist mit diesem Bekenntnis gegangen wie mit einem andern Kleinod der christlichen Kirche, dem Sonntag, oder wie eS auf weltlichem Boden mit den Volksliedern geht. Mit dem 3. Artikel des Apostolikums:der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria" stehen wir vor dem eigentlichen Streitpunkt. Wenn wir zur bib­lischen Begründung dieses Artitels auf die ersten Kapitel des Matthäus und Lukas Hinweisen, so erwidert man, diese Berichte stehen untereinander selbst im Widerspruch und werden auch sonst durch das Neue Testament nicht bestätigt. Aber gesetztauch, es blieben solche Widersprüche, wäre deshalb die ganze Erzählung ins Reich der Fabel zu verweisen? Wenn Lessing, dem in dieser Hinsicht nie­mand Befangenheit vorwerfen wird, sagt:Die Auferstehung Christi kann ihre gute Richtigkeit haben, ob sich schon die Nachrichten der Evangelisten widersprechen", warum sollte das nicht auch in Betreff seiner wunderbaren Geburt gelten? Auch die sämtlichen übrigen Aussagendes apostolischen Bekenntnisses wußte der Redner biblisch zu begründen und erklärte sie von Wert für den Glauben. Die Vorwürfe gegen dieselben beziehen sich aber nicht bloß auf das, was das Bekenntnis sagt, sondern auch auf das, was es nicht sagt. Jede Zeittheologie möchte im Bekenntnis die Ge­danken, welche sie bewegen, wiedersinden. Wollte das Be­kenntnis diesem Verlangen entsprechen, so würde es selbst in die Veränderungen der Zeitanschauungen hineingezogen und verlöre die Berechtigung, ein Bekenntnis für die Kirche aller Zeiten zu sein.

* Stuttgart, 24. Jan. Nachdem in der letzten Zeit mehrfach Klage beim Ministerium des Innern darüber geführt worden ist, daß der Verkehr durch die Aeste und Zweige der Bäume an den öffentlichen Straßen beeinträch­tigt und mitunter geradezu gehemmt wird, weist das Ministerium des Innern die untergebenen Oberämter an, dafür Sorge zu tragen, daß durch geeignete Ausästung dieser Bäume der­artige Störungen des öffentlichen Verkehrs ver­mieden werden.

* (Verschiedenes.) Einem bei der Hall­erde Mahlmühle der Kgl. Saline inSulz a. N. beschäftigten Arbeiter Namens Weißburger wurde eine Hand von den Walzen vollständig weg- geriffeu. Der Käser Willibald Jehle von Kronwinkel, Gde. Thannhetm, Vater von 4 unversorgten Kindern, wurde während eines heftigen Schneetreibens beim Einsteigen in den von Memmingen angekommenen Bahnzug von der Lokomotive des mit diesem kreuzenden Leut- kircher Zugs erfaßt und zu Boden geschleudert, wobei ihm die 5 Finger der einen Hand ab­geschnitten und mehrere Rippen eingedrückt wur­den. Auch trug er eine schwere Körperverletzung davon. Der Verunglückte starb des andern Tages. Ein 22jähriger Dreher Namens Ma­ger von Deißlingen hat im Laufe der letz­ten Tage eine wichtige bei Barometern sehr praktisch sich bewährende Erfindung gemacht und dieselbe beim Reichspatentamt in Berlin ange­meldet. Folgendes Stückchen wird aus dem Bottwarthal berichtet. Ein mehr mit Kin­dern als mit Glücksgütern gesegneter Bauer im Bottwarthal wurde letzter Tage mit Zwillingen beschenkt. Da er wußte, daß ein anderer Bauer des Orts, der im Gegenteil mit vielen Glücks­gütern gesegnet war, ohne auch nur ein Kind zu besitzen, schon längst den Wunsch nach einem Kind event. auch nach einem Adoptivkind ge-

desjenigen ihrer jungen Herrin, aber sie hatte in der Nacht nichts Auf­fälliges gehört.

Dr. Bronnig pochte noch einmal laut an die Thür; es kam keine Antwort. Er faßte nach dem Drücker, entschlossen, sich Gewißheit zu verschaffen. Zwar war Kurt zugegen, dem er gern jeden etwaigen schlimmen Anblick erspart hätte; allein der aufs höchste erregte junge Mann war ja doch durch kein Mittel weg zu bringen.

Die Thür war verschlossen. Der Schlüssel steckte außen.

Wie es bei derlei Fällen häufig geschieht, hatte bis jetzt niemand diesen Umstand in der allgemeinen Erregung bemerkt.

Nachdem Bronnig den Schlüssel rasch umgedreht, öffnete er die Thür und trat ins Zimmer. Dasselbe war leer.

Bronnig zwang sich zu einem Lachen.

Welche unnütze Angst!" rief er.Unser Sabinchen ist wieder munter und hat wahrscheinlich einen frühen Ausflug ohne uns gemacht. Da haben wir die ganze Erklärung."

Enttäuscht blickten die Gräfin und das Kammermädchen drein.

Nur Kurt wurde noch um eine Nuance blässer; die erregte Situation bis zum Eintritt in das Zimmer hatte seine Nerven aufs äußerste gespannt.^.

Er machte emeu Schritt nach dem Schreibtisch; ein dort liegender Brief in farbigem Umschlag war ihm ausgefallen. Er las die Aufschrift: An Kurt Graf von Felsberg" und stieß einen schwachen Ruf des Schreckens aus. Erst hielt er den kleinen Brief mit zuckenden Fingern vor sich und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

Der Doktor trat rasch an seine Seite; auch er hatte den Brief gesehen.

Allmächtiger!" stieß er hervor.Das ist der Anfang eines Dramas, Kurt," rief er laut und dringlich,legen Sie diesen Brief nieder; er ist nicht für Sie bestimmt."

Er versuchte, dem jungen Mann das Papier zu entreißen.

Aber Kurt stieß ihn fast rauh beiseite und riß den Brief auf; es waren die lieben Schriftzüge Sabinens.

Unfähig, etwas zu thun, und sprachlos vor Schreck betrachteten der Doktor und die Gräfin den jungen Mann.

Die Augen Kurts schienen sich beim Lesen zu vergrößern; es zuckte um den festgeschlossenen Mund nun mußte er doch wohl am Ende sein.

(Fortsetzung folgt.)

Freue.

Ich hatte eine Mutter.

Die beste, die es gab.

Ich Habs nicht recht gefühlet, Bevor sie sank ins Grab.

Und einen Vater hatt' ich, Wie edel und wie gut!

Auch ihn mußt ich begraben. Trotz heißer Thränenflut.

Wie war ich doch so glücklich Vor diesem Doppelleid.

Mir ist, ich Hab des Glückes Mich nicht genug gefreut.

Du ruiest sel'ge Tage Vergebens dir zurück.

Bleib aber Vater, Mutter Getreu nach Sinn und Geist, Und du erfährst, wie Treue Dir sichere Pfade weist.

Wie, die dich liebten, stritten So kämps' und streb' auch du, Erinn'rung an die Teuren Spricht Mut und Trost dir zu."

Wohl wein ich oft noch bitter Ob der Erinn'rung Schmerz, Doch hat der Schmerz geboren Mir ein zufrieden Herz.

Es kamen schwere Tage, Wie fühlt ich mich allein Man kann ja unter Vielen Einsam, verlassen sein.

ES kann nicht wiederkehren DaS reine Kinderglück,

A ä t s e k.

Gröstes Grausen wirkt mein Anfang. Und mein Ende größte Lust,

Und mein Ganzes ist ein Kunstwerk Jedem Maler wohl bewustt.

Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nr.

KZ

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