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Rotlauf der Schweine günstige Erfolge. Die Kosten dieser vorzunehmenden umfangreichen Versuche, ebenso die Kosten für etwaige Verluste an Tieren, sollen vom Staat getragen werden.

* Ulm, 18. Jan. Heute wurden durch die Schutzmannschaft den Armen hiesiger Stadt 500 Karten zur unentgeltlichen Empfangnahme von Holz in der städtischen Armenbeschäftigungs­anstalt zugestellt. Diese Gabe kam bei der ent­setzlichen Kälte in vergangener Nacht hatten wir 21 ° L. sehr gelegen. In heutiger Ge- meinderatsfitzung wurde sodann weiter be­schlossen, Holz, Coaks und Torf zu ermäßigten Preisen an die Armen abzugeben.

* Ulm , 20. Jan. In der Ulmergasse brach gestern abend ein Mann infolge Ausgleitens einen Fuß. Auch gestern glitt eine Person auf dem Trottoir aus und brach ebenfalls einen Fuß. Die Angehörigen des Verletzten machen nun Ansprüche an den betreffenden Hausvater, der sein Trottoir ungenügend bestreut habe und wollen im Prozeßwege Vorgehen.

* Ulm, 21. Jan. Man macht sich nicht leicht eine Vorstellung von den großen Schwierig­keiten, welche sich dem Eisenvahnbetrieb während der letzten 8 Tage entgegengestellt haben, von den Mühseligkeiten und Gefahren, denen das Personal, hauptsächlich die Lokomotivführer aus­gesetzt waren. Bei den vielen Brüchen an Heizungsschläuchen und Röhren war auf den Hauptstationen oft Mangel an Wagen, die Kuppel­ungen konnten nur, nachdem sie durch Pechfackeln erwärmt waren, gelöst werden, auf den Maschinen gefror alles zusammen, dazu Bandagenbrüche in Menge. Man muß nur staunen, daß sich keine ernsten Unfälle ereignet haben.

* (Verschiedenes.) In Hofe »(Cann­statt) erstickte der Gemeinderat Treiber im dicht abgeschlossenen Keller. Er chatte dort behufs Aufwärmung ein Kohlenfeuer gemacht, das ihm durch Gasausdünstung den Tod brachte. In Bondorf, OA. Herrenberg, brannte eine einzeln stehende, dem resignierten Schultheißen Schäfer gehörige Scheuer vollständig ab.

* Der Großherzog von Baden hat in der Erwiderung eines Glückwunschschreibens an das Präsidium des badischen Militärverbandes eine Kundgebung gerichtet, die als das wesentliche der militärischen Schule die Selbstlosigkeit be­zeichnet und es als eine der größten Aufgaben der Militärvereine bezeichnet, diese Tugend in das bürgerliche Leben zu übertragen. Zugleich könnten die Militärvereine einen vorbildlichen Einfluß in bezug auf die Pflege von Nüchtern­heit und Genügsamkeit ausüben, wenn sie das Beispiel der Einfachheit und weisen Sparsam­keit darstelleu.

* Mannheim, 20. Jan. DerLandes­zeitung" zufolge wurde der Sozialist Süßkind verhaftet. Die Verhaftung scheint im Zu­sammenhang mit der Angelegenheit des So­zialisten Hänsler zu stehen, welcher Gelder unterschlug.

* Nürnberg, 19. Jan. Die Sozialdemo­kraten verlangen in ihrem Organe die Einbe­rufung der Gemeindevertretung zu einer außer­ordentlichen Sitzung behufs Bewilligung von 100000 Mk. zur Linderung des Notstandes.

* Berlin, 20. Jan. Einer Meldung der Deutschen Warte" zufolge errichtet die Firma Löwe eine Waffenfabrik in Spanien. Die spanische Infanterie erhält das belgische Mauser­gewehr Ll/89.

* Potsdam, 21. Januar. Vorige Nacht sind 4 Handwerksburschen, die in einer Scheuer übernachteten, erfroren.

* Halle, 20. Jan. In der Irrenanstalt Nietleben kamen drei weitere Todesfälle im Laufe der Nacht vor. Bei einer Neuerkrankung ist Choleradiagnose gestellt. Bisher insgesamt 18 Todesfälle.

* Halle, 21. Jan. DerHalle'schen Ztg." zufolge ergab die Untersuchung Kochs, daß das Saalewasser unterhalb Nietlebens als verdächtig anzusehen ist. Die Verordnung, wonach alle Zureisenden innerhalb 12 Stunden sich melden müssen, ist hier wieder in Anwendung gebracht.

* Kassel, 21. Jan. Auf der thüringischen Bahnstrecke sitzen mehrere Pecsonenzüge im Schnee fest.

* Bochum, 19. Jan. Aus verläßlicher Quelle verlautet, daß die Regierungsorgane auf die Zechenverwaltungen einwirken, damit diese die jetzt abgekehrten Bergleute, die nicht als Wortführer im Streik oder sonstwie direkt kompromittiert sind, zum I. Februar wieder einstellen. Es besteht Aussicht,"daß diese Be­strebungen Erfolg haben.

* Bochum, 20. Jan. Vorgestern abend wurden auf der Bahnstrecke Herne-Bochum drei Dynamitpatronen niedergelegt, wodurch ein Güterzug gefährdet wurde. Die Explosion war durch den starken Frost sehr geschwächt; nur eine Schiene wurde verbogen. Für Ermittlung des Thäters sind 500 Mk. ausgesetzt.

* Wien, 19. Januar. Die bevorsteh nde Vermählungsfeter der Erzherzogin Margarete Sofie mit dem Herzog Albrecht von Württem­berg drängt gegenwärtig in Wien alle übcigen Dinge in den Hintergrund. Die Erzherzogin er­freut sich nicht nur in der kaiserlichen Familie allseitiger Beliebheit, sondern auch jedermann, der m t ihr in Berührung kam, zollt ihr die größte Hochachtung und rühmt ihre Herzens­güte und ihren Seelenadel. Dynastie und Volk sehen mit freudigen Herzen den nahenden Fest­tagen entgegen und bieten alles auf, was nur zur Verherrlichung derselben beitragen kann. Der Kaiser von Oesterreich hat den erlauchten Bräutigam durch Verleihung des Goldenen Vließes, des höchsten österreichischen Orden aus­gezeichnet. Der König und die Königin von Württemberg treffen, wie nun endgültig festge­stellt ist, Sonntag um 11 Uhr in Wien ein.

* Wien, 20. Jan. Die Nachricht, daß

Fürst Ferdinand von Bulgarien sich E tzer Prinzessin Helene von Orleans z« verloben ge­denke, war bekanntlich bulgartscherseits offisiös für unrichtig erklärt worden, wird indessen von den Wiener Blättern mit großer Bestimmtheit als richtig aufrechterhalten, mit dem Htnzu- fügen, die Vermählung werde der Verlobung baldigst Nachfolgen.

* Preßburg, 21. Jan. Im Herbst sollen in der hiesigen Umgegend große Manöver von fünf Armeekorps stattfinden. Denselben wird dem Vernehmen nach auch der deutsche Kaiser beiwohnen.

'Bern, 20. Jan. Der aus Frankreich ausgewiesene Berichterstatter desBudapestt Hirlop", Szekely, wurde bei seiner Ankunft auf dem schweizerischen Gebiet zu Delsberg vom Redakteur des dortigen BlattesDemokrat" be­grüßt. Szekely hielt diesem gegenüber seine Behauptung ganz bestimmt aufrecht, daß der russische Botschafter Baron Mohrenheim 509 000 Frcs. Panamageld erhalten habe! Von Dels­berg schickte er an den Minister Ribot einen telegraphischen Einspruch gegen seine ungerechte gewaltsame Ausweisung.

* Zürich, 19. Januar. J i Zermatt hat gestern ein Engländer, trotz der außerordentlichen Kälte mit den 2 Führern Gabriel und Joseph Taugwalder das 4200 Meter hohe Rimpstsch- horn glücklich bestiegen. Die Aussicht soll bei der klaren Winterluft eine unvergleichlich schöne gewesen sein.

* Rom, 19. Jan. In dem heutigen Kon­sistorium wurde der Papst mir lebhaften Zu­rufen:Es lebe der Papst-König!" begrüßt.

* Paris, 21. Jan. Die Panamakommissto» vernahm Andrieux. Derselbe erklärte: Im Jahr 1887 zahlte Rouvier 100000 Francs an die Laterne, um den Angriffen derselben Ein­halt zu thun. 80 000 Francs seien Rouvter hiezu vom Ministerrate aus geheimen Fonds verwilligt worden. Morgen vernimmt die Kom­mission Clemenceau.

* Aus der Rede des Verteidigers von Lesseps, des Advokaten Barbonr. beim Panamaprozeß seien im folgenden einige Stellen hervorgehoben:Die Größe des zu erreichenden war die Triebfeder von Lesseps Handlungen. Auch die Kosten des Suezkanals wurden auf 200 Millionen geschätzt, und das Werk hat 450 Millionen gekostet. Nicht der Wüstensand war Suez' schlimmster Feind, sondern Palmerston, und so wurde auch Panama durch die Jntriguen Amerikas bekämpft. Bei der Einweihung des Suezkanals, die vor den Fürsten Europas vor sich ging, wurde Leffeps Name mit dem unsterblichen Genuesen Columbus verglichen. Seit 1888 gehört Lesseps Namen der Geschichte an. Aber niemals sollte ihn die Nachwelt mit Columbus vergleichen können, der, nachdem er seinem König eine Welt gegeben, in Ketten schmachten mußte. Unser Land wird weniger ungerecht sein und weniger undankbar. Aach bei der Emission der Suezgesellschaft wurden von 800000 Aktien nur 60 000 gezeichnet. Als Lesseps nach Panama reiste, setzte er sich und seine Familie dem mörderischen Klima aus. Unbeschreiblicher Jubel empfing ihn; seine Briefe an seinen Sohn beweisen seinen Glauben an die Zukunft des Kanals. Seine Natur ist optimistisch, aber ein Leben »oll Kampf ist diesem Optimismus vorausgegangen. Uebertrieben sei es, wenn man von einem Zusammenbruch der Ersparnisse Frankreichs spricht. Frankreichs Ersparnisse betragen jähr-

wahrt Eurem Kinde den ungetrübten Frieden seiner Seele. Geht, geht! Und laßt mich leben; ich möchte noch zu gern leben das Sterben ist füchterlich. Und Ihr laßt mir doch keine andere Hoffnung mehr!"

Sie hatte in wahnsinniger Angst gesprochen und schaute nun flehend zu ihm auf.

Er sagte kein Wort, sondern war ihr nur behilflich beim Auf­stehen. Stanislaus Ferina hatte kein Gemüt, sonst hätte ihn das Flehen des armen Kindes rühren müssen; da, wo andere Menschen eine empfindende Seele besaßen, hatte er nur einen leeren Raum. Nur Habgier und rohe Leidenschaften beseelten seine Brust. Auch ein Vater­gefühl besaß er nicht und hatte er auch nie besessen. Die vor ihm in üneudlicher Seelenqual klagte, war ihm eigentlich vollkommen fremd; er fühlte nichts für sie. Sabine war ihm ein vortreffliches Mittel zur Befriedigung seiner Habsucht, weiter nichts. Deshalb bewegten ihn auch die Klagen nicht. Es zuckte verächtlich um seine Mundwinkel, ehe er die Lippen dennoch öffnete:

Was machst du für eine Aufheben, Sabine? Du wirst nicht verhungern, auch wenn du bei mir bist. Und wer weiß, vielleicht kommst du schneller wieder ins Schloß als du denkst."

Die irren Augen Sabinens schauten ihn fragend an.

Laß das nur meine Sorge sein," fuhr er fort;du hast dich um nichts zu kümmern. Bei mir bist du einstweilen gut aufgehoben; alles wird seinen ruhigen Gang gehen. An deiner Aufregung merkt man, daß du das Leben noch viel zu wenig kennst. Da geht's nicht immer nur glatt und gemütlich; das rüttelt einen tüchtig durcheinander. Aber wieder auf die Höhe zu kommen, das ist der Witz!"

Sabine verstand ihn nicht.

Was soll ich?" sagte sie gebrochen.Da habt Ihr mich"

Er pflanzte sich einen Schritt von ihr entfernt auf.

Geld das hast du also nicht?"

Nein!" gab sie kalt zur Antwort.

Der Mann vor ihr ekelte sie an in seiner Habsucht.

Stanislaus that einen kurzen Pfiff.

Na ja," sagte er, ich dachte mir's. Dazu bist du noch za zim­perlich! Macht auch nichts; sie sollen mir's selber anbieten."

Das letztere murmelte er nur undeutlich vor sich hin, indem er nach dem Schlosse einen höhnischen Blick warf.

Was denkst du, Sabine, das jetzt geschieht?"

Ich weiß es nicht," antwortete sie leise.Da habt Ihr mich, nehmt mich und Euer Anspruch ist befriedigt. Ich habe Abschied genommen von den Lieben oben für immer; ich sehe sie me wieder!"

Alle Wetter!" fuhr er auf.Doch nur brieflich? So, so! Na, das ist nicht gefährlich! Also gehen wir! Komm!"

Wohin bringt Ihr mich?" meinte Sabine.

Kaltblütig antwortete Stanislaus:

Dahin, wo ich wohne!; immer das Kind zum Vater."

Mit einem letzten Blicke nahm Sabine Abschied vom Schlöffe.

Im Parke war es ruhig; keiu Mensch trat den beiden in den Weg.

Nur die Frösche im Teiche fingen an zu schreien, vielleicht aus Aerger, daß sie das arme Menschenkind nicht als Genossin in ihr kaltes Reich erhielten.

Sabine folgte mechanisch dem voranschreitenden Artisten.

Er hatte versucht, mit ihr von gleichgiltigen Dingen zu sprechen; aber er bekam keine Antwort.

(Fortsetzung folgt.)

Auslösung des Rätsels in Nro. 9:

An Mut Anmut.