dernis noch rechtzeitig entdeckt und konnte den Zug, bevor ein Unglück geschah, noch zum Stehen bringen. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet und es wäre sehr zu wünschen, daß der gewissen­lose Frevler ermittelt werden könnte, damit er der gebührenden Strafe nicht entgeht.

* Alten steig, 20. Jan. Für Zwecke des Gustav-Adolf-Vereins gingen im Jahr 1892 im O.-A.-Bezirk Nagold 661 M. 72 Pf. ein. Die schöne Summe, welche dieser Tage an den Hauptverein eingesandl wurde, kam durch Kirchenopfer und freiwillige Beiträge zusammen.

-r. Berneck, 19. Jan. Heute wurde Simon Dengler von hier samt Familie durch eine schimme Nachricht in schmerzliche Trauer versetzt. Der Sohn Jak. Dengler, 18 Jahre alt, ein sehr geordneter junger Bursche, stand in einer Säg­mühle zu Dillstein in Baden in Arbeit. Ge­stern wurde derselbe von einem Treibriemen erfaßt und sofort getötet. Der Schmerz der Eltern ist ungeheuer; die Bedauernis und Teil­nahme der ganzen Gemeinde wird der so un­erwartet in tiefste Trauer versetzten Familie zu teil.

* Stuttgart. 17. Jan. Auch hier ist die Kälte enorm, wir hatten heute vormittag um 8 Uhr noch 21° R. Kälte. Die meisten Züge treffen mit bedeutenden Verspätungen ein. Der Orientexpreßzug von Paris kam schon mit großer Verspätung nach Bietigheim als ihm dort auch noch die Maschine eingefror, weshalb eine Hilssmaschine von Stuttgart nach Bietigheim gesandt werden mußte.

* Stuttgart, 17. Jan. Unter den ver­schiedenen Vorschlägen, welche der württ. Volks­schullehrerverein in einer Petition an die Mit­glieder beider Kammern zur Reform der Schul­gesetze gemacht hat, kommt besonders in Betracht die Umwandlung der Volksschule in eine allge­meine Elementar-Schule für 610jährige Kinder aller Stände und Volksklaffen. Vom 10. Lebens­jahr ab soll sie eine deutsche Schule für die­jenigen Kinder werden, die keine fremde Sprache erlernen. Die Schulpflichtigkeit soll vom 6. bis zum vollendeten 14. Lebensjahr währen. Statt der Sonntagsschule werde eine werktägige Fortbildungsschule eingerichtet, zu deren Besuch die Jünglinge bis zum vollendeten 17., die Jungfrauen bis zum 16. Jahre verpflichtet werden. Was die Ortsschulaufsicht anbelangt, so möge die 1891 geschaffene Ortsbehörde die örtliche Schulverwaltung weiter besorgen und auch der Lehrerkonvent fortbestehen. Einklasstge Schulen sollen aber in schultechnischer Hinsicht direkt unter dem Bezirksschulaufseher stehen, zwei- und mehrklasfige aber unter Oberlehrern und Schuldirektoren. Zu diesen letzteren Aemtern möchten tüchtigeVolksschullehrer oder Akademiker, die eine Schulinspektoratsprüfung bestanden haben, berufen werden. Der Bezirksschulinspektor

Kirchen- und Schulwesens mit Allerhöchster Ermächtigung angeordnet, daß der Tag des Geburtsfestes Seiner Majestät des deutschen Kaisers an den öffentlichen Schulen des Landes allgemein als schulfreier Tag zu behandeln ist.

* Stuttgart, 19. Jan. Dem Vernehmen nach wird morgen vorm. 11 Uhr die Stände­versammlung vertagt werden; dem Wiederzu- sammentritt wird bis anfang März entgegen­gesehen.

8.6.8. Stuttgart, 20. Jan. Telegr. Infolge Kuppelbruchs riß gestern abend die Ma­schine eines Güterzugs zwischen Bietigheim und Großsachsenheim, raste führerlos nach Mühl­acker, wo sie angehalten werden konnte. Dem abgekürzten Führer Gunzenhauser wurde der rechte Arm aus der Achselhöhle gerissen, der ihm in Bietigheim vollends abgetrennt worden ist. Der Heizer erhielt leichte Kopfwunden.

* Cannstatt, 17. Jan. Heute früh zeigte das Thermometer 2425° unter Null, eine seit Jahren nicht erreichte Kälte. Der Neckar ist nun mit Ausnahme weniger Stellen fest zu­gefroren, und hat die Eisdecke etwa eine Stärke von 6070 cm. Eis wird nur noch in geringer Menge gebrochen, da der größte Bedarf ge­deckt ist. Leider haben die nicht bezogenen Wein­berge Schaden genommen. Bei der großen Kälte leiden auch die Tiere Hunger; denn ge­stern nachmittag wurde ein schöner Fuchs durch Knaben auf einem Zimmerplatz innerhalb der Stadt gefangen, wohin ihn jedenfalls nur der Hunger treiben konnte.

* Aalen, 17. Januar. Der Totengräber Ignaz Bauer in Hohenstadt weilte vom Jahre 1854 bis 1865 in Amerika, nahm an dem Nordamerikantschen Bürgerkriege als freiwilliger Gemeiner teil und kehrte sodann in die alte Heimat zurück. Bauer, welcher seit jener Zeit einen gebrechlichen Fuß hatte, wendete sich, nachdem im Jahre 1890 das Pensionsgesetz für die mittellosen oder arbeitsunfähigen Teil­nehmer an jenem Kriege zu stände kam, an den amerikanischen Konsul in Stuttgart mit der Bitte um Zuwendung einer Pension. Durch dessen Vermittlung nun wurde ihm nach jäh­rigem Harren in den letzten Tagen vergangenen Jahres eine Pension von 12 Dollars pro Monat (ca. 50 Mk.) verwilligt und zwar zahlbar vom 25. Nov. 1890 an. Die Ausbezahlung erfolgt alle 3 Monate. Mit Bauer und seiner Familie freut sich die ganze Gemeinde dieser schönen Pension, welche ihm um so mehr zu gönnen ist, da er ein äußerst sparsamer, allgemein beliebter Mann ist.

* Saulgau, 18. Jan. Nach hier einge­troffener Depesche ist Reichstagsabgeordneter Stadtpfarrer Göser in Berlin gestorben.

* (Verschiedenes.) In Kirchheim a.N. wurde ein 83jähr. Mann, Namens Bader, im Rauch erstickt, in seiner Wohnung aufgefun­den. Ein Balken war, wahrscheinlich durch Ueberheizen des Ofens, in Brand geraten. In Unterreichenbach ist am letzten Sonn­

tag die umgebaute Ortskirche eingeweiht worden, welcher Akt sich zu einem erhebenden und lieb­lichen Feste gestaltete. InLiebenzell ist am 17. d., morgens um 3 Uhr in dem 2stock. Wohnhaus des I. D. Walz und des jung Joh. Fenchel ein Brand ausgebrochen, welcher das Gebäude in kurzer Zeit in Asche legte. Ein 18jähriges Dienstmädchen in Ulm entwendete seiner Herrschaft nach und nach etwa 70 M., für welche es sich Kleidungsstücke und Schmuck­gegenstände anschaffte. Als der Diebstahl ent­deckt wurde, cnlfloh das Mädchen und trieb sich bei der kalten Nacht im Freien herum. Halb erstarrt wurde es betroffen und festgenommen. In Eßlingen wurde ein Arbeiter, der das Bahngeleise überschreiten wollte, von dem heranbrausenden Zug überfahren und sofort ge­tötet. Der Bahnmeister H. in Friedrichs- Hafen blieb bei einem Ausgange im Schnee stecken trotz kolossaler Anstrengungen. Seine Hilferufe wurden erst gehört als er dem Er­frierungstode nahe war. Der Herr hat Hände und Füße schrecklich erfroren.

* Mannheim, 18. Jan. Das RheinetS Hai sich vergangene Nacht hier gestellt. Der ganze Rhein bildet, soweit das Auge reicht, eine mächtige Eisfläche.

'Nürnberg, 19. Jan. Die abnorme Kälte veranlaßt eine Bekanntmachung der Schul­kommission, wonach Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch zurückhalten können.

' Bayreuth. Eine junge Dame, die ein­zige Tochter eines Lehrers, hatte sich zu fest geschnürt und ging zum Ball. Im Garderoben­zimmer wollte sie die Ballschuhe anziehen, sie bückte sich und fühlte sich bald unwohl. Ohne getanzt zu haben, begab sie sich nach Hause, es wurde der Arzt gerufen und dieser stellte fest, daß infolge zu engen Schnürens ein Darm geplatzt sei. Am anderen Nachmittag starb d^s Mädchm ß

* Berlin, 19. Januar. Der Vorschlag Bennigsens zur Militärvorlage, die Bewilligung von einem Mehr von 40 000 Mann statt 60000 in der Rekrutenaushebung wird in Varlamentskreisen allgemein als gangbarer W g zu einer Verständigung betrachtet. Die Zustimmung der Regierung sowie der Mehrheit des Reichstages ist hiefür sehr wahrscheinlich.

* Trier, 17. Jan. Gegen das Urteil im Trierer konfessionellen Entsührungsprozeß hat der Staatsanwalt Berufung eingelegt.

* Bingen, 16. Jan. Die Eisdecke des Rheins wird seit heute früh vom hiesigen, wie vom Rüdesheimer Ufer aus überschritten. Der Ueberganz ist gefahrlos. Zwischen den Bahn­höfen Bingen und Rüdesheim führt ein gebahn­ter, mit Tannenbäumchen abgesteckrer Weg, den die Schiffsleute herg stellt haben

* In Wickenrode bei Kassel begab sich am Samstag abend ein Ehepaar zu einem Schlachtfest in der Nachbarschaft und ließ seine vier Kmd r in der Wohnung zurück. Als die

verbalen.)

(Nachdruck

P e r a s i n i.

in eine Ecke des dunklen

en," sagte er;vielleicht Glück nicht mehr fassen m Unglück, von dem ich ngt etwas in der Lust."

lachte Bronnig.Die ken bringen." sprach der Alte.

Kurt; bei deinem Seelen- nserer guten Mama und ußte Euch verlassen st. Ich werde Euch nie bine dich treulos verließ. Aber dennoch gehe ich d; ihr müßt es thun! die Tage verschönt; mir e Wunden! Ich kann

Sie erhob sich rasch

Ihre Hand zitterte nicht dabei. Nun war alles gethan.

Draußen sank die Nacht herunter, die unglücklichste im Leben Sabinens. Wie hell und strahlend war der Morgen angebrochen! Und welches Elend hatte er ihr gebracht! Aber was sie beschlossen hatte, mußte vollführt werden.

Ihr ganzes Wesen ward im Verlaufe des einen Tages verändert. Nicht mehr ein harmlos scherzendes Kind war Sabine; sie war um Jahre gealtert.

Das war das Werk Stanislaus Ferinas.

Wie hatte sie nach einem Auswege gesucht mit allen Sinnen! Ihr gemartertes Herz fand keinen als den sie gehen mußte. Müde, wie zum Sterben, war ihr um die Seele; ihr glückliches, harmonisches Leben ward zerrissen von einem schrillen Tone. Der kam von ihrem Vater, dem Kunstreiter. Er nannte sie Tochter. Sie schauerte in sich zusammen, da sie daran dachte.

Nein, es gab keinen anderen Ausweg; sie mußte fort. Unmöglich war es, den verkommenen Vater mit Geld zu sättigen; abgesehen davon, daß ein solches Verlangen an die Gräfin den gerechtfertigsten Verdacht erwecken mußte. Und dann ging ja Stanislaus doch nicht; so viel Scharf­blick besaß Sabine wohl; er würde sich an sein Kind hängen wie der Blutegel.

Einmal mußte ja doch das Ende kommen, und entsetzlich müßte es sein, wäre sie vordem das Weib Kurts geworden.

Darauf lauerte er ja, der Unbarmherzige! Aber das war ja ganz unmöglich! An den Altar zu treten mit dem Bewußtsein:Hinter dir wartet der Verräter. Du bist seine würdige Tochter, denn du ver­rätst alle, die dich lieben; die Schande bringst du mit!" Nein, lieber sterben!

Stanislaus Ferina, der verkommene Kunstreiter, im Schlöffe auf-