Eltern in später Nacht zurückkehrten, fanden sie alle vier Kinder, im Alter von 2 bis 9 Jahren, tot auf ihrem Lager. Es hatten sich Braunkohlen, die unter dem heißen Ofen lagen, durch herabfallende Funken entzündet; durch deren Dunst wurde der Erstickungstod der Kinder herbeigeführt.
"Saarbrücken, 19. Jan. Der Streik im Saarrevter ist beendet. Im ganzen wurden, der „Saarbrücker Ztg." zufolge 242209 Schichten versäumt, was einem Lohn von 925000 Mark entspricht.
Ausländisches.
'Wien, 16. Jan. In Jessenitz (Bezirk Königgrätz) ist eine Zigeuner-Familie von sech- zehnNöpfen erfroren; sämtlichePersonen waren tot.
* Wien, 18. Jan. Es herrscht ein furchtbarer Schneesturm. Viele Etscnbahnzüge sind ausgeblieben. Man befürchtet, daß sie im Schnee stecken geblieben sind.
* Prag, 17. Jan. Ein Wachtposten auf den Hradschiner Schanzen fand vorgestern Nacht seinen Tod durch Erfrieren. Der Soldat stellte sich in das Schilderhaus, wo er bet der Wachtablösung erfroren aufgefunden wurde. Lei der Feldübung erfroren 18 Geniesoldaten derart an Händen, Ohren und Nasen, daß sie ins Garnisons- spttal überführt werden mußten.
* Zürich. Am Donnerstag abend beleckte rin etwa zwölfjähriger Knabe das eiserne Geländer einer Brücke, um zu probieren, ob die Zunge klebe. Das Kunststück gelang dem Jüngling nur zu gut, denn die Zunge hielt fest und er konnte sich nicht mehr entfernen. Gutwillige Nachbarsleute brachten in Gefässen warmes Wasser und es gelang denselben nach längerem Bemühen, dem geängstigten Knaben sein Sprachorgan freizumachen.
* Rom, 18. Jan. Der „Agenzia Ste- fani" zufolge wurde bei der von Regierungssette vorgenommenen Revision der Bankfiliale in Neapel ein Kassenfehlbetrag von 2Vs Mill. entdeckt. Der Kassierer wurde verhaftet. Gegen den flüchtigen Direktor ist Haftbefehl erlaßen.
* Den Erklärungen des deutschen Reichskanzlers in der Mtlttärkommission ist der Sinn untergelegt worden, daß man in Deutschland nicht allzufest auf die E-Neuerung des Dreibundes bauen dürfe. Infolgedessen hat der italienische Minister des Auswärtigen, Brin, den deutschen Botschafter in Rom, Graf Solms, gebeten, nach Berlin mttzuteilen, daß des Reichskanzlers Zweifel an der Neigung Italiens zum Dreibund durchaus unbegründet seien; der weitaus größte Teil der Nation hege die Ueberzeugung, daß nur in der Fortdauer des Dreibundes eine Gewähr des Friedens und der Wohlfahrt aller europ. Länder liege.
* Parts, 17. Jan. Im Prozeß gegen die Verwaltungsräte der Panamagesellschaft haben die Plaidoyers heute begonnen. Der Zudrang des Publikums war verhältnismäßig gering. Der Generalstaatsanwalt Rau begann
sein Plaidoyer damit, baß er betonte, die Angeklagten hätten ihre Unschuld nicht zu beweisen vermocht, und er sei daher genötigt, gegen alle Angeklagten. Ferdinand de L'sscps mit einbt- gr ffen, trotz des früheren Ruhmes desselben, ein entehrendes Urteil zu beantragen. Der Generalstaatsanwalt warf Ferd. de Lesseps vor, daß er seit Beginn des Panama-Unternehmens die Gelder der Gesellschaft verschwendet und betrügerische Machenschaften angewendet habe, um zur Zeichnung von Obligationen zu verlocken. Er wies darauf hin, daß aus dem Fonds der Gesellschaft etwa 600 Millionen geradezu vergeudet worden seien. Der Generalstaatsanwalt hob ferner hervor, daß für die Verwaltung der Panamagesellschaft bedeutende Summen aufgewendet worden seien, und daß die Unternehmer, namentlich Eiffel, riesige Vorteile aus den Geschäften gezogen haben. Durch die Abmachungen Eissels «it der Gesellschaft sei eine allgeme ne Ueberraschung hervorgerufen worden. Schl cßlich sprach der Generalstaats anwalt von den unter dem Namen der „Kosten für Veröffentlichungen" verborgenen Summen. Die Fortsetzung der Verhandlungen wird auf morgen vertagt.
* Paris, 18. Jan. (Kammer.) Develle, Minister des Neuster», erklärte auf die Anfrage Deloncles: Die Regierung beauftragte Washington, von der englischen Regierung Aufklärung wegen des auf den Khedive ausgeübten Druckes zu erbitten. Die Regierung werde darüber wachen, daß keinerlei Angriff auf die Selbständigkeit der egypttschen Regierung geschehe.
'Paris, 18. Jan. Ein Verbrechen seltener Art ist in Varacieux bei Grenoble begangen worden. Ein 12jährtges Mädchen, Phtlomene Lambert, wurde von einer ihrer Gefährtinnen, Blanche Deschamps, die nur um 2 Jahre älter ist, ermordet. Blanche beging ihr Verbrechen auf der Landstraße von Varacieux nach Chasselay. Die beiden Mädchen kehrten aus einer Spinnerei zurück, in der sie arbeiteten. Blanche warf ihre Begleiterin zu Boden, erschlug sie mit einem schweren Stein! und schleppte hierauf den Leichnam in einen Bach, der den Weg entlang läuft. Sie begab sich darauf ruhig zu den Eltern der Ermordeten und erzählte ihnen, ihre Tochter sei in einem benachbarten Dorfe und werde folgenden Tages zurückkehren. Der Leichnam wurde in dem Bache aufgefunden; nach dringendem Befragen gestand Blanche Deschamps ihr Verbrechen ein, das sie damit entschuldigte, die Ermordete habe ihr einen Diebstahl von V 2 Fr. vorgeworfen.
* Die Lütticher Gewehrfabrik Pieper hat von Rußland den Auftrag erhalten, 400 000 Berdan Gewehre in Repetier-Gewehre umzuwandeln. Die Kosten hiefür betragen 12 Mlll. Fr.
* London, 18. Jan. Die Auslieferung von Kornelius Herz wegen Betrugs un) Ec- schwindelung von IVz Millionen Panama-Geldern unter falschen Vorspiegelungen gilt als zweifellos und seine Verhaftung als bevorstehend.
* Der König von Dänemark kommt nicht nach Berlin. Zwar wird sofort die Begründung beigegeben, daß die Reise nur wegen der strengen Kälte, und weil die dänischen Häfen sämtlich durch Eis geschloffen find, unterbleiben müsse, aber es wird nicht verhindert werden können, daß der Verzicht auf den Berliner Besuch bei den uns übelwollenden Nachbarn anders ausgelegt wird. Der Eindruck der Kanzlerrede in der Milttärkommisflon würde hiernach trotz aller Bestreitungen des Inhalts wett über die sachlichen Zwecke jener Rede hinauswirken. Die Bewegung, die die Offenherzigkeiten des Grafen Caprivi in ganz Europa zur Folge gehabt haben. ist ja auch nicht in der That beispiellos, und die Verhandlungen in der dänischen Kammer werden wahrscheinlich nicht die einzigen sein, in denen die Vorgänge in der Milttärkommijfion noch ausklmgen dürften.
* Im Folkething gab der Minister des Auswärtigen unter Zustimmung der Deputierten d e Erklärung ab, daß Dänemark in allen etwaigen Differenzen der fremden Mächte eine durchaus neutrale Stellung einnehme. (Diese Erklärung erfolgte auf eine Interpellation, die die Auslastungen des deutschen Reichskanzlers in der Militärkommisston zum Gegenstände hat.)
Handel «nd Berkehr.
-r. Altensteig, 20. Jan. Wie schon im letzten Blatt erwähnt worden ist, war der am Mittwoch hier abgehaltene Biehmarkt stärker befahren, als man bei der enormen Kälte hatte hoffen können, denn es waren 700 Stück Vieh aufgestellt, nämlich 250 Paar Ochsen u. Stiere, 80 Kühe, 60 Kalbeln und 50 Stück Jungvieh. Bei Fetlvieh, Ochsen und Stieren ging der Handel lebhaft, denn es waren viele Händler am Platze. Ochsen galten 800—1040 Mk., Pr. Ztr. lebend Gewicht 32—34 M., Stiere 450 bis 600 M., Kühe 180—320 M., Kalbeln 200 bis 350 M., Jungvieh 50—110 Nl. — Auf dem Schweinemarkl war diesmal wenig los; cs waren nur wenige und dazu meist minderwertige Schweine ausgestellt. Saugschweine kosteten 20-25, Läufer 40 bis 60 M.
'Stuttgart, 16. Jan. (LandeSprodukten- Börse. Die Börse ist gutjbesucht. Verkauf ca. 24000 Zir. Wir notieren per 100 Kilogr.:
Weizen, bahr. Mk. 17.70 bis 18, I-a, Mk.
18.70, rumän. Mk. 17.25 bis 17.50, amerik. Mk. 17.75 bis 18.50, württ.M. 17.50, Kernen Mk. 17.40 bis 17.70, Gerste, württ. Mk. 17.50, ungar. Mk. 17.80, Haber L. Mk. 14.60 bis
14.70, gewöhnl. Mk. 13 bis 14.25, Mais,
ungar. Mk. 12 75 bis 13. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29 b-s
29 50, Nr.1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2 : Mk.
26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 Pr. 100 Kilo je nach Qualität.
Verantwortlicher Redakteur: W. Kieker, Altensteig.
genommen! Das war nicht möglich — und doch ging er nicht; er pochte auf sein Vaterrecht.
„So nimm mich hin, Vater," will sic ihm zurufen, „nimm dein Recht in Anspruch! Sie haben dir dein Kind genommen, haben es glücklich und froh gemacht; aber da hast du's wieder; dann sind deine Rechte erloschen. Die oben im Schlöffe sind sicher vor dir."
Sabine selbst würde wohl langsam sterben daran; aber was Ihat's? Kurt und die Mama erhielten den Frieden. Ihr selbst fehlte alles, was sie zum Leben brauchte, Licht und Wärme.
Die Zeit heißt alles vergessen; auch die kleine Sabine wird vergessen werden im Strome der Tage. Er findet eine andere, die ihn glücklich macht; Sabine kann es nun nicht mehr, so gern sie auch wollte.
Im einfachen dunklen Kleide, das Gesicht verschleiert, erwartete Sabine das völlige Hereinbrechen der Nacht. Ihre Kammerzofe hatte sie fortgeschickt; sie bedurfte deren den Abend nicht mehr.
Im Laufe des Tages waren sie alle wiederholt an die Thür gekommen, Kurt, die Gräfin und der Doktor. Sie war standhaft geblieben, trotzdem sie die Angst aus den Stimmen draußen vernahm. Nun ist's ja bald vorüber.
Da klopft es noch einmal leise, zitternd an die Thür.
„Sabinchcn!"
Es ist Kurt.
Auch das noch — noch einmal das Aufreißen aller Wunden.
„Du bist's, Kurt?"
„Schläfst du schon, Sabinchen?"
„Nein; aber bald werde ich schlafen! Willst du's nicht auch, Kurt?"
„Ach, wenn ich das vermöchte, Sabine! Geht es dir besser?"
Ich glaube wohl —"
„Und morgen wirst du wieder munter sein — nicht wahr?"
„Auch das, Kurt!"
Eine Weile wurde es still.
„Die Mama ist sehr betrübt, daß du ihr so wenig Vertrauen schenkst, Sabinchen. Darf ich sie dir nicht schicken?"
Nein, bitte; beruhige sie; es wird vergehen und ich werde gesunden. Aber — wenn du mir noch deine Hand geben willst, Kurt, ehe ich schlafe —"
Durch den Spalt der Thür streckte sie ihm die schmale Hand hinaus. Er küßte sie lange, und verspürte seine Thränen darauf.
„O, Sabinchen, werde mir nicht krank!"
Sie zog die Hand zurück nach leisem Drucke.
„Gute Nacht, Kurt! Nun geh' — und bring der Mama meinen Nachtgruß, und dem Doktor!"
Langsam hörte sie ihn davongehen; er war wohl sehr traurig. (Fortsetzung folgt.)
SonnenöliL.
Alle Bäume reii behängen, Schneebedeckt die weite Flur; Frosterstarrt und dumpsumfangen Ruht im Schlummer die Natur. —
Da — aus grauer Wolkenhülle Leuchtend bricht der Sonne Strahl, Seines Glanzes gold'ne Fülle Ueberströmt das öde Thal.
Schwebt mit neckischem Geflimmer. Gaukelnd über Flur und Feld, Taucht in märchenhasten Schimmer Rings die weiße Winterwelt.
Auf den Zweigen — welch Gesunken Alles blitzt wie Edelstein;
Wonnevoll nach trübem Dunkel Lacht in's Herz der Sonnenschein.
Leise will eS mich gemahnen An enlschwunü'ne Sommerzeit; —
Oder ist's ein selig Ahnen Naher Lenzesherrlichkeit? —
Kä t s e l.
Der Mann, dem es getrennt gebricht. Der ist und bleibt ei« armer Wicht- Wenn cs die Frau vereint besitz».
Sie gern d'rans ihr« Herrsch«?» stützt. Auslosung des Rätsels s»lgt i« nächster Kr