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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag 'Äk 9 ».Samstag», kostet bei der Exped., sowie im OA.-

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Samstag dm Li. Januar

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 I ^ 893 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 j

Amtliches.

Gesuche um Aufnahme in das K. Armenbad Wildbad sind spätestens bis 10. Mai d. I. portofrei und stets nur durch Vermittlung der K. Oberämter, welche die Vorlagen hinsichtlich ihrer Vorschriftsmäßigkeit prüfen werden, an die K. Badvrrwaliung in Wildbad einzureichen. Näheres ist im St.-Anz. Inder diesbezügl. Bekanntmachung zu ersehen.

Ueb ertragen wurde das Revieramt Oehringen, Forsts Heilbronn, dem Oberförster Kubian in Hofstett, und das Revieramt Beilstein, Forsts Heilbronn, dem Forst- awtsassistenten Leibnil- in Wildberg.

Gestorben: I. Winter sen., Altarbauer. Brberach;

Graf von Normann-Ehrenfeis, Stuttgart; Kunz, Gips-

Verwicklungen in Egypten.

Als im Mäiz v. Js. in Egyplen der erst 18 Jahre alte Abbas II. seinem Vater Tewfik auf dem vizeköniglichen Throne folgte, verlautete sofort, daß der junge Khedive, soweic er euro­päischem Einfluß überhaupt zugänglich sei, weit eher nach der französischen als nach der eng­lischen Seite hinneigen dürfte; namentlich seine Mutter, Emineh Hanum, eine Frau von nicht gewöhnlicher Begabung, der die vollständige Ab­hängigkeit ihres verstorbenen Gatten von seinen britischen Proleki 0 len steis ein Dorn im Auge gewesen war, sollte die angli-englischen Gesinn­ungen in ihm groß gezogen haben. Einzelne Zwischenfälle von minderer Bedeutung zu Beginn der neuen Negierung schienen allerdings darauf hinzudeuten, daß Abbas-Pascha die Weisungen der ihn umgebenden, in der Zivtlverwaliung wie im Heere schließlich das entscheidende Wort sprechenden Hüter der Interessen Englands nicht ganz so geduldig hinnehmen werde, wie sein Vorgänger; seitdem hatte man von nennens­werten Differenzen indessen nichts nnhr gehört. Nun aber hat Abbas den Ministerpräsidenten Mustapha Pascha seines Amtes enthoben, Fahrt Pascha zu dessen Nachfolger gemacht und auch cin-ge andere Minister Posten neu besetzt. Alles ohne die englischenVormünder" zu fragen.

Es ist naheliegend, hierbei an die Ein­wirkung französisch russischen Einflusses zu denken und es ist sehr bemerkenswert, daß die Nach­richten aus Egypten nicht nur von der konser­vativen englischen Presse, sondern auch von der liberalen sehr ernst aulgenommen werden. So empfing am letzten Dienstag Lord Rosebery die Botschafter Rußlands und Fraukreichs, wobei es angeblich zu heftigen Auseinander­setzungen gekommen ist. Sofort darauf sandte Rosebery den Lord Hertslet zur Königin nach Osborne, konferierte mit dem Vertreter Deutsch­lands und eilte dann zu Gladstone, der schleunigst einen sofortigen Mintsterrat berief. Dieser trat um 5^ Uhr zusammen und be­schloß in bewegter, dis 7 Uhr dauernder Sitz­ung einstimmig, mit größter Energ e gegen den Khedive Vorzügehen und rücksichtslos die vollste Al hängigkeit des Khedive, und somit die Egyptens von England klar zu stellen. Der englische Resident tn Kairo, Lord Cromer, be­nachrichtigte sogar den Khedive, daß die Er­nennungen der neuen Minister ungiltig und so­fort zu annullieren seien.

DieTimes" meinen, der Khedive laufe Gefahr, dasselbe Los zu finden wie der Khe­dive Ismail. (Nachschrift: der Khedive hat be­reis klein beigegeden.)

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 16. Jan. (Branntweinsteuer. Schluß.) Siegle (nat.-lib.) bekämpft die Erhöhung der VerbrauchSabgabe von 70 auf 75 »nd bedauert, daß die Vorlage gerade die kleinen Leute treffe. Witte (dfr.) befürchtet den Ueber-

gang zur reinen Konsumsteuer. Der bayerische Finanzminister Riedelund der württembergische Gesandte Moser betonen die Notwendigkeit der Be-behaltung des differenziellen Steuersatzes im Interesse der kleinen Brennereien Süddeutsch- lands. Holz (Reichspartei) stimmt der Vor­lage unter der Bedingung zu, daß die Steuer­differenz beinhalten werde, v. Gagern (Zentr.) befürwortet gleichfalls die Beibehaltung der Kontingentierung, sowie der Steuerdifferenz. Wurm (Soz.) hebt die Belastung der ärmeren Klassen durch die Branntweinsteuer hervor.

* Berlin, 17. Jan. Interpellation Brömel. Fortsetzung der ersten Lesung der Brannt weinsteuervorlage. Die Interpellation des Ab­geordneten Brömel betreffend das Waren­verzeichnis zum Zolltarif wird vom Staats­sekretär v. Maltzan dahin beantwortet, daß das neue Verzeichnis spätestens in der ersten Hälfte des Februar an den Bundesrat gelangen, eine vorherige Publikation aber nicht erfolgen werde. Den Interessenten würde aber Gelegen­ste t zu gutachtlicher Aeußerung gegeben werden. Darauf wird die Beratung der Branntweinsteuer- Vorlage fortgesetzt, v. Uhden (kons.) wünscht prinzipiell das Spiritusmonopol, mindestens aber die Aufrechterhaltung der 20 Mk. Differenz. Barth (frcis.) verbreitet sich ausführlich über Wesen und Wirkung der Liebesgabe, die wir der herrschenden Protektionswirtschaft verdanken. Soll aus dem Branntwein mehr herausgeschlagen werden, so muß die Liebesgabe beseitigt werden. Es ist Zeit, daß der KönigSchnaps" vom Throne gestürzt und die allgemeinen Interessen darauf gesetzt werden. Der bayerische Finanz- minister Riedel erklärt, daß er auch nur die allgemeinen Interessen im Auge habe und sucht nochmals die Berechtigung der Steuerdifferenz darzuthun. Fürst Hatzfeld (freikons.) erörtert die ungünstigen Folgen des 1887er Brannt­weinsteuer-Gesetzes tür die Brennerei-Industrie, namentlich für die landwirtschaftlichen Betriebe. Diese Folgen könnten nur beseitigt werden, entweder durch die Freigabe d.s Schlempever- kauses und die Beschränkung des einzelnen Kon­tingents auf 100 000 Liter, odrr durch Ein­führung der Fabrikatssteuer. Will man nicht in solchem Sinne reformieren, so solle man das Branntweinsteuergesetzunangetastel lassen. Höffel (Elsässer) will von der Vorlage nichts wissen, weil sie die Kletnbrenner schädige; er befürwortet das Tabakmonopol und die höhere Besteuerung der Lotterien, v. Kardorff (freikons.) ver­teidigt das 87er Gesetz gegen den Abgeordneten Barth und verlangt Exportprämien für Spiritus. Nach einigen Bemerkungen Stau dys (kons.) wird die Vorlage an die Militärkommission überwiesen. Morgen: Jnttialiv-Anträge.

Württembcrgischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

"Stuttgart, 17. Jan. 5. (Abend-)Sitzung. Nach der Mitteilung Gock's hat der gestrige Kassensturz bei der Staatsschuldenzahlungskasse keine Anstände ergeben. Eingcgangcn ist eine Ein­gabe von Hegelmaier betr. Beschwerde über das von den Regierungsbehörden ihm gegenüber eingeschlagene Verfahren, v. Hohl teilt mit, trotz mehrfacher Bedenken habe man die Ein­gabe der staatsrechtlichen Kommission über­wiesen. Christoph Fricdr. Brudi von Dettingen O.A. Urach macht die ihm angeblich als Her­zog von Urach zustehenden Rechte beim Landtag in einer Eingabe geltend. Schriftführer Nast schlägt unter 40 Bewerbern um eine Kanzltsten-

stelle bei der Abgeordnetenkammer einen Herrn Kern, prov. Kanzlist, vor und v. Hofacker em­pfiehlt für die 3 erledigten Staatsschulden- zahlungskaffenbuchhalter - Stellen die Herren Assistent Distler, Landgerichtsschreiber Albert Frank und Eberhard Moser, welche die Posten bereits interimistisch versehen, vor. Im Ganzen sind 38 Bewerber aufgetreten. Der Präsident macht noch dem h. Hause die Mitteilung, die gemeinschaftliche Kommission für die ständische Jubiläumsgabe für König Karl bestehe fort.

18. Jan. (6. Sitzung.) Es liegt der Kom­missionsbericht über dieAnfechtungderWahlEsstchs vor. Der Kom.-Antrag lautet: über die An­fechtung zur Tages-Ordnung überzugehen. Da­gegen beantragt Haußmann (Gerabronn): Effichs Wahl für ungiltig zu erklären, event. weiteren Beweis zu erheben durch eidliche Vernehmung derjenigen Personen, bei welchen dies zulässig ist. Weiter beantragt Haußmann: die Kom­mission spricht ihr Bedauern aus, daß ihrem ausdrücklichen Gesuche um eine Beeidigung der­jenigen Zeugen, bet welchen dies gesetzlich zulässig war, nichtentsprochen wurde. Dieser Antrag wurde von der Kommission mit allen gegen 1 Stimme abgelehnt. Wahl des Kanzlisten der Kammer der Abgeordneten. Gewählt wird von 66 ab­gegebenen Stimmen der Assistent Kern (Tübin­gen) mit 43 Stimmen. Der neue Druckoertrag mit der Druckerei Grüninger wird genehmigt. Der Druck der Verhandlungen ist mit 40000 Mark eingestellt. Ebner gibt namens der Linken die Erklärung ab, daß diese sich Vorbe­halte, den Fall Hegelmaier gleich zu Beginn der nächsten Tagung zur Sprache zu bringen, worauf der Präsident die staatsrechtliche Kom­mission ersucht, den Bericht über die Petition Hegelmaiers so bald als möglich fertig zu stellen. Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung: Morgen 9 Uhr T.-O. Anfechtung der Wahl Essichs.