deren Stellung gerade jetzt schwierig sei. Die Androhung sofortiger Entlastung von 30,000 Arbeitern wäre, weil undurchführbar, wirkungs­los gewesen. Besseres verspreche sich die Berg­verwaltung, wenn sie 500 systematische Hetzer dauernd, einige tausend zeitweilig ablege und die Wiedereinstellung der letzteren von der Haltung der Bergarbeiter und der Konjunktur abhängig mache. Nach einigen Bemerkungen v. Pfetten' s (Zentr.) wird die Beratung vertagt.

Die Debatte über die Notstandstnterpellation und den Bergarbeiterstreik wurde am Freitag fortgesetzt. Daß ein gewisser Notstand vor­handen sei wurde von verschiedenen Setten zu­gegeben; der Abg. Graf Kanitz (kons.) schlug vor, die Arbeitslosen nach dem Platten Lande zurückzubefördern, wo sie Arbeit genug fänden. Von freisinniger Seite sprach der Abg. Dr. Barth, von sozialdemokratischer der Abg. Auer. Auch der preuß. Handelsminister o. Berlepsch ergriff nochmals das Wort.

Laadesaachrichtev.

* Alten steig, 15. Jan. Wieder einen der alten Kriegskameraden von 1866 und 1870 hat die Mutter Erde in ihren Schob ausgenom­men. Es ist dies Jakob Schwarz, Bäcker und Wirt, der am letzten Freitag in das kühle Grab gebettet wurde. Eine große Zahl Leid­tragender gab ihm das letzte Geleite. Namens des Kriegerverbands des oberen Nagoldgaus legte Hr. Buchbinder Schüller mit einem ehren­den Nachruf einen Kranz am Grabe nieder. Nach der Versenkung des Sarges erdröhnten 3 Böllersalven dem verblichenen Kriegsmanne ins Grab nach. Der zu früh Verstorbene erlitt in der Schlacht bei Champigny eine Verwundung, von der er nie ganz hergestellt worden war und infolge der ausgestandenen Strapazen in den 2 Feldzügen war sein Körper in ein Siechtum verfallen, das ihm zwar ermöglichte bis vor kurzer Zeit seinem Berufe vorzustehen, aber doch schließlich die Ursache seines zu frühen Hingangs war. Möge ihm die Erde leicht werden!

* Walddorf, 16. Jan. (Korresp.) Der in dem hohen Alter von fast 79 Jahren stehende Schultheiß Gänßle dahier hat nun sein Amt niedergelegt, nachdem er über ein halbes Jahr­hundert lang der hiesigen Gemeinde gedient hat und zwar 44 Jahre als Schultheiß und 54 Jahre als Ratsschreiber. Schultheiß Gänßle ist eine im ganzen Oberamt Nagold bekannte Persön­lichkeit; ist er ja doch der älteste Schultheiß des Oberamts, ja wohl der unseres ganzen Landes. Seine Verdienste um Hebung der Ge­meinde Walddorf, namentlich in Bezug auf Landwirtschaft, insbesondere Obstbau, sind jeder­mann bekannt und wurde auch von der Zentral­stelle für Landwirtschaft durch Verleihung der silbernen landwirtschaftlichen Verdienstmedaille anerkannt. Ebenso besaß er auch die silberne Zivilverdtenstmedaille. Sicherem Vernehmen nach soll die Neuwahl des Ortsvorstehers be­reits am 25. Januar stattfinden.

* Nagold, 13. Jan. Der Maurer Wil­helm Schüler in Haiterbach, durch dessen Fahrlässigkeit wie gemeldet, seine 3 Kinder in der Nacht vom 30. auf 31. Dez. v. I. ver­brannt sind, ist am 11. Januar den bei der­selben Gelegenheit erlittenen Brandwunden er­legen. Er war wegen fahrlässiger Tötung in Untersuchung gezogen worden. (St.-Anz.)

' Der Reichstagsabg. Freih. v. Münch hat entschieden Pech mit seinen Prozessen. Daß er wegen des Kommerzienrats Collin zahlen und brummen muß, haben wir bereits berichtet. Seitdem hat er abermals einen Prozeß mit seinem Schneider in Frankfurt und zwar in letzter Instanz beim Oberlandesgericht (wenn er nicht ans Reichsgericht geht) verloren. Er beanstandete einen Anzug der ihm nicht recht passe (der Freiherr ist etwas schief gewachsen), die sachkundigen Experten fanden aber die Kleidung den Umständen angemessen, und so muß denn der streitbare Herr abermals Schuld und Kosten bezahlen. Zahlen macht Fried!

* Stuttgart, 11. Jan. Die Resultate der auf dem Versuchsfelde in Hohenheim an- gestellten Gründüngungsversuche sind der König­lichen Zentralstelle für Landwirtschaft nunmehr zugegangen. Die Versuche, welche für den praktischen Landwirt von dem höchsten Interesse sind, haben zu dem Resultat geführt, daß die Düngung mit den Erntemassen der Kleearten und der Serradella zu einer wesentlichen Steige­rung der Körner- und Stroherträge beim nach­gebauten Haber geführt hat. Die Untersaaten, in Bastard und Hopfenklee, in Winterweizen ausgeführt, haben bei dem letzteren eine Steige­rung des Körnerertrags um ca. ein Drittel, des Strohertrags um mehr als ein Viertel be­wirkt. Die mit Sandwicken gemachten Versuche bewirkten wenig günstige Resultate, namentlich auch in Beziehung auf das Verunkrauten des Feldes. Im allgemeinen kommt Professor Strebe! zu dem Schluß, daß die Untersaaten zu absolut günstigeren Ergebnissen beim Ertrag nachgebauten Habers geführt haben als die Stoppelsaaten und daß bei elfteren Bastardklee oder Hopfenklee, bei letzteren Wicke und Acker­erbse das günstigste Resultat lieferten. Im Jahre 1893 werden die Versuche mit Weizen und Roggen fortgesetzt.

* Zur Zeit beschäftigt sich die ev. Oberschul­behörde mit der Frage der Neuordnung der Vakanztage in den Volksschulen. Es soll eine gleichmäßigere Verteilung der Ferien der Land­schulen mit denen der Stadtschulen angestrebt werden.

* Reutlingen, 13. Jan. Heute Nacht hatten wir hier die bedeutendste Kälte im bis­herigen Winter. Innerhalb der Stadt wurden 18 °, außerhalb in lieferen Lagen sogar 22 ° R. festgestellt, somit wäre die Kälie des Winters 1879/80 beinahe erreicht. Die Kälte wird all­gemein tief empfunden und schon wird auch über Frostschaden an den Obstbäumen berichtet.

* Ein Bauer vertrieb sich die Zeit in den

langweiligen Wtntertagen dadurch, daß er die Hasen, die ihm den Kohl wegfraßen, einfach dadurch wegstng, daß er auf dem Zugänge zu demselben eine breite Grube grub, dieselbe leicht bedeckte und aus derselben eine Schnur ins Zimmer führte, die beim Hineinfallen eines Hasen pflichtgemäß eine Klingel bewegte, die ihm manchen Sonntagsbraten ankündigte. Die Polizei erfuhr natürlich davon und ertappte ihn, wie er einen Hasen lebendig aus der Grube zog.Was machen Sie da?" Der Bauer antwortete kurz überlegt:Das will ich Ihnen gleich zeigen," nimmt einen Stock, prügelt den Hasen nach Herzenslust, läßt ihn laufen und spricht:So mache ich es mit Allen, der kommt nicht wieder." Ging und ließ die Ge­rechtigkeit mit offenem Munde stehen.

' (Verschiedenes.) Das seit 1. Oktober v. I. in Untertürkheim unter dem Titel Der Rothenberg" und seit 1. ds. unter de« TitelUnteltürkhetmer Tagblatt" erschienene Lokalblatt zeigte in seiner Dienstag-Nummer an, daß es von diesem Tage ab eingehe, da es zur Weiterführung nicht die erhoffte Unterstützung seitens der dortigen Einwohnerschaft gefunden habe. In Rotten bürg glitt der Stadt- schultheitz Steiner auf dem glatten Trottoir, das überschneit war, aus und brach den linken Arm. Der Bauer Pius Maier aus Dep­penhausen hat am Donnerstag den Muu- derkinger Markt besucht und ist auf dem Heim­wege erfroren. Seine Leiche wurde am Freitag morgen, eine Viertelstunde von seinem Wohnorte entfernt, aufgefunden. In Heilbronn hat der Gemetnderat beschlossen, während des Andauerns der strengen Kälte an Unbemittelte Brennmaterial und Kartoffeln zu ermäßigtem Wreis abzugeben. Die von dem Turnverein Oberndorf veranstaltete Sammlung von freiwilligen Beiträgen zum Bau einer Turnhalle ergab über 3000 Mk. Der Verein besitzt schon von früher her einen Baufond im Betrag von etwa 14000 Mk. In Nendin gen wurde der Ziegler Steiner von einem Hunde in die Hand gebissen. Die Bißwunde verschlimmerte sich ganz bösartig; mehrere Aerzte sind am Be.t d.s Erkrankten thätig, dessen Leben stark gefährdet ist. In W., einem Orte bet Schorndorf, hatte eine Mutter ihr ein­jähriges Kind auf den Sopho gelegt, M>en welchem auch die Backmulde mit dem reifen Bwtteig stand. Als die Frau an das Heraus- latben gehen wollte, wurde sie hinausgerufen. Als sie wieder in die Stube trat, fand sie ihr Kind, das in die Backmulde gefallen war, i« Teig erstickt vor. Nach derUlmer Zeitung" lieb ein Unteroffizier rn der Neujahrsnacht gegen 1 Uhr in einem Mannschaftszimmer seine Leute im Hemd antreten und eine Zeit lang Gewehr­griffe üben.

* Beim Empfange in Karlsruhe erklärte der Kaiser der Abordnung gegenüber seine Zustim­mung zum Moselkanal und äußerte, die Zukunft

Me Hochter des Gauklers.

Original-Roman von Gebh. Schätzler-Perasini.

(Fortsetzung.)

Lassen wir das Thema fallen; Ihr seid darin von einer Unheim­lichkeit, die mindestens melancholisch berühren kann. Und wahrlich, wir haben keinen Grund dazu; alles lebt im seligsten Frieden! Das kleine Unwohlsein Sabinens ist nicht zu rechnen."

Allein darauf bekam er keine Erwiderung. Der Alte war wieder in eine trübe Apathie gefallen, wie es seit einer Reihe von Jahren nicht mehr der Fall war.

Erzählt mir lieber die Sage, von der die Chronik Andeutungen macht. Bruchstücke davon habe ich ja schon gehört; aber gerade die waren so sonderbar, daß ich gern alles wissen möchte. Es handelt sich um Kunz von Felsberg, der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges starb?"

Um denselben; aber es war zur Zeit der Bauernkriege," begann Friedrich.Was ich weiß, will ich Euch sagen. Es ist lange her, daß ich's von meinem Vater hörte, der es wieder von meinem Großvater vernahm. Und wenn ich's vielleicht nur lückenhaft erzähle, so müßt Ihr mir das nicht verdenken; die Hauptsache weiß ich noch."

Er lehnte sich in die schwarzen Lederkissen zurück und sprach mit eintöniger, klangloser Stimme:

Kunz v. Felsberg hatte seinen Vater, der in einem Turniere fiel ein Lanzensplitter drang ihm ins Auge frühe verloren, und seine Mutter, die ein sanftes Weib gewesen sein soll, konnte den wilden Jungen nicht zähmen. Schon als Knabe soll er der Schrecken der Bauern gewesen sein, die der Herrschaft mit Leib und Leben gehörten

wie es damals noch war. Die mußten viel Steuern und Zehnten zahlen, viel mehr als das Volk in anderen Gegenden. Als aber Kunz ins Mannesalter kam, wurde es noch viel ärger. Er behandelte seine Unterthanen wie Hunde, und auf einen Totschlag kam es ihm nicht an, wenn ihm jemand widersprach. Seine Mutter hatte er unter die Erde gebracht; sie war aus Gram gestorben. Die armen Bauern konn­ten die hohen Abgaben nicht mehr erschwingen; er ließ sie im Schloß­hof durchpeitschen und sah vom Fenster zu. Wenn einer als tot liegen blieb und die vom Dorfe holten ihn nicht, was oft aus Furcht unter­blieb, so ließ er den Mann über die Mauer in den Schloßgraben wer­fen. Er war ein wildes Tier in Menschengestalt. Viele ballten die Fäuste und bissen sich die Lippen blutig; aber die Diener hatten blanke Waffen. Was wollte der Bauer dagegen ausrichten? Andere wieder nahmen es stumpfsinnig hin, da es für sie doch keine Hilfe gab. Die Herren regierten das Land, und vollführten sie auch jeden Greuel für sie gab es keine Richter. Wieder einmal hatte Kunz einen armen Burschen aufs schmählichste behandelt und ihm sein Liebstes genommen. Der Bursche zog ohne ein Wort zu sagen, zum Thore hinaus und ge­lobte, sich blutig zu rächen. Er hat seinen Schwur fürchterlich gehalten.»

Der Alte hatte seine Rede mehr als einmal unterbrochen.

Der Doktor hatte ruhig zugehört, ohne hineinzusprechen. Jene Zeit mit den brutalen Erhebungen des Adels war ihm ja bekannt.

Jetzt, als Friedrich wieder schwieg, fragte er:

Und jener Bursche ist wohl der Urheber des Fluches?"

Er hat ihn bereitet in Wirklichkeit, mit entsetzlicher Ueberlegung!" murmelte Friedrich kopfnickend. Er schien ganz in seiner Erzählung aufzugehen. Mindestens glaubte er fest und unerschütterlich an die alte Sage.Im Lande fing es an, allenthalben zu gären," fuhr Friedrich fort. Eine neue Zeit schien anzubrechen. Schon hatten die Bauern in