Deutschlands hänge vom Ausbau der Wasser­straßen ab; er hoffe auf den Ausbau des Mosel­kanals, des Mittellandkanals und anderer Kanäle, wodurch es ermöglicht werde, die Getreide des Ostens zum Westen, die industriellen E-zeugmffe 4es Westens zum Osten auf dem Wasserwege zu bringen.

* Berlin, 13. Jan. Der amtliche Bericht meldet aus Hamburg vom 11. bis 13. Januar mittags 2 Cholera-Erkrankungen.

* Berlin, 13. Jan. Bezüglich der deutsch­russischen Handelst).nragsverhandlungen heißt «s neuerdings, es sei die Hoffnung auf eine Verständigung nicht ausgeschlossen.

* Berlin, 14. Jan. Das soeben ausge- gekene dri t Petltionsverzeichnis des Reichstags zählt sehr viele Gesuche um Beibehaltung des .Jesutteugesetzes, ferner um Aufhebung des Jmpf- gesetzes, sowie um Milderung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe auf.

* Kaiser Wilhelm, der am Freitag von seiner Reise nach Sigmaringen wieder in Berlin ein- traf. begab sich sofort in das Reichskanzler- Palais und hatte dort eine längere Konferenz mit dem Grasen Caprivi.

* (Auch ein Jubiläum.) In einer Herberge zu Könitz feierte am 9. ds. ein 78jähriger Handwerksbursche sein Mjähriges Wander-Ju- btläum. Der Mann hat seit seinem 18. Lebens­jahr nie gearbeitet, sondern stets bettelnd ganz Deutschland und andere Länder durchzogen. DerJubilar", welcher mehrere Sprachen spricht, ist noch sehr rüstig.

* (Eine fette Bauernhochzeit.) Von einer Bauernhochzeit, die in Emleben bei Gotha dieser Tage gefeiert wurde, berichtet man: Es mußten ihr Leben lassen: 1 Kuh, 2 Schweine, 2 Hämmel, 16 Hasen und 1 halber Zenter Karpfen; außerdem wurden verwendet V» Zent­ner Koteletten, Vi Ztr. Hackfleisch, 10 Ztr. Mehl, 3 Ztr. Butter und 2 Ztr. Zucker wur­den neben den anderen Zuthaten an Rosinen, Mandeln u. s. w. zu Kuchen verbacken. Natür­lich kommt zu dem Fleisch noch viel Gemüse, Spargeln u. s. w. und auch an Delikatessen war kein Mangel. Zur Stillung des Durstes gingen auf 6 Hektoliter echt bayerisches und eine große Menge einheimischer Biere, sowie 620 Flaschen Wein und Champagner. Die Zahl der Gäste betrug 100. Vom Hochzeits­kuchen erhielt jeder Dorfbewohner seinen Teil.

* Nachod, 12. Jan. Zum Empfange des Königs Wilhelm von Württemberg werden hier Vorbereitungen getroffen. Derselbe langt i« Begleitung der Königin Charlotte gegen den 24. ds. Mts. aus Prag ein. Der König wird nur einen Tag in Nachod verweilen, um sodann über Halberstadt nach Berlin weiterzureisen. Die Königin gedenkt aber in Nachod bei ihrem Vater einen Aufenthalt von mehreren Tagen zu nehmen.

* Thorn. Eine fatale Unterbrechung der Flitterwochen erfuhr zu seiner nicht geringen Ueberraschung der Stabshoboist H. von hier.

der acht Tage Urlaub erhalten hatte, um in Altona die Erwählte seines Herzens heimzuführen. Die Hochzeit war vorüber und das junge Ehe­paar dampfte frohen Herzens dem gemeinsamen Heim Thorn zu. Auf dem Hauptbahnhofe in Thorn, wo zur Begrüßung Bekannte, Musiker rc. anwesend waren, trat dem jungen Ehepaar das Schicksal im militärischen Gewände entgegen, nahm den jungen Ehemann in Obhut und ent­führte ihn seiner jungen Gattin. Er wurde auf acht Tage nach der Beobachtungsstation des Garnisonlazaretts gebracht. In seiner Abwesen­heit war nämlich der kriegsministerielle Befehl eingetroffen, alle beurlaubten Militärs, die auf ihrem Urlaube choleraverdächtige Städte besucht hätten, bei ihrem Eintreffen in die Garnison acht Tage lang unter Beobachtung zu stellen.

* Saarbrücken, 13. Januar. In einer gestrigen, von 8000 Personen besuchten Ver­sammlung des Rechtssckutzvereins in Bildstock waren die Redner allgemein bestrebt, die Arbeiter zum Weiterstrciken zu bewegen. Die erlassenen Abkehrscheine würden nicht entmutigen; die Entlassenen sollten einfach auswandein und den Unterhalt ihrer Angehörigen den Gemeinden überlassen.Was soll aus abgelegten Berg­leuten Werdens" rief ein Redner. Rufe:Räuber­banden." Für nächsten Sonntag ist wieder eine Generalversammlung für das Saarrevier ange­kündigt.

Ausländisches.

* Der Portier des österreichischen Ab gwrdnelenhauses, Michael Jakob, bekannt durch feine Aehnlichkeit mit Kaiser Wilhelm I., ist im 64. Lebensjahre einer Lungenentzündung e legen. Er pflegte mit Stolz zu erzählen, daß er einstmals, als er den Minister Lasser als Diener nach Gastein begleitete, dort von einer hochgestellten Dame des preuß. Hofes mit Majestät" angecedet worden sei.

* Rom, 12. Jan. Eine 33jährige elegante Dame, die Frau des Industriellen Baccini, Tochter eines hohen Angestellten des königlichen Hauses, stürzte sich gestern infolge einer Nerqen- aufregung aus einem Fenster des vierten Stocks in die Via Sudario und blieb sofort tot.

* Paris, 12. Jan. DerCocarde" zu­folge finden bei den großen Bankinstituten zahl­reiche Zurückziehungen von Guthaben statt, wo­durch die Norenreserve der Bank von Frankreich erschöpft sei. Ein einziges Bankhaus hatte seit 12 Tagen 180 Millionen Einlagen zurückdczahlt. In der Provinz verlangten die kleinen Depot- gläubiger ihr Guthaben von den staatlichen Sparkassen massenhaft zurück.

* Präsident Carnots Stellung erscheint er­schüttert. Selbst republikanische Blätter greifen ihn an und fordern seine Vernehmung durch den Untersuchungsrichter über die gegen ihn erhobenen Anklagen. Charles Lesseps sagte be­stimmt, entgegen dem Widerspruch des,Temps", aus, daß Herz verschiedene Summen empfing zur Unterstützung der Kandidatur Fnycinets für

die Präsidentschaft der Republik. Drumvnr greift heftig Freycinet, Floquet und Burdea« an und behauptet, Freycinet habe im Kriegs- Ministerium und in der Armee die größte Un­ordnung hecbeigeführt.

' Graf Caprivis Erklärungen in der Militär- Kommission machen in Paris den tiefsten Eindruck. DieMorgenblätter" protestierten größtenteils gegen die darin enthaltenen An­spielungen betreffs der Möglichkeit einer Dik­tatur in Frankreich.

* London, 13. Januar. Aus New-Aork wird gemeldet: Eine von Antisemiten aufge­reizte Menge brannte in den Pikobeztrken 27 Judenhäuser nieder, verjagte die schwarzen Diener, vertrieb alle Neger und Juden und zerstörte die Plantagen.

Handel «nd Berkehr.

* Es steht nunmehr fest, daß am 1. April d. I. im Gesamtbetriebe auch aller norddeutschen Eisenbahnen, einschließlich derer im südlichen Teile des Großherzogtums Hessen, die mittel­europäische Einheitszeit zur Einführung kommt.

' Die Zeit der Samenetnkäufe auf kommen­des Frühjahr beginnt nun wieder. Schon laufen die Gönninger mit ihrem grünen Zwergsack, um ihre Waren feilzubieten. Aber jeder Käufer be­sehe zuerst seinen Mann, von dem er einkauft. Die Händler verkaufen oft minderwertige, alte Samen, denn man steht diesem das Alter nicht an. Er bezieht aber diesen Samen fast um­sonst und kann daher denselben um jeden Preis absetzen und manche Hausfrau wird durch die Billigkeit zu ihrem Schaden zum Einkauf verleitet. Jede Hausfrau sollte auch wissen, daß z. B. Zwiebel, gelbe Rüben, Gartenkresse, Reseda und noch andere Samen blos 1, höch­stens 2 Jahre keimfähig find, während Bohnen, Gurken, Kohl, Kraut und Reltigarten ihre Keim­fähigkeit 45 Jahre erhalten. Also nicht beim billigsten, sondern beim bewährten Händler kaufe eia!

Vermischtes.

* (Hei mge schickt.) Gräfin (zum Haus­lehrer):Sie haben von nun ab weiter nichts zu thun, als meinem Sohn Unterricht zu er­teilen und mit ihm spazieren zu gehen. Apropos nicht wahr, mein Sohn entwickelt viel Ta­lent?" Hauslehrer:Zum Spazierengehen gewik, Frau Gräfin."

* (Im Augenblick.)Bist du fertig, liebe Marie?"Im Augenblick, Männchen, nur die Handschuhe." Er (für sich):Jeder zwölf Knöpfe, jeder Knopf drei Minuten, na, da habe ich noch fünfviertel Stunden zu einer Tarokpartie frei!" (Verschwindet.)

Verantwortlicher Redakteur: W. Rteker, Altensteig.

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zirect an Jedermann durch das Burkin - Fabrik - Depot« Oettinger u. Co., Frankfurt a. M. Muster so-» -ort franco. Nichtpassendes wird zurückgenommen.I

anderen Teilen des Landes ihre Peiniger angegriffen und einige davoi sogar totgeschlagen und ihre Schlösser in Brand gesteckt. Durch dal Land zogen im geheimen bäuerische Redner, die dem armen Manne di Freiheit verkündigten, wenn er sich selbst verteidige und die frech gewor denen Herren vertriebe. Der Adel, der anfangs die mächtige Bewegung lachend verspottete, sah erst zu spät, daß ihm die armen Bauern übe den Kopf wuchsen. Der entsetzliche und an Greuel überreiche Bauern krieg brach los. Die oft unerhörten Grausamkeiten der Bauern sich zu erklären, wenn man bedenkt, was sie selbst Jahrhunderte lang zi erdulden hatten.

Auch in der Gegend um unser Schloß ward es unruhig. Da! war dem Kunz von Felsberg um so unangenehmer, da er sich fein Braut, eme Edle von Hohendorf, auf das Schloß hatte kommen lassen Weine Herrschaft war feiner Verschwendung wegen tief verschuldet; des patv wahrscheinlich ließ er sich das reiche Fräulein in der Schloßkapell antrauen. Aber so sonderbar dies war, Kunz soll sich nachdem sterbliä verliebt haben. Die Sage erzählt, so leichtsinnig er sonst mit dei Weib erfaßt^' ^ ^ mächtiger hätte ihn die Leidenschaft für seil

. ^ denen, die am meisten in den umliegenden Dorfschaften gegei

Ler ^gste Mer Bursche, der dem Grasen Rache schwor

... Este erbitterten Bauern jedoch konnten das Schloß nicht über­wältigen; noch waren sie zu schwach dazu. Aber brachten es di Bauern nicht mit Gewalt fertig, so vollführte es der Bursche mit List

kn-f, Nachdem es tagelang um Felsberg ruht,

-lieb, wurde Kunz von einem Ritter vor das Thor gelockt. Der truz -v Wappen und schien es sehr dringend zu haben. Kurz

vermochte den Grafen zu bewegen, auf die niedergelassene Zugbrück

zu treten; vielleicht macht.- dieser glauben, die von ihm längst erwartete Nachricht der Kaiserlichen sei gekommen. Er war in die plumpe Falle gegangen; denn kaum hatte er einen Fuß auf die Brücke gesetzt, so flogen ihm auch schon Stricke um den Leib, die ihn hinauszerrten. Er­halte keine Seele außer dem Ritter vordem bemerkt; aber es lagen dennoch hinter einem kleinen, dichten Busche zwei Bauern, darunter wieder sein Todfeind. Der hatte mit seinem Stricke sicher geworfen.

So rasch auch die Zugbrücke wieder aufgezogen wurde, es war zu spät. Kunz war zur Erde gestürzt und wurde von den Bauern un­schädlich gemacht. In rasender Eile schleppten sie ihn den Berg hin­unter, nachdem sie ihm vorher die Hände zusammenschnürten. Der falsche Ritter war ein Ueberläufer der Kaiserlichen, der nun zu den Bauern hielt, weil es da mehr zu rauben gab.

Was nun folgt, mögt Ihr glauben oder nicht!

Kunz von Feisberg ward nicht getötet; er blieb zwei Wochen hindurch verschwunden, und eines Morgens sah ihn die verzweifelte Burgfrau vor dem Schloßgraben allein kauernd. Die Knechte hatten ihren Herrn nur noch an seinen Kleidern erkannt; sein übriges Aussehen glich dem eines Wahnsinnigen.

Vergeblich hatte die schwache Besatzung auf Befehl der verzweifelten Burgfrau Ausfälle gemacht, um den Gemahl zu suchen. Die in großen Massen anrückenden Bauern schlugen sie mit blutigen Köpfen zurück.

Sonderbar war es, daß die Horden während der Abwesenheit des Herrn keinen Versuch zum Angriffe machten; es blieb unheimlich ruhig wußten sie doch, daß ihnen Felsberg nicht entgehen konnte.

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung deS Rätsels in Nro. 148: Thatkrast.