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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag. Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erpeb., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90 außerhalb 1 ^ das Quartal.

Dienstag den 17. Januar

Einrückungspreis der lspalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ 1893

bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 j "

In diesem Frühjahr wird wieder ein Unterrichtskurs über ^Obstbaumzucht an der K. Weinbauschule ins Weins­berg abgehalten Gesuche um Zulassung ;u diesem Unter- richiskursus sind bis längstens 20. Februar d. I. an das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Näheres siehe Beilage des St.-Anz." Nro. 12.

Gestorben: FriedrikeKleinbub, Schmiedmstrs. Wwe., Calw; Kaufmann Brenner, Ahldorf, OA. Horb; Werk­meister Krauß. Stuttgart; Wundarzt Mezger, Gerlingen; Pfarrers Wwe.'Paret, Kornthal; Reallehrer Walter, Stutt­gart; Genchtsnotar a. D. Millauer, Aalen; Kaufmann Eberspächer, Oberlenningen; Buchdruckereibesitzer Strecker, Stuttgart; Privatier Knoll, Stuttgart; Oberamtsbaumeister Monte, Heilbronn.

D Die Militiirkommissiou

dcs Reichstages hat am Mittwoch ihre elfte Sitzung abgehalten und bei dieser Gelegenheit hat der Reichskanzler Graf Caprivi nochmals alle die Gründe zusammengefaßt, die für die Voilage sprechen. Wenn man dabei besondere Enthüllungen erwartete, so ist man allerdings getäuscht worden und der Appell an den Takt und die Vaterlandsliebe der Kommisstonsmit- glicder hinsichtlich der Verwendung der reichs- kanzlerischen Mitteilung war kaum notwendig. Ngch zwei Seiten hin mußte der Kanzler Rück­sicht nehmen: er mußte genug sagen, um die Slimmung für die Militärvorlage günstig zu beeinflussen, und er durfte nichts sagen, was in die Oeffentlichkeit gelangt andere Möchte beleidigen und reizen könnte.

Unter diesen beiden Gesichtspunkten muß man die folgenden Auslastungen des Grafen Caprivi betrachten. Zunächst beleuchtete der Redner die allgemeine politische Lage in der­selben Weise, wie dies bei der ersten Lesung der Vorlage im Plenum der Volksvertretung der Fall war. In Frankreich gäre es; ein ganz besonders hervorragender Staatsmann sei zwar augenblicklich nicht da, doch das Entstehen einer Diktatur darum nicht ausgeschlossen. Auch er halte, wie sein Vorgänger, die Erhaltung der Republik in Frankreich für das erwünschteste. Seit dem letzten Kriege -sei die Bevölkerungs- ziffer Fi ankreichs wieder im Wachsen. Auch Ruß­land sei im Aufsteigen und auf absehbare Zeit sei es der wäLligste Militärstaat Europas. Eine Feindseligkeit bestehe weder zwischen den Mo­narchen, noch zwischen den Regierungen und Staaten, wohl aber zwischen der öffentlichen Meinung.

Der Reichskanzler erörtert sodann das Streben Rußlands nach Konstantinopel und die Möglichkeit und Aussichten eines Angriffs der Russen gegen die Türkei. Man sage ohne Be­rechtigung, der Weg nach dem Balkan gehe nicht mehr allein über Wien, sondern auch durch das Brandenburger Thor. Bet der Freundschaft Frankreichs mit Rußland müsse man auf einen Krieg nach zwei Fronten gefaßt sein. Nach Be­leuchtung des Verhältnisses zwischen Rußland und Frankreich hebt Caprivi hervor: die Richt­schnur unserer äußeren Politik sei und bleibe die Erhaltung der vollen Großmachtstellung Oesterreich-Ungarns. Es wäre durchaus falsch, uns um augenblicklicher Vorteile willen Ruß­land gegen Oesterreich zu nähern. (In diesem Punkte rechtfertigt der Kanzler seine Haltung gegenüber verschiedenen früheren Artikeln der .Hamburger Nachrichten', die den entgegengesetzten Standpunkt des Fürsten Bismarck vertraten.) Höchstwahrscheinlich bestehen militärische Ab­machungen für Land und Master zwischen Frankreich und Rußland. Auch auf Dänemark sei zu rückstchtigen, wenn auch besten König unser guter Freund ist. Die Erneuerung dcs Drei­

bundes nach dessen Ablauf ist allerdings zu

hoffen, aber doch auch nicht absolut sicher. Das Bündnis mit Italien habe den Hauptzweck, die Südgrenze Oesterreichs gegen Frankreich zu sichern. An der Tüchtigkeit der österreichischen, wie der italienischen Armee sei nicht zu zweifeln, wenn auch vielleicht noch organisatorischeSchwächen bestehen. Unsere eigene organisatorische Schwäche kennen wir am besten, so bezüglich der so wich­tigen Reservedivisionen, die nicht so leistungs­fähig sein dürften, wie die französischen und russischen mit jüngerem Material.

Bezüglich der Qualität der Truppen sei eine Schätzung in Friedenszeiten schwer, doch halte er die deutschen Truppen für die besten der Welt. Was die Marine betreffe, so sei unsere Flotte der russischen allein gewachsen, aber event. seien starke französische Schiffe in der Ostsee zu erwarten, um die Herrschaft Ruß­lands in der Ostsee mit thatsächltchem Vasallen­tum Dänemarcks zu erlangen. Im Mittelmeer sei Italien auf starke englische Unterstützung notwendig angewiesen, auch dann sei noch frag­lich, wer siegen würde. Oesterreichs Landmacht sei für uns wesentlich wichtiger, besonders wenn Oesterreich den Kriegsschauplatz nördlich der Karpathen verlege.

Graf Caprivi stützt sich bei seinen Aus führungen auf eine Denkschrift des Grafen Moltke vom Jahre 1879, deren Hauptinhalt er verliest. Er schildert dann eingehend die natürlichen Schwierigkeiten und Schwächen jeder Koalition. Der Hauptstoß der Gegner von beiden Seiten würde jedenfalls gegen uns als die stärkste Macht des Dreibundes gerichtet sein. Für uns würde erfahrungsmäßig die Offensive geboten sein, die strategische Offensive schwäche aber numerisch bedeutend und erfordere daher eine erhebliche Uebermacht. Die Anwendung der sogenannteninneren Linie", von der aus man abwechselnd nach beiden Setten operiert, sei für Deutschland nicht zulässig, wir können nicht erst bis Paris gehen und dann gegen Ruß­land. Ebenso sei die Etablierung einesVolks krieges" durch die Natur der norddeutschen Ebene unmöglich gemacht. Graf Caprivi stellt dann ausführlich die Stärkeverhälkniffe der verschiedenen Armeen unter den verschiedenen möglichen Umständen einander gegenüber, aus denen er folgert, daß Deutschland und der Dreibund in der Minderzahl sind. Ganz be­sonders sei unsere lange Ostgrenze ohne natür­liche Verteidigung, nur durch Offensive zu halten. Die russischen Kriegsvorberettungen gehen lang­sam aber stetig vorwärts. Die Politik braucht nicht nur Sieg, ste braucht schnelle Siege. Schnelle Erfolge sind auch erforderlich mit Rück­sicht auf die Bundesgenoffen und auf die Neu traten. Die Politik erfordert auch kurze Kriege; endlich muß die Politik wünschen, daß der Er folg nachhaltig sei, um auf lange Jahre die Erneuerung des Krieges zu verhüten. Alle diese Vorteile seien aber nur durch die Offensive zu erreichen. Die dazu berufenen Männer sind von der Ueberzeugung durchdrungen und erklären, daß die bisherigen Mittel nicht mehr genügen im Verhältnis zu der gewachsenen Stärke der Gegner; die verbündeten Regierungen können daher die Verantwortung mit der bisherigen Rüstung nicht übernehmen und darum haben ste die Militärvorlage an den Reichstag gebracht.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 12. Jan. Interpellation der Sozialdemokraten, den Notstand betr. Lieb­

knecht begründet die Interpellation mit einer Schilderung der internationalen Arbeitslosig­keit, die sich sogar auf den Mittelstand ausdehne und die Folge der kapitalistischen Produktion sei. Der Staat müsse Abhilfe schaffen durch eine wirkliche Sozialreform, durch Abkürzung der Arbeitszeit, Abschaffung der Lebensmittel­zölle u. s. w. Der jetzige Bergarbeiter-Streik, für den sogar die Frauen eintreten, sc! der beste Beweis, wie groß die Not und die M ß- stände sind, woran der Arbeiter unschuldig ist. Die Bergbehörden handeln echt russisch nach dem Grundsatz: Erst unterwerft Euch, dann wollen wir verhandeln. Staatssekretär Böt­ticher: Wenn das Bild, das der Vorredner von der wirtschaftlichen Lage entworfen hat, zutreffend wäre, dann wäre allerdings die Initiative der Reichsregierung geboten. Bis­her >st an diese das Ansinnen, einem akuten Notstände abzuhelfen, was zunächst Sache der Landesregierung und der Gemeinden sei, nicht gestellt worden, und ich bestrette, daß ein Not­stand besteht, der außerordentliche Maßregeln erforderlich macht. (Unruhe bei den Sozial­demokraten.) Tatsächliches Material habe der Vorredner nicht gegeben. Viele Städte und Einzelregierungen haben Mittel bewilligt, um augenblicklich der Arbeitslosigkeit zu steuern. Ein unüberlegterer, ungerechtfertigterer, ja frivolerer Streik, wie der Saarbrücker, ist noch nicht dagewesen, die Arbeiter mögen sich dafür bei den Provokatoren des Streiks bedanken. Rechtsbruch, Verletzung der Vertragstreue, Auf­lehnung gegen Staatsgewalt und Gesetz haben in unserem Lande aber keine Aussicht auf Er­folg; suchen Sie (zu den Sozialdemokraten) das den Bergarbeitern klar zu machen. So werden Sie mehr zur Beseitigung des Not­standes thun, als durch Ihre Vorschläge. (Leb­hafter Beifall.) Freiherr v. Stumm: Ein gewisser Notstand bestehe, daran seien aber die Sozialdemokraten schuld, die mit ihren Theorien die Massen aufregen, den Streik fördern und auch im Saarbrücker Streik die Hand im Spiele gehabt hätten. Die Beschwerden der dortigen Arbeiter seien unerheblich, ste wurden aber vom sozialdemokratischen Rechtsschutzverein aufgebauscht. In den benachbarten Bezirken sind die Arbeiter zufrieden, weil die Autorität der Arbeitgeber ste gegen den Terrorismus der anderen Arbeiter schützt. Hätte die Bergver­waltung gleich am ersten Tage den Bergarbeitern die Entlassung angedroht, wenn ste nicht binnen drei Tagen die Arbeit aufnehmen, dann hätte der Streik eine solche Ausdehnung nicht gewin­nen können. Der Staat müsse schärfer der sozialdemokratischen Agitation und dem Terroris­mus enlgegentreten, ob mit oder ohne Sozialisten­gesetz. Der großeKladderadatsch" kommt nicht infolge der heaugen Wirtschaftsordnung, sondern wegen der mangelnden Energie der Arbeitgeber, nicht zum wenigsten der fiskalischen. Minister v. Berlepsch führt aus, daß weder in den Löhnen, noch in der Arbeitszeit, noch in der Behandlung, worüber keine Beschwerde an ihn gelangt sei, ein Anlaß zum Bergarbeiterstretk liege. Die einzige Ursache sei, daß der Rechts­schutzverein, besten vier Führer wegen Unter­schlagung von Vercinsgeldern verhaftet se'en, seine Macht im Schwinden sehe und deshalb eine Kraftprobe machen wollte. Die Bergver­waltung, der er freie Hand lasse, werde keiner Forderung nachgeben und hoffe auf die baldige Beendigung des Streiks. Bedauerlich seien die Angriffe Stumm's auf die Bergverwaltung,