Donk auS; er werde wie seither die Verhand­lungen in unparteiischer Weise leiten und die Ehre und Würde des Hauses wahren; er bittet das hohe Haus um Unterstützung und übernehme nun die Leitung der Geschäfte. (Bravo.) Zu Schriftführern werden gewählt: Klauß, Vogler, Nast, Meyer, von Seckendorfs, Wendler, Nuß- baumer, Storz. Der Präsident macht noch einige geschäftliche Mitteilungen; namentlich über den Einlauf eines Gesetzes über das Nachbarrecht, über die Zusammensetzung des Landtags (Ver­fassungsrevision), über die Malzsteuer, über die Steuerbefreiung neubestockter Weinberge, sowie über die Besteuerung der Kunstwein-Fab- rikation. Stockmayer beantragt für die beiden letzteren Entwürfe die Wahl einer besonderen Kommission. Die Kammer stimmt zu.

Laudesuachrichtea.

* Altensteig, 13. Jan. Nachstehende Ge­meinden des OA.-Bezirks Nagold haben für die Arbeitsschulen pro 1892/93 die beigesetz­ten Staatsbeiträge erhalten: Beihingen. Berneck, Emmingen, Fünfbronn, Simmersfeld, Walddorf je 10 Mark; Beuren 8 Mark; Egenhausen, Mindersbach, Oberschwandorf, Pfrondorf je 12 Mk.; Bösingen, Warth, Wenden je 14 Mk.; Ebershardt, Effringen, Nothfelden je 15 Mk.; Jselshausen, Rohrdorf, Schönbronn je 18 Mk.; Haiterbach, Spiclberg je 20 Mk.; Oberenzthal 25 Mk.; Ebhausen, Unterenzthal - Enzklösterle, Wildberg je 35 Mk. Württemberg dürfte in Beziehung auf lokale Stiftungen eines der gesegnetsten Länder sein. Die Summe aller lokalen Stiftungen beläuft sich nämlich auf 58 389403 Mark. Die reichsten Stiftungen mit über 4 Millionen Mark hat Biberach; die geringsten Welzheim mit 195 544 M. Wie in letzter Zeit in Emmingen, so wurde jetzt auch in Zwerenberg ein Darlehenskassen­verein gegründet, Der Ausschuß des land- wirtschaftl. Bezirksveretns Nagold hat in seiner Sitzung vom 8. d. den gemeinschaftlichen Bezug von Torfstreu, Saathaber und Saat­kartoffeln beschlossen. Auch soll wieder junges Zuchtvieh im badischen Oberland aufgekauft und im Bezirk zum Verkauf gebracht werden.

* In Egenhausen stimmten bei der Bürger­ausschußwahl 38 Wähler ab, dieselben vereinig­ten ihre Stimmen auf 39 Kandidaten.

* Nagold, 10. Jan. Wirt F. aus Herren­berg wollte für seinen Bruder, einen Metzger, einen Wagen voll Kälber in Sulzdorf abholen. Unterwegs scheute das Pferd und ging mit der abgerissenen Deichsel durch. Dem Fuhrmann wurde ein Fuß, den er zwischen die Speichen eines Rads brachte, förmlich abgedreht. In ganz hilflosem Zustande wurde F. von Sulzer Bürgern aufgefunden. Der Fuß soll amputiert werden.

* Neuenbürg, 10. Jan. Mit der dies­mal sehr lang anhaltenden strengen Kälte ist auch die Influenza wieder hier eingekehrt. In einigen Fällen hat sich ihr dank dem schnei­

Aie Tochter des Haukkers.

Original-Roman von Gebh. Schätzler-Perasini.

»Fortsetzung.»

Friedrich begegnete ihm; der Doktor wendete sich an den alten Mann in der Hoffnung, von diesem vielleicht etwas zu erfahren«

Habt Ihr unser Sabinchen heute morgen vom Parke zurück­kommen sehen, Friedrichs" fragte er.

Nein, Herr Doktor!" antwortete dieser.Darf ich fragen, warum?"

Sabine ist erkrankt"

Ach, du lieber Gott!" Dem alten Manne fuhr der Schrecken durch die Glieder; nur uiit Gewalt hielt er sich aufrecht.Und ist's gefährlich?" stotterte er zaghaft.

Ich hoffe, nicht," antwortete Bronnig; aber rätselhaft ist die Sache. Sabine begleitete Kurt heute in der Frühe noch bis an die Straße hinunter, war munter und guter Dinge. Als sie zurückkam, war sie krank. Nun hält sie sich auch noch unbegreiflicherweise einge­schloffen und läßt niemand zu sich."

Der alte Mann wurde wieder ganz finster; er wiegte den schnee­weißen Kopf gramvoll hin und her.

Es kommt allmählich es kommt näher!" sagte er langsam.

Was kommt? Was meint Ihr?"

Das Gespenst der Felsberg I" murmelte Friedrich. Doktor Bron­nig fuhr auf, und ärgerlich meinte er:

Ihr seid ein Unglücksrabe! Hinter allem wittert Ihr Unheil. Eine leichte Erkältung, weiter nichts! Und dann, was wollt Ihr? Kurt ist ja frisch und gesund Ihr wißt es selbst."

Aber sie kann ihn mit hinunterziehen: er hat sein Herz an sie gehängt."

Dem Doktor wurde es unangenehm zu Mute bei den finster klingen­den Worten des Alten.

Ihr steckt wahrhaftig an durch Euer Wesen; hinter dem nichtigsten Dinge lauert für Euch das Unglück!"

Aus dem Unscheinbarsten entsteht oft ein Verhängnis," sagte der Alte.

Alle Wetter!" versetzte Bronnig.Nun bin ich wirklich nahe daran, melancholisch zu werden! Und da wir gerade in solch' vortreff­licher Stimmung sind, so könntet Ihr mir heute den Gefallen thun und jene alte Sage Mitteilen, die sich um den Fluch der Felsberg webt. Ich Hab' Euch schon einigemal darum gebeten; die Unglückschronik er­wähnt einer solchen, die aber nur noch in mündlichen Ueberlieferungen existieren soll."

Der alte Mann sah ihn einen Augenblick scharf an, um sich zu vergewissern, daß der Doktor nicht scherze; dann sagte er:

Wenn Jhr's gerade hören wollt ich habe schon eine halbe Stunde Zeit. An Euch ist's dann auch, ob Ihr daran glaubt oder nicht. Jch-ckami nur sagen, was ich selbst von meinem Vater erfuhr."

Der Doktor schritt mit Friedrich durch den langen Gang nach dessen Zimmer. Das lag im Erdgeschoß; ein großes, breites Gemach, mit einem Kabinet daneben.

Dieselben Räumlichkeiten hatten schon die Väter Friedrichs be­wohnt; stets vom Vater auf den Sohn waren die Zimmer gekommen.

Die zwar bequemen Möbel zeugten alle von einer ganz gehörigen Anzahl Jahre; selbst Friedrich konnte sich nicht entsinnen, daß in dm Räumlichkeiten je eine Veränderung vorgenommen wurde.

Es kam beinahe niemand, außer ihm selbst, hier herein; da war ausschließlich sein Gebiet. In dem Raume, der durch schwere, dunkel­grüne Gardinen noch düsterer gemacht wurde, herrschte trotz des freund­lichen Tages draußen Dämmerung.

denden Ostwinde Lungenentzündung angesellt. Die Bewohner der Dobler und Langenbrander Höhe (700720 w) sind, wie 1879/80, so auch diesmal bester weggekommen als die Enz» thäler. Während im Thal der Bodenpickel­hart" gefroren war und selbst die rasch dahin­eilende Enz vielerorts eine Eisdecke hatte, traf man auf der Höhe während der sonnenhellen Tage auftauende Wege und traufende Dächer. Ja, in Schömberg zeigte das am neuen Kur­haus angebrachte Thermometer in der Sonne -j- 16° R. Der ersehnte Umschlag stellte sich gestern abend mit leichtem Schneefall ein, so daß die wegen des Eises einige Zeit sttllstehenden Werke an der Enz ihre Arbeiter wieder be­schäftigen können.

* Stuttgart, 12. Jan. In der heuti­gen Gemeinderatssttzung ist ein Ministerialerlaß mttgeteilt worden, nach dem Se. Maj. der König genehmigt hat, daß der Platz zwischen Schwab-, Bismarck-, Vogelfang undBothnauger- straßeBismarckplatz" genannt werde.

* Thuningen, 10. Januar. Die Hals­bräune ist in dem Hause der Maria Freyer, Witwe hier, bei ihren Kindern auf eine uner­hörte Weise aufgetreten. Vor 6 Tagen erkrankte ein 3Vü Jahre altes Zwillingstöchterlein, wel­ches in wenigen Tagen eine Leiche war; wäh­rend die Leiche noch im Hause lag, wurde von dieser Krankheit ein 7V- Jahre alter Knabe befallen, welcher derselben in einigen Tagen ebenfalls zum Opfer fiel; das Kind war noch nicht begraben, als auch das andere Zwillings- töchterletn an der Krankheit starb. Beide Kinder sollten heute Nachmittag beerdigt werden; am Vormittag starb auch noch ein 6jährtges Mäd­chen, so daß 3 Leichen im Hause waren. Alle 4 Kinder ruhen nun nebeneinander auf dem Friedhof. Jetzt lebt noch ein 14 Jahre alter Sohn.

* (Verschiedenes.) Ueber das Hotel zumKronprinzen" in Ulm ist der Konkurs verfügt worden. Der seitherige Hotelier Schnauffer führt dasselbe auf Rechnung der Konkursmasse bis auf weiteres fort. Das in Ensingen verhaftete Frauenzimmer, sowie ihr Verlobter, ein junger Goldschmied aus Pforzheim, welcher sich tu Stuttgart in den letzten Tagen durch außerordentlichen Geldverbrauch bemerklich gemacht hatte, und ebenfalls verhaftet wurde, sind wieder aus der Haft entlassen worden. Die mehrtägige Untersuchung lieferte das Er­gebnis, daß nicht blos die erwähnte Wertsumme von 20000 Mk., sondern in Wirklichkeit mehr als die doppelte Summe von einem reichen Privatier in Baden-Baden dem Mädchen zum Geschenk gemacht worden ist.

* Am Dienstag fand in Sigmaringen die Vermählung des rumänischen Thronfolgers Prinzen Ferdinand von Hohenzollern mit der englischen Prinzessin Maria von Edtnburg statt. Die gesamte fürstlich hohenzollernsche Familie, das Elternpaar der Braut, Kaiser Wilhelm und

< Rcichdnick verboten.)

die Könige von Württemberg und Rumänie« wohnten der Feier bei.

'Karlsruhe, 12. Jan. Der Kaiser ist kurz vor halb elf Uhr hier eingetroffen. Die projektierten großen Gefechtsübungen der um­liegenden Garnisonen bei Ettlingen unterbleibe« wegen der Kälte.

' Mannheim, 10. Jan. Ein aus Mainz zugereister Kaufmann verlor auf dem hiesigen Bahnhofe seine Brieftasche mit 2100 Mk. in Papiergeld. Der glückliche Finder, ein hiesiger Kaufmann händigte dieselbe dem Verlierer wieder ein, ohne den ihm angebotenen hohen Finderlohn anzunehmen.

* Berlin, 12. Januar. In der gestrigen ersten Sitzung der Militärkommisston des Reichs­tags erörterte der Reichskanzler in zweistündiger Rede eingehend die politische Lage. Feindselig­keiten bestünden weder zwischen den Monarchen noch zwischen den Regierungen. Der Reichs­kanzler vergleicht die Militärmacht Deutschlands mit derjenigen Frankreichs und Rußlands. Erfahrungsgemäß sei für Deutschland die Offen­sive geboten. Diese erfordere eine stärkere Aktion Deutschlands, welches den Hauptstoß der Geg­ner des Dreibundes vornehmlich auszuhalten haben werde. Die bisherigen Streitmittel ge­nügen nicht mehr, die verbündeten Regierungen könnten daher die Verantwortung mit der bis­herigen Rüstung nicht übernehmen. Nach dem Schwäb. M." hat der Reichskanzler sich weiter dahin ausgesprochen: Das Bestehen militärischer Abmachungen zwischen Frankreich und Rußland sei zweifellos. Zur strategischen Offensive (welche sür uns geboten sei), müsse man an Zahl überlegen sein, was wir, auch Frankreich allein gegenüber, nicht mehr seien. Ein Defensiv­krieg müsse im eigenen Lande geführt werden; der Schutz Süddeutschlands wäre dabei un­möglich. Die Auseinandersetzungen Caprivis machten durch ihre Schlichtheit und Offenheit großen Eindruck.

* DieFr. Ztg." meldet aus Berlin: Das Defizit des preußischen Etats beläuft sich angeb­lich auf 58 Mill. Mark.

* Berlin, 11. Jan. Amtlich: Vom 10. bis 1l. Jan. mittags wurden gemeldet: In Schwerin eine eingeschleppte Cholera crkrankung, in Hamburg 5 Erkrankungen.

* Gelsenktrchen, II.Jan. DieGelsen- kirchener Zeitung meldet, das Zentralstreikkomtte habe heute noch nicht gewählt. Der Verkauf von Revolpern ist polizeilich verboten. Die heutigen Dortmunderlund Essener Versammlungen beschlossen, morgen den Ausstand zu beginnen.

'Köln, 11. Jan. Auf Korpsbefehl hält sich das Inf.-Reg. Nr. 16 marschbereit, um nötigenfalls ins Ruhrrevier abzurücken.

* Essen, 10. Jan. Der Rheinisch-West­fälischen Zeitung wird von maßgebender Seite aus Saarbrücken geschrieben, die Bergbehörde beabsichtige nicht, den Ausständigen ein Ultima­tum zu stellen, weil sie mit umfangreichen Ar- beiterenfloffungen(man spreche von8000Arbeitern,