die allmählich entlassen werden sollen), Vorgehen volle. Die Bergbehörde betrachte diese Maßregel als das einzige Mittel, den Ausständigen rum Bewußtsein zu bringen, daß aus königlichen Gruben nicht derWNe der sozialdemokratischen Arbeiterführer, sondern derjenige der Bergbehörde Maßgebend sei.
* Essen, 11. Jan. In Rauxel (wo vor einigen Tagen das Dynamitattemat auf einen Eisenbahnzug sich ereignete) wurde in vergangener Nacht gegenüber dem Stationsgebäude eine neue Dynamitexplosion verübt. Die Patrone war auf dem Bahndamm niedergelegt worden. Außer dem Geleise wurden noch 30 Fensterscheiben zertrümmert, sonst ist kein Schaden angerichtet worden. Von dem Thäter hat man keine Spur.
' Saarbrücken, 12. Jan. Heute sind im Saarrevier 16 017 Mann angcfahren, etwa 3000 mehr als gestern.
* Trier, 9. Jan. (Eine Kindesentsührung vor Gericht.) Ein Anklagefall, der zu den größten Seltenheiten gehört und nicht verfehlen wird, weitgehendes Aufsehen zu erregen, gelangte heute vor der hies. Straskammer zur Verhandlung. Der Sachverhalt ist folgender. Der evangel. Taglöhner Ludwig heiratete unter der eidlichen Zusage der kathol. Kindererztehung eine Katholikin. Der Ehe entsprossen 1 Knabe und 1 Mädchen, die der Vater aber evangel. taufen ließ. Im Jahre 1880 starb der Vater, bald hernach auch der Knabe. Die Mutter erzog nun das noch vorhandene Mädchen im katholischen Glauben und ließ es auch noch nachträglich katholisch taufen. Da die Frau sich der Erziehung nicht vollständig widmen konnte, so verbrachte sie es in das kath. Hospiz in Trier, dem zur Zeit Pfarrer Stück als Rektor Vorstand. Als das Mädchen das schulpflichtige Alter erreicht hatte, wurde die Mutter von dem evang. Schulvorstande aufgefordert, das Mädchen in den evangel. Schulunterricht zu schicken. Die Mutter leistete aber keine Folge und schickte das Kind in die kath. Schule. Pfarrer Stück wurde Vormund des Kindes. Auch er weigerte sich, das Kind in die evangel. Schule zu schicken. Da Pfarrer Stück aber befürchtete, der evang. Schulvorstand werde das Mädchen mit Gewalt dem evangel. Schulunterricht zuführen, ließ er es in das Kloster Echternach in Luxemburg verbringen. Der Mutter wurde daraufhin das Erzichungs- recht entzogen und ein evang. Vormund bestellt. Dieser verlangte von Pfarrer Stück die Ausfolge seines Mündels. Pfarrer Slöck erklärte aber, den Verbleib des Kindes nicht zu wissen, es sei ihm nur bekannt, daß eines Tages eine unbekannte Frauensperson das Mädchen aus dem Kloster zu Echternach abgeholt habe. Der Staatsanwalt erblickte hierin den Thatbeftand der Entführung einer minderjährigen Person, erhob Anklage und beantragte gegen die Anstifter, Frau Ludwig und Pfarrer Sröck, in der heutigen Verhandlung gegen die Mutter 6Mo- »ate, gegen den Pfarrer 9 Monate Gefängnis.
Der Kaiser hat befohlen, ihm über den Prozeß eingehenden Bericht zu erstatten.
* Trier, 12. Jan. Heute wurde im Pro zesse gegen den Pfarrer Stück und die Witwe Ludwig das Urteil verkündet; beide Angeklagte wurden freigesprochen, die Kosten trägt die Staatskasse.
* Straßburg, 11. Januar. Die Alarmierung der Garnison verkündete heute mittag die unerwartete Ankunft des Kaisers. Die Truppen rückten alsbald nach dem Polygon ab, wohin der Kaiser vorausgefahren war. Der Kaiser wird um 4 Uhr zurückerwartet. Die Stadt ist beflaggt.
Ausländisches.
* Paris, 10. Jan. Nach dem „Figaro* * handelte es sich bei dem heutigen großen Kriegsrat um eine Antwort auf die deutsche Mtlitär- vorlage, nämlich um die Schaffung eines neuen Armeekorps, des 20ten, an der Ostgrenze.
* Parts, 11. Jan. Die Erklärungen von Lesseps, daß Minister, Deputierte, Senatoren und Männer der Hochfinanz wie gemeine Wege lagerer ungeniert Panama-Gelder erpreßt, daß Baihaut als Minister eine Million gefordert, zahlbar am Tage der Annahme des Emisstons- entwurfes, erregen ungeheure Aufregung. Der Untersuchungsrichter erhielt von Lesseps weitere Dokumente, wodurch zahlreiche Politiker kompromittiert sind. — Freycinet fiel, weil der Untersuchungsrichter einen Brief desselben auffand, worin er 10 Mill. Panama-Gelder für politische Zwecke forderte.
* Die großen französischen Firmen, die rege Geschäftsbeziehungen mit der Schweiz unterhalten, erklärten in einem Zirkular, daß sie die seit dem 1. Jan. giltigen Zölle nach der Schweiz selbst tragen wollen.
* Tunis, 10. Jan. Der Haifisch ist im Mittelländischen Meer nicht heimisch, doch wurden von jeher vereinzelte Exemplare desselben darin angelroffen, zumal an der nordamerikanischen Küste, und man mußte annehmen, daß sie durch die Meerenge von Gibraltar dahin gelangt seien. Die Befürchtung, daß sie infolge der Durchstechung des Isthmus von Suez häufiger auftreten würden, war nicht unbegründet. D-e Haie folgten den großen Jndiendampfern und wurden seitdem im Adriatischen Meer und selbst au der französischen Küste getroffen. Kürzlich ist auch außerhalb dieser Linie, bei Palermo, ein 4 Meter langer Haifisch von 5 Fischern, denen er ins Netz gegangen war, gefangen und mit großer Mühe ans Land gebracht worden.
* London, 12. Jan. Times meldet aus Philadelphia, der Gesetzentwurf, betr. das Verbot der Einwanderung auf ein Jahr, sei aufgegeben.
* Petersburg. Von Wölfen belagert ist gegenwärtig bei der strengen Kälte die Stadt Tlkhrin im Gouvernement Nowgorod. Die hungrigen Bestien umkreisen die Stadt in großen Trupps und dringen nicht selten bis
ins Innere derselben vor, alles kleine Getier Hunde und selbst Kinder mit sich nehmend. Die Bewohner Ttkhrtns wagen nicht anders als gut bewaffnet vor die Thür z« treten.
* New - Iork, 11. Jan. Infolge vorzeitigen Losgehens eines Sprengschuffes in einer Kohlen« grübe zu King (Col.), wurden 27 Arbeiter getötet.
Handel »nd Verkehr.
"Stuttgart, 9. Jan. (Landesprodukten- Börse.) Die abgelaufene Woche brachte im Getreidehandelkeinen regeren Verkehr, da durch die anhaltende Kälte die Leistungsfähigkeit der Wassermühlen bedeutend reduziert wurde; trotzdem konnten sich die Preise auf der gleichen Stufe halten. Der niedere Stand derselben veranlaßt die Produzenten weniger auf den Markt zu bringen. Die Börse ist gut besucht. Verkauf ca. 14000 Ztr. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bahr. Mk. 17.50 bis 18, rumän. Ld. Mk. 18.40, serbisch Mk. 17.30, russisch azima Mk. 18.75, Kernen Mk. 17.35 bis 17.75, Gerste bayr. Mk. 18.40, Ungar. Mk. 17.25 bis 18.25, Gerste Nördliuger Mk. 19. Hafer Ld. Mk. 14.20 bis 14.50, Mk. 13.75 bis 14. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagen ladung: Suppengries: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29, Nr.1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 pr. 100 Kilo je nach Qualität.
"Schorndorf, 10. Jan. (Vtehmarkt.) Die Preise waren etwas gedrückt und der Handel flau fast bei allen Viehgattungen. Ohne Zweifel hatten die in die Höhe gegangenen Heupreise (im vorigen Jahr 2Mk , jetzt 3Mk. 50 Pf. per Ztr.) einen Einfluß auf das nur langsam sich entwickelnde Geschäft. Ochse« kosteten 700—820 Mk., Zugstkre 400-600 Mk. das Paar; einzelne Stiere konnte man auch für 160—180 Mk. kaufen. Für große schöne Kalbinnen wurden 325—400 Mk. bezahlt, für Kühe 150—250 Mk., für Jungvieh 80—120 Mk. je per Stück.
Vermischtes
* Als am letzten Sonntag in einer Berliner Kwche die mächtigen Töne der vollen Orgel durch den Raum brausten, maßte eine Dame ihr leise begonnenes Gespräch mit der Nachbarin sehr laut weiter führen, um sich verständlich zu machen. Plötzlich griff der Ocganift auf das Obermanual, in das zarteste Ptamfsimo übergehend; die Dame sprach aber so hitzig, daß sie zur Erbauung der andächtigen Gemeinde ihrer Nachbarin ins Ohr schrie: „Ich brate meine immer in Butter!*
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Verantwortlicher Redakteur: W. Nieter, Altensteig.
Friedrich bemerkte den Blick, den Bronnig über die nüchterne Umgebung gleiten ließ, und meinte achselzuckend:
„Es war hier nicht immer so kalt; als noch mein Vater und meine Mutter lebten, war mehr Leben hier. Aber für mich alten Mann find diese Räume ein Heiligtum ; ich wünsche mir auch nie etwas anderes."
Der Doktor ließ sich auf einem lederbezogenen Sessel nieder und sagte:
„Kam Euch nie in den Sinn, zu heiraten?"
„Nein!" antwortete kalt der Alte.
„Aber Eure Vorfahren, die alle, so wie Ihr, treu den Grafen dienten, hatten dieses Vorrecht genossen."
„O, ich hätte es auch gekonnt. Die verstorbenen Grafen sprachen mir alle zu. Ich aber schlug es ab. Ich weiß nicht, weshalb mir das Zeug zur Ehe fehlte. Und schließlich —"
Friedrich verstummte und rückte seinen Stuhl näher an den Tisch.
Dr. Bronnig fühlte sich sonderbarerweise von der Sprache des Alten angezogen; es interessierte ihn, mehr zu erfahren.
„Aber habt Ihr auch daran gedacht, Friedrich," fragte der Doktor weiter, „daß mit Euch der alte Dienerstamm ausstirbt? Ihr wißt doch, daß Ihr der letzte seid — und das Geschlecht der Fetsberg wird weiter blühen."
Friedrich schaute starren Auges dem Doktor ins Gesicht. Dann sprach er tonlos:
„Ich hatte die Ueberzeugung im Blute, daß der Grafenstamm mit mir ausstirbt. Ich und sie — der letzte mit den letzten. Unsere Treue ist Jahrhunderte att; ich darf wohl so sprechen."
Bronnig lachte auf; es klang nicht herzlich.
„Eure Gedanken sind wenig schmeichelhaft für die Herrschaft, wenn man bedenkt, daß Ihr ein Greis seid, während Euer Herr noch in der vollen Kraft des Jünglings dasteht."
Friedrich blickte schweigend vor sich auf den Boden.
„Und — wie denkt Ihr jetzt?" fragte Bronnig.
„Ich weiß nicht — meine Gedanken verwirren sich oft, ich bin alt und schwach geworden. Aber ein alter Spruch sagt: Greise muffen sterben — dabei bin ich! Jünglinge können's —"
Friedrich vollendete nicht.
Es wurde still in der kalten Stube, bis Dr. Bronnig ärgerlich sich aus der unangenehmen Stimmung riß.
(Fortsetzung folgt.)
Wintermärchen.
Wie Schnee so blank und reine, Die Luft so klar und kalt,
Ich wandte ganz alleine Im hohen Tannenwald.
Noch keines Menschen Schritte Vor mir auf dieser Höh,
Nur leichte Vogeltriite Im sammctweichen Schnee.
Die schlanken Stämme steigen Wie Säulen rings empor,
Die Wipfel sich verzweigen Gleichwie zum Kirchenchor.
Mir wird als wie im Münster So feierlich zu Sinn,
Der Wald vertieft sich finster In weite Fernen hin.
In diesen Einsamkeiten Wie liegt die Welt so weit,
Im stillen Fürbaßschreiten Vergeh ich Ort und Zeit.
Schon geht der Tag zur Neig«, Ein roter Dämmerschein Fällt durch die dunklen Zweige Auf lichten Schnee Herrin.
Zu Mut wird mir so eigen.
Als würden Märchen wach.
Als müßte bald sich zeigen Schneewittchens gläsern Dach;
Als trät' im Tannengrunde Mich nächstens an ein Zwerg Und schloß mir aus zur Stunde Der Gnomen Aauberberg.
K s tfeL
Willst die Erste, Du volldringe«.
Muß die Zweit' Dein eigen sei«.
Um das Höchste zu erringe»
Seye frisch das Ganze ein.
Auflösung deS Rätsel» folgt i» nächster -de.